Hausboot mit Kind und Kegel
Lothringen und ein wenig Elsass im Juli 2016

Hausboot-Fahrt vom 8. bis 18. Juli
Boot: Le Boat, Salsa A
Abfahrtsbasis:
Hesse



Na, dieses Mal ganz was Neues: Nachdem unsere Enkelkinder schon im (hoffentlich) Boots-tauglichen Alter von 10 und 2 x 5 Jahren sind, wollte fast die ganze Familie mit uns einen Bootsurlaub absolvieren. Daher waren wir in Summe 8 Personen für die es ein passendes Boot zu finden galt. Außerdem sollte die Anreise nicht allzu lange dauern, weil das für die Kinder doch etwas zu anstrengend wäre. So fiel schließlich unsere Wahl auf den Ort Hesse im französischen Département Moselle, wo wir an der dortigen Basis der Firma „Le Boat“ ein Boot vom Typ „Salsa A“ für die Dauer von 10 Tagen mieteten.

Und das war die neue Mannschaft:
 

Die Oldies: Die Next-Generation: Die Youngsters:
Regina
Wolfgang (Ich)
Veronika (Tochter Nr.1)
Andrea (Tochter Nr.2)
Claus (Schwiegersohn Nr.2)
Emily (10 Jahre)
Finja (5 Jahre)
Paulina (5 Jahre)

Dem alten militärischen Grundsatz „getrennt marschieren, vereint schlagen“ folgend, näherten wir uns dem Zielort auf 3 verschiedenen Wegen: die Oldies über Feldkirch und Basel, die beiden Töchter über München und Stuttgart, wo sie Claus und die Youngsters vom Flughafen abholten, die erst einen Tag später mit dem Flieger anreisten.

Und hier der Bericht von unserer Urlaubsreise:

Donnerstag, 7. Juli 2016

Gegen 8:30 Uhr besteigen wir bei warmem Sommerwetter unser Auto und fahren von Wien in Richtung Westen. Bei Salzburg verlassen wir die Autobahn, überqueren das „Kleine Deutsche Eck“ nach Sankt Johann in Tirol und fahren dann weiter nach Wörgel, wo wir wieder die Autobahn erreichen. Vorbei an Innsbruck geht es weiter bis Landeck, wo wir dem Arlbergtunnel ausweichen und wegen des wunderschönen Wetters die Silvretta-Hochalpenstraße benutzen. Den höchsten Punkt bietet die Bielerhöhe mit 2.032 Metern Seehöhe.  Hier machen wir kurz Halt und genießen den einmaligen Blick auf den Stausee und das umgebende  Gebirgspanorama mit dem Piz Buin. Dabei fällt mein Blick auch auf die Tankuhr und ich sehe mit Entsetzen einem baldigen Nullstand entgegen. Na mal sehen, wo es im Montafon-Tal die erste Tankstelle gibt? In 32 engen Kehren geht’s hinunter Richtung Partenen und wir werden immer wieder von Motorradgruppen mutig überholt und begegnen Autofahrern, die offenbar mit großer Freude mit quietschenden Reifen durch die engen Kurven fahren. Unten angekommen treffen wir zu meiner großen Erleichterung in Sankt Gallenkirch auf eine Tankstelle, wo wir unserem Auto seine wohlverdiente Nahrung zukommen lassen wollen. Aber das ist gar nicht so leicht, denn die Tankstelle ist von dutzenden Oldtimern belagert. Alles klar: wir sind mitten in die Silvretta-Classic-Ralley hineingeraten, die sich über 3 Tage erstreckt. Gegen 18:00 Uhr erreichen wir schließlich Feldkirch, unser heutiges Etappenziel, wo ich im Landgasthof Schäfle bereits Quartier bestellt habe. Es hat 27°...


Tagesleistung: 675 Kilometer

 

Am Abend essen wir ganz ausgezeichnet im italienischen Restaurant Leonetti (vormals:Sapori). Dann ziehen wir uns in unser Zimmer zurück und widmen uns ganz der Fußball-EM, bei der heute Deutschland gegen Frankreich verliert…

PS: Unsere beiden Töchter sind bei ihrer Anreise heute über Salzburg und München bis Tübingen gefahren und übernachten dort im Hotel am Schloss. Da dieses in einer Umweltzone liegt, haben sie sich glücklicherweise noch in Wien eine deutsche Umweltplakette für ihr Auto besorgt!


Freitag, 8. Juli 2016

Heute geht es um etwa 8:20 Uhr los, Morgentemperatur bereits 20°. Wir überqueren die Schweizer Grenze, fahren den Walensee entlang nach Zürich und weiter nach Basel, wo wir französischen Boden erreichen. Weiter geht’s es über Mulhouse und Colmar durch das Elsass. Da ich den Großraum von Straßburg vermeiden möchte, fahren wir von der Schnellstraße ab und umfahren diesen im Osten über Molsheim und Saverne, wo wir auf die französische Autobahn A4 stoßen. Diese benutzen wir bis zur Abfahrt „Phalsbourg“ und bezahlen dafür 80 Cent an Mautgebühr. Nun geht’s weiter auf der Nationalstraße N4 nach Sarrebourg, wo wir auch diese verlassen und wenige Kilometer südlich davon gegen 13:20 Uhr in Hesse ankommen. Die Le Boat-Basis ist nicht zu übersehen, denn die Straße überquert unmittelbar daneben den Rhein-Marne-Kanal. Wir steigen aus und schauen uns um – 5 Minuten später trifft das Auto mit dem Rest der Mannschaft ein. Das nenne ich Zeitplanung!

 

Tagesleistung: 418 Kilometer

 

Zunächst absolvieren wir in der Basis die üblichen organisatorischen und finanziellen Vorgänge, dann übersiedeln wir unser Gepäck aus den Autos auf das Boot. Jeder sucht sich seine Kabine an Bord und hadert mit dem bescheidenen Platzangebot, das natürlich in Relation der Schiffslänge von 14,25 Metern zur Passagieranzahl von 8 Köpfen seine natürlichen Grenzen hat. Dann kommt der Techniker an Bord um die Einschulung vorzunehmen. Nachdem er erfährt, dass ich schon langjährige Erfahrung mit Hausbooten habe, geht alles sehr rasch über die Bühne. Eigentlich will er gar keine Proberunde mehr drehen, aber ich bestehe darauf und so machen wir eine kleine Runde durch den Hafen. Als ich bemerke, dass der Drehzahlmesser nicht funktioniert, meint er nur „zu schnell kann man ohnehin nicht fahren…“.  Schließlich legen wir rückwärts wieder an, was mit dem Bugstrahlruder sehr angenehm funktioniert. Während sich der Rest der Mannschaft schon an Bord einrichtet, gehe ich nochmals die Infrastruktur durch um zu sehen, ob auch alles verfügbar und funktionsbereit ist. Dabei stoße ich auf einige Dinge, wie zB fehlender Sonnenschirmständer, fehlende Gewindearmatur beim Wasserschlauch, fehlende Reserve-Gaskartusche beim Griller, die auf meine Reklamation sofort ergänzt werden. Außerdem bekomme ich eine vierte Leine, damit wir nicht immer umhängen müssen sowie einen Decksessel, damit wir alle um den Tisch Platz haben.


Nächste Aufgabe für heute ist es für die Verpflegung zu sorgen. Claus bleibt mit den Youngsters an Bord, der Rest fährt mit beiden Fahrzeugen nach Sarrebourg (ca. 5 km), wo wir gleich am Stadtrand ein „Carrefour“-Einkaufszentrum mit großer Lebensmittelabteilung finden. Wir planen erstmal für die Hälfte der Zeit und wollen dann eine neuerliche Einkaufstour starten. Nach einer guten Stunde stehen wir mit 2 vollen Einkaufswagen bei der Kassa.

 

Zurück an Bord müssen wir jetzt den ganzen Kram verstauen und dann was auf den Tisch bringen, denn die Meute hat Hunger! Dann reicht es aber für heute, denn wir bleiben diese Nacht noch an der Basis! Ich habe aber doch noch eine kleine Aufgabe: ich montiere nämlich unsere österreichische Fahne mangels eines Flaggstockes auf einem Teleskopwanderstock an der Heck-Reeling mit Hilfe von Kabelbindern.


Samstag, 9. Juli 2016

Wieder kündigt sich ein heißer Tag an, wir legen gegen 09:00 Uhr von der Basis in Hesse ab und folgen dem Rhein-Marne-Kanal in westlicher Richtung. Hinter dem Ort Gondrexange beginnt eine Seenplatte die ursprünglich im 14. Jahrhundert für die Fischzucht angelegt wurde und nun als Wasserspeicher für die angrenzenden Kanäle dient. Außerdem wird auf den Seen Wassersport jeglicher Art ausgeübt. Die Kanäle durchqueren die Seen, sind jedoch durch Dämme, die meist auch die Sicht einschränken, von diesen abgegrenzt. Das Gebiet gehört zum Regionalen Naturpark Lothringen und bietet eine interessante Tier- und Pflanzenwelt.

Wir erreichen gegen 10:30 Uhr die Abzweigung des Saarkanals und folgen diesem in Richtung Norden. Da bei den beiden vergangenen Mahlzeiten an Bord das französischen Baguette offenbar sehr gut angekommen ist, suchen wir Nachschub und halten im Yachthafen Port du Houillon, wo ich eine sehr freundliche Dame treffe und nach dem nächsten Bäcker frage. In der näheren Umgebung gäbe es keinen Bäcker mehr, der nächste befinde sich erst in Mittersheim. Und als ich frage, ob der auch am Sonntag geöffnet hat, ruft sie dort an und sagt „ja“. Tolles Service!


Gegen 11:45 Uhr kommen wir zur Schleuse 1, die von einem Schleusenwärter bedient wird. Er übergibt uns eine Fernbedienung für die nächsten Schleusen, denn da müssen wir alleine zurechtkommen. Um 12:10 Uhr halten wir mit Blick auf den Étang du Stock für eine Mittagspause und machen unsere Schiffstaufe mit einem Gläschen Crémant. Gegen 13:40 Uhr geht’s wieder weiter und Regina stürzt beim Abräumen des Geschirrs auf der Treppe zum Oberdeck von der ersten (untersten) Stufe. Außer einem blauen Fleck ist zum Glück nichts passiert, nur zwei Gläser gehen zu Bruch.

Nun passieren wir eine Folge von Schleusen, die fast auf Sichtweite hintereinander liegen. Der Schiffsverkehr hält sich hier sehr in Grenzen, wir sind zumeist allein in der Schleuse, mitunter gibt’s Gegenverkehr. Das Abwärtsschleusen ist kein Problem, da die Mannschaft bei Oberwasser eben aussteigen und die Leinen um die Poller legen kann. Danach die blaue Stange betätigen und schon geht der Schleusenvorgang los. Emily kann schon mithelfen, für die Kleinen braucht’s halt immer einen Aufpasser.

Gegen 17:15 Uhr kommen wir im Hafen von Mittersheim an, wo wir einen Liegeplatz mit Wasser- und Stromanschluss finden. Für die Kinder gibt’s einen schönen Spielplatz, öffentliche Dusche gegen Kleingeld. Zum Abendessen wirft Claus den gemieteten Deckgriller an, der an der Reeling montiert ist und mit einer Gaskartusche betrieben wird. Super!


Tagesleistung: 33 Kilometer, 13 Schleusen

Sonntag, 10. Juli 2016

Mann! Das verspricht ein heißer Tag zu werden. Veronika und Claus fahren mit den gemieteten Rädern zum Bäcker, der heute offen haben soll. Das ist aber eigentlich kein reiner Bäcker, sondern er verkauft auch sonstige Lebensmittel, daher gibt’s auch noch ein paar andere Kleinigkeiten. Was die Qualität der Räder betrifft, sind wir nicht so ganz begeistert: die Sättel sind alle beschädigt und notdürftig mit Klebebändern, die sich schon wieder ablösen, geflickt. Beim einen der Räder funktioniert die Gangschaltung nicht.

Nach dem Frühstück wandern die Kinder mit den Eltern zum Freibad am Étang de Mittersheim, Veronika macht eine Fototour mit dem Fahrrad und wir Oldies bleiben an Bord und genießen die Ruhe.

 

Ich zahle dem Hafenmeister 10 € für die Übernachtung. Beim Auffüllen des Wassertanks spritzt es heftig zwischen Schlauch und Anschlussstück heraus. Mein Versuch die Schlauchklemme fester anzuziehen bringt auch keinen Erfolg, offensichtlich sind Anschlussstück und Klemme nicht für einander gemacht...


 

Gegen 12:00 Uhr sind wieder alle an Bord und nach einem Mittagsmahl legen wir gegen 13:00 Uhr ab. Wie schon am Vortag habe ich immer wieder kleine Probleme mit der Bootssteuerung. Der kleinste Einfluss von Wind, Strömung oder Gegenverkehr bringen das Boot aus der Fahrtrichtung. Mit dem Steuerrad bekommt man das kaum mehr in den Griff, weil man da viel zu viel kurbeln muss, so bleibt nur der Gashebel und der ist oben verdammt schwergängig. Letzte Hilfe ist das Bugstrahlruder! Bei der Schleuse 16 habe ich wieder einmal so ein Problem und radiere mit der linken Seite gegen die Schleuseneinfahrt. Zum Glück ist nichts passiert, nur ein Fender ist ausgerissen.

Nach den letzten paar Schleusen landen wir um 15:30 Uhr im Hafenbecken von Bissert-Harskirchen, wo es eine Basis der Firma Nicols gibt. Es hat eine Temperatur vom etwa 35 °. Wir liegen wunderschön im Schatten von blühenden Linden und haben mit Wasser- und Stromschluss (gegen Geldeinwurf) allen Komfort. Auch für die Kinder gibt’s es viel Grün zum Herumtollen. Hier befinden wir uns nicht mehr in Lothringen, sondern im Elsass, dessen westlichste Ausbuchtung auf einer kurzen Strecke vom Kanal durchquert wird.


Tagesleistung: 13 Kilometer, 4 Schleusen

 

Heute ist ja das Finale der Fußball-EM Frankreich gegen Portugal und wir bemühen uns alle redlich das Fernsehprogramm auf den mitgebrachten Tablett’s und Handy’s zu aktivieren. Aber wir bekommen nur die Meldung, dass die Rechte im Ausland nicht gegeben seien. Auch das von Le Boat gemietete WLAN hilft uns da nicht weiter. Wir sind gerade beim abendlichen Grillen, als auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals die Dorfjugend von Harskirchen bereits Fahnen schwingend und die Marseillaise singend ins Ortszentrum wandert. Kurz entschlossen marschieren Andrea, Veronika, Emily und ich nach dem Essen ebenfalls in den Ort und erreichen nach ca. 20 Minuten das dortige Public-Viewing Zentrum. Obwohl die 1. Halbzeit schon begonnen hat, finden wir noch einen guten Platz mit Blick auf die Vidiwall, versorgen uns aus den angeschlossenen Gastroständen zu sehr kulanten Preisen mit Getränken und halten der französischen Mannschaft die Daumen. Das Spiel zieht sich hin, es fallen keine Tore, dafür fallen Emily schon die Augen zu und Veronika macht sich mit ihr auf den Heimweg. Andrea und ich bleiben noch bis zum bitteren Ende in der Verlängerung, wo die Franzosen ein Tor kassieren und Portugal Europameister wird. Das Public-Viewing löst sich sehr schnell und still auf, auch wir machen uns auf den Heimweg...


Montag, 11. Juli 2016

Heute ist es endlich vorbei mit der Hitze. Es ist bewölkt, als wir gegen 09:00 Uhr von Harskirchen aufbrechen. Es geht weiter Richtung Norden und wir erreichen um etwa 10:20 Uhr die Stadt Sarralbe, die unterhalb der Schleuse 20 einen wunderschönen Anleger errichtet hat.

Wir machen einen kleinen Stadtrundgang und stoßen natürlich auf die eindrucksvolle Kathedrale Saint-Martin, die aber leider geschlossen ist. Ähnlich geht es uns mit fast allen Geschäften – es ist ja Montag und da haben in Frankreich viele Geschäfte geschlossen. Schließlich finden wir doch noch einen Bäcker, der offen hat und bei dem wir uns mit ein paar Leckerli’s eindecken. Zurück an Bord sieht es bedrohlich dunkel aus und beginnt sogar kurz zu regnen. Auch die Wettervorhersage zeigt nichts Gutes an und wir beschließen daher gegen 12:30 Uhr wieder abzulegen. Da Sarralbe als nördlicher Wendepunkt geplant ist, geht’s also wieder den Saarkanal  aufwärts. Leichter gesagt, als getan, denn nun müssen wir uns eine andere Technik für die Schleusung nach oben zurechtlegen: Bei der Einfahrt in die Schleuse holen wir die Leiter an der Schleusenwand mit dem Enterhaken heran und fixieren sie, damit Veronika hinaufklettern und die Leinen über die Poller hängen kann. Funktioniert super!

Gegen 14:30 Uhr legen wir wieder in Bissert-Harskirchen an, eine halbe Stunde später beginnt leichter Regenschauer.


Tagesleistung: 16 Kilometer, 6 Schleusen

 

Ich versuche wegen des Regens die Schiebtüre zum Oberdeck zu schließen, mit dem Erfolg, dass sich das Kugellager auflöst und die Türe blockiert. Ich probiere nun mit Mord und Gewalt das Ding doch noch dicht zu bekommen, weil der Regen immer stärker wird. Schließlich gelingt es und dann setzt der Platzregen ein...

Andrea und Claus kommen triefend nass daher, weil sie kurz vor Regenbeginn von einer ansässigen Bäuerin eingeladen wurden ihren Mirabellen-Schnaps zu verkosten (1 Liter Schnaps und 16 Eier= 25 €).

Ich rufe in der Basis an und melde die kaputte Türe, man verspricht einen Techniker zu schicken. Zwei Mann kommen nach einer guten halben Stunde. Der Regen hat inzwischen aufgehört und die Sonne ist schon wieder heraußen. Die Techniker ersetzen die Gleitschiene der Tür und wollen sich schon wieder verabschieden. Da melden sich bei mir Bedenken wegen der Funktion des Schlosses und siehe da: es klemmt wirklich. Sie basteln noch eine Weile herum, dann melden sie „Schloss ok“ und dampfen ab.

 

Nach dem vielen Stress möchte ich jetzt einen kleinen Ausflug machen, steige auf’s Rad und fahre in den Ort Harskirchen, den ich ja nur aus der Fußballnacht kenne. Obwohl heute Montag ist, finde ich ein Geschäft, das geöffnet ist (Postpartner) und fülle meinen kleinen Rucksack mit allerlei Getränken, die langsam knapp werden.


Dienstag, 12. Juli 2016

Heute hat es eine Morgentemperatur von 20° und es ist wolkig. Beim Versuch die Schiebetüre am Morgen aufzusperren scheitere ich am Türschloss, das sich zwar 1x zusperren ließ, aber nicht mehr öffnen. Zu Zweit gelingt es uns dann aber doch die Türe zu überlisten: ich drücke von außen mit meinem Leatherman-Schraubenzieher gegen den Türriegel und Regina sperrt von Innen auf. Es lebe die Technik! Wir starten gegen 09:00 Uhr und fahren zurück nach Mittersheim, das wir um 11:20 Uhr erreichen. Hier legen wir einen Stopp ein, machen einen kleinen Lebensmitteleinkauf und füllen unseren Wassertank, der sich durch die täglichen Duschvorgänge immer wieder schnell leert. Nach einem kalten Mittagsimbiss an Bord legen wir um 13:20 Uhr wieder ab und nehmen die Schleusentreppe aufwärts in Angriff. Bei der Schleuse 10 setzen wir Veronika und Emily ab, die ab hier mit den Fahrrädern vorausfahren und uns dann mit den Leinenmanövern behilflich sind. Ich habe auch 2 Funkgeräte dabei, über die wir Informationen austauschen können, wenn zB die Schleuse durch ein Gegenboot blockiert ist. Die Schleusenfolge ist erst seit 5 Jahren automatisiert. Früher fuhr ein Schleusenwärter die ganze Strecke parallel mit und bediente die Anlagen händisch.

Bei der Schleuse 4 beginnt es zu regnen und wir nehmen unsere Radfahrertruppe wieder an Bord. Der Regen dauert aber nicht lange und wir erreichen gegen 16:45 Uhr den Kai von Albechaux, wo wir die Nacht verbringen wollen. Hier haben wir einen mit Pollern ausgestatteten Liegeplatz ohne sonstige Infrastruktur mitten in der grünen Natur.


Tagesleistung: 23 Kilometer, 16 Schleusen

 

Veronika und ich machen einen Spaziergang zur etwa 500 Meter entfernten Farm von Albechaux, die dem Liegeplatz den Namen gibt.  Claus hat Verdauungsprobleme, legt sich nieder und verschläft den ganzen restlichen Tag...

Für die Kinder haben wir natürlich jede Menge an Spielen verschiedenster Art mitgebracht. Am Beliebtesten ist das UNO-Spiel (Edition „Die Eiskönigin“). Das Kartenspiel beherrschen alle und es wird von den Kindern bis zum Abwinken gespielt. Natürlich wachsen die heutigen Youngsters auch schon mit elektronischen Spielgeräten auf, auf die sie nicht verzichten wollen. Aber auch wir sind schon alle mit Tablett’s und Handy’s ausgerüstet und benutzen das gemietete WLAN an Bord, das bis zu 5 Geräte gleichzeitig bedienen kann, auch wenn manchmal „im Busch“ die Signalstärke stark nachlässt.

Regina, die erst seit Kurzem ein Smartphone besitzt, überschüttet uns dauernd mit Wetterwarnungen aus dem Netz, die dann meist doch nicht eintreffen. Manchmal ist der Informationsvorsprung auch etwas zermürbend!


Mittwoch, 13. Juli 2016

Starker Regen in der Nacht Es ist bedeckt bei 17° Morgentemperatur. Ich starte um 08:30 Uhr wegen des unsicheren Wetters vom unteren Steuerstand. Das ist eine ziemliche Umstellung, denn der obere Steuerstand befindet sich auf der rechten Bootsseite, der untere Steuerstand dagegen auf der linken. Wir fahren über den Étang du Stock zur Schleuse Nr. 1, bei der wir unsere Fernbedienung wieder abgeben müssen. Kurz danach verlassen wir den Saarkanal und fahren auf dem Rhein-Marne-Kanal zurück nach Hesse, wo wir gegen 11:30 Uhr anlegen. Der Grund für diese seltsam anmutende Streckenführung liegt darin, dass wir in der Halbzeit unserer Fahrt wieder Lebensmittel in größerem Umfang beschaffen müssen und dazu unsere Autos benötigen, die ja in Hesse geparkt sind.

 

Tagesleistung: 23 Kilometer, 1 Schleuse

 

Ich reklamiere in der Basis unser defektes Türschloss. Es kommen kurz darauf 2 Techniker an Bord und tauschen das Schloss gegen ein Neues. Erst nach eingehenden Tests gebe ich mein ok!

 

Zu Mittag speisen wir im Restaurant Nicolas, das nur rund 150 Meter von der Bootsbasis entfernt liegt und außer einem formidablen Tagesmenü um 30 € auch eine große Karte mit Schwergewicht auf preiswertere „Flammekuchen“  und „Pizza’s“ bietet, die wir uns gut schmecken lassen. Finja wird im Restaurant immer stiller und klagt über Bauchweh. Claus geht’s wieder gut, jetzt ist offensichtlich sie dran…

Nach dem Essen machen wir uns auf die Einkaufsfahrt mit den Autos nach Sarrebourg. Diesmal sind wir schon mutiger und fahren rund um die Stadt herum zu einem noch größeren Einkaufszentrum der Firma Leclerc. Hier bekommen wir alles, was das Herz begehrt und wir kehren schwer beladen wieder nach Hesse zurück. Es fängt zu regnen an. Finja hat ein wenig Fieber, ist am Abend aber schon wieder etwas munterer.

Heute ist der Vorabend des morgigen Nationalfeiertags in Frankreich und aus den umliegenden Orten hören wir Musik und sehen Feuerwerksblitze, nur in Hesse herrscht Tote Hose.


Donnerstag, 14. Juli 2016 (Nationalfeiertag)

Es hat mächtig abgekühlt, die Morgentemperatur liegt bei 12°. Das Wetter ist unfreundlich und regnerisch und so beschließe ich wieder vom unteren Steuerstand zu fahren. Wir  legen um 08:30 Uhr ab und folgen den Rhein-Marne-Kanal Richtung Osten. Hinter Niderviller passieren wir zunächst den gleichnamigen Tunnel mit einer Länge von 475 Metern, kurz danach den „Tunnel von Arzviller“ mit immerhin 2.306 Metern Länge. Hier habe ich immer wieder Probleme mit der Steuerung des Bootes, das öfter die Tendenz hat, rechts und links auszuweichen. Aber schließlich ist es geschafft und wir landen gegen 10:40 Uhr beim Warteponton des Schiffshebewerkes von Saint-Louis Arzviller. Die Höhendifferenz von fast 45 Metern bietet ein imposantes Bild, wenn man hinunter ins Tal der Zorn blickt. Um etwa 11:00 Uhr kommt der Schrägaufzug nach oben und wir dürfen hinter einem anderen Boot einfahren. Schließlich quetscht sich noch ein Dritter herein und dann fahren wir mit der „Badewanne“ rund 15 Minuten hinunter. Danach folgt eine Schleusenkette, in der jedes Boot automatisch erkannt und zur nächsten Schleuse weitergemeldet wird. Bloß keine Unterbrechungen, sonst wird die Automatik beendet! Die Landschaft hier ist wunderschön: im Gegensatz zum bisherigen Flachland gibt es hier tief eingeschnittene Täler, durch die sich der Kanal windet. Wir kommen nach Lutzelbourg, oberhalb thront eine Burg aus rotem Gestein.

Wir passieren die Schleuse 21 und finden gleich danach einen netten Anleger mit Wasser- und Stromanschluss gegen Kleingeld. Hier wollen wir die Nacht über bleiben.


Tagesleistung: 19 Kilometer, Schiffshebewerk, 4 Schleusen, 2 Tunnels

 

Nach dem Mittagessen an Bord gehen die Kinder mit ihren Eltern auf den Spielplatz am gegenüber liegenden Kanalufer, der Rest der Mannschaft macht einen Spaziergang durch den Ort und steigt danach mühsam in einer halben Stunde durch den Wald zur Burg hinauf. Die Mühe lohnt sich aber, der Ausblick von oben ist unbeschreiblich schön und auch die roten Gesteinsformationen, auf denen die rote Burg sitzt, sind sensationell. Dann aber kommen Regenwind und schwarze Wolken auf und wir sehen zu wieder ins Tal zu kommen. Beim Boot fängt es wirklich zu regnen an und wir bewundern einen doppelten Regenbogen. Aber es dauert nicht lange, bis es wieder freundlicher wird. Finja ist wieder gesund, allerdings hat es jetzt unsere zweite Bootstoilette erwischt, die schon von Anfang an ein bisschen lahm war, jetzt aber gar nicht mehr abpumpen will. Claus reinigt das WC so gut es geht und bekommt dafür den "Toiletten-Orden 1. Klasse" verliehen. Und die ganze Mannschaft verwendet ab sofort die andere Toilette. Zum Glück haben wir ja zwei davon...


Freitag, 15. Juli 2016

Heute in der Früh hat es gar nur 7°, aber das Wetter ist ganz freundlich. Wir lassen uns mit der Abfahrt etwas Zeit, denn vor der Schleuse liegt eine Hotelpéniche, die gegenüber den Freizeitbooten Vorrang hat und um 08:30 Uhr ablegt. Sie fährt im Zeitlupentempo in die Schleuse ein und wir lassen ihr mal eine Stunde Vorsprung. Dann machen aber auch wir uns auf den Weg. Hier ist unser östlicher Wendepunkt und wir wollen wieder zurück zum Schiffshebewerk. Dazu müssen wir uns aber wieder bei der Schleusenkette anmelden und wir schicken Veronika mit dem Funkgerät zur Schleuse 21, wo man sich über eine Sprechanlage in der Zentrale anmelden kann. Alles funktioniert bestens und wir schleusen wieder aufwärts. Ab der nächsten Schleuse gesellt sich ein anderes Boot zu uns. Bei Schleuse 18, die hinter einer Kurve versteckt ist, haben wir zwar grünes Einfahrtssignal, aber die Hotelpéniche steckt noch in der Schleuse fest und man bemüht sich das untere Tor zu schließen.
Um 10:50 Uhr sind wir schließlich vor dem Schiffshebewerk, das bereits auf uns wartet. Wir werden wieder hinaufkutschiert und fahren dann den bereits bekannten Weg durch die Tunnels zurück. Den langen Tunnel passiere ich diesmal ohne Steuerproblem, im kurzen habe ich genau Gegenwind, der mich immer wieder aus der Richtung treibt.

Nach der Einbahnstrecke durch die Tunnels machen wir gegen 12:15 Uhr bei Niderviller im Bassin d’Altmühle zu einer Mittagspause fest und genießen das sonnige Wetter bei 24°. Um 14:00 Uhr legen wir ab und erreichen bald wieder den Hafen von Hesse, wo wir aber die Basis ignorieren und dem Rhein-Marne-Kanal wieder Richtung Westen folgen. Wir erreichen gegen 15:30 Uhr den Ort Xouaxange, wo es einen netten Anleger am Ortsrand ohne jegliche Komforteinrichtungen gibt. Hier wollen wir über Nacht bleiben.


Tagesleistung: 24 Kilometer, Schiffshebewerk, 4 Schleusen, 2 Tunnels

 

Xouaxange ist ein netter kleiner Ort mit einer interessanten Wehrkirche. Die Auberge du Mesnil ist eine Restaurant, das neben französischer Küche auch Spezialitäten aus Madagaskar anbietet, woher die Frau des Wirtes stammt. Aber auch die Nahversorgung wird hier übernommen. Ich läute um 17 Uhr an und kaufe 2 Baguettes...


Samstag, 16. Juli 2016

10° Morgentemperatur. Wir legen gegen 09:00 Uhr ab und fahren weiter über Gondrexange zur Abzweigung des Saarkanals, den wir diesmal aber rechts liegen lassen und über die Seenplatte in westlicher Richtung weiterfahren. Um 10:50 Uhr kommen wir zur Tiefen Schleuse von Réchicourt, die einen Höhenunterschied von gut 15 Metern überwindet. Da ein Boot gerade in der Gegenrichtung schleust, machen wir am Warteponton fest und schießen ein paar Fotos von dem idyllischen Ausblick in die Tiefe. Um 10:50 Uhr dürfen wir einfahren, dann warten wir aber noch auf ein weiteres Boot, das um 11:20 Uhr eintrifft. Das Festmachen ist sehr bequem, die Schleuse verfügt nämlich über Schwimmpoller und Schleusenstangen. Wir bekommen wieder eine Fernbedienung für die folgenden Schleusen und dann geht’s circa 15 Minuten abwärts. Danach überqueren wir den See von Réchicourt, der erfreulicherweise nicht durch Dämme abgetrennt ist, passieren dann noch 3 weitere kleine Schleusen und landen gegen 13:00 Uhr schließlich im Hafen „Port Sainte-Marie“ nahe dem Ort Moussey, wo wir unseren westlichen Wendepunkt geplant haben. Es ist wieder sehr heiß geworden und wir messen an die 30° Lufttemperatur. 

 


Tagesleistung: 18 Kilometer, 4 Schleusen

 

Nach einer kleinen Mittagsstärkung bricht die halbe Mannschaft gegen 14:30 Uhr zu einer Einkaufstour auf, da der Hafen etwas abseits des Ortes liegt. Die Zwillinge fahren mit ihren Laufrädern, die wir von Wien mitgebracht haben, die Erwachsenen gehen zu Fuß. Nur Emily bleibt bei uns Oldies an Bord und hilft den Wassertank zu füllen. Das ist aber gar nicht so einfach, denn gerade unser Wasseranschluss verfügt über keinen Sperrhebel. Also gehen wir woanders einen klauen, geben ihn danach aber artig wieder zurück. Nach getaner Arbeit ziehen wir uns auf’s Vordeck zurück und spielen eine Runde Schach. 

 

Die Einkaufstruppe kommt ewig nicht zurück und wir machen uns schon Sorgen, als kurz vor 18:00 Uhr alle wohlbehalten, aber erschöpft, wieder zurückkehren. Das Problem der langen Ausbleibezeit löst sich dadurch, dass das auf einem Schild im Hafen angekündigte Lebensmittelgeschäft zwar in der Gemeinde Moussey liegt, nicht aber im gleichnamigen Ort, sondern im Nachbarort Battaville. Jedenfalls haben die Armen dabei eine Fußwanderung von fast 8 km gemacht.

Zuletzt besucht uns noch der Hafenmeister und kassiert seine 10 € für die Übernachtung inclusive Strom und Wasser.


Sonntag, 17. Juli 2016

Heute wollen wir ein bisschen Zeit schinden und legen bereits um 07:45 Uhr ab. Es ist sonnig und hat bereits 14°. Mit unserer bereits eingespielten Technik schaffen wir locker die 3 kleinen Schleusen. Besonders lustig ist die Schleuse 7, wo uns eine ganze Katzenschar bei der Arbeit zusieht. Um 09:00 Uhr erreichen wir die Tiefe Schleuse von Réchicourt, wo ein Boot vor uns bereits eingefahren ist und wir die Nummer 2 bekommen. Aber hinter uns will auch noch einer mitfahren und so schlichtet uns der Schleusenwärter nach allen Regeln der Kunst. Wir liegen alle schräg versetzt und nur an einem Punkt festgemacht. Aber es geht ganz locker, denn bei dieser modernen Schleuse entstehen kaum Strömungen und man muss sich bloß mit dem Enterhaken von der Wand fernhalten. Da unsere Kleinen die Schwimmwesten nur sehr ungern tragen, haben wir diese auf der gesamten Fahrt durch ständige Beaufsichtigung ersetzt. In dieser Schleuse gibt’s aber kein Erbarmen und so leuchtet hier die Jugend in orangefarbener Sicherheitstracht.

 

Um 09:30 Uhr fahren wir oben wieder aus der Schleuse und nehmen nun den direkten Weg zurück zur Basis nach Hesse, wo wir gegen 11:30 Uhr festmachen.


Tagesleistung: 24 Kilometer, 4 Schleusen

 

Am Nachmittag machen alle, außer uns Oldies, einen Ausflug in den etwa 20 Kilometer entfernten Tierpark Sainte-Croix in Rhodes. Wir selbst bleiben an Bord, holen die österreichische Fahne ein, beginnen mit dem Einpacken unserer Schätze und verladen sie teilweise schon ins Auto. Morgen Früh ist ja der Abgabetermin unseres Bootes und wenn wir alle gleichzeitig einpacken bricht das Chaos aus.

 

Gegen 18:00 Uhr kommt die Truppe wieder zurück: verschwitzt, dreckig, hungrig, aber glücklich. Jetzt werden die Kinder gereinigt und mit Spielen beschäftigt, während der Rest der Mannschaft den Kram zusammenpackt.

Hinsichtlich des Abendessen findet sich der Kompromiss, einerseits die noch vorhandenen Frischwaren aus dem Kühlschrank aufzuessen, andererseits aus dem Restaurant Nicolas drei Flammekuchen zu holen, damit auch alle satt werden. Letzte Nacht an Bord.


Montag, 18. Juli 2016

Am nächsten  Morgen heißt es zeitig aufstehen, Frühstück essen, die letzten Reste einpacken und ins Auto schaffen, sowie das Boot grob reinigen. Ab 08:30 Uhr ist das Büro geöffnet und ich gebe zunächst einmal die Schiffsunterlagen zurück. Es kommt ein Techniker an Bord, der den Treibstoffverbrauch abliest und dann geht’s an die Abrechnung. Da wir ja für alles Mögliche Kautionen hinterlegt haben, bekomme ich noch ein bisschen Bargeld zurück.

 

Um 09:30 Uhr verabschiedet sich die Familie, die jetzt auseinander driftet und auf unterschiedlichen Wegen wieder in die Heimat zurückkehrt.

 

Die Heimfahrt:

Regina und ich vermeiden die Autobahn und fahren über Sarrebourg nach Norden in Richtung Saarbrücken. Wir folgen dabei dem Fluss Saar und fahren durch viele kleine Dörfer bis uns schließlich das Städtchen Fénétrange mit seinen reizenden Häusern in seinen Bann zieht und wir dort einen kurzen Halt einlegen. Ein Mann mit 2 kleinen Kindern fragt uns in gebrochenem Deutsch, ob er uns was zeigen soll, aber wir bedauern, da wir nur für einen Kirchenbesuch Zeit haben und dann wieder weiter müssen.

 

Der nächste größere Ort ist Sarre-Union, wo wir eine Leclerc-Tankstelle finden und den Tank auffüllen wollen. Es ist eine der üblichen Selbstbedienungstankstellen, ich fahre zur Zapfsäule, wähle den Kraftstoff E10 und drücke auf den Zapfhahn. Der benimmt sich aber seltsam, schnappt immer wieder ab und als ich voll durchziehe, sprudelt auf einmal der Treibstoff aus dem Einfüllstutzen meines Autos. Ich breche nun den Tankvorgang ab und beschließe zur Kassa zu fahren, obwohl der Tank noch nicht voll ist. Aber beim Starten des Autos habe ich plötzlich kein Anzeige-Display mehr. Es erscheint dann mit Verzögerung, aber so schwach, dass man kaum was sieht. Wir verlassen die Tankstelle und fahren auf den nebenan liegenden Parkplatz um die Funktionen zu überprüfen. Die einzige Lösung, die wir finden, besteht darin, den Scheinwerfer komplett auszuschalten, dann ist das Display ok, schaltet man den Scheinwerfer auf "Ein" oder auf "Automatik", ist das Display weg. Seltsam, aber im Moment brauchen wir ohnehin keinen Scheinwerfer!


Weiter geht es über Sarralbe (wo wir ja schon mit dem Boot waren) und Sarreguemines nach Saarbrücken, wo wir um etwa 11:00 Uhr die deutsche Grenze erreichen und auf der Autobahn A6 nach Osten fahren. Viele endlose Baustellen machen das Fahren nicht sehr angenehm. Trotzdem schaffen wir es gegen 12:15 Uhr die Stadt Worms zu erreichen, wo wir uns eine kleine Stadtbesichtigung vorgenommen haben. Wir suchen zuerst vergeblich ein Parkhaus, werden aber schließlich am Ludwigsplatz fündig, der ganz nahe an der Fußgängerzone liegt. Es ist verdammt heiß und wir suchen den Schatten auf unserem Weg zum Dom Sankt-Peter. Der ist hochinteressant und wir verbringen auch einige Zeit dort, dann aber überkommt uns Hunger und Durst und wir kehren bei Nordsee zu einer Fischmahlzeit ein. Leider drängt danach schon wieder die Zeit und wir kehren gegen 14:00 Uhr zurück zu unserem Auto (dessen Display uns immer noch nicht mag), überqueren den Rhein mit Blick auf den phantastischen Brückenturm von Worms und nehmen Ziel auf Bamberg, unseren heutigen Übernachtungsort. Obwohl auch auf den anderen Autobahnen heftig gebaut wird, schaffen wir es gegen 17:30 Uhr Bamberg zu erreichen. Leider findet das Navi nicht auf den 1. Versuch zu unserem Hotel Ibis-Altstadt. Im 2. Versuch führt es mich so verwirrend durch den Einbahndschungel der Stadt, dass ich bis heute nicht weiß, wie viele Verkehrsübertretungen ich dabei begangen habe. Schließlich aber stehe ich vor dem Hotel.


Tagesleistung: 466 Kilometer

 

Im Hotel bekomme ich einen Parkplatz im 2. Untergeschoß. Der Weg von dort zur Rezeption ist ein Spießrutenlauf über ein anderes Stiegenhaus und quer durch das 1. Untergeschoß – pervers! Wir deponieren unser kleines Tagesgepäck in dem komfortablen Zimmer und brechen mit mehreren Plänen bewaffnet zu einem Spaziergang durch die Stadt auf. Hier gibt’s wirklich jede Menge zu sehen. Wir überqueren die Regnitz und wandern auf der Bergseite an der Stephanskirche, der Oberen Pfarrkirche, dem Dom und der Jakobskirche vorbei, dann wieder durch die Altstadt zurück zur Oberen Brücke, wo wir im Gastgarten eines Lokales mit Blick auf das Alte Rathaus Platz finden um Hunger und Durst zu stillen. Dann reicht’s aber für heute und wir ziehen uns in unser Hotel zurück.

 

PS: Claus wurde mit den Zwillingen pünktlich am Flughafen abgeliefert und ist schon zu Hause. Andrea, Veronika und Emily sind mit dem Auto nach Günzburg bei Ulm weitergefahren und übernachten dort im Legoland.


Dienstag, 19. Juli 2016

Da gestern Abend der Dom schon gesperrt hatte, beschließen wir es heute nochmals zu versuchen. Wir gehen also schon gegen 07:30 Uhr zum Frühstück und sind um 08:00 Uhr bereit zur Fortsetzung unseres Stadtrundganges. Diesmal nehmen wir einen anderen Weg und sind in ein paar Minuten am Domplatz, wo der Dom schon offen ist und wir ihn in aller Ruhe bewundern können. Danach gehen wir noch an den Fluss, wo eine pittoreske Häuserzeile als „Klein Venedig“ bezeichnet wird. Zurück noch über den Markt, aber dann reicht’s, denn es wird schon wieder sehr warm (23°) und gegen 10:00 wollen wir abfahren. Also auf zum Auto und ab in Richtung Heimat! Wir fahren über Nürnberg, Regensburg und Passau und machen gleich einmal nach der österreichischen Grenze bei Suben einen kleinen Imbisshalt. Dann fahren wir weiter auf der Innkreisautobahn, als plötzlich im Radio eine Totalsperre nach einem Unfall zwischen Ried und Haag angesagt wird. Da wir gerade darauf zufahren, verlassen wir die Autobahn bei der nächsten Gelegenheit und versuchen die Sperre auf parallelen Bundesstraßen zu umgehen. Dauert zwar eine Weile bis wir uns zurechtfinden, aber dann wundern wir uns über den starken Gegenverkehr auf dieser Strecke. Die nächste Radiomeldung klärt uns dann auf, dass der Unfall in Fahrtrichtung Passau stattgefunden hat. War offensichtlich nur eine Katastrophenübung...

 

Aber jetzt geht’s dahin: vorbei an Linz bis Sankt Pölten, wo wir noch eine kleine Kaffeepause einlegen und dann über Krems nach Hause – Ankunft 17:45 Uhr. Ich fahre in die Garage hinein, es macht Pieps und das Display funktioniert wie immer. Ja zuhause ist es doch am Schönsten!

 

Tagesleistung: 601 Kilometer

 

PS: Emily war aus dem Legoland erst um 14:00 Uhr loszueisen. Sie sind danach über München und Salzburg gefahren und gegen 21:00 in Wien gut angekommen.

 

Resümee:

 

Der Versuch einmal mit 3 Generationen einen Hausbooturlaub zu machen war durchaus reizvoll, wobei man natürlich auf die unterschiedlichen Interessenslagen Rücksicht nehmen muss. Während für uns Oldies das Motto „Der Weg ist das Ziel“ gilt, ist für die Youngsters das Boot bloß ein Fortbewegungsmittel und erst wenn man aussteigen kann, wird es interessant. Trotzdem glaube ich, dass es ein interessanter Urlaub war, an den sie sich vielleicht erst später einmal zurück erinnern werden.


Das Bootsrevier war sehr schön und angenehm zu befahren. Trotz der Hochsaison war nicht allzu viel Betrieb und so gab es kaum Wartezeiten an den Schleusen und keinen Mangel an Liegeplätzen. Die Infrastruktur bezüglich Lebensmittelbeschaffung lässt in den kleinen Dörfern an den Kanälen leider zu wünschen übrig. In anderen Gegenden Frankreichs sind wir oft auf fliegende Händler gestoßen, die die Liegeplätze anfahren und versorgen. Das wäre hier auch nicht schlecht! Mit dem Wetter konnten wir zufrieden sein, wenig Regen, in Summe sogar ein wenig zu heiß.

 

Das Personal an der Basis war sehr freundlich und entgegenkommend. Auch die Infrastruktur an der Basis mit Duschen und WC war sauber und gepflegt.

 

Das Boot vom Typ Salsa A war von der Raumaufteilung so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Bei einer Mannschaft von 8 Personen reduziert sich halt der Quadratmeter-Anteil für jeden. Die Schlafkabinen waren schon ziemlich eng und hatten wenig Stauraum. Dafür war der Salon mit der Küche großzügig dimensioniert und wir fanden alle Platz rund um den Tisch. Die Küche war im Wesentlichen gut ausgestattet, die beiden Kühlschränke waren manchmal etwas knapp, aber wir hatten eine mobile Kühlbox mitgebracht, die mit 12V oder 220V betrieben werden konnte.

 

Über den Wartungszustand des Bootes kann ich leider nicht viel Positives berichten. Zwar ist die Grundsubstanz funktional und einsatzbereit, aber wenn man im Detail hinblickt, findet man immer wieder Dinge, die nicht funktionieren oder schlecht gewartet sind.

Wäre ich das alles reklamieren gegangen, hätten wir den Urlaub in der Werft verbracht! Es ist auch so gegangen, trübt jedoch den Gesamteindruck...

 

 

Gesamtleistung: 2160 Kilometer (Auto) , 193 Kilometer (Boot)

 

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