"Die Unalten Landratten" in Frankreich - Herbst 2013

Ferienwohnung vom 28. September bis 6. Oktober
Gîtes des Pierres Blondes in Groléjac (Périgord)

Hausboot-Kurzwoche vom 7. bis 11. Oktober
Boot: Locaboat Pénichette 935
Abfahrtsbasis:
Dompierre-sur-Besbre

Naja, nun steht es fest: unsere langjährige Crew, mit der wir seit 1995 mit dem Hausboot immer wieder unterwegs waren, ist aus Gesundheitsgründen auseinander gebrochen. Wir möchten uns ganz besonders bei unseren Freunden Elisabeth und Franz für ihren tollen Einsatz bei unseren diversen Ausfahrten bedanken. Aber wenn der Körper nicht mehr will, ist es gut, selbstkritisch zu sein, denn sonst kann es gefährlich werden...

Wer aber einmal mit dem Hausboot-Virus infiziert ist, kann so leicht nicht davon lassen und so überlegten Regina und ich, wie wir es denn anstellen könnten doch wieder eine Handbreit Wasser unterm Kiel zu spüren. Eine neue Crew, bei der die Chemie stimmt, findet sich nicht so rasch und so begannen wir mit dem Gedanken zu spielen, es vielleicht einmal nur zu Zweit zu probieren. Da gibt's natürlich ein paar Einschränkungen bei der Schleusenpassage (z.B. keine Schleusen mit händischer Selbstbedienung oder große Hubhöhen). Aber schließlich war der Plan komplett: Wir machen im Herbst 2013 eine Reise ins Périgord, mieten uns dort für 10 Tage eine Ferienwohnung (Gîte) und fahren auf der Rückreise an die obere Loire, wo wir in Dompierre-sur-Besbre für eine Kurzwoche eine klassische Pénichette mieten und am Loire-Seitenkanal und am Canal du Centre die Städte Digoin und Paray-le-Monial erkunden wollen.

2012 hat Regina schließlich ihren 60. Geburtstag gefeiert und von ihren Freunden als Geschenk eine Menge von Reisegutscheinen bei unserem langjährigen Berater Hausboot Böckl bekommen, die wir auf diese Art einlösen konnten.

Bestärkt hat uns bei der Planung unseres Vorhabens die Dokumentationsreihe "Die Unalten", die 2013 auf dem österreichischen Fernseh-Sender "Servus-TV" lief. Hier wurde gezeigt, wie drei ältere Herren mit österreichischen Wurzeln (angehende 70er) in Chicago eine Motoryacht kauften und sie über die Großen Seen Nordamerikas nach New York fuhren, wo sie verschifft und nach Hamburg transferiert wurde. Von dort ging es dann auf den Flüssen und Kanälen weiter bis nach Wien. Die Crew war zwar nicht ganz unbedarft, aber es passierte ihnen genauso viel Missgeschick, wie jedem, der einmal selbst ein Boot gesteuert hat. Und da wir uns beim Zusehen immer königlich amüsiert haben, wurde beschlossen auch unsere Expedition unter das Motto "Die Unalten" zu stellen.

Ein weiterer Unterstützer bei unseren Urlaubsvorbereitungen war Martin Walker, ein im Périgord lebender Engländer, der eine Serie von Kriminalromanen über „Bruno, chef de police“ geschrieben hat und damit das Lokalkolorit dieser Gegend bestens beschreibt. Ich habe alle Bücher verschlungen und so vor Ort die Grundhaltung der Menschen besser verstanden!


Und hier der Bericht von unserer Urlaubsreise. Wer sich nur für die Bootsfahrt interessiert, kann gleich zum 7. Oktober weiterblättern.

Dienstag, 24. September 2013
Gegen 9:00 Uhr besteigen wir unser Auto und verlassen Wien in Richtung Westen. Wir fahren über Salzburg, das „Große Deutsche Eck“ und Innsbruck bis an den Arlberg, wo wir uns angesichts des herrlichen Herbstwetters dazu entschließen den Tunnel zu ignorieren und stattdessen die Arlberg-Passstraße zu benutzen. Kurz nach 17:00 Uhr sind wir in Feldkirch, unserem heutigen Etappenziel, wo ich im Landgasthof Schäfle bereits Quartier bestellt habe. Am Abend essen wir ganz ausgezeichnet
in einem italienischen Restaurant.

Tagesleistung: 674 Kilometer


Mittwoch, 25. September 2013
Heute geht es wieder um etwa 9:00 Uhr los und wir haben eine weite Fahrstrecke vor uns. Wir überqueren die Schweizer Grenze, fahren entlang des Walensees nach Zürich und erreichen hinter Lausanne endlich Frankreich. Nun passieren wir Lyon und Saint-Etienne und landen schließlich gegen 17:00 Uhr an unserem Tagesziel Le Puy-en-Velay, wo ich im Hotel IBIS-Centre bereits vorbestellt habe. Temperatur: 28°

Le Puy ist eine faszinierende Stadt in der Auvergne, deren vulkanische Vergangenheit durch mächtige Lavafelsen dokumentiert ist, die mitten im Stadtgebiet liegen und schon sehr früh Gegenstand religiöser Verehrung waren. Die Stadt ist heute ein Wallfahrtsort und Ausgangspunkt für den Pilgerweg nach Santiago de Compostella (Jakobsweg). Nach unserer Ankunft besichtigen wir die Kathedrale Notre-Dame, machen einen Stadtrundgang und nehmen schließlich unser Abendessen im Hotel ein, da in Frankreich kein Restaurant vor 19:00 Uhr öffnet und wir nicht noch einmal in die Stadt gehen wollen. 


Tagesleistung: 691 Kilometer


Donnerstag, 26. September 2013
An diesem Tag werden wir in Le Puy bleiben und Stadt und Umgebung ein wenig näher kennen lernen. Gleich neben dem Hotel liegt die Dominikanerkirche Saint-Laurent, der wir einmal einen Besuch abstatten. Um 9:45 Uhr besteigen wir das Auto und fahren rund 5 Kilometer nach Norden, wo wir die Festung von Polignac erreichen. Sie wurde auf einem vulkanischen Hügel erbaut und bietet einen interessanten Rundblick auf die Umgebung.
Danach fahren wir durch die Loire-Schluchten nach Rosières, wo sich ein interessantes geologisches Phänomen befindet, das den Namen „Ravin de Corboeuf“ trägt. Es handelt sich um eine in hellen Farbtönen gehaltene Felsschlucht, die an Sanddünen in der Wüste erinnert – ebenfalls ein vulkanisches Phänomen! Der Fußweg dorthin verläuft auf der Trasse einer aufgelassenen Eisenbahnlinie und dauert rund eine halbe Stunde.
Nach einem kleinen Imbiss fahren wir wieder zurück nach Le Puy und klettern dort hinauf zur Kapelle Saint-Michel-d’Aiguilhe, die auf einer riesigen Lava-Felsspitze steht und nur mühsam über 220 Stufen erreicht werden kann. Temperatur: 30°. Zurück im Hotel machen wir uns ein wenig frisch und brechen dann noch zu einem Einkaufsbummel auf…


Tagesleistung: 48 Kilometer


Freitag, 27. September 2013
Heute fahren wir wieder ein Stück weiter, aber wir haben einen Bummeltag und wollen nicht Kilometer fressen, sondern uns das Land anschauen. Wir fahren einmal mehr gegen 9:00 Uhr ab und halten uns südlich, wo wir bei Brignon den Wasserfall „Cascade de la Beaume“ suchen.  Zunächst finden wir einen Aussichtspunkt, wo wir einen Blick auf den Wasserfall erhaschen, der über eine 27 Meter hohe Felswand stürzt. Später finden wir einen kleinen Wanderweg, der uns in etwa 20 Minuten an die Geländekante führt. 
Danach fahren wir wiederum nur ein paar Kilometer weiter und erreichen bei Cayres den kreisrunden Maar-See „Lac du Bouchet“, wo ein wunderschönes Freizeitzentrum eingerichtet wurde. Wir genießen die herrliche Landschaft bei einer kleinen Erfrischung und müssen jetzt doch endlich ein paar Kilometer weiterbringen.
Über eine Vielzahl von niederrangigen Verkehrswegen queren wir den Fluss Allier und erreichen schließlich die Landschaft „Aubrac“, die mit endlos erscheinenden Weiden bedeckt ist, auf denen das Aubrac-Rind, eine spezielle Rinderrasse, grast. Im Winter wird hier dem Schi-Langlauf gefrönt. Gegen 14:00 Uhr erreichen wir den gleichnamigen Ort Aubrac, wo sich ein altes Pilger-Hospiz auf dem Jakobsweg befindet. Nach einem kurzen Rundgang nehmen wir einen kleinen Imbiss zu uns und fahren hinunter ins Tal des Flusses Lot, wo wir durch den Ort Saint-Côme-d’Olt kommen, der uns mit seiner pittoresken Altstadt zu einem kleinen Rundgang einlädt.
Kurz danach erreichen wir Espalion, wo wir nach kurzer Parkplatzsuche das sehenswerte Gerberviertel am Fluss und die alte Brücke aus dem 13. Jahrhundert bewundern. Temperatur: 32°
Schön langsam reicht’s für heute und wir freuen uns endlich die Stadt Rodez, unser heutiges Etappenziel zu erreichen. Sie liegt oben auf einem Hügel und der Verkehr ist ganz heftig. Leider irrt sich mein Navi und schickt mich erst im 2. Versuch zum IBIS-Hotel „Rodez-Centre“. Aber die Tiefgarage liegt in einer Einbahn hinter uns und zwingt mich zu einer weiteren Ehrenrunde. Es ist 17:45 Uhr. Nach der Zimmerbelegung brechen wir zu einem Stadtrundgang zur Kathedrale auf, die leider schon geschlossen ist. Wir machen einen Altstadtbummel und essen zu Abend.


Tagesleistung: 208 Kilometer


Samstag, 28. September 2013
Der Himmel ist heute weitgehend bedeckt, wir starten wieder gegen 9:00 Uhr. Nach einem kurzen Halt im alten Städtchen Marcillac erreichen wir um 10:45 Uhr den Ort Conques, der zu den bedeutendsten Pilgerstätten auf dem Jakobsweg zählt. Die romanische Klosterkirche Sainte-Foye und das gesamte Ambiente von Conques, das in einem engen Tal zwischen bewaldete Hügel hingeduckt liegt, sind sehr eindrucksvoll. Die aufwendige Organisation der Besucherströme zeugt vom hohen Interesse, jetzt aber – außerhalb der Saison – ist alles überdimensioniert für die Handvoll vorhandener Touristen.
Wir fahren gegen 12:00 Uhr wieder ab und kommen auf unserer weiteren Fahrtstrecke  um etwa 13:00 Uhr in die Stadt Figeac, wo wir eine kleine Pause einlegen wollen. Der Parkplatz kann nur gegen Gebühr benützt werden und während ich versuche dem Automaten Geld einzuflößen, kommt eine ältere Dame, die uns in ganz gutem Deutsch den Hausbrauch erklärt: zwischen 12 und 14 Uhr wird nicht kassiert und dann ist die erste halbe Stunde gratis.
Also nichts wie los! Gleich um die Ecke finden wir das Musée Champollion, das dem Sprachwissenschaftler und Ägyptologen Jean-Francois Champollion gewidmet ist, der durch die Übersetzung des Steins von Rosette als erster die ägyptischen Hieroglyphen entziffert hat. Im Hof des Museums liegt eine überdimensionale Kopie dieses Steines, die den ganzen Platz bedeckt. Das Museum ist gesperrt, also Mittagessen in der Brasserie vor dem Museum und dann zurück zum Parkplatz, bevor der Parkwächter seinen Mittagsschlaf beendet… Weiterfahrt um 14:30 Uhr. Wir verlassen nun die Region Midi-Pyrénées und überqueren die Grenze nach Aquitanien.

 

Kurz danach erreichen wir den Ort Groléjac, wo sich unsere Ferienwohnung befinden soll. Unser Navi führt uns aber wieder aus dem Ort hinaus und über eine Waldstraße auf einen Hügel hinauf.
Dann sehen wir schon das Hinweisschild Gîtes des Pierres Blondes und werden über einen unbefestigt Zufahrtsweg zu einem Steinhaus mit großem Garten und kleinem Parkplatz geführt. Ankunft 16:00 Uhr.
Die Tochter des Hauses nimmt uns in Empfang und zeigt uns das ganze Anwesen, später stößt auch das Besitzer-Ehepaar zu uns. Die Gebäude bestehen aus einem Haupthaus, wo sich im 1. Stock die Wohnung der Besitzer befindet und im Erdgeschoß eine Ferienwohnung, die aber derzeit nicht vermietet ist. Wir selbst wohnen in einem angebautem Quertrakt, wo sich im Erdgeschoss die Wohnräume und im Dachgeschoß die Schlafräume befinden. Die Gebäude sind alle aus Naturstein, stammen aus dem 19. Jahrhundert, wurden vor etwa 4 Jahren komplett renoviert und modern und komfortabel eingerichtet. Ursprünglich war es ein Bauernhaus mit Schafställen im Erdgeschoß. Der Garten rundum ist wunderschön gepflegt, verfügt über einen beheizten Swimmingpool und eine Vielzahl von Sitz- und Liegebereichen.
Auch unsere Ferienwohnung hat eine eigene Sitzterrasse vor dem Haus, im Erdgeschoß befindet sich ein Wohnraum mit Esstisch und Sitzbank, Radio und Satelliten-TV, eine komplett eingerichtete Küche mit Gasherd, Backofen, Mikrowelle und Geschirrspüler, sowie ein Badezimmer mit 2 Waschbecken und einer geräumigen Dusche. Eine Wendeltreppe führt ins Dachgeschoß, wo sich über dem Wohnraum der große Schlafraum mit Doppelbett und Ladenschränken befindet, sowie auf der anderen Seite eine kleine Kammer mit 2 weiteren Betten, die wir aber nur zur Ablage benutzen. Das Dach wird von Holzbalken getragen, bei denen ich immer ein wenig den Kopf einziehen muss. Auch ein Willkommensgeschenk haben wir bekommen. Hier lässt sich’s aushalten!
 
Wir bringen rasch das Gepäck ins Haus und fahren dann gleich wieder in den Ort um für das Wochenende noch ein paar Einkäufe zu erledigen. Dazu müssen wir wieder von unserem Hügel hinunter auf die Hauptstraße, wo wir den Ort Groléjac erreichen. Das ist eigentlich ein Straßendorf, das sich von einem Freizeitzentrum an einem kleinen See bis hin zum Flussufer der Dordogne erstreckt und über kein wirkliches Ortszentrum verfügt. Knapp vor dem Flussübergang gibt’s aber wenigstens ein Einkaufszentrum mit einem kleinen Supermarkt, Bäcker, Fleischer und einer Brasserie. Dort finden wir alles, was wir suchen und machen uns auf den etwa 5 Kilometer langen Rückweg zu unserer Ferienwohnung, wo wir uns häuslich einrichten und nach einem abendlichen Gewitter mit kurzem Stromausfall eine ruhige Nacht verbringen.


Tagesleistung: 186 Kilometer


Sonntag, 29. September 2013
Nach dem Frühstück machen wir uns gegen 9:50 Uhr auf den Weg um in die nächste größere Stadt, nach Sarlat-La-Canéda, zu fahren. Meine Frau Regina ist seltsam still und klagt dann über leichte Magenbeschwerden. Wir waren im Jahr 2008 hier bereits einmal auf der Rückreise von einem Hausbooturlaub und finden daher leicht einen Parkplatz, der uns mit wenigen Schritten die Altstadt erreichen lässt. Wir bummeln ein bisschen durch die alten Gässchen, Regina ist jedoch nicht bei der Sache und beschäftigt sich mehr mit ihren Beschwerden. So kürzen wir den Stadtbesuch ab und ich überlege mit ihr eine kleine Bootsfahrt mit einer Gabarre auf der Dordogne zu machen. Wir fahren dazu nach Beynac-et-Gazenac, sehen aber, dass die Fahrten erst am Nachmittag stattfinden. Regina will nur Eines: nach Hause! Also zurück in unser Gîte, wo sie sich mehrmals erbricht, ich den Nachmittag allein am Pool verbringe und mir dann die Berichterstattung über die Nationalratwahl in ORF2 über Satellit anschaue. Da könnte auch mir übel werden…


Tagesleistung: 52 Kilometer


Montag, 30. September
Heute geht’s Regina Gott sei Dank wieder besser und wir wollen einen Ausflug ins benachbarte Département Lot machen. Wir fahren um 9:30 Uhr los und erreichen nach einer guten Stunde Fahrzeit den Ort Lacave, wo wir die dortige Tropfsteinhöhle besichtigen wollen. Die Führung erfolgt mit einem kleinen Zug, der uns durch die eindruckvollen Gesteinsformationen führt. Nach der Führung setzen wir uns gleich neben dem Höhleneingang in ein Restaurant und Regina will gemäß Speisekarte eine süße Crèpe essen, aber die haben sie uns nicht gemacht.
Nach der Mittagspause fahren wir weiter und erreichen den Gouffre de Padirac, ein kreisrundes Loch in der Landschaft mit einem Durchmesser von 33 Metern und einer Tiefe von 75 Metern. Glücklicherweise kann man mit dem Aufzug nach unten fahren – dann geht’s aber erst richtig los: über weitere Treppen erreicht man einen unterirdischen Fluss, dem man zunächst selbständig bis zu einem See folgt. Dort wird man in Boote verschifft, die den lang gestreckten Höhlensee überqueren. Am anderen Ende erwartet uns schon ein Führer, der uns zu Fuß weiter führt und uns eine Vielzahl von unterirdischen Domen, Sinterbecken und Tropfsteingebilden zeigt. Zurück geht’s auf dem gleichen Weg und man ist von den Eindrücken wirklich überwältigt.
Zum Tagesabschluss wollen wir noch nach Rocamadour, einen berühmten Wallfahrtsort in der Region. Wir finden einen Parkplatz direkt neben dem Stadttor (keine Saison) und spazieren durch den mittelalterlichen Ort, der eng an eine steile Felswand gebaut ist. Dann aber geht’s hinauf zur Schwarzen Muttergottes von Rocamadour, deren Heiligtum nur über eine lange, steile Steintreppe erreichbar ist, die von den Büßern früher auf den Knien bestiegen werden musste. Auf dem Rückweg kaufen wir noch ein paar Scheiben des berühmten Rocamadour-Ziegenkäses.
Bei der Rückfahrt halten wir noch für einen Lebensmitteleinkauf an einem Supermarkt in Gourdon. Ankunft bei unserer Ferienwohnung gegen 19:00 Uhr.


Tagesleistung: 130 Kilometer


Dienstag, 1. Oktober 2013
Ein „Déja-vue“: Regina hat wieder Magenkrämpfe, ist jedoch so tapfer, dass sie trotzdem nicht zuhause bleiben will. Wir fahren also kurz nach 10:00 Uhr ab und wollen zum Schloss von Marqueyssac und dessen Schlossgärten besichtigen. Die Anlage befindet sich auf einem Felssporn 130 Meter über der Dordogne und erstreckt sich über eine Länge von rund 800 Metern. Der Garten ist abwechslungsreich gestaltet, aber überwiegend mit Buchsbüschen bewachsen, die 2x jährlich händisch zu Formen geschnitten werden. Auch die Aussicht ins Tal der Dordogne mit seinen dominanten Burgen und Städten ist überwältigend. Regina schleppt sich tapfer durch das ganze Areal und muss immer wieder Pausen einlegen, wenn der Magen wieder kneift. Also brechen wir um etwa 13:00 Uhr ab und fahren nach einem kurzen Einkaufsstopp im Groléjac (Coca-Cola und Soletti) wieder nach Hause. Was für ein Glück, dass wir diesen herrlichen Pool zur Verfügung haben!


Tagesleistung: 59 Kilometer


Mittwoch, 2. Oktober 2013
Heute ist es endlich vorbei mit schlechten Befindlichkeiten. Wir fahren gegen 9:20 Uhr ab und es hat bereits eine Temperatur von 18°. Diesmal wollen wir uns einmal mit den Relikten der Vorgeschichte befassen, von denen es hier im Périgord ja reichlich gibt. Wir fahren zunächst ins Tal der Vézère und erreichen um etwa 10:30 Uhr die Grotte von Rouffignac, deren Eingang ganz versteckt in einem Waldgebiet liegt. Die Grotte wird für die Besucher mit einer Elektrobahn befahren und wir sehen Ritzzeichnungen und einfärbig schwarze Malereien aus der Epoche des Jung-Magdalénien (etwa 13.000 v. Chr.). Sehr interessant ist auch die Hinterlassenschaft der Höhlenbären, die in den weichen Lehmboden richtige Schlafkuhlen gegraben haben.
Und nachdem wir schon von der Zeitepoche des Magdalénien gehört haben, fahren wir im Anschluss daran nach „La Madeleine“, dessen Ausgrabungen 1863 diesem Zeitalter seinen Namen gegeben haben. Die vorgeschichtliche Fundstätte liegt ganz einsam an einem Felsüberhang (Abri) über dem Fluss Vézère. In der untersten Etage wurden die Relikte aus der Vorgeschichte (bis 17.000 v. Chr.) gefunden, die darüber liegende Etage wurde ab dem 8. Jahrhundert mit Steinwänden verbaut und bis ins Mittelalter besiedelt. Und ganz oben am Felsen wurde im 14. Jahrhundert eine Burg errichtet. Sehr interessant: 3 Stockwerke – 3 Zeitepochen!
Um 14:00 Uhr fahren wir weiter die Vézère abwärts und machen in Le Bugue einen kleinen Halt, den wir zu einem kleinen Stadtbummel mit Imbiss nützen. Es hat inzwischen 33° und wir wissen nicht, was wir alles ausziehen sollen.
Gegen 15:30 landen wir schließlich in Limeuil, gehen hinauf zum Schloss, und besichtigen die „Jardins Panoramiques“, die uns neben dem wunderbaren Pflanzenbestand auch einen herrlichen Blick auf die Mündung der Vézère in die Dordogne bieten.

Um 17:50 sind wir wieder in unserer Ferienwohnung und ich stürze mich schon wieder in den Pool.


Tagesleistung: 149 Kilometer


Donnerstag, 3. Oktober 2013
Das Wetter hat sich ein bisschen verschlechtert, es ist trüb und windig. Aber wir lassen uns nicht abschrecken und starten heute um 9:30 Uhr zu unserer Tour zu den Burgen an der Dordogne. Unser erstes Ziel ist die Bastide Domme, die ja fast auf Sichtweite von unserem Domizil liegt und wo sich ein Sportflugplatz befindet, dessen Flugzeuge manchmal die absolute Stille über unserem Haus brechen. In Domme ist heute Markttag und wir machen einen Bummel durch die Stadt und über den kleinen Markt, wo wir um 0,13 € eine einzelne Zwiebelknolle für das Nachtmal erstehen.
Dann fahren wir weiter zur Burg Castelnaud-la-Chapelle, die trutzig über dem Ort liegt. Der Aufstieg ist uns aber zu mühsam und da wir die mittelalterliche Waffensammlung nicht besichtigen wollen, fahren wir gleich wieder weiter. Wir überqueren die Dordogne und kommen nach Beynac-et-Cazenzac. Wir parken unser Auto am Parkplatz am Dordogne-Ufer (12-14 Uhr gratis), wandern durch die steilen Straßen der Stadt hinauf zur Burg und nehmen in der Brasserie „Le Donjon“ ein Mittagessen zu uns. Danach geht’s wieder hinunter zum Auto und wir fahren weiter nach La Roque-Gageac, wo wir uns gleich einmal Karten für die schon zweimal verschobene Fahrt mit der Gabarre-Schaluppe sichern. Da wir bis zur Abfahrt noch ein wenig Zeit haben, machen wir noch einen kleinen Stadtrundgang und kaufen Mitbringsel ein. Um 15:00 Uhr startet die Gabarre und wir fahren eine knappe Stunde bis zur Brücke von Castelnaud und bewundern das Dordogne-Tal von der Flussseite her.

Anschließend fahren wir über Sarlat, wo wir in einem Supermarkt einen Einkaufsstopp einlegen, wieder nach Hause, wo wir um etwa 17:20 Uhr eintreffen. In der Nacht trommelt ein heftiger Gewitterregen auf unser Steindach.


Tagesleistung: 78 Kilometer


Freitag, 4. Oktober 2013
Wie der Wetterbericht versprochen hat, schüttet es den ganzen Tag und wir bleiben zu Hause. An Lebensmittelvorräten mangelt es nicht und wir genießen auch einmal die Entspannung. Erst abends hört der Regen auf und ich mache einen kleinen Rundgang in der Umgebung unseres Hauses. Hier gibt es etwa 3 oder 4 unmittelbare Nachbarhäuser und zwei Bauernhöfe im weiteren Umfeld.

Tagesleistung: 0 Kilometer


Samstag, 5. Oktober 2013
Für heute haben wir noch einmal einen größeren Ausflug vor und wir fahren schon um 8:45 Uhr los. Es geht wieder einmal in südliche Richtung, in den Regionalen Naturpark Causses du Quercy, dessen Parkverwaltung sich in Labastide-Murat befindet. Wir kommen ins Tal der Célé und erreichen die Grotte von Pech-Merle um etwa 11:00 Uhr. Hier habe ich unsere Eintrittstickets bereits über Internet vorbestellt, weil der tägliche Eintritt an Besuchern wegen der für die Felsmalereien schädlichen Ausdünstungen mit 700 Personen limitiert ist. Wäre aber nicht notwendig gewesen, weil der aktuelle Besucheransturm sich an wenigen Händen abzählen lässt. Zuerst gibt’s eine Filmvorführung, dann werden wir in die Höhle eingelassen. Es gibt hier ganz andere Maltechniken als in der Höhle von Rouffignac, die Zeichnungen wirken durch Rötel färbig und durch Punkttechniken strukturiert. Interessant auch die Handabdrücke, die in Blastechnik angefertigt wurden. Datiert werden die Werke in der Zeitepoche des Alt-Magdalénien (ca. 17.000 v. Chr).
Gegen 13:30 Uhr fahren wir weiter, erreichen das Lot-Tal, dem wir aufwärts zum Ort Saint-Cirq-Lapopie folgen, der ganz pittoresk hoch über Fluss liegt. Wir kehren in der Brasserie La Tonelle ein und lassen uns das Mittagessen schmecken, während über unserem Markisendach ein kleiner Regen niedergeht. Nach dem Essen machen wir einen Stadtrundgang, gehen hinauf bis zur Aussichtsspitze und sehen dort langsam wieder Regenwolken heraufziehen.
Wir machen noch einen kurzen Blick in die Kirche, dann wollen wir wieder zum Auto zurück, aber weit kommen wir nicht: plötzlich setzt ein gewaltiger Wolkenbruch ein, der die Straße blitzartig in einen reißenden Bach verwandelt. Wir können uns noch schnell in einen Hauseingang verkriechen und unsere Schirme zücken, die natürlich immer dabei sind. In der ersten Regenpause (16:00 Uhr) geht’s im Laufschritt zum Auto und ab zur nächsten Etappe, die uns nach Cahors führen soll. Dort angekommen, müssen wir uns verkehrstechnisch erst einmal in dieser größeren Stadt zurechtfinden. Alles können wir sowieso nicht besichtigen, aber ich würde mir gerne die „Pont Valentré“, eine befestigte Brücke über den Lot aus dem 14. Jahrhundert ansehen. Wir finden schließlich doch hin und überqueren zu Fuß den Fluss auf der Brücke. Dabei sehen wir, wie ein Hausboot die Schleuse unterhalb der Brücke ansteuert und bekommen so schon einen Vorgeschmack auf unsere eigene Hausbootfahrt, die ja schon knapp bevorsteht. Wir fahren von Cahors gegen 17:45 Uhr ab und landen um etwa 19:00 Uhr in unserem Feriendomizil.


Tagesleistung: 188 Kilometer


Sonntag, 6. Oktober 2013
Für unseren letzten Tag im Périgord haben wir keine großen Pläne mehr gemacht, aber wir wollen nochmals nach Sarlat, dessen Besuch uns ja Regina’s Magen zuletzt verdorben hatte. Aber diesmal ist alles in Ordnung und wir genießen das Ambiente der Stadt, kaufen ein paar Mitbringsel ein und nehmen schließlich im „Restaurant du Commerce“ unser Abschiedsmahl ein. 
Auf dem Rückweg zu unserer Ferienwohnung machen wir noch einen kurzen Halt in Carsac, wo Regina im Vorbeifahren den Hinweis auf eine romanische Kirche gesehen hat. Sehr interessant und einen Besuch wert. Gegen 15:00 Uhr sind wir wieder zurück und beginnen unsere Krämchen zusammenzupacken.


Tagesleistung: 39 Kilometer


Montag, 7. Oktober 2013
Nun müssen wir uns mit einem weinenden Auge von unserem Gîte verabschieden. Das Auto wird beladen, wir zahlen unsere Schulden und werden von der Gastgeberin herzlich verabschiedet. Um etwa 9:00 Uhr brechen wir bei strahlendem Sonnenschein auf und fahren Richtung Hausbooturlaub. Leider hält die Sonne nicht lange, da wir im Tal in den Nebel eintauchen und weiter nördlich die Sonne auf Sparflamme brennt. Wir fahren auf dem kürzesten Weg über Moulins und Clermond-Ferrand nach Dompierre-sur-Besbre, wo wir um 13:45 Uhr eintreffen. 
Die Locaboat-Basis liegt an einem kleinen Hafenbecken am nördlichen Stadtrand. Unser Boot wird noch geputzt und wir müssen etwa eine halbe Stunde warten. Dann aber ist es soweit und wir können unser Gepäck an Bord bringen. Weitblickender Weise haben wir schon so gepackt, dass wir Dinge, die wir jetzt nicht benötigen werden, separiert haben und im Auto zurücklassen können. Danach wird im Büro der Mietvertrag abgeschlossen, ich nehme das All-Inclusive-Paket, das sich bei früheren Reisen schon als recht bequem erweisen hat und neben der Miete für ein Fahrrad auch die Treibstoffkosten und den Selbstbehalt-Verzicht inkludiert. Nur die Parkgebühr kommt noch dazu, aber dafür wird mein Auto in einer großen Halle eingesperrt. Das gemietete Fahrrad ist mit seinem Vollgummireifen ziemlich schwer und ich stelle es zunächst auf dem Schwimmponton ab um Regina zur Mithilfe beim Einladen zu bitten. Auf dem schwabbelnden Ponton verliert das Rad das Gleichgewicht und fällt um – zum Glück nicht ins Wasser! Aber kurz danach suche ich verzweifelt das Fahrradschloss. Auf meine Nachfrage heißt es, das liegt üblicherweise im Einkaufskorb des Rades. Ich hab es zwar nie gesehen, aber dafür hat man ein All-Inclusive-Paket ;-))
Nachdem wir diesmal nur zu Zweit fahren, haben wir das kleinste Boot gewählt, eine Pénichette 935. Sie heißt offiziell „Parnac“ und befindet sich nach erstem Augenschein in einem sehr guten Allgemeinzustand. Der Instruktor kommt an Bord und erklärt ganz stolz, dass das Boot mit Baujahr 1990 heuer generalsaniert wurde und erst seit wenigen Monaten wieder im Einsatz steht. Die Erklärungen gehen relativ rasch ab, als er erfährt, dass wir keine Bootsneulinge sind. Wir wünschen uns aber eine zusätzliche Leine, mit der wir die Mittelklampe belegen können. Denn die befindet sich direkt neben dem Steuerstand und ist daher leichter erreichbar, als die Heckklampe. Schließlich machen wir eine kleine Proberunde und dann heißt es für uns „Start frei!“
Um 15:40 Uhr legen wir ab und fahren aus dem Hafenbecken durch den Stichkanal von Dompierre zum Loire-Seitenkanal. Ermattet lasse ich mich auf dem Hocker am Steuerstand nieder, aber schon nach kurzer Zeit verkleinert sich mein Horizont: die Höhenverstellung des Sitzes funktioniert nicht und ich sinke immer weiter ein. Aber ich pfeif drauf, auch die Seeräuber sind schon immer am Steuerrad gestanden! Wir erreichen den Loire-Seitenkanal um 16:20 Uhr, machen eine rechtwinkelige Kurve und stehen vor der Schleuse 6 (Besbre), deren Schleusentore bereits geöffnet sind. Der Schleusenwärter ist sehr entgegenkommend und hilft uns beim Belegen der Poller, die beim Aufwärtsschleusen für uns ziemlich weit entfernt sind. Dann aber beginnt eine Diskussion mit einer Dame, die auch an der Schleuse steht und behauptet, dass wir nicht angemeldet seien, sondern ihr Mann mit eine großen Péniche in wenigen Minuten eintreffen werde. Also verlegt der Schleusenwärter uns ganz nach vor und wir warten kurz auf das angekündigte Schiff, das mit uns in der Schleusenkammer ausreichend Platz findet. Da der Wärter auch noch die nächsten Schleusen bedient, fragt er uns genau aus, wie weit wir heute noch fahren wollen und wann wir morgen weiterfahren werden. Mit diesen Informationen versorgt entlässt er uns aus der Schleuse, während wir auf die Schleuse Nr. 5 (Putay) zufahren. Dort angekommen ist aber der Schleusenwärter noch nicht zu sehen und wir treiben ein wenig herum. Schließlich fährt sein Auto vor und er beginnt die Schleusentore zu öffnen. Mit seiner Hilfe  klappt die Schleusung wieder hervorragend und er bekommt von uns natürlich ein kleines Trinkgeld. Für heute haben wir noch die Schleuse 4 (Theil) vor uns, dann soll es aber genug sein. Für morgen gibt es eine nächste Schleusenkette, die von einem anderen Kollegen bedient wird. Unsere geplante Abfahrtszeit von 9:00 Uhr wird er aber nicht einhalten können, da bereits andere Boote angemeldet sind. Der Schleusenwärter schlägt daher 9:30 Uhr als Abfahrtszeit vor. Wir sind von soviel Präzision überrascht und willigen natürlich ein. Dann geht’s die letzten paar Kilometer zum Ort Pierrefitte, wo in einem ehemaligen Wendebecken ein netter Anleger eingerichtet wurde. Es ist schon ziemlich dunkel, als wir gegen 18:30 Uhr dort als einziges Boot festmachen. Jetzt müssen wir aber auspacken und uns auf dem Boot erst einmal häuslich einrichten. Der Stauraum ist nicht überwältigend, aber für uns zwei ausreichend. Sehr entgegen kommt uns eine zusätzliche Schlafkoje im Durchgang vom Steuerstand zu unserer Kabine, die wir zur Ablage von Taschen und anderen Dingen nutzen, von deren Notwendigkeit wir nicht überzeugt sind und daher gar nicht richtig auspacken wollen. Auch das Überziehen der Bettdecken ist auf diesem engen Raum ein wenig anstrengend. Beim letzten Tageslicht hissen wir noch die Österreichische Fahne anstelle des Locaboat-Wimpels und taufen das Boot gemäß dem Beispiel der UNALTEN auf den Namen „Southwind“. Schließlich ziehe ich eine kleine Runde um das Hafenbecken und finde gleich nebenan das Hotelrestaurant „La Péniche“, das von außen einen sehr interessanten Eindruck macht, aber heute leider geschlossen hat. Aber wir haben ja vorgesorgt und verpflegen uns selbst mit Schinken und Melone aus dem Kühlschrank.


Tagesleistung: 378 Kilometer (Auto), 12,3 Kilometer (Boot) und 3 Schleusen


Dienstag, 8. Oktober 2013
Heute Morgen ist es bedeckt bei etwa 10° Außentemperatur. Beim Zubereiten des Frühstücks bemerken wir zu unserem Schrecken, dass unsere Streichholzschachtel noch genau 2 Zündhölzer enthält. Eines davon gibt gleich den Geist auf, das andere springt nach ein paar Versuchen an – also gibt es doch ein warmes Frühstück! Alternativ hätte ich natürlich auch beim Backrohr, das über einen Piezzo-Anzünder verfügt, das defekte Streichholz anzünden können, aber wer kommt am frühen Morgen schon auf solche Ideen?

Wir legen - wie mit der Schleusentruppe vereinbart - um 9:30 Uhr ab. Eine größere Motoryacht, die offenbar am Ortsanleger von Pierrefitte übernachtet hat, kommt uns zunächst entgegen, wendet dann aber und folgt uns zur Schleuse Nr. 3 (Oddes), die bereits für uns vorbereitet ist. Schön langsam beherrschen wir schon die Schleusentechnik, trotzdem ist es bei 2 Mann/Frau Besatzung nicht so einfach das Boot festzumachen. In allen Handbüchern wird empfohlen ein Besatzungsmitglied vor oder in der Schleuse abzusetzen, der das Festmachen von Land aus unterstützt. Bloß den haben wir nicht, allerdings sind wir über die zusätzliche Leine froh, die wir an der Mittelklampe befestigt haben und dem Steuermann erlaubt schnell vom Bootsmanöver zum Leinenmanöver zu wechseln. Um etwa 11:00 Uhr ist auch die Schleuse 2 (Talenne) passiert und wir haben nun eine Fahrstrecke von rund 8 Kilometern bis zur nächsten Schleuse vor uns. Bei Mortillon kommen wir ganz nahe an den Fluss Loire heran, der sich hier in einer Flussschleife an den Kanal schmiegt. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass wir zusehen müssen, noch vor 12:00 Uhr die Schleuse vor der Kanalbrücke über die Loire bei Digoin zu passieren, denn dann ist 1 Stunde lang Mittagspause. Also drücke ich ein bisschen aufs Gas, aber mehr als 8 km/h sind nicht erlaubt!  Wir passieren die Einmündung des Canal de Roanne à Digoin und stehen um 11:45 Uhr hinter der nächsten Kurve vor der Schleuse 1 (Digoin).
Sie wird permanent von einer Schleusenwärterin betreut, die uns mit Leinen von oben behilflich ist, das Boot festzumachen. Die 3,90 m Hubhöhe sind bald überwunden, aber dann folgt das übliche Verhör über unsere weiteren Absichten. Nachdem wir alles gebeichtet haben, öffnet sie die oberen Schleusentore, wir durchqueren zunächst ein Wartebecken und befahren dann die 243 Meter lange Kanalbrücke, die uns über den Fluss Loire nach Digoin bringt. Auf der gegenüberliegenden Seite fährt man direkt in die Stadt ein. Der Kanal ist anfangs mit rostigen Schlitzwänden begrenzt, die oben mit einem Loch versehen sind und behelfsmäßig zum Festmachen verwendet werden könnten. Aber das freut uns nicht, wir unterqueren einen Fußgängersteg und sind somit in das kostenpflichtige Hafengebiet eingefahren, wo es noch vor dem Hafenbecken einige Liegeplätze mit Pollern gibt. Wir nehmen gleich den vor der Capitainerie, wo auch Strom und Wasseranschluss vorhanden wären, die wir aber wegen unserer kurzen Fahrdauer gar nicht benutzen. Jetzt noch schnell ein kalter Mittagsimbiss – denn Zündhölzer haben wir noch immer nicht – dann brechen wir zu einem Landgang auf. Wir schlendern durch die alten Gässchen, besuchen die Kirche Notre-Dame de la Providence aus dem 19. Jh. und finden am Hauptplatz vor der Kirche eine Tabak-Trafik, wo wir uns gleich mit einem Feuerzeug eindecken.
Dann  gehen wir weiter ans Loire-Ufer, wo wir von der eindrucksvollen Kanalbrücke noch ein paar Fotos schießen. Wir schauen auch einem Arbeitstrupp zu, der angeschwemmtes Holz von den Brückenpfeilern entfernen soll. Sie sind zwar bergsteigerisch gut ausgerüstet und seilen sich von der Brücke ab, der Erfolg lässt aber länger auf sich warten, als unsere Geduld dauert. Gleich nebenan ist das Loire-Museum „ObservaLoire“, das wir uns gerne anschauen wollen, aber dienstags ist leider geschlossen. Zurück in die Stadt, wo wir schon über einen kleinen SPAR-Markt gestolpert sind. Der hat zwar mehr Getränke als sonstige Lebensmittel, trotzdem werden wir fündig und hauchen damit unserem Kühlschrank gegen 17:00 Uhr wieder etwas Leben ein. Danach drehen wir noch eine kleine Runde um das Hafenbecken das am rechten Ufer vom Bootsverleiher „Les Canalous“ dominiert wird. Bei dieser Gelegenheit fängt uns die Dame vom Hafenbüro ab, will natürlich genau wissen woher und wohin und knöpft uns für die eine Nacht den horrenden Betrag von € 5,55 ab. Zurück an Bord und keine Lust um 19:00 Uhr, wenn die Restaurants öffnen, schon wieder fort zu gehen. Aber wir haben uns ja was zum Aufbacken gekauft und so weihen wir gleich einmal unseren Backofen ein. Das unbeschichtete Backblech weist vorher noch keine Benützungsspuren auf, nachher hat es ein paar angebräunte Flecken, die sich durch nichts und niemanden wieder entfernen lassen! Gute Nacht…


Tagesleistung: 15,5 Kilometer und 3 Schleusen


Mittwoch, 9. Oktober 2013
Auch heute Früh ist es bedeckt, aber ein wenig kälter geworden, es hat nur 6°. Wir starten um 9:00 Uhr von Digoin, passieren das Hafenbecken sowie eine daneben liegende Schiffswerft und fahren auf dem Loire-Seitenkanal weiter Richtung Osten nach Paray-le-Monial. Sehr interessant ist hier die „Rigole de l’Arroux“, ein 14 km langer Wasserversorgungskanal, der Wasser vom Fluss Arroux abzweigt und in den Loire-Seitenkanal einleitet. Noch bis in die 50er-Jahre war dieser Kanal auch mit kleineren Schiffen bis zum Ort Gueugnon befahrbar. Heute sieht man an der Einmündung in den Kanal noch eine Klappbrücke und ein Aquädukt mit Schleuse.
Hier muss man sich ein bisschen mit der komplexen Entstehung dieser beiden Kanäle beschäftigen. Geschichtlich gesehen ist der Zentrumskanal der ältere der beiden und wurde bereits 1793 eröffnet. Er führte damals im Norden von Digoin vorbei und mündete direkt in die Loire. Erst 1838 erreichte der Neubau des Loire-Seitenkanals die Stadt, dabei wurde mit Hilfe der Kanalbrücke eine Verbindung mit dem bereits bestehenden Zentrumskanal hergestellt. Die alte Streckenführung wurde in mehreren Bauetappen mit der neuen verbunden und schließlich gänzlich zugeschüttet. Eine genaue Abfolge dieser Umbaumaßnahmen findet man als Powerpoint-Präsentation im Internet beim Projekt Babel. Jedenfalls endet heute der Loire-Seitenkanal beim Hafenbecken von Digoin.

Am Canal du Centre sind die Schleusen bereits automatisiert, das heißt, wir brauchen keinen Schleusenwärter mehr, sondern sind auf Selbstbedienung angewiesen. An der Schleuse Nr.26 (Les Bessons) befindet sich gerade ein Boot in der Schleusenkammer, ein weiteres wartet bereits im Oberwasser. Als das Boot die Schleuse verlässt, stellt sich für uns die Frage, wie wir uns denn bemerkbar machen können. Nach einigem Suchen finden wir am Ufer ein kleines Blechkästchen, das eventuell ein Sensor sein könnte. Da sich aber nichts tut, untersucht Regina mit dem Bootshaken, ob es vielleicht eine Drücktaste sein könnte. Warum auch immer – plötzlich springt die Ampel auf Grün und wir sehen zu in die Schleuse zu kommen. Dort gibt’s natürlich niemanden der uns hilft, die Leinen um die Poller zu legen, aber Regina hat in der Zwischenzeit den Trick erlernt eine Seilschlinge mit dem Bootshaken am Poller zu platzieren. Sehr schön, jetzt sind wir zwar ein bisschen verheftet, aber irgendjemand muss jetzt an Land um das blaue Seil zu ziehen, das die Schleusung auslösen soll. Es gibt zwar eine Leiter, aber die ist vom Boot derzeit nicht erreichbar, also steige ich kurz entschlossen aufs Kabinendach und von dort auf die Schleusenmauer. Jetzt kann ich auch die Heckleine arretieren und die Schleusung auslösen. So kommen wir zwar gut hinauf, aber die Technik muss noch optimiert werden. Das können wir gleich bei der nächsten Schleuse (Nr. 25 Mont) erproben, die bei unserer Ankunft erfreulicherweise bereits grün zeigt. Wir fahren diesmal ziemlich weit nach vor und Regina fixiert die Leine an der Leiter. Über diese kann ich ganz gut hinauf klettern, bekomme die Mittelleine nachgeworfen und fixiere sie am Poller – perfekt. Ich löse den Schleusenvorgang aus und das Boot schwimmt langsam in die Höhe. Allerdings meldet Regina bald, dass ihre Leine mit der Leitersprosse, an der sie sie durchgeschlungen hat, unter Wasser verschwindet. Ist zwar kein Problem, doch wenn sich da was verheddert, hilft nur mehr das Messer…Also doch noch Verbesserungsbedarf!

Auch in einer Selbstbedienungsschleuse ist man nicht unbeobachtet: ein Auto mit einem Schleusenwärter fährt vor und fragt uns über unsere Pläne aus. Als er erfährt, dass wir heute auch noch wieder zurückfahren wollen, will er die genaue Uhrzeit der Abfahrt wissen und ich nenne halt einmal 14:00 Uhr.
In der letzten Schleuse (24 Quarrès) haben wir dann den Dreh heraus: es wird zwar provisorisch an der Leiter angelegt, damit ich klettern kann, dann aber Vorder- und Mittelleine um den Poller gelegt. Mit dieser Variante bin ich endlich zufrieden! Auch von einem Radfahrer bekommen wir Applaus, der mich dann auf Deutsch anspricht: ein Mann aus Bayern, der mit seiner Frau am Treidelweg des Kanals entlang radelt. Na, endlich wieder einmal heimische Klänge!

Oberhalb der Schleuse fahren wir schon durch die Vororte von Paray-le-Monial. Am rechten Ufer finden wir schließlich eine lange Reihe von Anlegeplätzen. Da wir die einzigen Interessenten sind, suchen wir uns den vordersten aus und machen um 11:30 Uhr fest.  Wir brechen zu einer Stadtbesichtigung auf und besuchen die am Ufer des Flusses Bourbince wunderbar gelegenen spätromanische Basilika Sacré-Cœur, die heute zu einer viel besuchten Pilgerstätte geworden ist.
Die Stadt ist insgesamt reizend mit den kleinen mittelalterlichen Gässchen sowie dem Stadtturm Saint-Nicolas und dem Rathaus aus dem 16. Jahrhundert. Schon am Rückweg kehren wir in der Brasserie „Les Terrasses“ ein, wo wir freundlich empfangen werden und fein speisen. Der Chef ist offensichtlich ein Motorrad-Fan, weil das Interieur des Lokals dieses Thema speziell hervorhebt.

Zurück am Anlegeplatz sehen wir, dass sich ein weiteres Boot eingefunden und hinter uns festgemacht hat. Und daneben steht – man glaubt es kaum – das Auto mit dem Schleusenwärter, der sich mit den Leuten über ihre weiteren Fahrabsichten unterhält. Als ich mich bei ihm als Inhaber des Nachbarbootes zu erkennen gebe, meint er nur: „Jaja, ich weiß, Abfahrt 14:00 Uhr!“ Sprachlos über soviel geheimdienstliche Tätigkeiten legen wir ab und es ist tatsächlich fast genau 14:00 Uhr. 
Auf der Rückfahrt merken wir erst den Vorteil dieser Informationskette. Alle Schleusen sind bereits in unsere Richtung vorbereitet und das Abwärtsschleusen ist überhaupt ein Traum: ebenerdig aussteigen, Leinen um die Poller, Schleusung auslösen, wieder an Bord steigen, abwärts schleusen, Leinen durchziehen, ausfahren, Dauer 10 Minuten. Daran könnte man sich gewöhnen!  In dieser entspannten Atmosphäre wagt sich auch Regina ans Steuer und ich habe ein bisschen Zeit in die Landschaft zu schauen und zu filmen.
Gegen 16:00 Uhr sind wir wieder in Digoin, wo wir die Nacht aber nicht wieder im Stadthafen verbringen, sondern uns auf der gegenüberliegenden Seite der Loire in Plätzchen im Grünen suchen wollen. Wir überqueren den Fluss wieder auf der Kanalbrücke und verdrücken uns dann im Wartebecken, weil in der Schleuse gerade ein Ausflugsschiff nach oben geschleust wird. Mit großem Hallo werden wir begrüßt und fahren dann in die Schleuse ein, wo wieder das übliche Verhör beginnt. Wir melden unsere Weiterfahrt für Morgen, 9:30 Uhr an. Knapp nach der Ausfahrt beginnt rechts eine Reihe von Pollern unter schönen alten Bäumen und wir suchen uns den besten Platz aus, weil wir ja wieder ganz allein sind. Es ist 16:30 Uhr.

Einen Versuch wollen wir heute noch machen das Loire-Museum zu besuchen. Wir gehen die paar Meter zurück zur Schleuse, überqueren die Kanalbrücke – diesmal am Gehweg – und finden das "ObservaLoire" tatsächlich offen. Die Ausstellung ist ganz interessant, bringt Informationen zur Fauna und Flora des Flusses, zur Schifffahrt und zum Kanalbau. Und - wie in Frankreich üblich - ist alles mit Aktivitätsspielen für die Schulkinder bestens aufbereitet. Nach 18:00 Uhr sind wir wieder an Bord und verpflegen uns aus der Vorratskammer.


Tagesleistung: 25 Kilometer und 7 Schleusen


Donnerstag, 10. Oktober 2013
In den frühen Morgenstunden gab es heftige Regenfälle, die jetzt zwar nachgelassen haben, aber immer wieder kommt es feucht von oben. Wir kramen unsere Schwerwetterkleidung heraus, denn so oder so: heute wollen wir zurück an die Basis! Eine unserer Taschen, die wir auf dem Einzelbett abgestellt haben, ist mit Wasser gefüllt – irgendwo regnet’s hier herein! Wir finden in der Küche eine Salatschleuder und stellen die Plastikschüssel unter das Leck.
Da wir einen kleinen Abstecher in den Canal de Roanne à Digoin machen möchten, habe ich gestern unsere Abfahrt für 9:30 Uhr angegeben, tatsächlich fahren wir aber schon kurz nach 9:00 weg um die Zeit einzubringen. Es sind zwar nur ein paar hundert Meter, die wir in den Kanal einfahren können, weil dann bereits die erste (automatisierte) Schleuse auftaucht, aber wir spielen in dieser Zeit mit einem Reiher, der mit einem Fisch im Schnabel immer wieder vor uns herfliegt. Zur vereinbarten Zeit sind wir wieder im Loire-Seitenkanal und machen uns an die Weiterreise. Es ist unangenehm zu fahren: regnerisch, windig und kalt. An der Schleuse 2 erwartet uns bereits der Schleusenwärter der uns auch bis zur nächsten Schleuse begleiten wird. Auch hier ist das Abwärtsschleusen sehr angenehm und das Wetter meint es gut mit uns, denn während der Schleusenmanöver ist meist Regenpause. Ich vereinbare mit dem Schleusenwärter, dass wir in Pierrefitte die Mittagspause abwarten werden und bitte ihn dem Kollegen unsere Abfahrt für 13:00 zu avisieren.
In Pierrefitte wollen wir diesmal einen kleinen Anleger beim Dorf benutzen um vielleicht doch noch zu einem Ortsrundgang zu kommen. Gerade beim Anlegemanöver schüttet es wieder aus Kübeln und Windböen peitschen herein. Da der Anlegeplatz mit Gras bewachsen und Regina in ihren Gummistiefeln beim Springen etwas zurückhaltend ist, kann ich den Bug nicht am Ufer halten.
Wir pfeifen drauf, fahren weiter bis zum Wendebecken, wo wir bei der Hinfahrt schon übernachtet haben und machen um 11:30 Uhr fest. Die Wolken reißen auf und wir haben strahlend blauen Himmel.
Zum Aufwärmen gibt’s jetzt eine Tomatensuppe und dann gehen wir doch noch bei Sonne und kaltem Wind in den Ort. Der Ort ist ganz nett, aber es gibt nicht viel zu sehen. Am Rückweg passieren wir das Hotel-Restaurant „La Péniche“, das bei der Anreise geschlossen hatte. Heute ist der Parkplatz gut gefüllt und durch die Fenster sieht man auch eine Menge Gäste drinnen sitzen. Wir aber haben ja keine Zeit weil unsere Abfahrt für 13:00 Uhr anmeldet ist.

Bei der Schleuse 4 angekommen, schauen wir dumm, weil der Schleusenwärter, der uns am Vormittag bedient hat, jetzt schon wieder da ist. Die nächsten Schleusen hätte zwar ein Kollege machen sollen, aber der hatte eine Autopanne. Also muss er auch die nächste Schleusenkette übernehmen und begrüßt Regina mit "Bonjour – Bonjour – Bonjour", weil sie einander heute schon das dritte Mal sehen. Na, 2 Schleusen haben wir noch vor uns, da wird sich die Begrüßung weiter verlängern. Aber er bringt uns gut nach Hause und bekommt zur Entschädigung ein Extra-Trinkgeld. Nach der Schleuse 6 biegen wir wieder in den Stichkanal nach Dompierre ein und fahren die kurze Strecke zurück zur Basis.
Dort gibt’s Schwimmpontons, wo ich rückwärts anzulegen versuche, aber erstens kann ich das nicht so gut und zweitens verbläst mich immer wieder der Wind, daher lege ich – wie andere Boote auch – mit dem Bug nach vorne an und wir machen die Leinen fest. Es ist etwa 15:00 Uhr.

Nach ersten Packmaßnahmen suche ich den Techniker um mein Auto aus der Halle zu befreien. Bei dieser Gelegenheit klage ich ihm gleich mein Leid mit dem Regenwassereintritt. Es versteht das Problem zwar nicht gleich, kommt aber zu einem Lokalaugenschein an Bord und ist dann ganz zerknirscht, weil das generalüberholte Boot offenbar doch noch ein paar Mängel aufweist. Es ist eisig kalt geworden, das Thermometer zeigt nur mehr 6°.
Um 17:00 Uhr brechen wir zu einem Stadtgang auf, der uns zunächst bis ans Ende des Stichkanals führt. Hier kann man recht interessant die Wasserversorgung des Kanals aus dem Fluss Besbre mit seinen verschiedenen Wehr-, Überlauf und Schleusensystemen sehen. Die Stadt ist ganz nett, bietet aber keine besonderen Attraktionen. In einer einladenden Boulangerie kaufen wir uns ein paar Quiches für das Abendessen und finden auch im Supermarkt noch eine Rolle Backpapier, damit wir das Backblech nicht weiter beleidigen müssen.


Zurück an Bord holen wir die Österreichische Fahne ein, genießen unser Abschiedsessen mit einer Flasche „Crème de Bourgogne“, und freuen uns, dass wir nicht wieder fortgehen müssen, denn es beginnt schon wieder zu schütten.
Heute stelle ich mal die Bootsheizung auf Stufe 2 und wir schlafen trotz der frischen Außentemperaturen wohlig warm.

Tagesleistung: 28 Kilometer und 5 Schleusen


Freitag, 11. Oktober 2013
Heute um 8:00 Uhr letztes Frühstück an Bord, dann wird der übrige Kram ins Auto verpackt und das Boot offiziell zurückgegeben. Es gibt keine Formalitäten mehr (All-Inclusive-Paket). 
Um 08:45 Uhr starten wir mit dem Auto bei strahlendem Wetter und 7°. Im Saône-Tal beginnt es wieder zu regnen und wir fahren auf der Autobahn über Dole und Besancon Richtung Mulhouse. Nach Belfort habe ich genug und fahre von der Autobahn ab, da unser Tagesziel Colmar bereits über Nationalstraßen beschildert ist. In den Vogesen  ist das Wetter katastrophal, je mehr wir aber jetzt im Rheintal nach Norden fahren desto sonniger wird das Wetter. Wir erreichen das IBIS-Hotel Colmar-Centre um etwa 14:00 Uhr, wo wir unser Zimmer bestellt haben. Es liegt wirklich ganz nahe dem Stadtzentrum und wir machen uns gleich auf einen Rundgang durch die reizende Stadt. Im pittoresken Gerberviertel, das gerne auch „Klein-Venedig“ genannt wird, machen wir eine Jauseneinkehr und sitzen dabei auf der Terrasse – aber unter einem Heizstrahler!

Nach einer Rückkehr ins Hotel, wo wir im Fernsehen Horrormeldungen über das Schneechaos in Westösterreich sehen, gehen wir nochmals zum Abendessen aus. Hier im Elsass ist offenbar nicht mehr so richtig Frankreich, denn die Lokale öffnen schon um 18:30 Uhr, während man sonst überall vor 19:00 Uhr gar keine Chance hat. Wir landen schließlich im Palais des Légendes. Es handelt sich um eine Crèperie, wo’s auch den berühmten Flammekuchen gibt. Wir lassen uns bei einer Flasche Cidre alles bestens munden und machen anschließend noch einen kleinen Rundgang durch die beleuchtete Altstadt.


Tagesleistung: 401 Kilometer


Samstag, 12. Oktober 2013
Wir fahren um 9:00 Uhr ab. Auch heute ist es kalt bei 6° und es nieselt leicht. Wir fahren zunächst nur eine halbe Stunde nach Neuf-Brisach, wo wir uns die vom berühmtem Festungsbaumeister Vauban Anfang des 18. Jahrhunderts errichtete Zitadelle anschauen wollen. Sie ist schon faszinierend, diese schachbrettartige Stadt mit schnurgeraden Straßen und einem Exerzierplatz in der Mitte. Auch die achteckig angelegten Befestigungsanlagen und Bastionen mit ihren Zugangstoren sind noch zur Gänze erhalten bzw. nach Kriegseinwirkungen wieder restauriert.
Um 10:45 Uhr fahren wir weiter und jetzt heißt es „Frankreich ade!“, denn wir überqueren den Rhein und sind somit in Deutschland angekommen. Aber über die Autobahn heim zu rauschen freut mich nicht und so nehmen wir bei Freiburg die Abzweigung in den Schwarzwald und fahren über Donaueschingen nach Ulm, wo wir die Autobahn nach Augsburg erreichen, wo unser heutiges Etappenziel liegt.Wir nächtigen im Hotel IBIS-Königsplatz, das wir um etwa 16:00 Uhr erreichen. Hier herrscht offensichtlich eine ganz andere Philosophie, als bei den IBIS-Hotels in Frankreich, denn wir müssen bereits bei der Ankunft unsere Rechnung im Voraus begleichen – seltsam!

Wir starten zu einer Stadtbesichtigung und der erste Eindruck ist, dass die gesamte Innenstadt aufgegraben ist. Der Königsplatz, der innerstädtische Verkehrsknoten schlechthin, ist komplett gesperrt und man kann nur schlecht und recht irgendwie herumlaufen und auch die anliegenden Straßen, die in die Innenstadt führen, sind eine einzige Baustelle. Wir erreichen schließlich den Augsburger Dom, eine riesige Kathedrale mit 113 Metern Länge, der uns wirklich fasziniert. Interessant sind auch der umliegende Fronhof und die Gebäude der erzbischöflichen Residenz. Schön langsam fangen wir dann wieder zum Frösteln an - es hat immer noch nicht mehr als 7° - und wir suchen gegen den Hunger ein typisch bayrisches Bierlokal, was wir schließlich in den Zeughausstuben finden. Der Besitzer kommt zwar aus Schwaben, das Essen aber nicht: für mich gibt’s Schweinshaxe mit Kartoffelknödel und Krautsalat und Regina isst „Allgäuer Almdudler“. Na, der Magen muss sich halt langsam wieder umstellen.

Tagesleistung: 357 Kilometer


Sonntag, 13. Oktober 2013
Ab geht’s um 9:15 Uhr und wir fahren nicht über München, sondern über Deggendorf und Passau und sind schon bald in Österreich, wo es zunehmend wärmer wird. Nach einer Mittagspause in Haag sind wir knapp nach 15:00 Uhr wieder zuhause in Wien.

Tagesleistung: 555 Kilometer

 

Resümee
Die Kombination aus Ferienwohnung und Hausbooturlaub war für uns etwas gänzlich Neues. Wir haben es aber sehr genossen, weil wir so den "Komfort" mit dem "Abenteuer" ideal verbinden konnten und auf der An- und Rückreise mit unseren relativ kleinen Tagesetappen viel Zeit hatten interessante Orte zu besuchen. Das Wetter hatte von Allem etwas und das war für diese Jahreszeit nicht überraschend. Absolutes Regenwetter hatten wir nur einen einzigen Tag! Was die Jahreszeit betrifft hatten wir noch einen anderen Vorteil: viele der besuchten Sehenswürdigkeiten sind während der Saison überlaufen, Park- oder Liegeplätze bekommt man da nur weit abseits. Das gab’s für uns glücklicherweise überhaupt nicht!

Ferienwohnung:
Die Ferienwohnung war hinsichtlich Lage und Ausstattung ideal für uns. Manche hätten vielleicht gesagt, sie liegt zu sehr im Abseits. Natürlich kann man nicht am Abend einfach bummeln gehen, aber wir haben die Ruhe und Abgeschiedenheit sehr genossen. Und mit dem Auto ist man in 10 Minuten ohnehin im nächsten Ort. Die Vermieterin war sehr freundlich und entgegenkommend, aber meistens in ihren eigenen Wänden beschäftigt. Der einzige technische Mangel bestand in einer nicht funktionierenden Dunstabzugshaube in der Küche. Die Lage der Wohnung war ideal, weil man einerseits im Périgord rasch zu den vielfältigen kulturellen Schätzen kommt, andererseits die Grenze zum Département Lot nicht weit ist, wo man im "Regionalen Naturpark Causses du Quercy" auch viele lohnenswerte Ziele findet.

Hausbooturlaub:
Prinzipiell konnten wir feststellen, dass man mit einem Hausboot auch zu Zweit fahren kann, auch wenn man seine Technik ein wenig umstellen muss. Die Sache mit dem generalüberholten Boot war schon interessant. Tatsächlich war das Boot innen und außen optisch komplett neuwertig. Auch die motorischen Komponenten funktionierten äußerst zufrieden stellend. Trotzdem gab es einige Mängel, die offensichtlich noch nicht erkannt worden waren:

Was die Einschulung an der Basis betrifft, hätte ich mir mehr Informationen über die örtlichen Schleusenverhältnisse erwartet. In den Unterlagen ist nur ganz allgemein die Schleusentechnik beschrieben. Niemand hat uns aber gesagt, ob, wo und wie man sich bei den Schleusenketten anmelden muss, eine Telefonnummer wäre hilfreich gewesen.

So gut betreut man sich von der Schleusenmannschaft durch die ewige Abfrage der weiteren Pläne auch vorkommt, beeinträchtigt das doch die Möglichkeit spontan zu sagen: hier gefällt’s mir, hier will ich eine ungeplante Pause einlegen.

Gesamtleistung: 4193 Kilometer (Auto), 81 Kilometer (Boot)


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