Donnerstag, 29. Mai 2008
Heute ist es sonnig bei einer Morgentemperatur von 11°. Elisabeth und Franz wollen sich einen Besuch in der Markthalle von Jarnac nicht entgehen lassen, bei ihrer Ankunft um 07:00 Uhr fangen aber gerade erst zwei Gemüsestände an, ihre Waren aufzubauen.
Wir legen, wie fast immer, gegen 08:30 Uhr ab und fahren in einer Etappe bis Cognac, wo wir an der Schleuse wieder von einem jungen Mann bedient werden. Wir machen an der Bootsbasis gegen 11:00 Uhr fest und plaudern ein wenig mit dem Basisleiter. Auf meine Frage nach dem Wasserstand gibt er sich ein wenig erstaunt, geht dann zum Pegelmesser und meint „20 cm über Normal“. Irgendwas verstehe ich da nicht ganz…
Obwohl man angeblich auch mit dem Boot beim Supermarkt anlegen kann, nehmen wir den bequemeren Weg und fahren mit dem Auto zum Einkaufen. Um 12:00 Uhr sind wir wieder zurück und setzen uns gleich zum Mittagessen, da wir uns eine warme Selchstelze mitgebracht haben. Die Sonne sticht aber so, dass wir lieber unter Deck bleiben.
Wir füllen noch unseren Wassertank auf und legen gegen 13:30 Uhr wieder ab. Es geht weiter den Fluss abwärts, Richtung Westen. Bei der Vorbeifahrt am Supermarkt sind wir froh, doch das Auto benutzt zu haben, denn es gibt weit und breit keinen Anleger und man müsste im Grünen nageln.
Die Schleuse Crouin überwindet nur einen Höhenunterschied von wenigen Zentimetern, ab hier sind die wenigen Schleusen aber verlängert worden, sodass früher größere Lastkähne bis Cognac hinauf fahren konnten. Bald darauf erreichen wir Port du Lys, wo wir vom Département „Charente“ ins Département „Charente-Maritime“ wechseln und die Zählung der Flusskilometer wieder bei Null beginnt. Die geänderte Flussverwaltung macht sich aber auch in einer etwas besseren Beschilderung mit Schifffahrtszeichen bemerkbar. Gleich bleibt der Wasserstand: die meisten der Anleger, an denen wir vorbei kommen, liegen am oder unter dem Wasserniveau. 
Kurz nach 15:00 Uhr erreichen wir Dompierre-sur-Charente, das über einen wunderbaren Schwimmponton verfügt, der uns als Übernachtungsplatz einlädt. Gleich daneben sollte eigentlich eine Seilfähre verkehren, aber die befindet sich noch im Winterschlaf. Zwischen unserem Anleger und dem Dorf liegt ein großer Campingplatz, aber auch der ist vollkommen leer, und so haben wir eine idyllische Ruhe am Fluss. Wir machen noch einen Rundgang durch den kleinen Ort und suchen das in der Wasserkarte beschriebene Waschhaus. Es entpuppt sich schließlich als idyllischer Waschplatz (ohne Dach) an einer Quelle und liegt zwischen Campingplatz und Hauptstraße.
Abendessen an Bord. Wir genießen es, wieder einmal an Deck sitzen zu können. Zum Nachtisch gibt es heute Melone mit Pineau – köstlich!

Tagesleistung

Strecke:

Jarnac – Cognac – Dompierre-sur-Charente

Fahrkilometer:

32

Schleusenkammern:

4

Reine Fahrzeit:

4 Stunden 7 Minuten

Freitag, 30. Mai 2008
Heute ist es sonnig bei 10° und leichter Morgennebel liegt über dem Fluss. Wir starten gegen 08:30 Uhr und sind bereits ein halbe Stunde später bei der Schleuse La Baine, die in der Nebensaison zwar selbst bedient werden muss, dafür aber automatisch funktioniert. 
Sie wird mit einem einzigen Knopf gesteuert und verfügt über eine große Leuchtschriftanzeige, auf der in den verschiedensten Sprachen die Bedienungsanweisung abgespult wird. Kurz danach erreichen wir Chaniers, wo sich die zweite Seilfähre auf unserer Strecke befindet. Artig gebe ich die vorgeschriebenen Hupsignale ab, aber keine Menschenseele ist zu sehen und die Fähre liegt am rechten Ufer, also kann man getrost vorbeifahren. Wäre die Fähre am linken Ufer, könnte man das nicht empfehlen, da in diesem Fall das Seil ausgerollt ist, aber unsichtbar unter dem Wasser verläuft.
Hier im Unterlauf zieht die Charente große Mäanderschleifen. Wir passieren um etwa 10:30 Uhr die Stadt Saintes mit dem markanten römischen Germanikus-Bogen am Flussufer, eine nähere Besichtigung der Stadt haben wir uns aber erst für die Rückfahrt vorgenommen. Um 11:30 Uhr erreichen wir den Ort Taillebourg und legen am Steinkai an. Nach einem kalten Mittagsimbiss machen wir eine Runde durch die kleine Stadt und gehen hinauf zur Burg, von wo aus man einen hübschen Blick ins Charente-Tal hat. Danach nehmen wir noch ein Eis im Restaurant „Les Quais de Taillebourg“, das direkt am Fluss liegt.
Gegen 14:30 Uhr legen wir wieder ab und sind bereits eine halbe Stunde später in Port d’Envaux, wo wir einen wunderschönen Liegeplatz am Rande einer großen Parkanlage finden und den Ausblick auf den freundlichen Ort mit seinen vielen Schlösschen und Villen genießen. Um 16:00 Uhr brechen wir zu einem Rundgang durch die Stadt auf, die früher einmal ein bedeutender Hafen war. Seetüchtige Schiffe konnten bis hierher fahren und auf einer Marmortafel am Ortsende kann man eine Liste aller Schiffe sehen, die Port d’Envaux als Heimathafen hatten. Hier siedelten sich viele Schiffseigner, -ausrüster und –kapitäne an und schufen so die vielen prächtigen Bauten, die man am besten von der Flussseite betrachten kann. Nach einer Runde durch den Park kehren wir an Bord zurück und genießen den Abend an Deck. So ungefähr hätten wir uns das Wetter für unseren Urlaub vorgestellt.
Abendessen an Bord.

Tagesleistung

Strecke:

Dompierre-sur-Charente - Taillebourg - Port-d’Envaux

Fahrkilometer:

32

Schleusenkammern:

1

Reine Fahrzeit:

3 Stunden 18 Minuten

Samstag, 31. Mai 2008
Es ist heute wolkenlos bei 10° Morgentemperatur und wieder sorgt leichter Morgennebel für eine interessante Stimmung am Fluss. Wir starten heute, etwas verspätet, um 08:45 Uhr, weil der Bäcker hier erst um 07:30 Uhr seine Pforten öffnet. 
Ohne Unterbrechung fahren wir bis nach Saintes durch, denn für die Besichtigung der Stadt wollen wir uns ausreichend Zeit nehmen. Wir machen am großzügig dimensionierten Schwimmsteg von Saintes fest und füllen gleich einmal unseren Wassertank auf, denn: was man hat, das hat man! 
Kurz nach 11:00 Uhr brechen wir bei sommerlichen Temperaturen zu unserem Landgang auf und überqueren den Fluss auf einem Fußgängersteg am Hafen. Da ist der Weg nicht lang zur weithin sichtbaren Kathedrale St. Pierre. Bevor wir die Kirche aber betreten können, müssen wir uns erst durch einen lebhaften Markt kämpfen, der heute rund um die Kirche stattfindet. Dann gehen wir weiter zur Kirche St. Eutrope, die über eine interessante romanische Krypta verfügt und von dort ist es nicht mehr weit zum römischen Amphitheater.
Das sollte man unbedingt gesehen haben: es hat eine wunderbare Lage und strahlt eine besondere innere Ruhe aus. Dann geht’s wieder an den Fluss zurück, wo wir uns den Germanicus-Bogen und das römische Museum vornehmen. Eigentlich ist dann mein Kulturbedarf fürs Erste einmal gestillt, aber Elisabeth setzt sich durch und wir besuchen auf der anderen Seite der Stadt noch die Abbay-aux-Dames. Die ist aber hoch interessant und es wäre schade gewesen, sie nicht zu besuchen. Dann aber sind wir wirklich erschöpft und wir ziehen uns zu einer Stärkung an Bord zurück. Ein wenig misstrauisch beäugen wir den in der Nähe liegenden Ausstellungspark, denn von dort kommen laute Töne und wir ziehen in Erwägung, über Nacht eventuell nicht hier zu bleiben. Als dann drohende Gewitterwolken aufziehen, legen wir gegen 15:30 Uhr ab und sehen zu, dass wir noch trockenen Fußes ein Plätzchen für die Nacht finden. Etwa bei Flusskilometer 23,3 lacht uns ein Holzanlegesteg an, der weitab jeder sichtbaren menschlichen Behausung zu liegen scheint und unserem Ruhebedürfnis sehr entgegen kommt. 
Noch während wir das Boot festmachen, fallen die ersten Regentropfen und das erwartete Gewitter zieht durch. Da der Regen aber bald wieder vorbei ist, werde ich neugierig, wo wir denn da gelandet sind. Ich schnappe mir ein Rad und fahre auf der schmalen Straße, die zu unserem Steg führt, landeinwärts. Nach 15 Minuten komme ich in den Ort Les Gonds und vermerke zufrieden, dass es hier wenigstens einen Bäcker gibt, den Franz morgen früh besuchen kann. Nach meiner Rückkehr an Bord ist Reste essen angesagt, denn morgen ist unser letzter Bootstag. Und das Mahl findet am Oberdeck statt, denn die Sonne ist wieder herausgekommen und wir genießen sie bis zu ihrem Untergang…
Von der etwa 4 Kilometer entfernten Stadt hört man hin und wieder die dröhnende Jahrmarktmusik, wenn der Wind sie gerade herüberweht und wir loben unseren Entschluss hierher weiter gefahren zu sein.

Tagesleistung

Strecke:

Port-d’Envaux – Saintes – Les Gonds

Fahrkilometer:

19

Schleusenkammern:

0

Reine Fahrzeit:

2 Stunden 5 Minuten

Sonntag, 1. Juni 2008
Heute ist es stark bewölkt bei 15° Morgentemperatur. Gegen 06:45 Uhr setzt leichter Regen ein und Franz schafft es, noch halbwegs trocken zum Bäcker nach Les Gonds und wieder zurück zu kommen.
Während des Frühstücks wird der Regen immer heftiger und da Franz und ich ohnehin noch hinaus müssen, um das Rad zu verladen, schonen wir die weibliche Leinenmannschaft und legen ohne ihre Mithilfe ab. Bei solchen Wetterverhältnissen kann man nur vom unteren Steuerstand aus fahren und muss sich, wie immer, über die minimalistisch ausgeführten Scheibenwischer ärgern. Da es auf dieser Strecke aber zunächst auch keine Anlege- und Schleusenmanöver gibt, kann ich ganz gut damit leben, obwohl sich das Wetter natürlich auch aufs Gemüt schlägt. Bei der Automatikschleuse La Baine müssen wir noch mal hinaus in den Regen, bei der Schleuse Crouin hört der Regen schließlich auf und als wir gegen 12:30 Uhr an der Bootsbasis in Cognac festmachen, scheint die Sonne schon wieder. 
Beim Räumen des oberen Steuerstandes, den ich natürlich die letzte Stunde wieder benützt habe, passiert mir ein kleines Hoppala: ich rutsche auf der noch nassen Treppe aus, es zieht mir die Füße weg und ich drohe den Niedergang hinunter zu stürzen. Glücklicherweise ist der aber so schmal, dass ich mich mit den Achseln rechts an der Reling und links am Kabinendach verspreizen kann. Zum Glück nur ein kleiner Schock!
Nach einer kurzen Stärkung wollen wir uns einmal die Stadt ein wenig anschauen und wir starten gegen 14:00 Uhr los. Die Lagerhallen am Hafen sind hässlich, aber gut mit Cognac gefüllt, denn der Anteil der Engel ist nicht zu übersehen. Auch in der Stadt tut sich heute am Sonntag nicht viel, sogar die Kirche ist versperrt. Erst am Ende der Fußgängerzone, am Platz von Franz I., herrscht Leben in einigen netten Lokalen. Es ist sehr heiß und wir kehren auf ein Eis ein.
Dann gehen wir durch die Altstadt zum Schloss hinunter, wo Franz I. geboren wurde, heute aber die Cognac-Firma Otard residiert. Wir schauen uns ein bisschen das Ambiente des Schlosses an, eine nochmalige Führung durch eine Cognacdestille ziehen wir gar nicht in Erwägung, denn hier sind die Kostproben noch kleiner, als in Jarnac.
Jetzt aber zurück zum Boot, denn nun heißt es packen und putzen!
Gegen 19:00 Uhr brechen wir zum Abschiedsessen auf. Es zieht uns wieder zum Franz I. hinauf, wo uns schon am Nachmittag ein paar Restaurants angelacht haben. Wir landen schließlich im Restaurant Le Globe, 15 Place Francois 1er, wo wir uns bei herrlichem Sonnenschein einen Platz im Vorgarten sichern. Die Speisekarte ist sehr ansprechend und der Patron ein Original der mit einer Lederschürze bekleidet herumläuft und sein Personal dirigiert. Ein wenig muss er sich auch über zwei Burschen ärgern, die mit ihren knatternden Mopeds vor seinem Lokal auf- und abfahren und seine Gäste stören. Zweimal probiert er es mit schimpfen, dann wechselt ein Geldschein den Besitzer und es kehrt Ruhe ein. Das mehrgängige Essen mundet vorzüglich, nur von Gang zu Gang wird die Wolkenfront über uns schwärzer und schwärzer und der Chef fährt schon besorgt seine Markise aus. Und dann bricht die Hölle los: ein Wolkenbruch fegt vom Himmel, dass die Markise aus allen Nähten tropft und wir flüchten ins Innere des Lokals. Hier widmen wir uns noch in Ruhe unserem Dessert und timen unseren Rückweg zum Hafen ganz genau, denn heute sind wir erstmals in diesem Urlaub ohne Schirme unterwegs.

Tagesleistung

Strecke:

Les Gonds - Cognac

Fahrkilometer:

30

Schleusenkammern:

2

Reine Fahrzeit:

4 Stunden 16 Minuten

Die Rückgabe am nächsten Morgen geht problemlos vor sich. Allerdings stellt sich mein Sturz vom Vortag doch als ärger heraus, als zunächst vermutet: meine linke Schulter schmerzt fürchterlich und kann nur sehr eingeschränkt verwendet werden. 

Zeit für ein Kurzresümee: