Kulturhandbuch 2006

Die Bretagne (Breiz)

Die Bretagne ist mit knapp 34.100 km2 Frankreichs größte Halbinsel. Sie ist in 4 Départements aufgegliedert: Morbihan (56), Finistère (29), Côtes d’Armor (22) und die Ille-et-Vilaine (35). Die Küstenlinie beträgt etwa 3000 Km. Rennes ist die Hauptstadt der Bretagne. Die höchste Erhebung ist der Roc Trevezel mit 384 m. Bis 1964 gehörte das Département „Loire-Atlantique“ mit der Hauptstadt Nantes ebenfalls zur Bretagne, welches seitdem der Nachbarregion „Pays de la Loire“ angehört.

Die bretonische Sprache ist eine eigenständige Sprache, welche von der keltischen Sprache abgeleitet wurde. Es gibt zudem noch von Département zu Département Unterschiede in der Aussprache. Gerade in der westlichen Bretagne wird heute noch sehr viel Bretonisch gesprochen. Dies hat zur Folge, dass die Hinweise auf den Straßenschildern in französischer und bretonischer Sprache gehalten sind.

1. Geschichte der Bretagne

Die Megalithkulturen

Die Geschichte der Bretagne, in der es um Menschen geht, die Zeugnisse hinterließen, beginnt um 4500 vor Christus. Aus dieser Zeit stammen (nicht nur in der Bretagne) riesige Steindenkmäler, die dieser Zeit ihren Namen gaben: Megalithen-Epoche. 

Wir unterscheiden:
MegalithkulturMenhire = einzeln stehende Steine (bis etwa 10m hoch)
Steingehege (Cromlec’hs) = Anordnung einer Gruppe von Steinen in quadratischer oder runder Form
Steinalleen (Alignements) = Anordnung einer Gruppe von Steinen in Linie oder parallelen Reihen
Megalithgräber (Dolmen) = Grabkammer und Zugang, die aus seitlichen Steinplatten mit Steindeckel (Allee couvert) errichtet wurden und anschließend mit Erde (Tumulus) oder Steinen (Cairn) abgedeckt wurden.

Heute sind oft nur mehr die Steinelemente erhalten.

 

Zu dieser Zeit waren die Menschen dieser Region sesshaft geworden und begannen mit dem Bau von Siedlungen.

Zwei Invasionen beendeten diese Kultur. Um 1850 vor Christus wanderten Stämme aus Irland und Griechenland in die Bretagne ein und unterwarfen deren Bevölkerung. Dies gelang ihnen ohne Schwierigkeiten, da sie im Besitz metallener Waffen waren - damit hielt die Bronzezeit Einzug in der Bretagne.
In der Folgezeit blühte der Handel der Bretagne mit umliegenden Landstrichen - vor allem über den Seeweg - auf. Bretonische Äxte wurden Zahlungsmittel in ganz Europa.

 

Kelten

Die zweite Invasion brachte ein ganzes Volk in die Bretagne. Um 700 vor Christus wanderten die Kelten, mit Eisenwaffen ausgestattet, in mehreren Wellen aus Zentralasien ein und ließen sich im Westen nieder. Jetzt begann auch hier die Eisenzeit. Damit war die Kultur um die Megalithen endgültig beendet: Die Kelten brachten eine komplett neue Kultur und eine eigene Religion mit. Nicht allein ihre besseren Waffen machten diese Expansion der Kelten möglich - sie hatten auch gelernt, das Pferd zu zähmen und zum Transportieren zu nutzen. Diese Kelten gaben der Bretagne den Namen Armorica (Land am Meer). Sie trieben verstärkt Seehandel, prägten eigene Münzen und beherrschten die Bretagne bis ins 1. Jh. vor Christus.
Trotz alledem sind von den Kelten kaum Spuren bis in unsere Zeit übrig geblieben. Das mag daran liegen, dass sie wenig Wert auf imposante Architektur beim Bau ihrer Grabstätten legten oder auch daran, dass ihnen von ihren Druiden verboten wurde, Schrift zu verwenden.

 

Römer  

Zu der Zeit, als sich die Kelten im Westen Europas niederließen, wurde am Mittelmeer Rom gegründet (753 v.Chr.). Die Römer waren es dann später, die die keltische Vorherrschaft in Nordfrankreich beendeten. Die sogenannte „Gallorömische Epoche“ beginnt 58 v.Chr. mit der Eroberung Galliens durch Cäsar. Ganz Galliens??...nein, wir wissen: Ein Stamm leistete hartnäckig Widerstand - es waren die Veneter, die am Golf von Morbihan lebten, von dort aus den Zinnhandel mit England kontrollierten, und die die führende Seemacht Armoricas in dieser Zeit waren. Brutus gelang 56 v.Chr. mit seiner Flotte endlich die Niederschlagung der Veneter. Damit war ganz Gallien in römischer Hand. Die Bretagne wurde als Armorica Teil des römischen Gallien.

Die Römer schufen, wie üblich, ein gutes Verkehrsnetz und ermöglichten somit den Handel und damit den Aufstieg der Provinz zu gewissem Wohlstand. Gleichzeitig damit bedeutete dies den Niedergang der ursprünglichen Kultur. Ganz Frankreich wurde romanisiert, nur die Bretagne bewahrte Reste ihre eigene keltische Vergangenheit. So überlebte u.a. die bretonische Sprache.


Inselkelten

Der Zerfall des Römischen Imperiums bescherte der Bretagne die nächste Einwanderungswelle. Die englische Insel wurde von den Angeln und den Sachsen besetzt, so dass deren ursprüngliche Einwohner immer mehr nach Süden ausweichen mussten. Schließlich gelangten sie über den Ärmelkanal in die Bretagne und gaben ihr auch diesen Namen: Klein-Britannien (Britannia minor) in Anlehnung an ihre Heimat Groß-Britannien.
Diese nun eingewanderten Briten waren wieder Kelten; sie prägen das Bild des Landstrichs bis heute: Einige der ersten eingewanderten Priester der Briten werden heute noch als bretonische Heilige verehrt. Die Inselkelten mischten sich bald und vollständig mit der ursprünglichen Bevölkerung. Gleichwohl aber bewahrten diese Inselkelten im Gegensatz zur romanisierten keltischen Vorbevölkerung ihre Sprache und Kultur, da sie unter anderem noch lange den Kontakt zu den Britischen Inseln hielten.
Die neuen Kelten breiteten sich nicht sehr weit nach Osten aus; sie ließen sich hauptsächlich im Westen nieder, wo eine rein bretonische Bevölkerung entstand, weiter nach Osten hin vermischten sie sich mit der dort lebenden Bevölkerung. Um 600 gründet König Gradlon das erste Königreich auf bretonischem Boden: „Cornouaille“ besteht knapp 200 Jahre lang.
Ab dem 5. Jahrhundert versuchten die fränkischen Merowinger, sich die Bretagne anzueignen, was ihnen allerdings nie richtig gelang. Auch Karl der Große kam nicht weiter als bis Rennes; er errichtete an der Grenze zu den Bretonen die sogenannte Bretonische Mark zum Schutz vor deren Übergriffen.
Karls Nachfolger, Ludwig der Fromme, ernennt den Grafen von Vannes, „Nominoë“, zum Herzog der Bretagne und begeht damit einen entscheidenden Fehler. Nominoë verweigert die geforderten Tributzahlungen und nutzt im Weiteren die kurzzeitige Schwäche Frankenreichs aus, die nach dem Tod Ludwig des Frommen entstand und als Folge dessen das Reich dreigeteilt wurde. Nominoë ruft das Königreich Bretagne aus. Wichtiges historisches Ereignis in diesem Zusammenhang ist die Schlacht bei Ballon im Jahr 845, wo Nominoë Karl den Kahlen schlug und eine Westgrenze der Bretagne etablierte, die im Grunde so bis in die Französische Revolution erhalten blieb. Unter anderem eroberte er die "Bretonische Mark".
Zu Beginn des 10. Jahrhunderts fielen die Normannen in der Bretagne ein, verjagten die Bevölkerung und zerstörten die Klöster. Die Kanalinseln, bisher bretonisch, gehen verloren. Die Bretagne wurde wieder Herzogtum, unterlag aber nie der Herrschaft eines fremden Führers.
Alain Barbetorte („mit dem gezwirbelten Bart“), letzter König der Bretagne, floh 919 nach England, kehrte 937 zurück und vertrieb die Normannen wieder, bevor sie sich in der Bretagne etabliert hatten. Als Alain Barbetorte starb, zersplitterte sich die Bretagne immer mehr - einzelne Grafen rangelten um die Oberherrschaft.
In der Folgezeit geriet die Bretagne zunehmend unter französische Landeshoheit; sie blieb zwar eigenständiges Herzogtum, jedoch mit einem Führer an der Spitze, dessen Herzogtitel vom französischen König nicht anerkannt wurde. Die einzelnen Grafen und Herzöge suchten sich Verbündete von Außen: In England und Frankreich wurden sie fündig, so fiel 1166 die Bretagne an das englische Haus Plantagenet, weiter dann Anfang des 13. Jahrhunderts an eine Nebenlinie der Karpetinger und wurde schließlich 1297 als französisches Herzogtum bestätigt.

 

Erbfolgekrieg

1341 starb Jean III., Herzog der Bretagne und hinterließ keinen Nachfolger. Jetzt geriet auch die Bretagne in den Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich, der 1337 begonnen hatte, nachdem der letzte der Karpetinger gestorben war und nun sowohl die Engländer als auch die Valois Anspruch auf den französischen Thron erhoben.
In der Bretagne begann der Bretonische Erbfolgekrieg, bei dem sich Jeanne de Penthièvre, die Nichte Jeans III., und dessen Halbbruder Jean de Monfort bekriegten.
Sowohl die Penthièvres als auch die Monforts hatten mächtige Verbündete: Während die Penthièvres den Klerus, als auch die französische Monarchie hinter sich wussten (Jeanne war Ehefrau von Charles de Blois, dem Neffen des französischen Königs), standen auf Seiten der Monforts der bretonische Adel sowie England.
Jean de Monfort wurde 1343 gefangengenommen und kurze Zeit wieder befreit; währenddessen verteidigte seine Frau, Jeanne la Flamme, Hennebont gegen Charles de Blois. Französische und englische Truppen griffen in der Folgezeit ins Geschehen ein. Die Söldner zogen brandschatzend durchs Land, raubten und plünderten, schwächten den jeweiligen Gegner aber nicht wesentlich. Schließlich siegte Jean de Monfort am 29.September 1364 bei Auray in einer Entscheidungsschlacht doch noch über Charles de Blois, der hierbei umkam, und beendete damit den Erbfolgekrieg. Jean wurde ein halbes Jahr später Herzog der Bretagne.
In der Folge geriet die Bretagne inmitten des weitertobenden Hundertjährigen Krieges zu Wohlstand. Die Herzöge ließen zum Teil sogar eigene Münzen prägen. Herrscher dieser Zeit waren u.a. Jean IV le Conquérant, Jean V le Sage, Pierre II le Simple und Arthur III le Justicier. Franz II., der letzte der Montforts jedoch macht den entscheidend Schritt, der den Niedergang der selbständigen Bretagne eröffnet. Frankreich wird zu dieser Zeit kommissarisch von Anne de Beaujou, die ihren minderjährigen Bruder Karl VIII. vertritt, regiert. Franz glaubt sie schwach und sich stark genug, Frankreich zu schlagen. Nach der Schlacht bei St. Aubin allerdings muss er bedingungslos kapitulieren.

 

Anne de Bretagne

Frankreich lag nach Beendigung des Hundertjährigen Krieges viel daran, die Bretagne für sich zu gewinnen. So kam Franz' Niederlage gerade Recht, und so musste er sich verpflichten, seine Tochter, und künftige bretonische Herrscherin, Anne, nur mit Zustimmung des französischen Königs zu verheiraten. Anne de Bretagne Damit war der Anschluss der Bretagne an Frankreich besiegelt.
Zunächst allerdings heiratete Anne, die zu einer Art Pop-Idol der Bretagne aufstieg, einen Habsburger: Max von Österreich, der zum Zeitpunkt seiner Hochzeit aber gerade in Holland Krieg führte. Ziel Max’ war es Frankreich durch geschicktes Heiraten einzukreisen - Burgund hatte er schon erheiratet. Anne und Max sahen sich nie.
Charles VIII., 19-jähriger französischer König, forderte auf Anraten seiner älteren Schwester die Hand Annes zurück - und damit auch die Bretagne. Er marschierte ins Land ein, belagerte Anne in Rennes und, gezwungen von öffentlichem Druck, stimmte Anne zu - allerdings nur der Heirat. In dieser Situation vermittelte auch Papst Innozenz VIII.: Er annullierte den Heiratsvertrag mit Maximilian; Charles seinerseits löste seine Verlobung mit der Tochter Maximilians. Die Heirat mit Charles allerdings soll dann in der Tat doch aus Liebe stattgefunden haben.
Charles starb nach einem häuslichen Unfall mit 28 Jahren; auch keines der vier Kinder, die beide gemeinsam hatten, überlebte.
Anne, inzwischen 22 Jahre alt, heiratete Charles’ Nachfolger, Ludwig XII. - wie im Ehevertrag mit Charles festgelegt. Die Bretagne blieb weiterhin autonom. Anne starb mit 37 Jahren, ihre Tochter Claude erbte das Herzogtum. Diese heiratete den späteren französischen König Franz I., wogegen sich Anne zu Lebzeiten eingesetzt hatte. Damit war die Bretagne französisch. Im Vertrag von Vannes („Traité d’union“) wird die „immerwährende Union des Landes und des Herzogtums Bretagne mit dem Königreich und der Krone Frankreichs“ festgelegt.

 

Französische Provinz

Zwar war das Selbstbewusstsein der Bretonen in der Folgezeit etwas geknickt, doch beginnt jetzt wiederum ein relativ goldenes Zeitalter für die nun französische Provinz: Der Überseehandel, die Tuchproduktion und die Landwirtschaft blühten gewaltig auf. Die Städte und Gemeinden kamen zu Wohlstand, was sich am deutlichsten an den Bauten aus dieser Zeit ablesen lässt - vor allem den Kirchen und Kalvarien.
Mitte des 17. Jahrhunderts ging diese Zeit zuende: Ludwig XIV, französischer König, lag hochverschuldet mit den Niederlanden im Krieg. Um sich weiter zu finanzieren, erfand er 1675 die „Stempelsteuer“ und entzog der Bretagne außerdem die Steuerfreiheit auf Salz. Die daraufhin ausbrechenden Aufstände wurden blutig niedergeschlagen.
Im 18. Jahrhundert machte sich erneut die Lage am Meer für die Bretonen bezahlt: Brest wurde wichtigster Militärstützpunkt Frankreichs und Nantes bedeutendster Hafen für den Sklavenhandel.

 

Französische Revolution

Als in Paris die Bastille gestürmt wurde, darbte der Bauernstand in der Bretagne; Adel und Klerus beteiligten sich durch Steuererhöhungen aktiv daran. Somit ist verständlich, dass die Bauern zunächst auf Seiten der Revolutionäre waren. Die Abgeordneten der Provinz taten sich zum Club breton zusammen, aus dem später die Jakobiner hervorgingen.
Als jedoch die Republikaner gegen die Kirche vorgingen, wandte sich die Bevölkerung von ihnen ab und schlug sich größtenteils auf die Seite der Royalisten, woraufhin ein blutiger Bürgerkrieg ausbrach.
Der Mobilmachungsbefehl, der im Februar 1793 aus Paris kam und die Einberufung von 300.000 Bretonen anordnete, wurde Auslöser zur Gründung einer Gruppe, die sich gegen die Revolution wandte und die sich "Chouans" nannte. Sowohl Adelige, als auch Geistliche und Bauern fanden sich hier zusammen.
Die zentralistische Revolutionsregierung in Paris - der "Konvent" - hatte die Bretagne ihrer alten Form beraubt und willkürlich in fünf Departements zerteilt. Das regte natürlich den Widerstand der Bretonen.
Außerdem waren bereits 1789 alle kirchlichen Güter der Republik einverleibt worden, was den äußerst religiösen Bretonen und vor allem ihren Geistlichen ebenfalls nicht schmeckte. Zwar durften die Priester in ihren Ämtern bleiben, doch mussten sie einen Treueid auf die Republik ablegen. Manche gebärdeten sich in der Folgezeit auch sehr republikanisch: So wurde auf kirchliche Initiative z.B. Saint Malo in Port Malo umbenannt - als eine der Maßnahmen, alles Christliche verschwinden zu lassen.
Die Chouans leisteten den republikanischen Truppen heftigen Widerstand und verwickelten sie zehn Jahre lang in einen Guerillakrieg. Die Republik, die den Chouans nicht Herr werden konnte, reagierte mit brutalen Vergeltungsschlägen. Ein Versuch, Napoleon zu entführen, scheiterte 1804, der letzte Anführer der Chouans wurde hingerichtet, er wird zu einem der vielen bretonischen Nationalhelden. Schließlich wurde auch die Bretagne ein fester Teil des zentralistisch regierten Frankreichs. Allerdings wurde sie von Paris mehr als nur vernachlässigt. Der Seehandel geriet durch die aufkommende Eisenbahn ins Hintertreffen, die Industrialisierung im 19. Jahrhundert erreichte die Bretagne im Wesentlichen nicht. Einzig die Lebensmittelproduktion und als Folge daraus auch die Schuhindustrie, die das Leder des Viehs verarbeitet, etablierten sich.
Die Bretagne war wirtschaftlich mehr oder weniger vom Mutterland abgekoppelt - ein überbevölkertes Agrarland, ohne Ressourcen, dazu ständig geplagt von Hungersnöten und von Seuchen.
Es ist die Zeit, in der die bis in unser Jahrhundert andauernde Landflucht einsetzte.

 

Das 20. Jahrhundert

Im Ersten Weltkrieg wurden bei der französischen Infanterie Bretonen regelrecht verheizt - 300.000 von ihnen fielen; immerhin ein Zehntel der bretonischen Bevölkerung.
1919 erklärte der Marquis de l'Estourbeillon mit Zustimmung von Marschall Foch und den bretonischen Bischöfen die Erneuerung des Traité d’union von 1532 mit der gleichzeitigen Ankündigung, die Bretagne könne sich auf internationalen Konferenzen eigenständig vertreten.
1930 wird die "Parti national breton" gegründet. Bereits seit Ende des Weltkriegs verstärkte sich die bretonische Nationalistenbewegung, was auch in der Gründung des Geheimbundes "Gwenn ha Du" (Name der bretonischen Flagge) Ausdruck fand. Erste Attentate folgten, in Rennes wurde ein Denkmal gesprengt, das an den Ergebenheitsschwur der Bretagne erinnerte.
Diese nach Unabhängigkeit strebenden Bretonen erhielten dann plötzlich unerwartete Unterstützung: Die Nazis marschierten 1940 ein und besetzten das Land ihrer "keltischen Brüder". Trotz aller entgegengebrachten Aufmerksamkeiten wollten die meisten Bretonen nicht viel von den Deutschen wissen. Unter der Regierung von Marschall Pétain wird ein bretonisches Beratungskommitée gegründet. Viele Bretonen beteiligten sich aber aktiv am - zumeist im Untergrund ausgetragenen - Kampf gegen die Besatzer.
1944 mussten die Deutschen die Bretagne verlassen, nachdem die Alliierten im Juni in der Normandie gelandet waren. Ergebnis des Krieges waren viele zum Teil erheblich zerstörte Städte.

 

2. Die Bretonische Sprache

Beim Bretonischen handelt es sich nicht etwa um die Sprache der ursprünglich in der Gegend ansässigen keltischen Gallier, sondern um die Sprache britischer Flüchtlinge von den Britischen Inseln. Das Bretonische ist eng mit den britannischen Schwestersprachen Kornisch (Cornwall) und Walisisch (Wales) verwandt. Vor allem mit dem Kornischen teilt sie viele Gemeinsamkeiten. Gegenseitiges Verständnis ist jedoch nicht ohne weiteres möglich. In den östlichen Départements des Verbreitungsgebietes wurde das Bretonische im vergangenen Jahrhundert immer weiter zurück gedrängt, z.T. zugunsten des Gallo, einem britto-romanischen Dialekt des Französischen.
Die Sprache genießt keine offizielle Anerkennung von seiten des französischen Staates. Die Sprache wird von einer starken bretonischen nationalen Bewegung gefördert. Es gibt eine Reihe von bretonisch-sprachigen Diwan-Schulen. Heute wird Bretonisch nur noch in wenigen Ausnahmefällen von Kindern als Muttersprache erlernt. Genaue Zahlen liegen nicht vor. Da die letzten jüngeren Bretonisch-Sprecher relativ weit verstreut leben, ist mit dem völligen Aussterben der Sprache in den nächsten 50 Jahren fast sicher zu rechnen. Obwohl die extrem repressiven Gesetze zur Vernichtung des Bretonischen seit etwa zwei Jahrzehnten abgeschafft sind, ist die Sprache bereits derartig geschädigt, dass es keiner weiteren Maßnahmen mehr bedarf, sie endgültig zu vernichten. Zwar gibt es mehrere Zehntausend Sprecher, die bewusst zum Erhalt des Bretonischen die Sprache erlernt haben, doch verfügt kaum einer von ihnen über Kenntnisse, die denen eines Muttersprachlers gleichkommen.

Kleines Sprachlexikon

Aber(s): trichterartige Flußmündung, meist an der Nordwestküste der Bretagne
Alan: (französisch = Alain) St-Alan war Bischof von Quimper
Alignement(s): Steinreihe(n) von Megalithen Allée couverte: Grabanlage von mehreren hintereinanderliegenden Kammern (Megalithen)
Anna: (französisch = Anne) Schutzpatronin der Bretagne (auch keltische Göttin Anna - aber auch Mutter der Jungfrau Maria)
Ankou: der Tod
Argoat-Arcoat: Land der Wälder - das Innere Land der Bretagne
Armor - Armorika - Armorique: das Land das vor dem Meer ist, die Küstenlandschaft
Arzel: (französisch = Armel) St-Armel war ein Mönch
Azenor: die Märtyrerin St-Azénor war die Tochter des Königs von Brest (6. Jh.)
Azilis: (französisch = Cécile)
Bag: Schiff
Beg: Landzunge
Berchéd oder Brechéd: (französisch = Brigitte) war eine keltische Göttin und St-Bregait die Schutzpatronin von Irland
Bihan: klein
Biniou: bretonischer Dudelsack
Bocage: geschneitelter Heckenbaum
Bombarde: bretonisches, oboeähnliches Blasinstrument
Braz: groß
Brébran: Hügel, Erhebung
Brendan: St-Brenainn war ein irischer Mönch
Breiz: Bretagne
Brezoneg: das Bretonische
Brug: Heidekraut
Cairn: die aufgeschütteten Steine über einem Megalithgrab
Calvaire: Kreuzigungsgruppe meist aus Stein (bildhauerisch) geformt
Chouans: bretonischer Widerstandskämpfer (z.Zt. der Revolution 1793, auch gegen Napoleon)
Cidre: Apfelwein
Com, Koum: Talmulde
Côte Sauvage: stark zerklüftete Meeresküste
Crech, Quenech: Höhe
Crêpe: dünner Eierpfannkuchen
Cromlech: Megalithen, die kreis- oder halbkreisförmig gesetzt sind
Dolmen: dol-toal = Tisch; men = Stein: Steintisch, Megalith- oder Tischgrab (Kammer aus Steinplatten, die tischartig aufgestützt sind)
Dour: Wasser
Douar: Erde, Platz
Du: schwarz
Edern: keltischer Gott und walisischer Heiliger
Enclos Paroissial: bretonischer Pfarrhof
Enez: Insel
Erwan, Ewan, Ivon, Youenn, Yeun, Ewen, Iwan, Euzen, Eozen: französisch = Yves, Yvon
Fanch: französisch Francois
Franseza: französisch Francoise
Galette: gesalzener Buchweizenmehl- Pfannkuchen
Goas, Göaz: Bach
Goulven, Goulchen: St-Goulven war Bischof von Leon
Gurvan: literarischer Ursprung
Gweltaz, Jildaz: (französisch Gildas) St-Gildas war Mönch und Gründer der Abtei Rhuys
Gwenael: St-Gwenael war Abt von Landevennec
Gwenn: weiß
Gwennog, Vinoc: St-Vinoc war ein bretonischer Fürst

Gwilherm, Gwilhou, Lom, Laou: französisch Guillaume
Haras: Hengstdepot
hen: alt
Hervé: St-Hervé war der Gründer der Abtei Lanhouarneau
hir: lang
Ilis: Kirche
Jakez: französisch Jacques
Jildaz, Gweltaz: (französisch Gildas) St-Gildas, Mönch und Gründer der Abtei Rhuys
Jos, Job, Jef: französisch Josef
Judikael, Jezekel, Izikel, Juhel, Joel: St-Judikael, König der Bretagne
Kaer: schön
Kaourintin, Kaourantin: (französisch Corentin) St-Corentin war erster Bischof von Quimper
Katell: französisch Cathérine
Kemper: Zusammenfluß
Ker: Haus, Dorf
Korrigan(s): Zwerg(e)
Koz: alt
Lan, lann: Kirche, Kloster, geweihtes Land
Lec'h: kleiner regelmäßiger Menhir
Loc: geheiligter Ort, Einsiedelei
Loeiz: französisch Louis
mad: gut
Malo:St-Mac-Law, Gefährte von St-Bredan, Bischof von Alet
mam: Mutter
Maodez: St-Maodez, Mönch aus Irland
Marc'h: Pferd
Marc'harid, Gaid, Gaud: französisch Marguerite
Mari, Maria, Mai: französisch Marie
Marzin: französisch Martin
Mazé, Mazo, Maho, Mahé: französisch Mathieu
Men: Stein (Menhir = Langstein)
Megalith: Großstein
Menez: Berg
Menhir: stehende Megalith-Steinsäule
meur: groß, ausgedehnt
Méven, Meen, Min: französisch = Méven
Mor: Meer
Noz: Nacht
Paludier: Meersalinenarbeiter
Pays gallo: obere Bretagne, in der nicht mehr Bretonisch gesprochen wird
Pardon: Heiligenfest mit Prozession, auch Wallfahrt
Penn, pen: Kopf, Landzunge, Kap, Ende
Plou, pleu, plé, plo, ploe: Pfarrei
Porz: Hafen
Raz: Engpaß
Roc'h: Felsen
Ros: Hügel
Sarrasin, sarrazin: Buchweizen, war früher eine bedeutende Getreideart in der Bretagne
Ster: Fluss
Stivell: Quelle, Fontäne
Trez: Sand
Tremeur: St-Tremeur, Märtyrer
Triphine, Trephine: Ste. Triphine, Märtyrerin
Tristan: Sagenheld
Tro: Turm
Troménie: Prozession in Locronan zu Ehren des hl. Ronan
Tudal, Tual, Tugdual: St-Tudal, Gründer des Bistums Tréguier
Tumulus: Hügelgrab, Aufschüttung aus Erde über einem Megalith-Grab
Ty, ti: Haus
Yann: französisch Jean
yen: kalt


Aussprache
 

3. Schiffskanäle in der Bretagne

Der englischen Marine und ihrer Drohung an die französische Küstenschifffahrt ist es zu verdanken, dass ein Kanal mitten durch die Bretagne führt. Wasserstraßen in der Bretagne Der Bau wurde 1811 unter Napoleon I. begonnen, aber mit dem Fall des Kaisers bei Waterloo fiel auch der Kanal. 1822 wurde die Kanalgesellschaft der Bretagne gegründet, der Bau begann erneut, und 1836 wurden 385 km Wasserweg eröffnet, der mit 238 Schleusen einen Höhenunterschied von insgesamt 555 m bewältigt.  Napoleon III. weihte 1858 bei Chateaulin eine Meeresschleuse ein, 1875 wurde der Kanal vertieft und ließ größere Schiffe zu. Leider bedeutete dies nicht auch mehr Fracht: In den 1860er Jahren hatte man mit 40.000 Tonnen die höchste jährliche Frachtrate erreicht; bis 1880 war sie wieder auf 10.000 Tonnen geschrumpft. Die Wasserstraße erlebte in den späten 90er Jahren des 19. Jh. einen Aufschwung mit über 30.000 Tonnen jährlich (hauptsächlich Dünger für die Landwirtschaft). So nach und nach überwog jedoch der Straßen- und Schienentransport und beschleunigte den Niedergang des Kanalfrachtverkehrs. Den letzten Schlag versetzte ihm ein hydroelektrischer Damm bei Guerledam (1928). Er teilte den Kanal in den kleineren Finistere-Canal und das größere östliche Netz; die beiden Wasserwege sind zwischen Pontivy und Port Carhaix unbefahrbar.

3.1 Der Nantes-Brest-Kanal

Der 205 km lange Kanal verläuft mit seinen 107 Schleusen nach Norden am Fluss Erdre und entlang der kanalisierten Flüsse Isac und Oust nach Pontivy, bevor er nach Süden auf den Blavet zu fließt und bei Lorient an der Biskaya endet. Durch den Zusammenfluss mit der Vilaine bei Redon kann man auch nach Norden über Rennes nach Dinan und in südlicher Richtung nach Arzal fahren, wo man den Atlantischen Ozean erreicht. Eine Verbindung mit dem westlichen Teil des Kanals (Finistère-Kanal) bei Brest ist für Motorboote derzeit nicht möglich. Der Wasserweg führt seine Besucher durch eine der schönsten Gegenden der Bretagne. Die Fahrtbedingungen variieren wie die Landschaft: Der seegleiche Erdre führt manchmal raue Wasser, manchmal tummeln sich dort Rotschwänzchen; der enge Kanal (oder Fluss) schlängelt sich durch kleine Ortschaften; der Blavet fließt an Feldern vorbei; und das Gezeitenstück unterhalb von Hennebont ist nur etwas für erfahrene Schiffer.

 

Von Nort-sur-Erdre nach Blain

Nort-sur-Erdre war ein wichtiger Industriehafen. Die Fabriken sind heute geschlossen, die Lastkähne verschwunden und dennoch hat der kleine Hafen noch immer einen unbestreitbaren Charme.
Nach der ersten Kanalschleuse, 2, Quiheix, fühlt man sich fast schon einsam: bis Blain gibt es kaum Häuser. Der Scheitelpunkt ist bei der Ecluse 7, le Pas d'Heric, erreicht, 8 km weiter beginnt bei der nächsten Schleuse das Gefälle Richtung Redon.

 

Von Blain nach Guenruet

Bei der Anfahrt auf Blain sieht man links das Chateau de Blain (15. Jh.), und in der Stadt findet der hungrige, durstige oder ermüdete Seemann alles, was er braucht.
Der Fluss Isac fließt in den Kanal hinein und wieder heraus, dadurch entstehen eine Reihe ruhiger Seitenarme zum Ankern, Schwimmen oder einfach zum Faulenzen.
Die Strecke zwischen den Ecluses 16, Melneuf, und 17, Bellions, ist 23 km lang, schleusenfrei, mit einigen lohnenswerten Orten zum Anhalten. Nach der zweiten Flussbiegung (Flusskilometer 70) sieht man rechts das Chateau Carheil aus dem Jahr 1659 inmitten eines 80 ha großen Parks. Von März bis September gibt es Führungen, mittwochs und samstags sogar abends bei Kerzenlicht.

 

Von Guenruet nach Redon

Die Kirche in Guenrouet enthält wunderbare bemalte Glasfenster aus der Nachkriegszeit. Von Pont-Miny (Flusskilometer 83), ist Fégréac weniger als 4 km entfernt. Attraktionen sind unter anderem alte Häuser und ein Kalvarienberg aus dem 15. Jh. Diese kirchlichen Monumente sind nicht ungewohnt in der Bretagne. Viele wurden im späten 16. Jh. errichtet, um die Pest abzuwehren, oder später, um dafür zu danken, dass man von ihr verschont wurde. Obwohl etliche von ihnen recht groß sind und von namhaften Künstlern geschaffen wurden, ist doch die Form immer dieselbe: Stationen aus dem Leben der Jungfrau und dem Leben Christi. Sie beginnen mit der Verkündigung und setzen sich fort über die göttliche Heimsuchung, die Geburt Christi und so fort bis zur Auferstehung und zur Himmelfahrt. Bevor das gemeine Volk lesen und schreiben konnte, benutzten die Priester die Kalvarien als Lehrmittel.

 

Von Redon nach La Gacilly

Redon ist eine charmante Stadt mit vielen Einkaufsmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten. Nach dem Verlassen von Redon fährt man durch eine gerade, in den Felsen gehauene Strecke, von links mündet der Oust ein. Wie der Isac fließt er mehrmals ein und aus und schafft so versteckte Nischen. Vor der Durchfahrt durch Ecluse 19, Painfaut, ist ein Abstecher (halber Tag) von 9 km den Fluss Aff hinauf nach La Gacilly zu empfehlen. Es gibt hier keine Schleusen, aber folgen Sie genau den Markierungen: Der Aff beginnt mit Marschland, und der Fluss ist mit Schilf eingesäumt. Auf der linken Seite nach der Sour-Mac-Brücke steht ein kleines Chateau; dann verengt sich der Kanal erheblich, und die Bäume stehen dicht am Ufer; das ist ein seltener Anblick. La Gacilly taucht völlig unerwartet auf. Ab der modernen Brücke, die das Ende der Befahrbarkeit bedeutet, findet man an allen Gebäuden bei der Brücke in jeder Ecke rote und rosa Blumen. Lederarbeiter, Glasbläser, Töpfer, Juweliere, die mit Halbedelsteinen arbeiten, und Eisengießer sorgen für eine große handwerkliche Vielfalt in einer überraschend untouristischen Stadt.

 

Von La Gacilly nach Malestroit  

Wieder auf dem Kanal fährt man 6 km eine gerade Strecke bis zu einer scharfen Rechtsbiegung des Flusses. St-Martin-sur-Oust liegt ungefähr eine Meile entfernt von der Acht-Bogen-Brücke oberhalb der Ecluse 21, Gueslin. Rochefort-en-Terre ist etwas über 9 km von der Brücke entfernt (wenn keine Taxis vorhanden, mit dem Fahrrad fahren). Das Schloss ist im Juni und Juli täglich geöffnet. Es sind nur Mauerausschnitte, Turmruinen und einige unterirdische Gänge übrig geblieben, aber das Museum sowie der Ausblick auf das Gueuzon-Tal von der Terrasse aus sind interessant. In mehreren Straßen gibt es Häuser aus dem 16. und 17. Jh., Notre Dame de la Tronchaye stammt aus dem 12. Jh. mit Ergänzungen aus dem 15. und 16. Jh. Besonderheiten im Innern sind unter anderem schmiedeeiserne Gitter und ein Renaissance-Altar. Die Statue der Frau von La Tronchaye wird in hohen Ehren gehalten; man fand sie in einem Baum, wo sie angeblich schon Jahrhunderte lang vor der Normanneninvasion versteckt lag. Am ersten Sonntag nach dem 15. August ist sie der Gegenstand einer jährlichen Prozession. Die Vergebungsfeier oder Wallfahrt ist eine weitere bretonische Tradition; sie finden, von einigen Ausnahmen abgesehen, von Mai bis Ende September statt, beziehen sich meistens auf einen bestimmten Heiligen, dem die Gläubigen ihre Anliegen anvertrauen. Alles erscheint im Sonntagsstaat, verbringt den Tag im Gebet, und der Höhepunkt des Tages ist eine Prozession. Heute wird dem religiösen Teil in den frühen Morgenstunden nachgegangen, und weltliche Vergnügungen (und Handel) füllen den Rest des Tages. Wer bretonische Trachten sehen will, wählt dazu am besten eine Vergebungsfeier.

In Malestroit bietet die Anlegestelle jeglichen Service für den durchfahrenden Schiffer. Jeden Donnerstag ist Markttag, und eine gute Auswahl gotischer und Renaissance-Häuser hat überlebt. Eines an der Place Bouffay ist mit einer Schnitzerei besonderer Art verziert: Ein Bürger im Nachthemd schlägt gerade seine Frau. Diese fantasievollen Schnitzereien setzen sich an der Kirche St.-Giles fort; eine stellt einen Akrobaten in der Luft dar, und die Tiere einer anderen sind eher abstrakt gehalten. Das Musée de la Resistance, 7 km von Malestroit entfernt, ist der Teilnahme der Bretagne am Zweiten Weltkrieg gewidmet. Es enthält eine breite Palette von Ausstellungsstücken, darunter Zeitungen, Rationenbücher, Kleidung, Uniformen von beiden Seiten und einen ausgezeichneten Film über den Krieg vom Anfang bis zu seinem Ende.

Von Malestroit nach Josselin
Nach der Brücke bei Le Roc-St.-André und einer scharfen Rechtskurve folgt das Chateau Crévy an der nächsten Biegung.
Montertelot hinterlässt einen etwas blassen Eindruck, obwohl es dort viele gut erhaltene Fachwerkhäuser gibt und die Kirche am Hafen Teile aus dem 12. Jh. beinhaltet.
Ploermel, einst Sitz der Herzöge der Bretagne, liegt 7 km weit entfernt. Die Stadt wurde im 6. Jh. von St.-Armel gegründet. Die humorvollen Schnitzereien am Westportal der Kirche sind einzigartig, leider braucht man einen Feldstecher, um alles erkennen zu können. Die zurückgesetzten, bemalten Glasfenster stammen aus dem 16. und 17. Jh.; in der Kapelle sind weiße Marmorstatuen von zwei Herzögen der Bretagne aus dem 14. Jh., Jean II. und Jean III. Sehen Sie sich auch die Fachwerkhäuser in der Rue Beaumanoir an. Wer einen Sinn für neuere Geschichte hat, dem gefällt sicher die Statue von Dr. Guérin, dem Erfinder von Baumwollspezialverbänden. Sie wurden zum ersten Mal im Deutsch-Französischen Krieg angewendet und retteten manchem das Leben.
Einer der besser bekannten Zusammenstöße in der Bretagne war die Schlacht der Dreißig, die sich 1351 auf einer Heide auf halbem Weg zwischen Ploermel und Josselin ereignete; (mit dem Fahrrad 3 km von der Brücke bei St.-Gobrien entfernt; Steinmarkierung an der Brücke Nr. 24 beachten). In der Mitte des 14. Jh., als der Erbfolgekrieg seinen Höhepunkt erreicht hatte, war Josselin in der Hand der königlichen französischen Armee. Ihre Gegner, die von Montfort, hatten ihren Stützpunkt in Ploermel. Nach einer Reihe von Schlachten ohne entscheidenden Ausgang sollten schließlich je 30 der besten Männer auf beiden Seiten so lange im Nahkampf verweilen, bis der letzte aufrecht stehende Mann die Siegerseite bestimmen würde. Am Ende eines langen Märztages gewann Josselin.

Der Kanal setzt sich auf seiner halbverlassenen Route bis zum Chateau von Josselin fort, einem der wenigen Beispiele, bei denen die Realität die Vorahnung voll bestätigt. Wir nähern uns vom Wasser her, und zunächst sehen wir nur die konischen Türme über den Bäumen. Danach tauchen die riesigen bretonischen Mauem aus grauem Stein auf, als ob sie sich jedem Eindringling in den Weg stellen wollten; die kleineren, unwichtigeren Gebäude spitzeln hinter dem Schloss hervor wie ein Kind hinter dem Rock seiner Mutter. Der Bau der ersten Festung auf diesem Platz wurde um das Jahr 1000 von Guthenoc de Porhort begonnen, aber sein Sohn Josselin stellte sie fertig und gab Schloss und Stadt seinen Namen. Einer seiner eher extravaganten Besitzer war Olivier de Clisson, dessen Ratgeber und Vorbild seine Mutter war. De Clissons Vater war wegen Verrats an den Franzosen im Erbfolgekrieg enthauptet worden. Als man seinen Kopf auf den Mauem des Schlosses bei Nantes aufsteckte, nahm diese bemerkenswerte Frau ihre Kinder zur Besichtigung mit und sagte: "Sehen wir zu, dass die Bastarde, die das getan haben, in unsere Hände fallen." Jeanne de Belleville versenkte daraufhin jedes Schiff, das ihren Weg kreuzte, und zerstörte sechs Schlösser, deren Besitzer das Unglück gehabt hatten, mit der französischen Seite zu sympathisieren. Im Verlauf dieser Ereignisse machte sie aus ihrem Sohn Olivier einen harten Mann. Er diente mit Auszeichnung in der englischen und später, unter Karl V., in der französischen Armee. Der große Bertrand du Guesclin wurde sein Freund; nach dessen Tod stieg De Clisson zum Polizeichef Frankreichs auf. 1370 heiratete er Marguérite de Rohan und wurde somit Herr über Schloss Josselin, das er mit Mauern und Türmen versehen ließ und zu einem der wichtigsten inländischen Stützpunkte der Bretagne machte. Leider verlor sein Schirmherr, Karl VI., den Verstand, und der alte Krieger wurde von seinen Gegnern aus dem Erbfolgekrieg auf die Festung am Fluss verbannt, wo er 1407 starb. Weniger als 100 Jahre später zerstörte der damalige Herzog der Bretagne, Francois II., das Schloss, um Jean II. de Rohan für seine Königsloyalität zu bestrafen. Als Anne, die Tochter Francois II., Königin von Frankreich wurde, gab sie Jean II. als Akt der Versöhnung das Geld für den Wiederaufbau. Jean war klug genug, Dankbarkeit zu zeigen: Suchen Sie nach dem schön verzierten Buchstaben "A" (Anne) an jedem gut sichtbaren Teil des Bauwerks. Nach seiner Fertigstellung war das Schloss die Verkörperung des Familienmottos "Ich kann nicht König sein. Ich verachte es, ein Prinz zu sein. Ich bin ein Rohan." Dieses Veredelungsprogramm erlitt 1629 jedoch wieder einen schweren Schlag, als fünf Türme zerstört wurden. Der Urheber war Richelieu - wieder einmal -, denn ein anderer Rohan (Henri) führte die Hugenotten an, was dem Premierminister Ludwigs XIII. stark missfiel. Durch alle Schwierigkeiten hindurch ist das Schloss jedoch im Besitz der Familie Rohan geblieben. Die letzte größere Renovierung wurde Ende des 19. Jh. vorgenommen.

Die Basilika Notre Dame du Roncier (Unsere Frau vom Dornbusch) hält jeden 8. September eine weithin bekannte Vergebungsfeier, das Pardon, ab. Der Name der Kirche leitet sich von einer Begebenheit aus dem 9. Jh. her, als ein Bauer bei der Arbeit auf dem Feld eine Statue der Jungfrau Maria fand und sie in seinem Haus aufstellte. Der Statue gefiel es dort offensichtlich nicht, denn sie kehrte auf das Feld zurück. Dieser Vorgang wiederholte sich mehrere Male. Schließlich baute man im 11. Jh. am Fundort eine Kirche für die Jungfrau. Aus unbekanntem Grund verbrannte die Statue 1793, und es verbleiben nur einige Fragmente, die in einem Reliquienkästchen im Heiligtum ausgestellt sind. Olivier de Clisson und seine Frau Marguerite de Rohan liegen hier ebenfalls begraben; Fotobegeisterte sollten den ungewöhnlichen Ausblick vom Schlossturm aus genießen.

 

Vorübergehende Anlegeplätze gibt es beim Schloss, dort kann man auch Wasser zapfen, aber keinen Treibstoff. Die Atmosphäre der Stadt ist angenehm, es gibt mehrere Restaurants und Geschäfte.

3.2 Die Vilaine

Die Vilaine war einer der ersten Wasserwege Europas, der mit Teich- oder Kanalschleusen ausgestattet wurde; schon ab 1550 war sie von der Biskaya bis nach Rennes befahrbar. Etwa in der Mitte des 18. Jh. entstanden Pläne für einen Kanal von Rennes nach Dinan, die jedoch von der Französischen Revolution untergraben wurden. 1890, hundert Jahre später, wurde die Schifffahrt zwischen dem Ärmelkanal und dem Atlantik möglich.
Der Fluss verdient diesen Namen eigentlich nicht; er bedeutet "hässlich" oder "widerlich". Es ist ein sehr hübscher Wasserweg mit langen, angenehmen Strecken. Vielleicht rührt der Name ursprünglich von den Tücken der Gezeiten, von seichtem Gewässer und den Felsen im Flussbett, die so manches Schiff sinken ließen. Trotz des Schleusenbaus ist die Vilaine immer noch ein Fluss, und die Navigationsmarkierungen sollten peinlichst genau befolgt werden.

 

Von Redon nach Messac

In Redon kreuzen Sie den Nantes-Brest-Kanal. Die neueren Stadtviertel von Redon liegen nördlich des Nantes-Kanals, die älteren auf einer kleinen Insel zwischen der Vilaine und dem Hafen (alle Service-Anlagen vorhanden). Im älteren Teil gibt es Straßen mit Pflastersteinen, alte Gebäude, die interessanteren Restaurants und genügend Creperies. Die Stadt wurde ursprünglich als Benediktinerabtei im 9. Jh. gegründet; sie florierte und wurde im 14. Jh. mit Mauern versehen (einige Überreste kann man in der Nähe des Kai St.-Jacques sehen). Die Abteikirche St.-Sauveur sieht merkwürdig aus: wegen eines Feuers von 1782 ist der gotische Turm von der Kirche abgesetzt. Die Kirche steht an der Place de I'Hotel de Ville; Cardinal Richelieu ließ als verwaltender Abt den fein gearbeiteten Hochaltar errichten. 
Bei Beslé kann man in dem attraktiven Hotel du Port zu einem vernünftigen Preis essen; bergauf geht man in die Stadt und zum Einkaufen.
In Port de Roche findet sich eine interessante Eisenbrücke mit den Siegeln von Napoleon und Eugenie, die ursprünglich bei der Weltausstellung in Paris gestanden hat. Ausflugsmöglichkeit zum 2km entfernten Ort Langon mit seinen 28 aneinandergereihten Menhiren, genannt „Demoiselles de Langon“.

Und wieder verändert sich die Landschaft: Zu beiden Seiten ziehen sich Wälder entlang des Flusses, Le Bois de Baron und Le Bois de Boeuvre; auf den Felsen wachsen Pinien, Kastanien und Birken. Die Städte liegen etwas näher am Fluss. Bei Malôn ist die erste Schleuse auf der Vilaine erreicht.
Messac hat einen Bootsverleih und einen neuen Anlegeplatz, auf dem man viele Service-Einrichtungen wie z.B. einen Kran, eine Rampe, Treibstoff (Diesel und Normal) und Reparaturdocks vorfindet. Für Einkäufe legen Sie am Steinkai bei der Brücke unterhalb der Ecluse 12, Guipry, an. Bei der Schleuse befindet sich die kleine Kapelle Notre Dame de Bon-Port. Der Graf von Treguilly, dessen riesige Salzvorräte von einer ungewöhnlich hohen Flut bedroht waren, ließ die Kirche 1644 errichten, um für die Verschonung seines wertvollen Besitzes zu danken. Bevor die Vilaine zum Kanal ausgebaut wurde, konnte man flussaufwärts nur bis Guipry fahren, das für den Salzhandel im 17. Jh. wichtig war. Das Salz wurde bei St.-Nazaire gewonnen und mit dem Schiff nach Guipry gebracht, wo eine Steuer, die „gabelle“, erhoben wurde. Da jeder Untertan jedes Jahr eine bestimmte Menge Salz kaufen musste, waren die Steuern erheblich. Die Männer, die sie eintrieben, hießen „Gabelous“.

 

Von Messac nach Rennes

In Bourg-des-Comptes findet man Einkaufsmöglichkeiten nur im Ort (800m oberhalb des Flusses).
Beim Parc Naturel de Boel verläuft der Fluss zwischen hohen Felsen; Pappel- und Weidenzweige hängen über dem Wasser, und an den Wochenenden drängen sich hier die Besucher. Deswegen haben zwischen den Ecluses 8, Bouexiere und 7, Boel, viele Restaurants aufgemacht, darunter das „Le Vieu Moulin de Boel“. Außergewöhnlich schön ist die Staumauer, die bis zur alten Mühle am gegenüberliegenden Ufer verläuft. Die Mühle, deren bergseitige Mauer die Form eines Schiffsschnabel hat, um dem Hochwasser der Vilaine Stand zu halten, ist seit 1935 nicht mehr in Betrieb.
In Pont-Rean beeindruckt eine Steinbrücke mit acht Bögen aus dem Jahre 1767. Früher stand hier
eine alte römische Brücke aus Stein und Holz. Im Mittelalter verhalf der Brückenzoll dem Ort zu wirtschaftlicher Blüte. Es gibt hier eine Bootsstation mit gutem Service. Das Passieren der Steinbrücke ist etwas schwierig. Oberhalb von Pont-Rean muss man mehrere Inseln umfahren.

 

Rennes

Durchfahren Sie das Industriegebiet von Rennes so schnell Sie können! Gleich unterhalb der Ecluse 1, Mail, die in den Canal d’Ille-et-Rance führt, befindet sich die Anlegestelle, von der aus man alle Sehenswürdigkeiten von Rennes in fünf Minuten erreicht. Der Stadthafen liegt in einer angenehmen Umgebung, man kann dort Wasser tanken.

Rennes ist wirklich eine Unterbrechung wert: Fußgängerzonen, Restaurants in Hülle und Fülle (auf einem Platz bei der Kathedrale geben sich Vietnamesen, Italiener und Franzosen die Hand) und eine Markthalle an der Rue de Nemours. Man findet dort eine große Auswahl an Frischfleisch, Gemüse und Käse.

Die Geschichte von Rennes reicht weit zurück: Schon die Kelten haben hier Häuser errichtet, und die Römer haben sie mit Mauem umstellt. 1213 wurde es die Hauptstadt der Bretagne; 1720 verwüstete ein Feuer die Stadt größtenteils, aber sie wurde wieder aufgebaut und überlebte die meisten der Ausschreitungen während der Revolution.
Das moderne Rennes hat keine Ähnlichkeit mehr mit seiner verschlafenen Vergangenheit. Zwar sind noch viele Gebäude im klassischen Stil des 18. Jh. vorhanden, aber die Stadt hat heute zwei Universitäten, und hier sind wichtige Unternehmen der französischen Elektronikindustrie und des Fernmeldewesens angesiedelt.

Lange rivalisierte die Stadt mit Nantes um den Titel "Hauptstadt"; schließlich wurde er Rennes zuerkannt, da es wegen seiner Binnenmärkte leichter zu verteidigen war. Die Herzöge hätten es vorgezogen, in ihrer Festung in Nantes zu leben, aber sie kamen doch zu ihrer feierlichen Einsetzung nach Rennes. Die Eheschließung zwischen Herzogin Anne und Karl VIII. von Frankreich (1491) verband nicht nur zwei Menschen, sondern führte auch zur Vereinigung der Bretagne mit Frankreich. Die verlorene Unabhängigkeit bedeutete jedoch nicht auch den Verlust der Privilegien: 1561 wurde in Rennes das Parlament einberufen, das - abgesehen von einer kurzen Zwischenperiode im 17. Jh. - bis zur Revolution eigenständig blieb und seine eigenen Gesetze erließ.

In Rennes machte Bertrand du Guesclin sich erstmals einen Namen. 1337 fand hier ein Turnier statt, an dem Du Guesclin teilnehmen wollte; er wurde jedoch von seiner Familie abgehalten. Schließlich brachte er einen seiner Cousins aus Rennes soweit, ihm Pferd und Rüstung zu leihen und nahm unerkannt teil. Er hob mehrere Gegner aus dem Sattel, gelangte so zu Berühmtheit, später zu Reichtum und starb als Held.

Der Brand von 1720 richtete in Rennes einen solch enormen Schaden an, dass Ludwig XV. die gewaltigen Mittel für den Wiederaufbau zur Verfügung stellte. Jacques Gabriel wurde als Architekt verpflichtet und gab der Stadt im 18. Jh. das Gesicht, das sie heute zeigt. In den Straßen um die Kathedrale kann man noch einige wenige Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jh. finden. 

Sehen Sie auch einmal in den Hof des Hotel du Blossac in der Rue de Chapitre; hier gibt es eine hübsche Wendeltreppe. Eines der schönsten Häuser ist an der Rue St.-Guillaume 3; die Place de la Lices war der Schauplatz jenes Turniers, in dem Du Guesclin triumphierte. 

Die Kathedrale St.-Pierre (1844) ist die dritte auf ihrem Platz. Der wundervolle Altar wird von dem reich verzierten Innenraum beinahe noch in den Schatten gestellt. Die Glasmalereien aus dem 16. Jh. von St.-Germain stellen Szenen aus dem Leben der Heiligen dar. Die Kapelle St.-Sauveur von Unserer Frau der Wunder ist jenem Heiligen gewidmet, der 1357 Rennes von den Engländern befreite. 

Von außen ist das ehemalige Parlamentsgebäude der Bretagne nicht imponierend. Der Architekt des Pariser Palais du Luxembourg, Salomon de Brosse, war mit dem Bau beauftragt (Bauzeit: 1618-1655; heute Gerichtsgebäude ). Von hier aus regierten über 100 Vertreter der bretonischen Aristokratie die Provinz, die trotz der Tatsache, dass ihre Sitze gekauft waren (für etwas weniger als 1000 Dollar in heutiger Währung), in hohen Ehren standen. Das Gebäude wurde zwar in dem Brand beschädigt, jedoch nicht zerstört, und Gabriel restaurierte es. Die mit Säulen ausgestattete Salle des Gros Piliers kommt gleich vor der Salle des Pas Perdus. Ihre mit Holz vertäfelte Deckenwölbung ist in Gold und Blau ausgemalt und trägt das Wappen der Bretagne und Frankreichs in der Mitte. Zum Obergeschoß führt ein doppelter Aufgang; Gemälde einiger der besten Künstler aus der Zeit Ludwigs XV. zieren die Wände. Der beeindruckendste Raum ist die Grande Chambre (Großes Zimmer), in dem ehemals das Parlament tagte. Er ist über 20 m lang, 10 m breit und 7 m hoch; die getäfelte Decke und andere Holzarbeiten sind atemberaubend. An den Wänden hängen 10 Gobelins mit Szenen aus der Geschichte der Bretagne, deren Herstellung 24 Jahre dauerte. Auf den Besucherrängen hat so manche historische Persönlichkeit gesessen, unter anderen die berühmte Briefschreiberin Madame de Sevigne. Im Gegensatz dazu erscheint der Bankettsaal des barocken Rathauses fast einfach, das mit seiner großen Uhr, "Le Gros", ebenfalls von Gabriel geschaffen wurde.

 

4. Bretagne-Rundfahrt Etappe 1

4.1 Der Wald von Brocéliande und der Zauberer Merlin

Brocéliande ist der Legendenname des derzeitigen Waldes von Paimpont, südwestlich von Rennes. Es handelt sich hierbei jedoch nur noch um Reste eines riesigen Waldgebietes, das im Mittelalter das Herzen der Halbinsel einnahm und die Heimat zahlreicher Legenden aus der keltischen Mystik ist.
Ritter der Tafelrunde Die Tafelrunde des König Artus fanden hier den Rahmen zu ihrem Schicksal und ihrer Suche: ihr König Artus hatte ihnen zu Befehl gegeben den heiligen Gral ausfindig zu machen, der in diesen Wäldern der „Kleinen Bretagne“ versteckt gewesen sein soll. Der Zauberer Merlin, als Freund und Berater des jungen Artus, war einer der Ehrengäste im Wald von Brocéliande. Merlin verliebte sich so sehr in Viviane, dass er für sie allein unter dem Teich, in dem sich das Schloss von Comper spiegelte, eine
Zitadelle aus reinem Kristall erbaute. Die „Dame des Sees“, so wird sie auch genannt, zog Lancelot groß, zukünftiger Ritter am Hofe Königs Artus. Trotz des Altersunterschiedes war Vivianes Liebe zu Merlin, dem Zauberer, stark und ausschließlich und schon bald war ihr das Irdische nicht mehr genug: die von Merlin erfahrenen Zaubergeheimnisse dienten ihr dazu, den alten Druiden am Jungbrunnen zu verjüngen. Danach sperrte sie ihren Geliebten für die Ewigkeit in neun felsenharte Zauberkreise.
Eine andere Artus-Legende erzählt, dass die Fee
Morgane, die Halbschwester des König Artus, im „Tal ohne Wiederkehr“ jene Ritter gefangen hielt, die weder ihr noch den eigenen Ehefrauen treu waren. Eine ziemlich große Schar, die da zusammenkam. Aber sie hatten es nicht schlecht. Essen, trinken, Lanzen stechen, was eben ein Ritter so braucht. Nur die umgebenden Felsen hinderten sie an der Flucht. Bis Sir Lancelot kam und der bösen Fee zum Trotze all die unsittlichen Ritter befreite. Lancelot war eben der treueste aller Ritter. Doch auch er war unsittlich: er war ehebrecherisch treu. Beständig trieb er es mit keiner anderen, als immer nur mit der Gattin seines Königs Artus.


Zu besichtigen:

·         Paimpont
Der Ort liegt mitten im Wald, am Ufer eines von großen Bäumen umstandenen Sees. Er verdankt seinen Ursprung einem Kloster, das hier vom 7. Jahrhundert bis zur Französischen Revolution bestand.

·         Merlins Grab (Tombeau de Merlin)

·         Jungbrunnen (Fontaine de Jouvence)

·         Schloss Comper beherbergt heute das Artus-Museum. Im Schlossteich soll Viviane, die Dame vom See, ihren Kristallpalast gehabt haben.
Schloss Comper


·         Tal ohne Wiederkehr (Val sans retour) - kleine Fußwanderung
Das ist ein Felsenmeer in malerischer Umgebung. Man gelangt auf einem unbefestigten Weg dorthin und erreicht zuerst einen 170 m hohen Felsen (Rocher des Faux Amants). Hier hatte die Fee Morgane die Übeltäter zur Strafe eingesperrt. Nach dem Tal ohne Wiederkehr kommt man an den Feenspiegel (Le Miror aux Fées). Die Fee Morgane lebt hinter diesem Spiegel. Sie erscheint immer wieder den Wanderern. Vorsicht ist also geboten!

·         Quelle von Barenton (Fontaine de Barenton) - kleine Fußwanderung
Sie wurde der Legende nach vom Herrn der Quelle, Sir Askalon, bewacht. Ihr Wasser konnte – so erzählt die Sage - Stürme entfesseln, wenn man es auf den "Perron de Merlin" - einen Stein in der Nähe - schüttete.

·         Kapelle von Trehorenteuc
Der örtliche Pfarrer ließ die Kapelle von Trehorenteuc mit Malereien ausstatten, die die Gralslegende zum Thema hatten. Die Spekulationen über den Verbleib des Grals erhielten so neue Nahrung.

4.2 Vannes

Vannes liegt am Golf von Morbihan. Der Name der Stadt stammt aus keltischer Zeit, als Vannes die Hauptstadt der Veneter war. Mit seiner malerischen Altstadt erinnert Vannes noch an das Mittelalter. Die alten Wehrmauern mit ihren drei Rundtürmen und drei Toren sind mit bunten Gärten geschmückt. Die Kathedrale "Saint-Pierre" aus dem 13. bis 16. Jahrhundert besitzt ein spätgotisches Portal. Wenn man sich in einem der vielen Straßencafés befindet, verfällt man nahezu in eine südfranzösische Urlaubsstimmung.

4.3 Erdeven/Carnac

Bei Carnac befinden sich die beeindruckendsten Zeugnisse der Megalithkultur. Ganze Felder sind bespickt mit diesen Zeugnissen aus der Jungsteinzeit (um etwa 3000 v. Chr.). Die Megalithkultur (griech.= Großsteinkultur) kennzeichnet Kulturen vom skandinavischen bis zum iberischen Raum, die ihre Toten in großen Steinkammern bestatteten. In der Bretagne befinden sich die meisten und variationsreichsten megalithischen Baudenkmäler. Heute nimmt man an, dass die Megalithbauten kultischen und religiösen Zwecken dienten, jedoch besteht hierüber in der Wissenschaft bis heute Uneinigkeit.

Es gibt Theorien über eine Verwendung als Kalender, als Prozessionsstraßen, als Phallussymbole oder für astronomische Berechnungen. Durch ihr massives Auftreten in dieser Region wurden sie ab dem 18. Jahrhundert mit bretonischen Namen bzw. Kunstwörtern benannt.

Alignements von Kerzerho
Hier liegt der Beginn des westlichen Flügels des Systems von Alignements um Carnac.
Dieses Feld liegt an der Straße von Erdeven nach Plouharnel, südlich von Erdeven. Die Straße führt hindurch. Ursprünglich gab es hier auf einer Strecke von 2 km ein Ensemble vom 65 m Breite mit tausenden Steinen. Durch den Bau der Straße zwischen Plouharnel und Erdeven ist die Anlage jedoch schwer beschädigt worden. Von Erdeven kommend, hat man rechts der Straße einige große Menhire. Links gegenüber haben sich 10 Reihen in Ost-West-Orientierung und eine ergänzende, nach Norden ausgerichtete Reihe erhalten.
Im Gegensatz zu den Feldern im östlichen Flügel sind diese Menhire nicht umzäunt und man kann hindurchwandern. Dieses eindrucksvolle Erlebnis sollte man sich nicht entgehen lassen. Die Alignements zwischen Le Menec und Kerslescan hingegen wurden zum Schutz eingezäunt und sind jetzt nur noch für kleine, geführte Besuchergruppen und die hier weidenden Schafe zugänglich. 

Alignement von Le Menec
Den Beginn des östlichen Flügels der Alignements bei Carnac stellt das Feld von Le Menec dar. Die Menhire werden von West nach Ost kleiner. Am westlichen Rand gibt es ein Steingehege (Cromlec’h) von 90 x 70 Metern Ausdehnung, am östlichen Rand gibt es die Reste eines Steinovals. Die Anlage umfasst 12 Reihen mit 116 Metern Breite im Westen und 63 Metern im Osten. Auf der Länge von 1165 Metern stehen 1099 Menhire. Die Anlage weist einen Knick in der Ausrichtung auf, der mit den Sonnenauf- und -untergängen zu den Sonnenwenden im Sommer und Winter in Verbindung zu bringen ist.

Alignements von Kermario
Weiter in östlicher Richtung schließen sich die langgestreckten Alignements von Kermario an. Die Anlage zeigt in 10 bis 12 Reihen auf einer Länge von 1,2 km 982 Steine. Auch innerhalb dieses Feldes werden die Steine von West nach Ost kleiner.
Inmitten des Feldes befindet sich ein Aussichtsturm aus napoleonischer Zeit, von dem aus die Anlage recht gut zu überblicken ist. 

Alignements von Kerlescan
Kerlescan stellt nach den in einem Wäldchen befindlichen Reihen von Le Petit Menec den nordöstlichen Abschluss der Anlagen des östlichen Flügels der Alignements von Carnac dar. Es sind 13 Reihen vorhanden, die sich über 355 m Länge erstrecken. Im Westen ist ein sehr schönes, nahezu quadratisches Steingehege von 78 x 74 m Größe erhalten. Die Größe der Steine nimmt von West nach Ost weiter ab.

Dolmen von Crucuno
Crucuno liegt an der Straße zwischen Erdeven und Plouharnel, etwa 1 km nordöstlich der Straße. Mitten im Dorf befindet sich direkt an einem Haus der Dolmen von Crucuno. Es handelt sich um ein beeindruckendes Bauwerk mit großen Tragsteinen und einer etwa 40 Tonnen schweren Deckplatte. Der Gang des Dolmens wurde zerstört. Noch 1864 besaß die Anlage eine Länge von 27 Metern.

Dolmen von Mane-Groc’h
Durchquert man Crucuno und lässt den Dolmen im Dorf hinter sich, gelangt man nach etwa 1 km zu einem unmittelbar links der Straße in einem kleinen Wald stehenden, sehr schönen Dolmen. Dieser Dolmen von Mane-Groc’h zeigt einen Gang von 6 Metern Länge, der zu 4 symmetrisch zu beiden Seiten angeordneten Grabkammern führt. Die Seitenkammern waren durch Steinplatten vom Gang abgetrennt. Einige der Platten sind noch zu sehen.
Die Anlage ist nach Nordwesten ausgerichtet. Fünf Decksteine sind noch vorhanden. Hinter dem Dolmen gab es noch ein kleines Steinkistengrab, dessen Reste aber schwer zu erkennen sind.

4.4 Quiberon

Die Halbinsel Quiberon ist eine der beliebtesten Urlaubsgegenden der Bretagne. Der Golfstrom verleiht diesem Landstrich ein besonders mildes Klima, in dem sogar Palmen gedeihen. Entlang der Halbinsel Quiberon erstreckt sich die "Côté Sauvage", eine wildromantische Küste mit kleinen Badebuchten, umgeben von zerklüfteten Felsformationen. Lohnenswert ist eine Fahrt auf der Panoramastraße. Auf der etwa 6 km langen Strecke bieten sich immer wieder eindrucksvolle Ansichten, zum Beispiel die Teufelsgrotte (Kroh en Diaoul) oder das Felsentor (Port Blanc). Quiberon ist ein quirliger kleiner Fischerhafen und Ausgangspunkt für Bootsausflüge zu den Inseln Houat, Hoedic und zur Belle Ile. Sie ist die schönste, größte und bedeutendste der bretonischen Inseln. Dementsprechend ist sie ein beliebtes Ausflugsziel.

Cromlec’h von St.-Pierre-Quiberon
Auf der Halbinsel von Quiberon befindet sich kurz vor dem Ortsausgang von St.-Pierre-Quiberon in Richtung Norden rechts der Durchfahrtsstraße ein Cromlec’h (Steinkreis). Von der Straße aus ist der Cromlec’h nicht zu sehen, die Anfahrt dorthin ist aber ausgeschildert.
Es handelt sich um einen recht großen, aber nur etwas weniger als zur Hälfte erhaltenen Kreis aus Menhiren.

4.5 Locmariaquer

Das berühmte neolithische Ensemble von Grand Menhir, Table des Marchand und Er Grah in Locmariaquer ist dank der Ausschilderung gut zu finden. Es ist umzäunt und man muss zur Besichtigung Eintritt bezahlen. Hier gibt es jedoch auch reichlich Informationsmaterial zu den Megalithen der Bretagne (auch in deutsch und englisch).
Die Anlagen stammen aus der Zeit von 4500 – 3500 v.d.Z. In dem umzäunten Gebiet stehen auch noch sehr spärliche Reste eines Theaters aus römischer Zeit.

Grand Menhir
Dieser Menhir war über 20 Meter groß, aufgerichtet hat er über 18 Meter aus der Erde geragt. Seine Masse beträgt ungefähr 280 Tonnen (nach anderen Schätzungen 350 Tonnen). Der Menhir ist bearbeitet worden. Er ist an seiner Basis geglättet und das zweite Teil trägt eine stark verwitterte Gravur in Form eines Pfluges oder Axt. Er wurde Ende des 5. Jahrtausends v.d.Z. errichtet. Der Menhir besteht aus Orthogneis. Die Herkunft des Gesteins ist noch nicht exakt bekannt, er stammt jedoch nicht von der Halbinsel Locmariaquer und muss also über eine größere Distanz transportiert worden sein. Der Menhir ist in vier Teile zerbrochen. Wann der Menhir zerbrochen ist, ist nicht bekannt. Bei Ausgrabungen wurde auch die Verkeilungsgrube des Menhirs gefunden. Es zeigte sich weiterhin, dass der Menhir nicht alleine stand, sondern auf einer Strecke von 55 Metern in einer Reihe von 18 in Richtung Nordosten orientierter Steine.

Table des Marchand  
Das Grab hat seinen Namen nach der Familie Marchand, auf dessen Grund es stand. Später fügte man, um dem Namen einen scheinbaren Sinn zu geben, ein –s an, so wurde aus dem Table des Marchand der Table des Marchands, der "Tisch der Kaufleute" und entsprechend diesem Namen deutete man den Ort als Treffpunkt von Kaufleuten. Diese Interpretation ist inzwischen als gegenstandslos erkannt, aber sie und die falsche Bezeichnung findet man noch in etlichen Beschreibungen. Der Cairn wurde schon zu römischer Zeit zum großen Teil abgerissen, so dass sich das Monument lange Zeit als tischförmiger Dolmen (daher auch der Name) präsentierte. Um die Gravuren auf einem Tragstein und der Deckplatte zu schützen, wurde der Dolmen in jüngerere Zeit von einem künstlichen Cairn abgedeckt. 

Tumulus (Cairn) von Er Grah
Das gesamte Bauwerk weist eine Länge von 140 Metern auf. Ein in Nord-Süd-Richtung langgestreckter Tumulus bedeckt eine geschlossene Grabkammer, zu der kein Gang führte. Ein Zugang zu dem Grab ist nach Beendigung des Cairns also nicht mehr möglich gewesen. Die beiden Seitenwände wurden in der Längserstreckung in zwei nach Süden ausgerichteten „Armen“ fortgesetzt. Während der eigentliche Tumulus aus Steinen errichtet wurde, befanden sich zwischen den Armen keine Steine. Die Höhe des Bauwerks ist nicht sehr bedeutend gewesen. Vielleicht war die heute sichtbare Platte der Grabkammer auch schon immer sichtbar. Diese Platte verbindet das Bauwerk mit dem Grand Menhir.

Dolmen von Pierres Plates
Der Dolmen befindet sich südwestlich von Locmariaquer, direkt an der Küste. Es handelt sich um einen außerordentlich schönen, 24 m langen Dolmen, der einen um 120 Grad geknickten Gang und ein Seitenkabinett aufweist. Am Ende zeigt sich eine sich etwas verbreiternde Kammer mit einer Trennplatte. Pierres Plates ist berühmt für seine Gravuren, die am Eingang beginnen und sich auf den Tragsteinen den ganzen Dolmen entlangziehen. Es handelt sich um komplexe Symbole, die wahrscheinlich Muttergottheiten (Fruchtbarkeitsgöttinnen), zum Teil mit vervielfachten Brüsten, darstellen.
Drei fehlende Decksteine sind zum Schutz des Dolmens und der Gravuren, und um den ursprünglichen Eindruck wieder zu erzeugen, ergänzt worden. Diese neuen Platten sind durch die modernen Bearbeitungsspuren gut erkennbar, auch ist auf der neben dem Dolmen aufgestellten Informationstafel zu sehen, welche Deckplatten original sind. 

 

5. Bretagne-Rundfahrt Etappe 2

5.1 Concarneau

Auf unserem Weg gelangen wir zu einem der bedeutendsten Fischereihäfen der Bretagne, Concarneau. Im Hafenbecken liegt die kleine befestigte und vielbesuchte Inselstadt Ville Close, die von einem Stadtmauerring umgeben ist. Die im 14. Jahrhundert errichtete Befestigung wurde nach ihrer Zerstörung im 2. Weltkrieg originalgetreu wiederaufgebaut. Im Sommer drängeln sich zahlreiche Besucher durch das Stadttor in die beiden Straßenzüge.
Von Ostern bis September (tägl. von 9 bis 19 Uhr, geringer Eintritt) kann man einen Stadtmauerrundgang machen. Das eigentliche Leben in der Fischerstadt Concarneau findet allerdings außerhalb der Mauern statt. In den vielen Hafenabschnitten ist immer viel Betrieb. Von montags bis donnerstags jeweils von 7 - 12 Uhr findet in den angrenzenden Hallen die Fischversteigerung (La Criée) statt.

5.2 Guimiliau

GuimiliauDer „umfriedete Pfarrbezirk“ (Enclos Paroissial) ist die Bezeichnung für das gesamte Ensemble, bestehend aus Kirche, Pforte, Umfassungsmauer, dem Beinhaus und dem Calvaire. Ein Enclos stellte im Mittelalter das Zentrum des Dorfes dar. Die umfriedeten Pfarrbezirke waren das Statussymbol eines jeden Dorfes. Einige dieser Dörfer standen wegen ihrer sehenswerten Calvaire in ständigem Wettstreit miteinander. Als Baumaterial verwendete man größtenteils Granit. Der Kalvarienberg (Calvaire) ist das interessanteste Element eines Pfarrbezirks. Gedacht war der Calvaire als Bilderbibel für das einfache Volk. Ein Calvaire erzählt sehr eindrucksvoll den Lebens- und Leidensweg Christi.

Hier wird von Maria Verkündung bis zur Auferstehung das Leben Jesu in 27 Episoden erzählt. An den vier Ecken befinden sich die Evangelisten, begleitet von ihren Wahrzeichen; Lucas von einem Ochsen, Mathäus von einem Engel, Markus von einem Löwen und Johannes von einem Adler.

5.3 Côte de Granit Rose

Ploumanac'h ist ein kleiner Fischerort in einer sehr reizvollen Landschaft. Selbst in der Hauptsaison empfindet man diesen Ort als nicht überfüllt. Zwischen Ploumanac'h und Trégastel erstreckt sich die "Corniche bretonne". Es ist die Küste der rosa Granitfelsen, die vor allem bei der Abenddämmerung imposante Lichtspiele und Landschaftsbilder zeigt. Auf dem ehemaligen Pfad der Zöllner, der zum Leuchtturm führt, kann man die riesigen Steinbrocken in aller Ruhe bewundern. Hier liegen die Steinkolosse, die Namen wie "Hase", "Teufelsschloss" oder "Schildkröte" tragen. Der Bucht gegenüber thront auf einer Klippeninsel Schloss Costaères. Es entstand 1892 im Auftrag des polnischen Ingenieurs Bruno Abdank Abakanovicz, der die Insel von einem hier Kartoffeln züchtenden Perroser Zöllner erworben hatte. Das Schloss wurde bald Treffpunkt einer illustren Gästeschar aus Künstlern und Schriftstellern. Henryk Sienkiewicz soll hier seinen Roman »Quo vadis« geschrieben haben, für den er 1905 den Nobelpreis erhielt. 1989 kaufte der Kabarettist Didi Hallevorden das Schloss als Feriensitz. Der 4,4 km lange Zöllnerpfad beginnt am geschützten Hafen von Ploumanac´h, säumt den Strand, umrundet die Halbinsel und führt am Leutturm „Min Ru“ vorbei. Hinter dem Leuchtturm durchläuft der markierte Küstenweg eine Heidenlandschaft. Er endet am Strand von Trestraou mit dem Kalvarienberg aus dem 17. Jh.

Rosa GranitfelsenBei Ebbe ragt die kleine, überdachte Andachtsstätte, dem Heiligen St.-Guirec geweiht, aus dem ruhigen Wasser der Bucht von Ploumanac´h. Vor über 1400 Jahren ist angeblich der hochverehrte englische Mönch hier an Land gegangen, um die Heiden zu missionieren. Zum Gedenken an ihn wurde im 12. Jh. ein mit seinem hölzernen Standbild versehenes Oratorium (bezeichnete ursprünglich den Ort der Zusammmenkunft zum Gebet) errichtet, das bei Flut bis zu den Säulen verschwindet und nur bei Ebbe über den Strand zu Fuß zu erreichen ist. Um die Gedenkstätte des St.-Guirec entwickelte sich im Laufe der Zeit ein Brauch, der die jungen Damen des Ortes anzog: es sollte dem Mädchen, das der Holzfigur des Heiligen mit einer Nadel in die Nase stach, noch im selben Jahr ein gut aussehender Bräutigam begegnen. Die geplagte Holzskulptur wurde vor Jahren durch eine Granitskulptur ersetzt, die aber in der Nasengegend schon wieder deutliche Spuren der Verwüstung zeigt.

Trégastel liegt am wohl schönsten Abschnitt dieses Küstenstreifens. Auch hier findet man diese seltsam geformten Felsen aus rot leuchtendem Granit. Auf der Landzunge befinden sich etliche Buchten und Strände, die auch in den Sommermonaten angenehm leer sind.

Der eigentliche Ferienort, von den 2000 Einwohnern als Ste.–Anne bezeichnet, liegt um den kleinen Hafen Coz–Pors, der ältere Ortsteil Le Bourg landeinwärts auf einem Hügel.
In Felsgrotten aus rosa Granit präsentiert das „Aquarium Marin“ in 26 Bassins die bretonische Unterwasserwelt: Seesterne, Anemonen, Krebse und vieles an Fischen. Enorm detailgetreu zeigt ein 30 m² großes Modell einen Ausschnitt der Granitküste und die Auswirkungen der Gezeiten auf die Natur.

Öffnungszeiten des Aquariums: Mai–Juni tgl. außer Montag 10–18 Uhr, Montag 14-18 Uhr
„Aquarium Marin“ Trégastel, Boulevard du Coz–Pors, Eintritt 7€

 

6. Bretagne-Rundfahrt Etappe 3

6.1 Cap Fréhel

70 Meter über dem Meeresspiegel erstreckt sich die Steilküste des Cap Fréhel, auf der sich ein Pflanzen- und Vogelschutzgebiet befindet. Imponierend ist der gewaltige Felsen "Grande Faucounière", ein Nistplatz für die verschiedensten Seevögel. Um die Ruhe am Cap genießen zu können oder die Seevögel zu beobachten, sollte man die frühen Morgenstunden wählen. Bereits zur Zeit der Römer wiesen Leuchtfeuer den Weg durch die Klippen und Riffe des Ärmelkanals. 1821 wurde der Turm mit der neuesten Technologie des französischen Physikers und Wellenforschers Fresnel ausgestattet: Drehbare Parabollinsen reflektierten das Licht der Rapsöllaternen, das erste Interwall– Rotationsfeuer war erfunden.
Parken: gebührenpflichtiger Parkplatz vor dem neuen Leuchtturm. Von hier aus führen Trampelpfade an einem Aussichtscafe–Restaurant vorbei zur Capspitze.
Auf dem Wanderweg GR34 kann man den Küstenabschnitt bis "Fort la Latte", einer mittelalterliche Festung aus dem 11. und 12. Jahrhundert, umwandern.
 
Fort la LatteFort la Latte
An drei Seiten von Wasser umgeben, thront die mittelalterliche Festung auf einer schmalen Felseninsel am Eingang der Baye de la Fresnaye. Bereits im 10. Jh. soll hier eine erste Burg gestanden haben. Der heutige Bau geht auf eine im 13. Jh. von den Herren Goyon–Matignon erbaute Anlage zurück. Die Burg wird in 14. Jh. mehrmals erweitert, von Bertrand Duguesclin eingenommen, wieder zurückgegeben und schließlich 1421 von der Familie Goyon verlassen. Unter Louis XIV wird die Burg zu einer Festung ausgebaut (Baumeister Vauban). In den hohen Mauern standen Kanonenbatterien, in den Bergfried zogen die Wachen ein, die die Schiffe aus St.–Malo vor Angriffen der Holländer und Engländer schützen sollten.
Seit 1931 ist die Burg in Privatbesitz und kann zum Teil besichtig werden. Besonders aufregend ist der Blick vom Donjon, dem höchsten Wachturm hinüber auf das Cap Fréhel und über die Bucht von Fresnaye.

6.2 Dinan

Man sagt, es sei die schönste Stadt der Bretagne. Ein unerlässlicher Programmpunkt also ist es, Dinan zu besuchen. Die malerische Stadt aus dem Mittelalter liegt auf einem etwa 70 m hohen Felsplateau über dem Rance-Fluss. Die Altstadt mit ihren alten Fachwerkhäusern gruppiert sich um die "Place des Merciers" und zieht sich bis zum Rance-Ufer hinunter. Sie ist von einem Wehrmauerring mit alten Türmen und Toren umschlossen. In den alten Häusern wohnen Handwerker und Künstler, die ihre Ware ausstellen und verkaufen. Teilweise kann man ihnen bei der Arbeit zuschauen.

6.3 Menhir von Champ-Dolent, Dol de Bretagne

Man verläßt die von Dol de Bretagne nach Süden führende Straße D795 in dem kleinen Ort Champ-Dolent nach Osten und stößt hier auf den gewaltigen, etwa 9,50 Meter hohen Menhir. Er ist neben dem von Kerloas bei Plouarzel, Finistere, einer der größten der Bretagne. Der Menhir besteht aus Granit und muss über mindesten 4 km Entfernung transportiert worden sein. Seine Oberfläche wurde sorgfältig geglättet. An seinem Fuß befindet sich ein großer, dunkler Doleritblock zu Verkeilung. Vielleicht hat dieser Block auch eine religiöse Funktion gehabt. Wer die Bretagne besucht, sollte sich dieses beeindruckende megalithische Monument nicht entgehen lassen. 

6.4 Mont St.-Michel

Wahrscheinlich war der Mont-Saint-Michel schon im 6. Jahrhundert von Mönchen bewohnt. Eine der zahlreichen Legenden besagt, dass im Jahr 704 der Erzengel Michael dem Erzbischof von Avranches im Traum erschien und ihn aufforderte, eine Kapelle auf dem Gipfel des Mont Tombe (Berg des Grabes) zu errichten. Aus der Kapelle wurde eine Stiftskirche mit 12 Kapitularen. Mont-Saint-Michel Zu dieser Zeit wurde durch eine Flutkatastrophe der Mont vom Festland abgetrennt und zur Insel. Gleichzeitig wurde der Forêt de Sissy, ein riesiges Waldgebiet zerstört, das einst von Avranches bis nach Dinan reichte.
Nachdem im 10. Jahrhundert die Normannen zum Katholizismus konvertiert waren und dafür vom französischen König das Herzogtum Normandie zugesprochen bekamen, stiftete Richard I. im Jahr 966 eine Abtei, die 30 Benediktinermönchen ein Zuhause bot. Die Abtei entwickelte sich zu einem kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum und besaß große Besitztümer.
Im Jahr 1023 wurde mit dem Bau einer größeren Abtei begonnen. Seit dem Beginn der Normannenüberfälle entstand um die Abtei eine befestigte Siedlung. Im 13. Jahrhundert stellte das gotische Bauwerk in schwindelerregender Höhe ein absolutes Wunder dar. Die abermaligen Erweiterungspläne konnten dann durch den beginnenden Hundertjährigen Krieg mit England nicht realisiert werden. Der Mont-Saint-Michel wurde 1254 zur königlichen Festung erklärt und blieb während des gesamten Krieges stets französisch.
Der damalige Abt Robert de Thurigny, einer der geschicktesten Diplomaten seiner Zeit, versuchte sich erfolglos in der Vermittlung. Statt eines Klosteranbaus wurden blitzartig Wehranlagen errichtet - mit dem Erfolg, dass der Mont auch in der Folgezeit niemals eingenommen werden konnte.
Während der Religionskriege begann der Verfall des Mont St. Michel; ein Abt brannte mit der Klosterkasse durch, das Kloster geriet immer mehr in einen desolaten Zustand. Im 17. Jahrhundert übernahm der Mauristenorden den Mont, den er reformieren sollte. Aber auch er bewies wenig Geschick. In der französischen Revolution wurde der Berg säkularisiert und zum Gefängnis umfunktioniert, was er bis 1863 auch blieb. 1874 wurde er zum schützenswerten historischen Monument erklärt, restauriert und gewann wieder an Bedeutung. Seit 1966 leben wieder Mönche auf dem Mont St. Michel.

Seit einigen Jahren ist der Mont vom Verlanden bedroht. Die zwei Kilometer lange Deichstraße, die vor 120 Jahren gebaut wurde, verhindert, dass u.a. die Schlickablagerungen, die der Cousnon heranträgt, ihren Weg ins Meer finden. Jährlich werden außerdem mehr als eine Million Kubikmeter Sand in der Bucht angeschwemmt, die durch den Straßendamm an Ort und Stelle gehalten werden. Die Sand- und Schlickschicht um die Insel ist inzwischen 15 Meter hoch. Man will nun den Damm durch eine Brückenkonstruktion auf Stelzen ersetzen.

Sehenswürdigkeiten:
Abteikirche

Das große Problem beim Bau der Kirche war die Form des Untergrundes: Der Mont St. Michel ist immerhin ein relativ spitz nach oben laufender Berg - und die Kirche, die heute dort oben steht ist hundert Meter lang. Es galt also, einen Untergrund zu schaffen, der groß und stabil genug ist, eine Kirche und Räume für Mönche und Besucher zu tragen.
Hier ist deutlich die Entwicklung von der Romanik bis zur Spätgotik erkennbar. Die Kirche wurde 1022 begonnen und war ursprünglich um drei Jochbögen länger. Das Haupt- und das Querschiff sind in frühromanischem Stil gestaltet. Das Hauptschiff wurde nach der Eroberung durch die Normannen (William - 1066) vollendet und diente als Abteikirche der englischen Könige. Die Kirche ruht auf drei Krypten, diese wiederum auf den Mauern der ebenfalls zur Krypta umgewandelten alten karolingischen Kirche (Notre-Dame-sous-Terre) aus dem 10. Jahrhundert.
Die ursprüngliche Felsspitze liegt genau unter der Vierung. Das Lang- und Querschiff mussten durch drei Krypten untermauert werden. Der spätgotische Chor (1446 - bis 1521 erbaut) hatte einen romanischen Vorläufer, der eingestürzt ist.

Klosterkomplex
Die dreistöckige "Merveille" (Das Wunder) entstand zwischen 1211 und 1228, finanziert von den französischen Königen. Der Klosterbau liegt an der Nordseite und dient quasi als Unterbau der Abteikirche.
Im Erdgeschoss befinden sich der Vorratskeller und der Almosenraum, der früher als Herberge sowohl für Pilger als auch für Bettler diente. Heute befindet sich dort ein Devotionalienverkaufsraum (Postkarten etc...). Außerdem ist dort der Mont im Modell zu sehen. Diese Etage beherbergt auch den Kerker.
Im 1. Stock befindet sich der Salle des Chevaliers - der vierschiffige Rittersaal, der das Arbeitszimmer der Mönche war. Dies war der einzig beheizbare Raum der Abtei. Der Raum konnte durch Wandteppiche aufgeteilt werden. Daneben liegt der Salle d'hôtel - das Gastzimmer, ein sehr eleganter Raum, der auf Säulen ruht und mit Tapeten und Wandbehängen und einem bemalten Gewölbe geschmückt war. In dem 35 Meter langen Saal wurden die Gäste vom Abt empfangen und verköstigt. Ebenfalls in dem Raum befinden sich zwei Kamine, an denen gekocht wurde, und die Latrinen.
Im 2. Stock befindet sich der 1228 gebaute Kreuzgang. Normalerweise befand sich der Kreuzgang bei den Benediktinern im Zentrum des Klosters. Wegen der besonderen Verhältnisse am Mont ist es erstaunlich, dass überhaupt noch ein Kreuzgang aufgesetzt werden konnte. Das größte Problem stellt das Gewicht des Baumaterials dar. Gleichzeitig ist der Kreuzgang durch seine Lage Stürmen besonders ausgesetzt. Aus diesem Grund besitzt er ein leichtes Holzdach, das auf zierlichen Doppelsäulen aus rotem Granit ruht, Kapitelle fehlen.
In der Westarkade befindet sich eine große Öffnung, die für einen Erweiterungsbau ausgespart wurde. An der Südwand ist der Kreuzgang durch ein Brunnenhaus unterbrochen, dort sind Stufensitze eingelassen, die bei der Fußwaschung der Mönche durch ihren Abt dienten. Über dem Gastzimmer befindet sich das Refektorium, das in Fastenzeiten als Speiseraum diente. Der Raum wird durch 59 Fenster indirekt erhellt.
Der Mont besaß einen einzigen Zugang, die Porte de l'avancée, der zudem doppelt abgesichert war. Rechts davon, im Maison de l'arcade waren die Soldaten kaserniert.
Auf der landabgewandten Seite befinden sich die Abteigärten. Außerdem besitzt der Mont im Musée historique eine Wachsfigurensammlung zur Geschichte des Klosters und eine Muschelsammlung.

 

6.5 Cancale
Die Straße D155 führt uns nach Cancale, direkt neben dem Deich an der Austernbucht entlang. Überall werden die berühmten Huitres de Cancale angeboten. Kilometerlange Muschelzäune staken bei Ebbe aus der extrem flachen Baie de Mont St. Michel, die Kutter liegen im Schlick. Wer noch nicht zu den Feinschmeckern gehört, kann sich bei einer Dégustation, zu der frisch geöffnete Austern mit Zitrone gereicht werden, von der lebenden Kostbarkeit überzeugen lassen.

Direkt bei Cancale beginnt die bizarre Smaragdküste, die sich über 120 km bis zum Cap Fréhel erstreckt.

 

6.6 Saint-Malo

Ursprung der Stadt, war die gallo-römische Siedlung Aleth, die auf einer Halbinsel, dem heutigen Stadtteil St.-Servan vorgelagert war. Lange schützte die strategisch günstige Lage die Bewohner vor Eindringlingen. Im 6. Jahrhundert begann der walisische Mönch Maklou, dessen Name im Französischen zu Malo wurde, mit der Missionierung der Einwohner.
Allmählich begann die Siedlung zu wachsen und sich auf das benachbarte Festland auszudehnen. Der Schutzheilige und damit Namensgeber des neuen Stadtteiles wurde der Heilige Servan. Im 12.Jh. verstärkte sich der Druck auf die Siedlung durch Überfälle der Normannen immer mehr. Die nördlich gelegene Insel, heute "Intra muros", schien den nötigen Schutz zu bieten. 1142 siedelte auch der Bischof auf die Insel und errichtete dort einen Dom. In den folgenden Jahren begann der Bau einer mächtigen Wehrmauer, die der Stadt, jetzt Saint-Malo genannt, lange Zeit Sicherheit und Unabhängigkeit bot.
Seine Blütezeit erreichte Saint-Malo im 16. Jahrhundert. Durch Fischfang und Handel erlangte Saint-Malo Wohlstand. 1590 wurde gar eine eigene Republik ausgerufen. Gefürchtet war Saint-Malo bei holländischen und englischen Handelsschiffen, war die Stadt doch die Heimat wilder Korsaren, allen voran Robert Surcouf, der mit seinem schnellen und wendigen Schiff "Renard" (Fuchs) auf Beutezug ging. Er war dabei so erfolgreich, dass er sich mit 35 Jahren zur Ruhe setzen konnte.
Im August 1944, nach der Landung der Alliierten in der Normandie, wurde Saint-Malo zu etwa 75% durch einen Brand zerstört. Im Gegensatz zu anderen stark zerstörten Städten bemühte sich Saint-Malo aber um einen möglichst originalgetreuen Wiederaufbau, der auch sehr gut gelang. Man stützte sich dazu auf alte Pläne und Abbildungen der Stadt.

6.7 Vitré
Die imposante Burg stammt in ihren Grundzügen noch aus dem Mittelalter. Als Paradebeispiel damaliger Militärarchitektur wurde sie wieder tiptop restauriert. Vom Donjon wird die strategisch günstige Lage auf dem Sporn und der Verlauf der Stadtmauer besonders deutlich. Entlang der damaligen Grenzen errichteten die bretonischen Herzöge mehrere solcher Festungsbauten, um sich vor den Machteinflüssen französischer Könige zu schützen. Zusammen mit Fougères im Norden und Châteaubriant im Süden entstanden wirksame Grenzbastionen nach Osten. 700 Jahre lang konnte sich das kleine Volk im Westzipfel seine Unabhängigkeit bewahren, bis schließlich eine geschickte Heiratspolitik siegte. König Franz I. von Frankreich vermählte sich laut Vertrag mit der bretonischen Herzogin Claude und konnte so die Bretagne 1532 der französischen Krone unterstellen.