Sonntag, 4. Juni 2006 (Pfingsten)
Am nächsten Morgen ist es ziemlich nebelig, dann reißt es auf und verspricht wieder ein herrlicher Tag zu werden. Morgentemperatur 9°. In Glénac gibt es zwar keinen Bäcker, aber Franz findet im Dorfwirtshaus ein Brotdepot, sodass wir auch am Sonntag frische Baguettes zum Frühstück bekommen. Franz und ich machen noch einen kleinen Rundgang durch das verschlafene Dorf, gegen 09:30 Uhr legen wir ab und fahren nach Redon. Bei unserer Ankunft ist die Schleuse geschlossen und kein Wärter weit und breit. Wir machen vor der Schleuse fest und schicken Franz auf Expedition. Die Schleusenwärterin wohnt in einem einstöckigen Haus am Rande des Hafen-Platzes, erscheint schließlich unter vielen Entschuldigungen und beginnt ihr Handwerk. Um 11:00 Uhr fahren wir schließlich unter dem Gejohle einer großen Menschenmenge, die sich plötzlich gebildet hat, durch die Schleuse. Wir finden den einzigen und letzten Platz am Besucherponton und erklären dem Hafenmeister, dass wir nicht über Nacht bleiben wollen. Dann brechen wir zu einer Stadtbesichtigung auf. Die alten Schleusenanlagen der ehemaligen rechtwinkeligen Wasserstraßenkreuzung werden heute nicht mehr benutzt, sind aber recht pittoresk. Die Altstadt von Redon ist sehenswert, besonders die Abteikirche St.-Sauveur aus dem 12. Jahrhundert ist ein Juwel. Wir haben das Glück eine Pfingstmesse mit Orgel und Chorgesang mitzuerleben. Bei unserer Rückkehr zum Boot finden wir im Hafen ein paar Geschäfte offen und ergänzen unsere Vorräte an flüssiger und fester Nahrung. Wir nehmen noch einen kleinen Mittagsimbiss und legen kurz nach 14:00 Uhr wieder ab. Das ist nicht ganz so einfach, da sich unser Liegeplatz ganz am Ende des Hafens befindet und ich beim Losfahren vom heftigen Wind immer gegen die Hafenmauer gedrückt werde. Aber schließlich geht’s irgendwie, wir verlassen den Hafen und nehmen bei der Einmündung in die Vilaine Kurs Fluss aufwärts. Es ist sehr heiß geworden und alle Bretonen sind an diesem herrlichen Pfingstwochenende offensichtlich ans Wasser gefahren.  Überall am Ufer sieht man ganze Groß-Familien beim Picknicken und natürlich beim Fischen: denn kaum ist ein Franzose am Wasser, zieht er sofort einen Wurm aus der Tasche und sein Angelzeug aus dem Kofferraum. So ist es manchmal ein Spießrutenlauf, das Boot zwischen den Fischern hindurchzusteuern, die meisten sind zwar nett, aber es gibt auch andere…
Die Vilaine fließt hier breit und träge dahin und es gibt eine Vielzahl frisch renovierter Anleger für 1-2 Boote und einen solchen suchen wir für die kommende Nacht. Es sind aber auch deutlich mehr Bootsfahrer unterwegs und so finden wir erst um etwa 16:00 Uhr bei Flusskilometer 74 einen freien Platz. Es scheint dort eine Olympiade des örtlichen Fischereiverbandes zu geben. Das ist ein ruhiger Sport, mit dem können wir gerade noch leben, als sich aber dann auch noch der örtliche Jagdverband dazu gesellt und mit Tontauben-Schießen beginnt, flüchten wir schließlich und finden 2 Kilometer weiter, bei Brain-sur-Vilaine, um 17:30 Uhr ein ruhiges Plätzchen für die Nacht. Abendessen an Bord, an Oberdeck ist es unerträglich heiß, so quetschen wir uns an Vordeck zusammen, das bereits im Schatten liegt. Nach dem Essen bekommen wir plötzlich Besuch von einer jungen Frau, die vom Betonkai zu unserem Anlegesteg herunterkommt und sich wortlos vor unser Boot hinsetzt und mit den Füßen im Wasser planscht. Als ich kurz darauf wieder hinsehe, liegt sie bereits am Steg und scheint zu schlafen. Während ich noch überlege, was zu tun sei, sehe ich am Ufer ein etwa 10jähriges Mädchen suchend herumgehen. Ich winke sie zu mir und zeige ihr die schlafende Frau. Sie setzt sich zuerst neben sie, holt dann aber Erwachsene, die die Frau über die Stiegen hinauf und offensichtlich nach Hause führen. Problem gelöst! Doch als ich bei Beginn der Nachtruhe die Vordertüre absperre, sitzt die junge Frau schon wieder da. Jetzt hab ich aber genug, mache das Licht aus und gehe unter die Dusche. Aber ich habe die Kleider noch nicht vom Leib, als mich Regina alarmiert: Hilferufe am Steg! Ich stürze hinaus und sehe die Frau im Wasser und das kleine Mädchen, das sie mühsam an den Händen hält. Schnell bin ich zur Stelle und bringe zwar den Oberkörper der Frau aus dem Wasser, den nassen Rest schaffe ich aber nicht alleine. Zum Glück ist jetzt auch Franz zur Stelle und gemeinsam ziehen wir sie aus dem Wasser. Die Kleine läuft um Hilfe, Franz und ich führen die Frau sicherheitshalber einmal weg vom Wasser und setzen sie auf eine Parkbank. Ich versuche sie anzusprechen und sie antwortet sogar ein paar Brocken auf Deutsch. Nun kommen endlich ihre Verwandten und kümmern sich weiter um sie. Ein Mann bedankt sich für unsere Hilfe und gibt mir zu verstehen, dass es sich um eine Beziehungskrise handelt und die Kleine ihre Tochter sei – armes, tapferes Mädchen! Wir versuchen es wieder mit Schlafen, aber die junge Frau schreit jetzt ihren Schmerz so lautstark hinaus, dass uns eine Gänsehaut über den Rücken läuft.  Nach einer halben Stunde überlege ich schon, mich nochmals einzumischen, aber dann höre ich das erlösende Folgetonhorn der Ambulanz. Als das Zucken des Blaulichtes am Kai endlich zu Ende und wieder Ruhe eingekehrt ist, ist an Schlaf trotzdem nicht zu denken – wir sind alle viel zu aufgewühlt!


Tagesleistung

Strecke:

Glénac – Redon – Brain-sur-Vilaine

Fahrkilometer:

32

Schleusenkammern:

2

Reine Fahrzeit:

4 Stunden


Montag, 5. Juni 2006 (Pfingsten)
Der Pfingstmontag erwartet uns bereits mit Morgentemperaturen von 15° und verspricht wieder ein heißer Tag zu werden. Um 9:15 Uhr legen wir ab und fahren weiter nordwärts. Man merkt, dass zu den Pfingstfeiertagen mehr Hausboote unterwegs sind, als bisher: statt 0 bis 1 Boote kommen uns jetzt 4 bis 5 Boote pro Halbtag entgegen. Die Bootsbesatzungen sind entweder Franzosen oder Engländer. Abgesehen von der Flaggenführung kann man die Engländer aber sofort unterscheiden: während die Männer gekleidet sind, wie die britische Kolonialarmee in Tropenuniform, sehen die Damen aus, als ob sie unterwegs nach Ascot wären und halten ihre breitkrempigen Hütchen auch im ärgsten Sturm fest. Um 10:20 Uhr passieren wir die berühmte Brücke von Port-de- Roche, die nach der Pariser Weltausstellung 1867, die von Napoleon III und Eugénie eröffnet worden ist, hier wieder aufgebaut wurde. Wir machen am dortigen Anleger fest und rüsten uns zu einem kombinierten Rad- und Wanderausflug zum Nachbarort Langon. Regina hält Bordwache. Wir wollen die „Demoiselles“ besuchen, eine Gruppe von Megalithsteinen, welche der Sage nach eine Mädchenschar war, die statt in die Kirche zum Tanzen ging und zur Strafe versteinert wurde. Zuerst muss man einen guten Kilometer der Landstraße folgen, kurz nach dem Bahnhof von Langon biegen wir aber nach rechts ab und kommen über Nebenstraßen und Waldwege zu unserem Ziel.
Die Demoiselles haben sich einen schönen Platz zum Tanzen ausgesucht, man merkt, dass dieser alte Kultplatz innere Kraft ausstrahlt. Kurz nach 12:00 Uhr sind wir wieder zurück und stürzen uns über die Spaghetti, die Regina inzwischen vorbereitet hat. Um 14:00 Uhr holen wir die Leinen ein und fahren dem Nachmittag entgegen. Jetzt beginnen die ersten Schleusen auf der Vilaine, welche wieder vollautomatisch funktionieren und über fixe Seile verfügen. Die Schleusenwärter sind allerdings Schlafmützen, denn sie starten ihr Tagewerk erst um 09:30 Uhr. Wir passieren die Schleusen von Malôn und Guipry und sind um 16:00 Uhr bereits im Hafen von Messac, wo sich die Basis von Crown Blue Line befindet, das Schwesterunternehmen von Connoisseur. Obwohl Feiertag ist, finde ich einen Mechaniker, den ich bitte Treibstoff und Gas zu überprüfen. Er findet alles in Ordnung und übergibt mir die Schlüssel meines Autos, das in der Zwischenzeit von Nort-sur-Erdre hierher überstellt wurde. Später kommt der Mechaniker drauf, dass wir ja schon mehr als 1 Woche unterwegs sind und er verspricht am nächsten Morgen nachzutanken. Um 18:00 Uhr machen wir uns zu einem Landgang auf. Messac ist durch die Bahnlinie von der Basis abgetrennt, also wenden wir uns dem Hafen Guipry zu. Viel gibt’s dort auch nicht zu sehen: ein renoviertes Mühlengebäude, eine kleine Kapelle. Also suchen wir nach einem Restaurant und finden schließlich die Crèperie du Port, die uns zwar zusagt, aber erst um 19:00 öffnet. Vorher isst die Familie des Wirtes und Störungen sind unerwünscht. Also warten wir geduldig (?) und bekommen dann einen Tisch im Garten zugewiesen. Es ist ein 2-Mann Betrieb: Chefin serviert, Chef in der Küche, aber sie haben alles wunderbar im Griff und bringen exzellente Sachen auf den Teller. In der Folge füllt sich der Garten und es sind nur noch 2 Tische frei, als eine lärmige Gruppe englischer Boatpeople eintrifft und beginnt die Tische umzugruppieren. Ein Hoch auf die Chefin des Hauses, die die Gruppe freundlich, aber bestimmt, ins Innere des Lokals verweist. So können wir den Pfingstmontag in angenehmer Atmosphäre ausklingen lassen.


Tagesleistung

Strecke:

Brain-sur-Vilaine - Messac

Fahrkilometer:

25

Schleusenkammern:

2

Reine Fahrzeit:

3 Stunden 10 Minuten


Dienstag, 6. Juni 2006
Die Morgentemperatur beträgt wieder 15°.   Wir füllen unseren Wassertank an und wenden das Boot nach dem Frühstück, damit der Mechaniker zum Diesel-Einfüllstutzen kommt. Elisabeth, Franz und ich fahren mit dem Auto zum Supermarkt in Guipry, der fast 4 km von der Basis entfernt ist. Regina bleibt an Bord um den Mechaniker zu empfangen. Um 10:00 Uhr sind wir wieder zurück, Diesel und Gas wurden ergänzt und wir können ablegen.  Wir verlassen das Hafenbecken von Messac und fahren die Vilaine weiter gegen Norden. Die Schleusen ändern sich wieder: es gibt keine Fixseile mehr und die Tore müssen per Hand bedient werden. Auch die Vilaine ändert ihr Gesicht: die Ebene ist vorbei und wir fahren nun durch hügeliges, bewaldetes Gebiet. Allerdings sind auch die am Vortag lobend erwähnten Anleger zur Mangelware geworden. Um 12:30 Uhr fahren wir gerade noch vor der Mittagspause durch die Schleuse Gailieu, unmittelbar danach finden wir einen hübschen Anleger im Ort Bourg-des-Comptes, den auch wir zu einer Mittagspause nutzen. Langsam müssen wir daran denken unsere Not-Vorräte aufzuessen, denn die Reise geht langsam dem Ende zu. Aber Elisabeth ist da immer sehr erfinderisch und so gibt es eine tolle Nudelkreation mit Salat.
Anschließend fällt unser Tatendrang der Hitze zum Opfer, Franz zieht sich mit seiner Schmusedecke auf die Wiese zurück – nur  Elisabeth sucht einen Postkasten und macht den Versuch in den Ort zu kommen, der sich aber am Berg oben befindet. Versuch abgebrochen!  Um 14:00 Uhr ziehen wir wieder weiter. Am Fluss gibt es immer wieder alte Wassermühlen, die liebevoll restauriert werden. Gegen 16:00 Uhr sind wir dann in Pont-Réan, wo eine prächtige alte Brücke mit 9 Bogen die Vilaine überspannt. Ich versuche eine Anlandung am Schwimmponton, muss jedoch bald feststellen, dass es sich hier um eine Miniaturausgabe handelt, bei dem man unser Boot quer zum ewigen Nordwind nicht wirklich befestigen kann. Jetzt erst sehe ich die Tafel, die eine Benutzung mit Booten von über 9 Metern untersagt. Es gibt aber noch ein Stück Kai mit schon etwas verwachsenen Steinpollern, die für unsere 13,25 Meter geeignet sind. Wir machen einen Landgang und nehmen in einer der vielen Bars etwas gegen den Durst. Sonst gibt es nicht viel zu sehen. Abendessen an Bord.



Tagesleistung

Strecke:

Messac – Pont-Réan

Fahrkilometer:

29

Schleusenkammern:

5

Reine Fahrzeit:

3 Stunden 55 Minuten


Mittwoch, 7. Juni 2006
Heute hat es nur 10° Morgentemperatur, aber es herrscht trotzdem herrliches, klares Wetter. Da wir als erste Herausforderung die enge Durchfahrt unter der Brücke von Pont-Réan zu meistern haben, versuchen wir unsere Durchfahrtshöhe zu verringern, holen die Fahne tief und legen die Räder und Deckstühle um. Ablegen um 09:30 Uhr. Es war alles umsonst: die Durchfahrt ist so hoch, wie alle anderen Brücken, es scheint eine optische Täuschung zu sein.  Bei der Schleuse Mons haben wir eine Wartezeit von 20 Minuten, da der Schleusenwärter auch die nächste Schleuse zu bedienen hat und mit dem Moped zwischen beiden hin- und herfahren muss. Nach der Schleuse Cicé fahren wir am Flughafen von Rennes entlang und können den Flugzeugen beim Einschweben zusehen. Es sind meist nur Sportflugzeuge. Auch die nächsten beiden Schleusen haben nur 1 Wärter, aber da werden wir schon erwartet und haben keinen Zeitverlust. Damit uns das auch am nächsten Tag nicht passieren kann, melde ich gleich beim Schleusenwärter für Donnerstag, 09:30 Uhr, unsere Rückfahrt an. Er verspricht das seinem Kollegen weiter zu geben. 
Achtung: unmittelbar nach der Autobahnbrücke folgt ein in den Wasserkarten nicht eingezeichneter Fußgängersteg (beim Fußballstadion), der im Vergleich zu allen anderen Durchfahrten auf der Vilaine wirklich niedrig ist! 
Um 12:45 Uhr legen wir in Rennes am Quai St.-Cyr an, kurz vor der Einmündung des Canal d’Ille-et-Rance. Es ist ein großzügig angelegter Kai mit neu gebauten Wohnhäusern ringsum und einer Grünanlage am Wasser. Wir nehmen einen kleinen Mittagsimbiss und starten um etwa 14:45 Uhr unsere Stadtbesichtigung. Von unserem Liegeplatz ist es nicht weit in die Altstadt. Es ist eine sehr interessante und lebendige Stadt mit vielen kulturellen Attraktionen (alte Stadtmauern, Kathedrale St.Pierre, Basilika St.Sauveur, viele alte Fachwerkhäuser, ...). Eine große Fußgängerzone, in der sich Lokal an Lokal reiht, lädt zum Verweilen ein. Vor dem Rathaus herrscht Volksfeststimmung: La ferme en ville – Bauernhof in der Stadt! Alle Arten von bäuerlichen Produkten werden präsentiert, verkauft, verkostet. Viele Haus- und Nutztiere sind zu bewundern, für die Kinder gibt’s einen Streichelzoo – volle Action! 
Im Rathaus soll es schöne Repräsentationsräume geben. Zwar sind die Amtsstunden schon vorbei, aber dem Empfangschef zeigt sich sehr freundlich, überreicht uns ein Prospekt und lässt uns ganz alleine durch das Rathaus wandern. Um 18:30 Uhr sind wir erschöpft von den vielen Eindrücken wieder an Bord.
Nachdem wir uns frisch gemacht haben, gehen wir wieder los und suchen – natürlich in der Fußgängerzone – was zu essen. Wir landen schließlich in einem Restaurant mit Spezialgebiet Crèpes und Muscheln „L’Abri du Marché“, Place du Haut de Lices 5, wo wir ganz vorzüglich speisen. Wir sitzen dabei direkt an der pulsierenden Fußgängerzone und sehen zu, wie sich die Vorboten der Fußballweltmeisterschaft bereits durch vielfältige TV-Großbildprojektionen ankündigen.



Tagesleistung

Strecke:

Pont-Réan - Rennes

Fahrkilometer:

18

Schleusenkammern:

5

Reine Fahrzeit:

3 Stunden 12 Minuten


Donnerstag, 8. Juni 2006
Heute Morgen hat es 14° und was es noch nie gegeben hat: unser Schiffsdeck ist staubtrocken. Als wir um 09:00 Uhr Anstalten zum Ablegen machen, meldet sich die Frau des vor uns liegenden englischen Bootes „Rose“ und fragt, ob wir uns beim Schleusenwärter schon angemeldet hätten und ob sie gleich mit uns schleusen könnten. Ich erzähle von unserer gestrigen Abmachung und wir fahren los, sie in beträchtlichem Abstand hinter uns her. Pünktlich um 09:30 Uhr erscheinen wir vor der Schleuse Comte, nicht aber der Schleusenwärter. Wir machen an dem (viel zu kleinen) Warteponton fest und versuchen dem heftigen Rückenwind irgendwie zu trotzen. Nachdem sich nichts tut, steige ich aus und gehe zu Franz, der sich schon an der Schleuse befindet. Wir entdecken schließlich ein Schild mit der Telefonnummer des Schleusenwärters und rufen mit dem Handy an. Er befindet sich an der anderen Schleuse seines Bereiches und verspricht sofort zu kommen. Während dessen wird auch den Engländern das Treiben im Wind unangenehm. Sie kommen näher und wir versuchen sie längsseits zu nehmen. Dadurch haben wir noch mehr Winddruck und ich muss schon den Motor zu Hilfe nehmen um uns an dem kurzen Steg auszubalancieren. Glücklicherweise kommt endlich der Schleusenwärter. Wir lassen der Rose den Vortritt, der Schleusenwärter stopft uns aber beide in die Schleuse und abwärts geht’s. Rose lässt uns nach der Schleusenausfahrt vor fahren und folgt uns mit angepasster Fahrgeschwindigkeit. Bei der folgenden Schleuse bedient uns wieder derselbe Wärter. Die Schleusen Cicé und Mons werden von einer Dame bedient, die auch mit dem Moped herumpendeln muss. Bei der Schleuse Pont-Réan teilt uns der Schleusenwärter mit, dass er ausnahmsweise sogar 3 Schleusen auf einer Entfernung von 9 km zu betreuen hat. Da wir hier Mittagspause machen wollen, vereinbaren wir, dass wir ihn bei unserem Aufbruch anrufen werden. Um 12:45 Uhr erreichen wir den Kai von Pont-Réan. Auch die Rose macht hier Mittagspause. Um 14:00 Uhr rufen wir den freundlichen Schleusenwärter an und melden ihm unsere Abfahrt. Die Engländer auf der Rose bleiben in Pont-Réan über Nacht.
Die Schleusung erfolgt problemlos und um 15:45 Uhr sind wir wieder in Bourg-des-Comptes, unserem heutigen Tagesziel. Trotz des starken Windes ist es weiterhin sehr heiß und Franz verzieht sich mit seiner Schmusedecke wieder auf die Wiese. Gegen 17:00 Uhr macht die Mannschaft einen Landgang in den circa 1 km entfernten Ort. Regina bewacht das Boot. Es ist ein sauberer Ort mit ein paar Geschäften und Lokalen, aber eigentlich nichts Besonderes. Im Hafenviertel „La Courbe“, wo sich unser Liegeplatz befindet, gibt es ein Bar-Restaurant und ein Fischerei-Zubehörgeschäft. Während wir noch mit der Vorbereitung des Abendessens beschäftigt sind, fährt ein Lieferwagen vor und ein Mann beginnt, mit einem speziell geschwungenen Rohr kleine Kügelchen aus einem Plastiksack in den Fluss zu schleudern. Nach einigen Minuten zieht er weder ab. Später erscheint er wieder und baut vor unserem Boot eine Lafette auf, auf der ich, als alter Soldat, eine 2cm-Maschinenkanone befestigen würde. Schließlich sind es aber nur 4 Angelruten, die mit elektronischen Einrichtungen zu piepsen anfangen können, wenn so ein armer Fisch sich an dem Köder vergreifen sollte. Der Fischereizubehörhändler macht offensichtlich eine Werbe-Veranstaltung! Schon ahnen wir, dass der große Lieferwagen zum Abtransport seines erwarteten Fanges bereit gestellt ist. Aber bis zum Einbruch der Dunkelheit macht es nicht ein einziges Mal „Piep“ – die Technik ist doch nicht alles! Um 22:15 Uhr haut er schließlich den Hut drauf und baut ab.



Tagesleistung

Strecke:

Rennes – Bourg-des-Comptes

Fahrkilometer:

30

Schleusenkammern:

7

Reine Fahrzeit:

5 Stunden 10 Minuten


Freitag, 9. Juni 2006
Wieder 12° Morgentemperatur und staubtrockenes Boot. Franz fährt mit dem Rad über 3 km, um zu der auf der anderen Flussseite liegenden Schleuse zu kommen und uns anzumelden.  Dann erst legen wir ab und es ist 09:40 Uhr. Der Wärter ist wieder für die nächsten 3 Schleusen zuständig. Auch Franz bleibt bis Guipry wieder auf dem Rad. Dann nehmen wir ihn wieder auf und versuchen irgendwo ein Plätzchen im Grünen für die Mittagspause zu finden. Aber im Fluss bietet sich nichts an, so wenden wir und machen am Kai in Guipry fest. Während wir unsere Reste aufessen, liegen wir in Sichtweite der Crèperie, die uns bei der Hinfahrt so gut gefallen hat. Also packe ich die Gelegenheit beim Schopf und gehe einen Tisch für den Abend reservieren. „Für 19:00 Uhr“, sage ich „oder ein paar Minuten später!“ Die Chefin scherzt offenbar mit mir, denn sie antwortet „19:21 Uhr!“ Um 14:00 Uhr legen wir ab, passieren zum letzten Mal die Schleuse von Guipry und landen um 14:22 Uhr bereits im Hafenbecken von Messac.
Was nun folgt, ist die unangenehmste Arbeit beim Hausbooturlaub: das Zusammenpacken des ganzen Krams – und das bei einer Mörderhitze! Besonders erfreut hat uns dabei die Menge an Regen- und Kaltwetterkleidung, die wir umsonst mitgenommen hatten.
Unser Abschiedsessen in der Crèperie du Port war, wie erwartet, ein voller Erfolg. Nur die Geschichte mit 19:21 Uhr war offensichtlich doch kein Scherz, denn als wir um 19:10 Uhr eintreffen, sitzt die Wirts-Familie noch beim Essen. Wir dürfen zwar schon Platz nehmen, aber die Speisekarte kommt pünktlich auf den Tisch – um 19:21 Uhr.
Bei der Rückkehr zur Basis findet vor der Mehrzweckhalle von Messac, die sich direkt neben dem Hafenbecken befindet, offensichtlich eine Orchesterprobe des gemischten Jugendblasorchesters von Messac statt. Es klingt ein bisschen wie „Guggamusi“, bietet aber trotzdem einen originellen Hintergrund für unsere Flaggenparade …



Tagesleistung

Strecke:

Bourg-des-Comptes – Guipry - Messac

Fahrkilometer:

22

Schleusenkammern:

5

Reine Fahrzeit:

2 Stunden 42 Minuten

 

Hier enden die Eintragungen unseres Bordbuches ...

Die Rückgabe am nächsten Morgen geht problemlos vor sich. 

Zeit für ein Kurzresümee:

 

 

Damit war unser Aufenthalt in der Bretagne aber noch nicht vorbei. Da wir nun schon so weit gefahren waren, wollten wir uns noch andere wichtige Attraktionen der Bretagne vornehmen. Nähere Einzelheiten finden Sie in unserem Kulturhandbuch. Wir besuchten also

  • den Wald von Paimpont  (Artus-Sagen),

  • die Megalithkulturen in Erdeven, Carnac, und Locmariaquer,

  • die Halbinsel Quiberon mit der Côte Sauvage,

  • die Ville Close von Concarneau,

  • die Calvaires von Lampol-Guimiliau, Guimiliau und Saint-Thégonnec,

  • die Côte de Granit Rose und das Aquarium von Trégastel,

  • Cap Fréhel und das Fort Latte,

  • Dinan und Saint-Malo,

  • Mont-Saint-Michel,

  • Vitré.

Gewohnt haben wir dabei jeweils 2 Nächte

Mit Nächtigungen in Châlons-en-Champagne (Ibis) und bei Nürnberg ( Hotel-Gasthof Rotes Ross) schafften wir es schließlich, am 18.Juni 2006 wieder in Wien zurück zu sein.

Gesamtleistung

Urlaubsdauer

an Bord
Rahmenprogramm

25 Tage

14 Tage
11 Tage

PKW-Kilometer

4582

Bootskilometer

Schleusenkammern

385

73

1. Reisewoche

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