Durch die Bretagne im Frühjahr 2006 Hausbootexpedition auf den Flüssen und Kanälen der geheimnisvollen Bretagne. 2 Wochen vom 27. Mai bis 10. Juni 2006. Boot: Connoisseur Flying Bridge 1325 B Abfahrtsbasis: Nort-sur-Erdre (aufgelassen) Ankunftsbasis: Messac | ![]() |
Wenn man so durch die Prospekte blättert, wird das Hausboot-Revier der Bretagne gern
als Geheimtipp für Insider gehandelt. Unter der Hand wird auch erzählt, dass
dort nicht viel Betrieb sei, weil das Wetter in der Bretagne oft kalt und
regnerisch ist und somit viele Hausboot-Interessenten abschreckt. Trotzdem Grund genug für die Landratten neugierig zu werden und sich
genauer mit dieser Region zu beschäftigen. Da es neben den vielfältigen Möglichkeiten
der Hausboot-Fahrerei auch jede Menge anderer interessanter und geheimnisvoller
Natur- und Kulturschätze in der Bretagne gibt, war der Entschluss bald gefasst
einen zweiwöchigen Hausbooturlaub mit anschließender Kulturwoche zu planen.
Da man in dieser Region den von uns seit Jahren heiß geliebten Bootstyp "Connoisseur Flying
Bridge" nur in der Zwergenklasse (FB900) oder als Riesenbaby (FB1325) bekommt,
mussten wir in den sauren Apfel beißen und das größere Modell mieten. Da wir
nun eine dritte Kabine zur Verfügung hatten, kamen wir auf die Idee, Freunde,
die ohnehin gerne in Frankreich unterwegs sind, zu ein paar Schnuppertagen auf
unser Hausboot einzuladen.
Am 25. Mai fuhren wir, schwer bepackt mit allen Arten von
Schlechtwetterkleidung, mit dem Auto von Wien ab. Die erste Tagesetappe führte
uns nach Feldkirch, wo wir im Landgasthof
Schäfle übernachteten. Am nächsten
Tag ging es durch die Schweiz nach Mulhouse und weiter über Beaune und Auxerre nach
Orléans, wo wir uns im Hotel Ibis einquartierten. Am Abend machten
wir einen Bummel durch die ausgelassen feiernde Stadt, die an diesem Wochenende das
Festival „Jour de Loire“ feierte. Am folgenden Tag fuhren wir über
Tours und Angers das Loiretal abwärts, bogen kurz vor Nantes nach Norden ab und
erreichten so unsere Ausgangsbasis in Nort-sur-Erdre.
Nachfolgend eine Zusammenfassung unseres Bordbuches:
Samstag, 27. Mai 2006
Wir erreichen die Basis gegen 13:00
Uhr und erwarten dort eigentlich während der Mittagssperre einzutreffen.
Trotzdem ist das Büro geöffnet und eine freundliche Dame zeigt uns unser Boot,
das bereits beladen werden kann. Wir machen also unser Auto leer und fahren
danach zum Supermarché, der schon bei der Einfahrt in den Ort nicht zu übersehen
war. Er ist nagelneu, riesengroß und offensichtlich noch nicht sehr besucht,
denn die Autos auf dem Parkplatz kann man an einer Hand abzählen. Einen Teil
der Lebensmittel haben wir schon von Wien aus bei der Basis per Fax bestellt.
Das ist sehr praktisch, weil man da weniger schleppen muss und vor allem die
Getränke schon im Kühlschrank stehen. Nun kaufen wir also zusätzlich die
Frischwaren, sowie einen Notvorrat, sollten wir einmal zu keinem Einkaufsladen
kommen. Elisabeth, die für die Küche vorwiegend zuständig ist, hat sich aus
den Erfahrungen der letzten Urlaube bereits eine Einkaufsliste erstellt. Kauft
man nämlich zuviel ein, ist man in der letzten Woche nur mehr mit dem Aufessen
der Vorräte beschäftigt.
Um 14:30 sind wir wieder zurück an der Basis. Während ich den Papierkram im Büro
erledige, prüft der Rest der Mannschaft die Vollständigkeit und Funktionalität
der Bootseinrichtung, jeder in seinem Verantwortungsbereich. Diese Vorgangsweise
haben wir uns zu Recht gelegt, weil schon oft irgendetwas gefehlt oder nicht
funktioniert hat – aber diesmal haben wir nichts zu beanstanden. Da wir das
Boot an einer anderen Basis zurückgeben wollen, lasse ich unser Auto dorthin überstellen.
Daher sind ein paar Formulare mehr auszufüllen und die Autoschlüssel
abzugeben. Die Autopapiere sind eigenartiger Weise dafür nicht erforderlich.
Nun übernehmen wir noch 2 Fahrräder (sowie eine Pumpe – nach Reklamation),
dann warten wir auf den Instruktor, damit es endlich losgehen kann. Der entpuppt
sich als alter Bekannter, den wir schon im Jahr 2002 auf unserer Reise im
Westburgund an der Basis in Gannay getroffen haben. Diese Basis wurde
zwischenzeitlich aber geschlossen.
Die theoretische Einschulung ist kurz aber gründlich, wir kennen das Boot ja
nun schon zur Genüge. Für die praktische Fahrübung haben wir ein Problem: das
Boot liegt zwischen anderen langen Booten in Querrichtung in einem ziemlich
engen Kanal. Wer die so arrangiert hat, weiß ich nicht, auch der Instruktor ist
nicht begeistert darüber. Nachdem er aber keine Anstalten macht, selbst einen
Finger zu rühren, versuche ich halt irgendwie heraus zu fahren und siehe da:
nach gut 10 Vor- und Rückwärtsbewegungen komme ich frei und es kann losgehen.
Der Instruktor fährt mit uns ein Stück den Fluss hinunter und wieder zurück,
dann gibt er grünes Licht für unsere Alleinfahrt.
Um 16:45 legen wir endlich ab. Der Fluss Erdre, an dem die Stadt Nort-sur-Erdre
liegt, ist recht eigenartig, teilweise untief und hat immer wieder seenartigen
Erweiterungen. Es ist stark bewölkt und es bläst ein unangenehm böiger
Wind.
Es sind nur 5 km, die wir auf dem Fluss bis zur Schleuse Quiheix zurücklegen
müssen, dort beginnt der „Canal de Nantes à Brest“, dem wir im ersten Teil
unserer Reise Richtung Westen folgen werden. Die erste Schleusung dauert etwas
lange, da wir zuerst Gegenverkehr haben, und der Schleusenwärter dann auch noch
auf ein zusätzliches Boot wartet. Wir schaffen gerade noch die Passage der
zweiten Schleuse „La Tindiere“, bevor die Schleusenwärter Feierabend machen und
suchen uns ca. 1 km weiter, bei der Ortschaft La Bellerie, einen Liegeplatz im
Grünen für die Nacht. Noch ist aber nicht Zeit zum Ausrasten, denn jetzt müssen wir erst mal unser Gepäck
ausräumen und die Kleidung verstauen. Das ist gar nicht so einfach, denn das
Boot ist zwar um 1 Kabine größer, aber bis zum Stauraum hat sich das nicht
herum gesprochen. Unsere Rettung ist ein Gelass, das am Bootsplan nicht zu
identifizieren war. Es stehen zwar Reinigungsgeräte drin, aber oben gibt’s
eine Kleiderstange und viele Haken – wir taufen sie „Künstlergarderobe“.
Endlich gibt’s noch was zu essen und dann fallen wir in die Federn …
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Nort-sur-Erdre – La Bellerie |
Fahrkilometer: |
11 |
Schleusenkammern: |
2 |
Reine Fahrzeit: |
2 Stunden 15 Minuten |
Sonntag, 28. Mai 2006
Es hat 14° Morgentemperatur und es
ist stark bewölkt. Heute ist in Frankreich Muttertag (Fète de Mère).
Daher werden einige Schleusen, die normalerweise selbst zu bedienen sind, von
Hilfs-Schleusenwärtern (Schüler und Studenten) bedient. Wir legen um 09:00 Uhr
ab, weil die Schleusen ohnehin nicht früher öffnen. Nach Erreichen der
Scheitelhaltung folgen wir dem Fluss Isac abwärts. Jetzt geht’s zügig dahin.
Die Schleusen haben alle keinerlei Automatik, sowohl die Schleusentore, als auch
die Schieber sind per Hand zu bedienen. Die Aushilfs-Schleusenwärter sind
jedoch sehr emsig und melden jedes Boot auch gleich zur nächsten Schleuse
weiter, sodass wir um die Mittagszeit bereits 5 Schleusen hinter uns gebracht
haben und bei Flusskilometer 42 (La Chevallerais) eine Pause einlegen. Die
Mittagspause der Schleusen dauert von 12:30 bis 13:30. Danach geht es ähnlich
weiter, wie am Vormittag. Wir passieren eine sehr ländliche, naturbelassene
Umgebung. Gegen 15:00 Uhr kommen wir nach Blain, wo wir über Nacht bleiben
wollen.
Sofort ins Auge sticht das Schloss von Blain, dem wir einen Besuch
abstatten. Sehr imposant von außen, drin ist ein Hotel untergebracht. In der
Stadt ist nicht viel los, so kehren wir zum Hafen zurück und nehmen eine Runde
Bier in einem Gartenlokal. Es ist schwül geworden.
Da unsere beiden Gäste, Irmgard und Gustl, erst in ein paar Tagen zu uns stoßen
werden und Irmgard als Taufpatin des Schiffes auserkoren wurde, müssen wir
vorerst eine Nottaufe vornehmen und zu diesem Zweck eine Flasche Sekt öffnen.
Franz erlegt beim Entkorken beinahe 2 Enten. Abendessen an Bord.
Heute fällt uns erst auf, dass die Abende hier sehr lange dauern: erst gegen 23 Uhr
wird es finster. Grund ist, dass wir uns so weit im Westen befinden und trotzdem
noch Mitteleuropäische Zeit haben.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
La Bellerie - Blain |
Fahrkilometer: |
23 |
Schleusenkammern: |
8 |
Reine Fahrzeit: |
4 Stunden 18 Minuten |
Montag, 29. Mai 2006
13° Morgentemperatur. Franz, unser
Frühaufsteher, holt frische Baguettes. Obwohl in der Früh ein Sprühregen
eingesetzt hatte, klart es nun auf. Nach dem Frühstück wenden wir das Boot zum
Wasser nehmen, weil sonst der Schlauch nicht lang genug gewesen wäre. Kurz nach
09:00 legen wir ab.
Heute ist Schluss mit Lustig: der Muttertag ist vorbei und
heute müssen alle Selbstbedienungsschleusen auch wirklich selbst bedient
werden. Zwei von dieser Sorte liegen noch vor uns. Hier ist eine völlig neue
Strategie erforderlich: das Boot muss am Warteponton ordentlich festgemacht
werden, 2 Crewmitglieder steigen aus, gehen zur Schleuse vor und machen nötigenfalls
die komplette Umflutung in Handarbeit. Ein ganz einfaches Sicherungssystem
verhindert, dass die Schleusentore geöffnet werden, wenn der Schieber noch
nicht geschlossen ist. Die erste und letzte Schleuse dieser
Selbstbedienungsstrecke ist mit einem Videoraum ausgestattet, in dem
Bootsneulinge die Handhabung erlernen können. Aber wir haben das ja praktisch
vorgeführt bekommen! Um 13:00 Uhr erreichen wir den Ort Guenrouet, der über
eine sehr nette Freizeitanlage am Hafen verfügt. Nach einem Mittagsimbiss gehen
wir hinauf in den Ort, um die überall beschriebene Cidre-Erzeugung in
Augenschein zu nehmen. In einem kleinen Büroraum können wir verschiedenen
Sorten verkosten (doux – süß, brut – trocken und traditionell – harsch).
Jedenfalls ist Cidre – gut gekühlt genossen – ein wunderbares Getränk, das
einem in der Bretagne immer wieder begegnet und fast mit allen Speisen
harmoniert.
Wir kaufen natürlich einige Flaschen ein, aber unsere
Transportkapazität ist beschränkt. Auch ein Minimarkt öffnet um 15:00 Uhr und
wir können ein paar Vorräte ergänzen. Schwer beladen erreichen wir wieder
unser Boot und beschließen heute noch ein wenig weiter zu fahren.
Um 15:30 legen wir ab und fahren durch eine ebene, schleusenlose Landschaft bis
zum Ort Pont-Miny, wo wir um 16:45 Uhr einen netten Anleger für die Nacht
finden. Franz möchte mit mir einen Radausflug ins nahe gelegene Fégréac
machen. Mein Rad ist jedoch ungenügend aufgepumpt. Beim Versuch des Aufpumpens
stellt sich heraus, dass Vorder- und Hinterrad unterschiedlich Ventiltypen
haben, die Reservepumpe jedoch nur eine davon unterstützt. Franz fährt allein,
Regina möchte, dass ich eine französische Radfahrerfamilie anquatsche, die in
unserer Nähe Rast macht. Die haben auch tatsächlich eine Universalpumpe, beim
Aufpumpen bricht aber das Ventil ab – Totalschaden! Nach einem Anruf an der
Basis in Nort-sur-Erdre wird mir versprochen, dass der Techniker am nächsten
Morgen ein Ersatzrad bringt. Abendessen an Bord.
Ein Schlüsselerlebnis besonderer Art haben wir noch, als am fortgeschrittenen
Abend ein einheimisches Boot neben uns anlegt, das nur mit Mann und Hund besetzt
ist. Der Mann drückt uns seine Leine in die Hand und eilt hinter den nächsten
Busch um zu pinkeln. Auch der Hund weiß, was zu tun ist, nur pinkelt er auf
unsere Leine. Nach getanem Geschäft verabschieden sie sich artig und stechen
wieder in See.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Blain – Pont-Miny |
Fahrkilometer: |
33 |
Schleusenkammern: |
5 |
Reine Fahrzeit: |
4 Stunden 58 Minuten |
Dienstag, 30. Mai 2006
Heute ist es wolkenlos, bei einer Frühtemperatur
von nur 6°. Um 08:30 Uhr kommt der Connoisseur-Techniker mit einem neuen Rad.
Allerdings ist auch das nicht gut aufgepumpt und hat – wie das alte – zwei
verschiedene Ventiltypen, die unsere Pumpe nicht beherrscht. Seine Begeisterung
hält sich in Grenzen, aber er verspricht, uns die passenden Pumpenschläuche zu
unserem nächsten Tagesziel, La Gacilly, nachzubringen. Wir legen um 08:40 Uhr
ab und passieren bald die Schleuse Belions, die uns zum Fluss Vilaine
hinunterbringt. Hinunter ist eigentlich nicht ganz richtig, denn die Vilaine hat
einen etwa 30 cm höheren Wasserstand, als unser Kanal. Wir folgen der Vilaine,
die hier breit dahin fließt, ein Stück flussaufwärts, bis wir die
Hafeneinfahrt von Redon erreicht haben. Jetzt sind wir wirklich in der Bretagne,
denn die Vilaine ist hier der Grenzfluss zwischen den Regionen Bretagne und
Pays de la Loire, deren Hauptstadt Nantes ist.
Wir biegen ab und erreichen das große Hafenbecken, das ziemlich voll belegt
ist, einerseits von einheimischen Jachten, andererseits von einer Hausbootbasis.
Ein paar Anleger sind jedoch für Passanten reserviert, wo der Hafenmeister in kürzester
Zeit vorbei schaut, Tipps und Prospekte verteilt und eine Liegegebühr einhebt,
wenn man über Nacht bleiben will. Wir wollen aber nur einkaufen und dann wieder
weiter fahren. Die Besichtigung von Redon haben wir erst für die Rückfahrt
geplant. Nicht weit vom Hafen entfernt finden wir einen großen Supermarkt,
gleich neben dem Postamt. Wir kaufen reichlich ein, denn am nächsten Tag
erwarten wir unsere Gäste, Irmgard und Gustl. Gegen 12:00 Uhr sind wir wieder
zurück an Bord und beschließen, vor der Mittagspause noch ein wenig weiter zu
fahren, um der lärmenden „Großstadt“ zu entfliehen. Wir verlassen das
Hafenbecken durch den Schleusenausgang, der uns wieder in den Canal de Nantes à
Brest führt. Diese Schleuse hat viele Besonderheiten: der Schleusenwärter
sitzt auf einem Aussichtsturm, bei der Öffnung der Schleuse muss eine Straße
abgesperrt und die Brücke angehoben werden, in der Schleuse hängen bereits
fixe Seile. Außerdem liegt die Schleuse mitten in der Stadt und man hat immer
jede Menge Zuschauer, die mit mehr oder weniger launigen Bemerkungen die
Leistungen der Bootsfahrer kommentieren.
Gleich nach der Schleuse biegt man rechtwinkelig, mit zwei schmalen Brückendurchfahrten, in den Kanal ab. Eine
etwas kniffelige Aufgabe! Nach einer eher industriell geprägten Ausfahrt aus
Redon, gelangen wir zum Fluss „Oust“, dem wir nun in den nächsten Tagen
aufwärts folgen werden. Direkt am Zusammenfluss (Flusskilometer 101) finden wir
einen nagelneuen Anleger in ruhiger Umgebung, den wir zu einer Mittagspause
nutzen. Um 14:00 Uhr geht’s wieder weiter den Oust aufwärts. Wir lassen aber
die Schleuse La Maclais links liegen und fahren den Fluss „Aff“ aufwärts,
der bei seiner Einmündung in den Oust ein wunderbares Schilf- und Riedgebiet
gestaltet, in dem sich ein Tierparadies entwickelt hat, das wirklich einmalig
ist: alle Arten von Wasservögel, aber auch große Bisamratten geben sich dort
ein Stelldichein und können vom Boot hervorragend beobachtet werden. Bis Glénac
gibt es eine breite Zufahrt, dann wird es ganz eng und verwachsen. Man darf
maximal 6 km/h schnell fahren und das ist auch genug, wenn einem - natürlich
immer an den engsten Stellen - ein anderes Boot begegnet.
Plötzlich kommt man aus dem Unterholz heraus und ist auch schon im reizenden Hafen von La Gacilly,
wo man Liegeplätze mit allen Anschlüssen vorfindet. Der Ort ist sehr
pittoresk, in einer Fußgängerzone reihen sich viele Häuser mit
Kunsthandwerkern aneinander. Wir besuchen auch die Yves-Rocher-Fabrikation, die
sich etwa 20 Minuten Fußweg außerhalb des Ortes befindet. Man kann dort ein
kleines Firmenmuseum besuchen und außer allen Einkäufen für die Schönheit,
auch den prächtig angelegten Kräutergarten besichtigen. Abendessen an Bord –
Elisabeth macht Grillkoteletts.
Der Connoisseur-Techniker kommt, wie vereinbart, und bringt uns die fehlenden
Pumpenschläuche (zur Sicherheit gleich 2fach). Da hier alle
Versorgungseinrichtungen in Reichweite sind, füllen wir unseren Wassertank.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Pont-Miny – Redon – La Gacilly |
Fahrkilometer: |
30 |
Schleusenkammern: |
2 |
Reine Fahrzeit: |
3 Stunden 44 Minuten |
Mittwoch, 31. Mai 2006
Der Morgen erwartet uns wieder mit kühlen
6°. An diesem Tag wollen wir mit unseren Gästen, Irmgard und Gustl,
zusammentreffen, die sich auf ihrer Frankreich-Reise in der Zwischenzeit bereits
in Rochfort-en-Terre einquartiert haben. Diese mittelalterliche Stadt liegt etwa
10 km vom Ort St.Martin-sur-Oust entfernt, den wir als Zusteigestelle vereinbart
haben. Um Zeit zu sparen, fahren wir schon gegen 08:00 Uhr von La Gacilly los.
Eine Stunde etwa fahren wir durch die Botanik wieder den Aff hinunter und kommen
so kurz nach Betriebsbeginn um 09:00 Uhr zur Schleuse La Maclais, die uns
den Canal de Nantes à Brest weiter aufwärts führt. Ab hier sind die Schleusen
wieder durchwegs von Schleusenwärtern besetzt, automatisch bedient und mit
Fixseilen ausgestattet. Dafür gibt es auch nur selten einen Warteponton und man
muss bei den glücklicherweise seltenen Wartezeiten mit Wind und Strömung
irgendwie zu Recht kommen.
Gegen 11:00 Uhr sind wir in St.Martin-sur-Oust, aber
keine Spur von Irmgard und Gustl. Ein paar Minuten später fährt ein Taxi vor,
dem unsere Gäste entsteigen. Sie haben ihr eigenes Auto gleich im Hof ihres
Quartiergebers eingesperrt. Die Begrüßung ist ein Hallo, eine mitgebrachte
Flasche Sekt wird entkorkt und unser Boot von seiner Taufpatin endlich auf den
Namen „Irmengard“ getauft. Elisabeth hat mit Reginas Hilfe ein wunderbares
Tauf- und Welcome-Buffet vorbereitet, dem wir kräftig zusprechen und dabei
zwanglos in die Mittagspause übergehen. Gegen 13:15 Uhr legen wir schließlich
ab und fahren weiter gegen Westen. Der Nachmittag ist hauptsächlich damit
ausgelastet, Irmgard und Gustl in die Geheimnisse der Bootsfahrerei einzuweihen,
wie z.B. wo ist vorne und hinten, wie bedient man die Bordtoiletten, Leinenmanöver
in den Schleusen, etc. Der Schleusenwärter der Schleuse Beaumont gibt uns zu
verstehen, dass sich unsere Schiffsschraube auch im Leerlauf zu drehen scheint,
was in der Schleuse schließlich kontraproduktiv ist. Offensichtlich ist das
Gasseil ein wenig zu lang, sodass die Nullstellung nicht exakt gefunden wird.
Ich beschließe, künftig in den Schleusen auch auszukuppeln!
Um 15:30 Uhr erreichen wir die Stadt Malestroit und legen am Kai an. Wir machen
einen Stadtrundgang und sind beeindruckt von der Ausstrahlung dieses Ortes mit
seinen alten Fachwerkhäusern und der interessanten, aber architektonisch gewöhnungsbedürftigen
Kirche. Bei unserem Rundgang sehen wir auch einen weiteren Anleger, der sich
knapp unterhalb der Schleuse befindet und von Regina, der Anführerin der
Bootsopposition, für besser empfunden wird, als unser gegenwärtiger Liegeplatz
am Betonkai. Nach zähen Koalitionsverhandlungen und einem Aperitif in der Sonne
an Deck, gebe ich schließlich nach und verlege zum anderen Liegeplatz im
Schatten. Macht aber nichts aus, denn um 19:00 Uhr starten wir zum Abendessen.
Wir landen im Restaurant le Canotier, Place Docteur Jean Queinnec 11, wo wir
sehr zufriedenstellend dinieren.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
La Gacilly - Malestroit |
Fahrkilometer: |
36 |
Schleusenkammern: |
5 |
Reine Fahrzeit: |
5 Stunden 8 Minuten |
Donnerstag, 1. Juni 2006
Wieder ein kalter Morgen mit 6°. Da
Irmgard mit der kleinen Kabine nicht zu Recht kommt, wandert Gustl aus und schläft
im Salon. Franz hat somit einen Partner gefunden, der mit ihm die Freuden des Frühaufstehens
teilt und ihn zur Bäckerei begleitet. Nach dem Frühstück besuchen Elisabeth
und Regina den Wochenmarkt von Malestroit, wo es angeblich jede Menge feiner
Sachen gibt –
aber der Einkauf bleibt zunächst ein Betriebsgeheimnis. Um 9:10
Uhr legen wir schließlich ab und folgen dem Kanal weiter gegen Westen. Irmgard
und Gustl machen ihre ersten Steuerversuche. Oberhalb der Schleuse 29 (Montertelot)
müssen die Schleusen von den Wärtern wieder per Hand bedient werden, sind aber
weiter mit Fixseilen ausgestattet. Um 11:30 finden wir nach Passieren der
Schleuse „Blon“ einen schönen Anleger, der uns zu einer Mittagspause einlädt.
Nun kommen die Geheimnisse zum Vorschein, die am Markt von Malestroit erstanden
wurden: gebratene Stelzen und Rippchen und zum Nachtisch Crèpes mit frischen
Erdbeeren – lecker! Während wir noch an Deck sitzen und leise verdauen, kommt
ein Mann die Straße entlang und fängt mit uns ein Gespräch an. Gustl, der
sehr gut französisch spricht, findet heraus, dass es ein fahrender Obst- und
Gemüsehändler ist, der die Gegend beliefert. Flugs pfeift dieser sein Auto
heran und führt uns vor Augen, was er alles anzubieten hat.
Nach eingehender Verkostung ersteht Gustl eine Kiste mit 16 kg Äpfel und eine andere mit 5 kg Tomaten zum Freundschaftspreis von 55 Euro. Wir befürchten, dass wir ab sofort
statt Cidre Äpfel in ihrer natürlichen Form zu uns nehmen werden müssen. Um
14:00 legen wir wieder ab, passieren problemlos die vor uns liegenden Schleusen
und sind bereits um 16:00 Uhr an unserem Tagesziel in Josselin, deren Burg sich
bereits von weitem über dem Fluss abzeichnet. Nach Passieren der Schleuse
Josselin kann man an einem sehr gut ausgestatteten Anleger direkt unterhalb der
Burg festmachen. Wir machen einen Stadtrundgang und besichtigen die Burg. Die Führung
findet nur in französischer Sprache statt und wir werden ein wenig verwirrt,
weil die Familie Rohan, die seit Generationen die Burg besitzt, jeweils den ältesten
Stammhalter abwechselnd auf den Namen Josselin oder Alain tauft. Wer soll da
noch durchblicken? Nach einem Erfrischungsimbiss in einer Bar kehren wir an Bord
zurück. Das Abendessen wird im Sonnenschein an Deck eingenommen.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Malestroit - Josselin |
Fahrkilometer: |
26 |
Schleusenkammern: |
10 |
Reine Fahrzeit: |
4 Stunden 19 Minuten |
Freitag, 2. Juni 2006
Franz und der "unterstandslose"
Gustl gehen bei 7° Morgentemperatur zur schönen Bäckermeisterin und bringen
Baguettes und Gateaux. Nach dem Frühstück halten wir Kriegsrat über den
weiteren Verlauf der Reise. Es hat sich nämlich gezeigt, dass die Fahrzeiten um
einiges kürzer sind, als geplant, weil die Schleusendurchfahrtszeiten hier bei
etwa 5 Minuten liegen, während ich aus Erfahrung das 3-4fache geplant habe.
Andererseits sind Irmgard und Gustl von unseren Erzählungen über die Aff-Mündung
so begeistert, dass sie sie auch gerne sehen würden. Wir beschließen
daher unsere geplanten Tagesetappen abzuändern und heute zunächst in einem Zug
bis St.Martin-sur-Oust zurück, und am Samstag, der der letzte Tag mit Irmgard
und Gustl sein wird, noch einmal nach La Gacilly hinauf zu fahren.
Nach einigem Suchen entdecken wir den Wasseranschluss, der hier, in Josselin, im Boden
eingelassen und mit grünen Plastikdeckeln geschlossen ist, und füllen unseren
Tank wieder voll. Wir legen um 09:00 Uhr ab, Franz wird uns den ganzen Tag mit
dem Rad begleiten und die Schleusenwärter rechtzeitig alarmieren. Zur
Kommunikation zwischen Radspäher und Mutterschiff haben wir uns heuer mit
Sprechfunk ausgerüstet. Das ist sehr praktisch, obwohl die Reichweite dieser
Spielzeuggeräte auf Sichtweite beschränkt ist. Es geht wirklich zügig dahin:
die Schleusen warten bereits auf uns, Leinen hängen drin, kaum Gegenverkehr. Um
11:45 Uhr legen wir in Le Roc-St.André an, wo wir einen schönen Anleger vor einem
Feriendorf finden. Es gibt Bratwürste mit Tomatensalat, denn schließlich müssen
die Großhandels-Einkäufe von Gustl auch praktisch verwertet werden. Nach dem
Essen gibt es Zeit für persönliche Vergnügungen: Elisabeth und Regina machen
einen Stadtbummel, Irmgard einen Radausflug, der Rest der Mannschaft baumelt mit
der Seele. Um 13:30 Uhr ruft der Skipper wieder zur Ordnung und wir legen ab.
Gustl versucht sich bereits in der 2. Lektion für Hausbootfahrer: die Durchfahrt
durch Brücken und Engstellen. Das ist nicht ganz so einfach, denn das Boot fährt
sich wie ein 12-Tonnen-LKW mit defekter Lenkung auf Glatteis und der allgegenwärtige
Wind schiebt immer dann an, wenn man es nicht brauchen kann. Na, fürs erste Mal
war’s nicht so schlecht! Um 16:40 Uhr sind wir schließlich in
St.Martin-sur-Oust, unserem Tagesziel. Franz, der heute die ganze Strecke
geradelt ist, hat einen Muskelkater am Gesäß und muss sich schonen. Irmgard
geht in den Ort hinein, Elisabeth folgt ihr ein paar Minuten später und findet
in einem Minimarkt ein paar Ergänzungsstücke für unseren Kühlschrank.
Irmgard und Gustl wollen zu einem Abschiedsabend im Restaurant einladen und beäugen
das auf Sichtweite von unserem Liegeplatz befindliche „Hotel-Restaurant du Guélin“.
Die schon etwas ältere Chefin fühlt sich von der Aufgabe des Kochens und
Servierens überfordert, verspricht jedoch, sich eine Hilfskraft zu organisieren
und nimmt die Reservierung für 19:00 Uhr entgegen. Wir sind schließlich nicht
die einzigen Gäste, da sich noch eine Gruppe von Rucksacktouristen einfindet.
Die Bestellung bei der Chefin ist etwas umständlich, aber schließlich bringt
der nette Servierkörper jedem das, was er bestellt oder verdient hat. Am
Schluss des Abends erleben wir noch eine Überraschung: Bei der Abrechnung will
die Chefin jedes Paar gesondert verrechnen: das habe ich in ganz Frankreich noch
nicht erlebt, weil man sonst immer eine Gemeinschaftsrechnung erhält. Übrigens:
die Chefin sucht einen Käufer oder Pächter. Wenn einer der geneigten Leser in
die Gastronomie einsteigen will, das Potential des Hauses ist durchaus ausbaufähig.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Josselin – St.Martin-sur-Oust |
Fahrkilometer: |
41 |
Schleusenkammern: |
13 |
Reine Fahrzeit: |
5 Stunden 47 Minuten |
Samstag, 3. Juni 2006
Das Wetter ist auch heute prächtig,
es ist auch ein wenig wärmer geworden,
die Morgentemperatur beträgt bereit 10°.
Um 09:00 Uhr legen wir ab und sind nach ein paar Schleusen auch bereits wieder
an der Aff-Mündung mit seinem wunderbaren Biotop. Irmgard und Gustl sind ebenso
begeistert, wie wir. In Schleichfahrt, um möglichst viel beobachten können und
die Tiere nicht aufzuschrecken, fahren wir durch das Gebiet. Um 11:45 Uhr landen wir
schließlich in La Gacilly. Wir machen einen Landgang durch die
Kunsthandwerkzone und sehen, dass sich die Stadt für ein Fest herausputzt.
Gerade noch rechtzeitig vor dem Abbau finden wir den Markt und erstehen Käse
und Oliven, die man uns gerne auch vorher verkosten lässt. Schließlich landen
wir in der Crèperie "La Mauvaise Graine", Rue Lafayette 16, wo wir
uns mit köstlichen bretonischen Galettes aus Buchweizenmehl verwöhnen und sie
mit dem einen oder anderen Krug Cidre hinunterspülen. Dann geht’s zurück an
Bord und an’s Abschiednehmen, denn der Besuch von Irmgard und Gustl geht zu
Ende. Sie verständigen ihr Taxi und werden gegen 16:30 Uhr abgeholt.
Nach und nach füllt sich der Hafen mit lautstarken Besuchern, die offensichtlich vom
abendlichen Blumenfest angezogen werden. Da wir aber lieber die Ruhe suchen,
fahren wir wieder den Aff hinunter mit der Absicht, die Nacht in Glénac zu
verbringen. Gegen 17:45 Uhr sind wir dort und finden tatsächlich die Seelenruhe
vor, die wir uns erhofft haben. In der kleinen Nicols-Basis werden 3 oder 4
Boote beladen. Wir sind das einzige Besucherboot, haben einen ganzen Schwimmsteg
für uns und die Lage ist prächtig. Auf der einen Seite das Grün einer
Freizeit- und Sportanlage, auf der anderen Seite der ungetrübte Blick auf unser
geliebtes Biotop. Es ist wunderbar, den ganzen Abend sitzen wir mit den
Feldstechern auf Ausguck und entdecken ständig neue Ziele. Abendessen an Bord.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
St.Martin-sur-Oust – La Gacilly - Glénac |
Fahrkilometer: |
29 |
Schleusenkammern: |
2 |
Reine Fahrzeit: |
3 Stunden 45 Minuten |