Nach Abgabe unseres Hausbootes in der Basis "Le Mas d'Agenais" stiegen wir in unser Auto und
machten uns auf den Weg zu unserer nächsten Hausbootwoche, die von der Basis
"Castelmoron" aus starten sollte. Auf dem Weg dahin fuhren wir wieder durch die
Stadt Tonneins, wo wir im dortigen Supermarkt unseren Lebensmittelvorrat für
die zweite Woche einkauften. Und so steht es in unserem 2. Bordbuch: |
Samstag, 25. September 2004
Gegen
11:00 Uhr kommen wir bei der Connoisseur-Basis in Castelmoron an. Sie liegt
etwas abseits des Ortes in einem Ferienzentrum namens „Port Lalande“. Der
Empfang durch den Basisleiter ist herzlich – unsere Faxgeräte kennen einander
ja schon ! Herr Graham spricht perfekt deutsch mit schweizerischem Akzent und
wir verstehen uns – nicht nur sprachlich – ausgezeichnet. Zum Thema „Überquerung
der Garonne“ sagt mir Herr Graham, das diese stundenweise wieder möglich sei
– aber das Thema ist für uns gegessen ! Der Betrieb an der Basis ist mäßig,
die Saison offensichtlich bereits in den letzten Zügen. Unser Boot, die heißersehnte
Flying Bridge 1140, ist bereits vorbereitet und übergabebereit. Also laden wir
erst einmal unser Gepäck vom Auto in das Boot um und beginnen mit der Kontrolle
des Inventars. Oft schon hat uns eine Kleinigkeit gefehlt, und jetzt kennt jeder
in seinem Aufgabenbereich, worauf er schauen muss. Ein zweiter Lappen, ein
fehlender Sonnenschirm, ein größerer Tisch am Oberdeck, alles wird kurzfristig
von den Basismitarbeitern herbei gezaubert. Die Instruktionsrunde aus dem Hafen
hinaus auf den breiten Lot wird zu einer Kleinigkeit und Herr Graham lobt unser
eingespieltes Team. Er gibt uns noch eine Warnung vor bösen Buben mit, die
angeblich gerne mit Steinen auf die Hausboote werfen, dann setzen wir ihn draußen
am Lot, gleich neben der Hafeneinfahrt, an einem breiten Anleger ab.
Wir beschließen dort gleich einmal zu bleiben und einen Mittagsimbiss zu nehmen.
Dabei stellt Elisabeth fest, dass ihr ein Schneidbrett fehlt. Auch Franz hat ein
gebrochenes Fahrradschloss entdeckt, so dass ich nach 14:00 Uhr (Ende der
Mittagspause in der Basis) nochmals reklamieren gehe und auch für Regina ein
zweites Bordbuch mitbringe. Dann richten wir uns ein bisschen in den Kabinen
ein. Beim Verschieben des Bettes kommt Regina gleich einmal eine Möbelrolle
entgegen, wodurch dieses nur mehr auf 3 Beinen steht und entsprechend wackelt.
Um nicht schon wieder eine langwierige Reklamation zu starten, versuchen wir uns
mit eigenen Werkzeugen, doch dann stecken wir einfach den Handhebel für die
Bilgepumpe drunter – der passt auf den Millimeter genau !
Nun
sind endlich alle zufrieden und wir legen um 15:00 Uhr ab. Unser erstes Ziel ist
es, den Lot abwärts bis zur Mündung in die Garonne zu fahren. Der Lot im
Bereich der Basis ist ein riesiger Stausee, da 500 Meter unterhalb von Port
Lalande die Wehranlage liegt. Sie ist ziemlich modern und stammt angeblich aus
dem Jahre 1999. Die signalgesteuerte Schleuse wird von einem Wärter bedient.
Das obere Schleusentor hat nur einen Torflügel, der zur Seite schwenkt. In der
Schleuse selbst befinden sich an jeder Seite 3 Schwimmpoller. Man fühlt sich
gegenüber der Baïse wie im Siebenten Himmel. Der Schleusenwärter ist sehr
freundlich, notiert Anzahl der Bootsbesatzung und Nationalität für die
Statistik und übergibt die obligate Stechkarte für die nachfolgenden
Selbstbedienungsschleusen. Das Abschleusen geht butterweich vor sich, immerhin
sind es 10 Meter, bis wir auf Höhe des Unterwassers sind. Das untere Tor, das
erst aus dem Wasser auftaucht, wird im Schneckentempo hydraulisch nach oben
gezogen. Ja – und dann sucht man ein Ausfahrtssignal, das es nicht gibt. Aber
der Schleusenwärter ruft schon, wenn man nicht los fährt. Nichts ist eben
perfekt … !
Vorbei
geht’s an Castelmoron, mit seinem auffälligen maurischen Schloss (woher auch
der Name kommt).
Und während wir noch beim Staunen und Fotografieren sind,
fliegt schon der erste Stein. Er trifft – aber zum Glück nur das Boot und ich
sehe einen Lümmel, der im Schlosspark hinter der Balustrade verschwindet. Na
das kann ja heiter werden !
Die
Untiefen am Lot sind sehr ordentlich mit Tonnen und Stangen gekennzeichnet und
man muss bei der Navigation immer einen Blick in die Karte tun, um zu erkennen,
an welchem Ufer die Fahrrinne verläuft. Franz übernimmt diese Aufgabe mit
gewohnter Präzision. Wir passieren die Ortschaft Granges-sur-Lot und machen 2
Kilometer weiter am Schwimmponton des dortigen Pflaumenmuseums Halt. Ein
wunderbarer Liegeplatz, wo wir gleich über Nacht bleiben wollen. Aber
zuerst machen wir einen Besuch im Pflaumenmuseum, das keine 100 Meter vom Ufer
entfernt ist.
Es handelt sich eigentlich um ein Pflaumenerzeugungs- und
Veredelungs-Unternehmen, das nebenher eine mit viel Liebe gestaltete Ausstellung
über die früheren bäuerlichen Werkzeuge und Maschinen für die
Pflaumenbearbeitung eingerichtet hat.
Es gibt schriftliche Unterlagen in
deutscher Sprache, anschließend eine Videovorführung über die Produktionsabläufe
und dann eine Verkostung. Und dann darf man auch alles einkaufen – Plastikgeld
wird akzeptiert.
Abendessen
an Bord. Es treten Meutereierscheinungen auf, weil die Getränke warm sind und
die beiden Gas-betriebenen Kühlschränke keine Kälte produzieren. Beim genauen
Hinsehen in der Dunkelheit der Nacht ist auch kein Kontrollflämmchen zu sehen.
Also werken Franz und ich eine halbe Stunde und schaffen schließlich eine
Inbetriebnahme der beiden Geräte.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Castelmoron – Granges-sur-Lot |
Fahrkilometer: |
5 |
Schleusenkammern: |
1 |
Reine Fahrzeit: |
1 Stunde 08 Minuten |
Sonntag, 26. September 2004
Heute
ist es bewölkt bei 12° Morgentemperatur. Wir legen um 09:15 Uhr ab und
erreichen um etwa 10:00 Uhr die Stadt Clairac, wo wir Franz auf die Suche nach
frischen Baguettes schicken. Es ist Sonntag, aber das ist in Frankreich kein
Grund für den Müßiggang der Bäckerzunft. Während dessen füllen wir unseren
Wassertank voll und legen 20 Minuten später schon wieder ab. Als nächstes müssen
wir die Schleuse von Clairac passieren, aber die ist nicht von 1999, sondern ein
älteres Modell. Schon die Zufahrt ist ein Abenteuer, weil sie sich schmal dahin
windet und auch noch einen Slalom durch rote und grüne Tonnen erfordert. Die
Schleuse selbst ist an eine alte Mühle angebaut, sodass man sich auf der
Schleusenmauer nicht ungehindert bewegen kann. Man kann hier nicht mit den
eigenen Leinen arbeiten, sondern muss die nehmen, die bereits von der
Schleusenmauer herunter hängen. Viel Freude hat meine Leinenmannschaft damit
nicht, es sind dicke Taue, mit denen man die Queen Mary hätte festmachen können
und die kaum durch unsere Klampen passen. Aber es geht besser, als erwartet. Wir
sind durch und fahren weiter nach Aiguillon, das wir gegen 12:00 Uhr erreichen.
Aiguillon liegt schon fast an der Mündung des Lot in die Garonne, aber für die
Schifffahrt gibt es einen Verbindungskanal, genannt „Canalet“. Um diesen zu
erreichen, müssen wir die Schleuse „Aiguillon“ passieren. Dann aber wird es
wieder eng, die Bilder gleichen der Baïse.
Durch den engen Kanal fahren wir eine halbe Stunde, dann erreichen wir die
Sperrschleuse in den Garonne-Fluss. Eigentlich sollte hier ein Ort namens Nicole
sein, aber außer einem Mini-Anleger und einem dahinter liegenden Bahndamm ist
nichts zu sehen. Das Dorf wird wohl dahinter liegen. Wir machen hier fest
weil Elisabeth und Franz einen Ausflug zum weithin
sichtbaren Kreuz am „Pech du Berre“ machen wollen, von wo aus man einen
herrlichen Rundblick über Lot und Garonne haben soll. Während dessen möchte
ich mir anschauen, wie die Überquerung des Garonne-Flusses wohl vor sich
gegangen wäre. Aber ich bekomme sogar eine praktische Demonstration geboten:
zuerst kommt eine andere Flying Bridge, die vor der Schleuse wartet, dann kommt
ein Kleinbus, dem 2 Schleusenwärter entsteigen und die Sperrschleuse bereit
machen.
Einer der beiden übernimmt das Steuer des Hausbootes, dessen Besatzung
muss aussteigen. Der Schleusenwärter beherrscht zwar das Boot nicht, schafft es
aber doch im dritten Anlauf in die Schleuse einzufahren. Die Schleusung wird
vorgenommen, ein Schleusentor klemmt, man muss per Hand eingreifen. Während
dessen kommt die Garonne abwärts ein eiserner Schubkahn mit Außenbordmotor
gefahren – 2 Mann Besatzung mit Schwimmweste. Sowie das Hausboot in der
Garonne schwimmt, wendet es stromaufwärts und fährt mit eigener Kraft zwischen
den Markierungstonnen dahin. Die Schubboot-Leute schwätzen noch mit ein paar
Fischern, dann geben sie Gas, holen das Hausboot ein und folgen ihm knapp oder
schieben es von hinten an. So genau kann ich das nicht mehr sehen. Ja, und die
Hausbootbesatzung wird in den Kleinbus verfrachtet und nach Saint-Léger
gebracht, wo sie ihr Boot wieder übernehmen können. Also so hätte mir die
Garonne-Querung auch keinen Spaß gemacht !
Um 14:00 Uhr sind Elisabeth und Franz von ihrem Ausflug wieder zurück.
Wir nehmen einen kleinen Imbiss, dann
legen wir wieder ab um nach Aiguillon zurück zu fahren. Wir passieren wieder
die Schleuse und machen oberhalb am offiziellen Anleger der Stadt für die Nacht
fest. Nach einem kleinen Stadtrundgang kehren wir wieder an Bord zurück, um
unser Boot auf den Namen "Brigittenau 2" zu taufen. Das Taufkind hat
zwar schon seine ersten Krabbelversuche hinter sich, aber den Sekt lassen wir
uns nicht entgehen. Nach dem Abendessen findet noch ein „Activity“-Spielchen statt, bei dem wir uns köstlich
unterhalten.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Granges-sur-Lot – Nicole - Aiguillon |
Fahrkilometer: |
22 |
Schleusenkammern: |
3 |
Reine Fahrzeit: |
3 Stunden 25 Minuten |
Montag, 27. September 2004
In
der Nacht hat es leicht geregnet. Jetzt hat es 15° Morgentemperatur, und es
herrscht dichter Nebel. Es ist seltsam ruhig geworden: die Stromturbine läuft
nicht mehr und über das Wehr fließt wenig Wasser.
Bei genauerem Hinsehen ist der Wasserstand zum Vortag um etwa 20 cm gesunken. Glücklicherweise hatten
unsere Leinen genügend Spielraum. Das müssen wir jetzt immer genau beachten !
Als sich der Nebel langsam lichtet, brechen wir gegen 09:45 Uhr auf und fahren stromaufwärts Richtung Clairac.
Die hängenden Seile in der dortigen Schleuse sind beim aufwärts Schleusen noch unangenehmer,
weil sie noch dazu glitschig und mit allerlei Flussablagerungen überzogen sind.
Der Nebel hat sich verzogen und es ist warm und sonnig geworden. Wir legen um
11:15 Uhr am wunderschönen Kai von Clairac an und starten sofort eine
Einkaufstour, weil am Montagnachmittag die meisten Geschäfte schließen. Auf
der Suche nach einem Supermarkt werden wir über die Brücke in den Nachbarort
Longeville verwiesen, wo wir alles finden, was unser Herz begehrt. Nach einem
Mittagsimbiss starten wir um 13:30 zu einem Stadtgang, wobei wir natürlich
besonders die drei bekannten Museen von Clairac, das Automatenkloster, das
Eisenbahnmuseum und den Zauberwald besuchen wollen. Die nette Dame im Touristenbüro
übergibt mir einen Stadtplan und erklärt, wo die Museen zu finden sind.
Beim Automatenkloster angekommen, prangt an der geschlossenen Tür ein Zettel mit dem
Hinweis, dass – beginnend mit heutigem Tag - das Museum an allen Montagen
geschlossen sei. Und bei allen anderen Museen gilt der Hinweis: Billets nur im
Automatenkloster. Also
außer Spesen nichts gewesen ? Nein ! Wir beschließen morgen früh die Museen
zu besichtigen und dann erst weiter zu fahren. In diesem kleinen Ort stolpert
man immer wieder über die Touristeninformation und ich kann nicht umhin, meinem
Unmut Luft zu machen. Sie bedauert heftig und erklärt mir, dass Dienstag um
10:00 die Museen geöffnet werden.
Nun schauen wir uns noch nach einem
Restaurant für den Abend um und entdecken gleich neben dem Parkplatz für das
Automatenkloster ein seltsames Restaurant, das eigentlich aussieht, als ob eine
Autogarage umgebaut worden wäre. Neugierig schaue ich hinein – es sieht innen
ganz urig aus und die Speisekarte ist auch ganz nett: eine Mischung aus Crèperie
und Restaurant. Während wir noch interessiert herum schauen, kommt schon der
Chef heraus und fragt, ob er helfen kann. Da
das Lokal ohnehin ganztägig geöffnet ist und Franzi als bekannter Früh-Esser
in Frankreich sonst sowieso kein Leiberl hat, bestellen wir einen Tisch für
19:00 Uhr. Den Nachmittag über halten wir Siesta, dann erscheinen wir pünktlich im Restaurant
„Aux Pays des Merveilles“, Le Bourg, wo wir in einem originellen Ambiente
und angenehmer Atmosphäre ganz vorzüglich speisen.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Aiguillon - Clairac |
Fahrkilometer: |
7 |
Schleusenkammern: |
1 |
Reine Fahrzeit: |
1 Stunde 30 Minuten |
Dienstag, 28. September 2004
Der
heutige Morgen bringt uns bei 11° wieder einmal Nebel und zwar so dicht, dass
man oft nicht einmal die Brücke sieht, vor der wir liegen. Da wir heute
Vormittag ohnehin Museumsbesuch angesagt haben, können wir in Ruhe zuwarten,
dass sich der Nebel lichtet. Wasser haben wir schon am Vorabend gebunkert und so
sehen wir zu, dass wir um 10:00 vor dem Museumstor stehen.
Das tun wir auch, aber selbst nach Zugabe von ein paar Minuten öffnet sich das Eingangstor nicht.
Und der dämliche Zettel hängt immer noch dort: „ … Montag und Dienstag
geschlossen !“ Verflixt, in meinem Ärger, dass gestern (Montag) geschlossen
war, habe ich gar nicht mehr weiter gelesen, dass auch heute (Dienstag)
geschlossen ist. Eine Blamage ! Aber ich kenne da jemanden, an dem man sich
abreagieren kann: wir besuchen die Touristeninformation, wo uns die freundliche
Dame versichert, dass heute selbstverständlich geöffnet ist – nur Montag, da
sei geschlossen. Als ich ihr auf meiner Digitalkamera den fotografierten Zettel
zeige, ist sie sehr zerknirscht. Aber das hilft uns auch nicht weiter, wir
kehren zum Boot zurück und legen gegen 10:40 Uhr ab, da sich der Nebel langsam
aufzulösen beginnt. Wir fahren durch hartnäckige Nebelschwaden zurück nach
Castelmoron, passieren wieder die 10 Meter-Schleuse. Gegen 13:00 Uhr legen wir
vor der Basis in Lalande an und nehmen unseren Mittagsimbiss an Deck, da endlich
die Sonne herausgekommen ist.
Kurz vor 14:00 Uhr geht’s wieder weiter und wir
fahren den Lot aufwärts, der hier sehr breit ist und kaum ein Gefälle
aufweist. Immer wieder fahren wir durch Wassersportzonen, an den Ufern jede
Menge Bootshäuser mit Kanus, Segelbooten und sonstige Wassersportgeräten. Aber
alles menschenleer, die Saison ist schon vorbei, nur mitunter treffen wir
Schulklassen, die offensichtlich ihren Turnunterricht auf dem Wasser zubringen.
Um 14:30 Uhr machen wir eine Stipp-Visite im Dorf Fongrave, in dessen Kirche ein
wunderschöner Holzaltar zu bewundern ist. Um 16:15 Uhr landen wir in Casseneuil,
wo wir die Nacht verbringen wollen. Der Ort entstand auf einer Halbinsel
zwischen dem Lot und dem kleinen Nebenfluss „Lède“. Elisabeth, die für das
Kulturprogramm zuständig ist, führt uns bei jedem Stadtgang entlang eines
Besichtigungsweges durch die jeweiligen Ortschaften. Die Informationen stammen
aus einem Handbuch, das uns vom Bootsvermieter zur Verfügung gestellt wurde.
Hier in Casseneuil verläuft dieser Weg zwischen dem Lède-Ufer und dem
Zaun des Schulsportplatzes als Trampelpfad durch Brennnessel und im Kriechgang unter einer
Brücke hindurch. Schwere Zeiten für Regina, die sich für den Stadtgang schick
angezogen hat – aber wir sehen hautnah, warum diese Stadt manchmal mit Venedig
verglichen wird. Am Rückweg stolpern wir über einen Fleischhauer, der über
eine nette Auswahl verfügt und wir beschließen einen außerordentlichen
Einkauf. Die Konversation mit dem Fleischer ist schwierig, denn wer weiß schon,
wie ein „ausgelöster Schopfbraten“ auf Französisch heißt. Aber er gibt
sich bereitwillig, und als wir auch noch Pastete und andere Leckereien kaufen,
legt er als Draufgabe noch 20 cm Blutwurst dazu. Also Freunde: sollte wer von
Euch dort einmal einkaufen, immer auf eine Draufgabe bestehen ! Ihr könnt Euch
auf uns berufen …
Essen an Bord. Abends wird eine Partie UNO gespielt.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Clairac - Casseneuil |
Fahrkilometer: |
29 |
Schleusenkammern: |
1 |
Reine Fahrzeit: |
4 Stunden 40 Minuten |
Mittwoch, 29. September 2004
Auch
heute wieder dichter Morgennebel bei 12 °.
Da wir ohnehin zuwarten müssen, erhält
Elisabeth einen Sonderurlaub zum Besuch des Marktes in Casseneuil, der heute
stattfindet. Wir füllen unseren Wasservorrat auf und schauen einer Schulklasse
zu, die vor unserer Nase in Kajaks verfrachtet wird und unter aufgeregtem
Geschnatter die Lède aufwärts paddelt. Der Lehrer folgt im Schlauchboot mit Außenborder.
Wir legen um 10:15 Uhr ab und fahren weiter den Lot aufwärts. Die Passage durch
die alte Schleuse bei Flusskilometer 48 schaut beim Näherkommen etwas seltsam
aus, da mitten in der markierten Fahrrinne einige Felsen zu sehen sind, auf
denen Reiher und Möwen herumturnen. Erst viel später erkennt man, dass die
Fahrrinne fast quer zum Ufer verläuft und man einem perspektivischen Irrtum
aufgesessen ist. Um 11:40 Uhr passieren wir die Stadt Villeneuve-sur-Lot, deren
Besichtigung wir aber erst bei der Rückfahrt vorgesehen haben.
Gleich nach der
Stadtdurchfahrt geht es nur mit Vorsicht weiter:
eine alte Schleuse, Untiefen, sowie ins Wasser gestürzte Bäume lassen nur langsame Fahrt voraus zu.
Und dann steht man plötzlich vor dem Wehr von Villeneuve und sucht die
Schleuseneinfahrt. Ein Richtungspfeil lädt uns ein, auf das linke Wehrtor
zuzufahren, aber das wird doch hoffentlich nicht die Schleuse sein ! Beim Näherkommen
löst sich das Rätsel: knapp vor Erreichen der Wehr zweigt links die in Beton
gefasste Zufahrt zur Schleuse ab – aber leicht zu erkennen ist das nicht. Die
Schleuse „Villeneuve“ ist, wie die von Castelmoron, modern und komfortabel
zu passieren. Sie hat sogar eine Hubhöhe von 13 Metern. Bemerkenswert ist, dass
wir über Anweisung des Schleusenwärters das Boot an den Schwimmpollern
festmachen müssen, nicht nur auf Slip halten. Na, er wird schon wissen, was er
tut. Oberhalb der Schleuse ist der Lot wieder unendlich breit und an den
Ufergrundstücken reiht sich eine Traum-Villa an die andere.
Die Sonne ist heraus gekommen und es ist sehr warm geworden. Gegen 13:15 Uhr machen wir in
Saint-Sylvestre-sur-Lot fest.
Elisabeth, Franz und ich wollen das Städtchen Penne-d’Agenais besuchen, das auf einem Hügel über dem Lot liegt. Zuerst geht’s
über die Brücke nach Port de Penne, dann eine
halbe Stunde schwitzend bergauf. Aber es zahlt sich aus: die mittelalterliche
Stadt, die sich an den Berghang schmiegt, ist vollständig erhalten bzw.
wunderbar restauriert. Ganz oben am Berg liegt die Wallfahrtskirche „Notre
Dame de Peyragude“, von der man einen faszinierenden Rundblick über das
Lot-Tal hat. Zurück im Tal machen wir mit Regina noch einen kleinen Bummel
durch Saint-Sylvestre, aber außer einem Supermarkt gleich am Hafen und einem
Schlosshotel mit 4 Sternen gibt’s es nicht viel zu sehen.
Abends kocht uns Elisabeth ihre wunderbaren Grillkotletts auf dem
nagelneuen Herd der Flying Bridge. Einer unsere beiden Kühlschränke gibt des
Geist auf und lässt sich trotz aller Bemühungen nicht wieder starten. Wir
beschließen aber keine Schadenmeldung zu machen, da wir ohnehin schon beim
Leeren unserer Vorräte sind und mit einem Kühlschrank das Auslangen finden.
Anschließend wieder
eine Partie UNO.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Casseneuil – St.-Sylvestre-sur-Lot |
Fahrkilometer: |
20 |
Schleusenkammern: |
1 |
Reine Fahrzeit: |
3 Stunden 04 Minuten |
Donnerstag, 30. September 2004
Heute
Morgen ist es heiter bei 10° Außentemperatur. Die wenigen Nebelschwaden lösen
sich bald auf und wir können schon um 09:00 ablegen. Oberhalb von
Saint-Sylvestre wird die Flusslandschaft wieder natürlicher, Felsen säumen das
Ufer. Gegen 10:15 Uhr erreichen wir Lustrac, wo der befahrbare Teil des unteren
Lots endet. Wir machen an dem kleinen Anleger fest und ziehen eine Runde durch
das kleine Dörfchen. Es besteht eigentlich nur aus einem Wehr, einer ehemaligen
Schleuse, neben der sich eine alte Mühle befindet und einem Schloss mit ein
paar Nebengebäuden.
Aber es ist sehr reizvoll und landschaftlich wunderbar
eingebettet. Wir nehmen am Vordeck, wo wir das alles überblicken können, einen
kleinen Imbiss. Dann starten wir um 12:00 wieder, diesmal den Lot abwärts. Nach
Passieren der Schleuse fahren wir gegen 14:40 in die Stadt Villeneuve-sur-Lot
ein. Der Uferbereich ist von hohen Kaimauern geprägt und wir versuchen einen Platz zu
finden, wo wir möglichst schwer von steinwerfenden Fratzen erreicht werden können,
aber so einfach ist das hier nicht. Schließlich liegen wir direkt neben der
Open-Air-Bühne der Stadt, über uns erstrecken sich die zugehörigen Sitzreihen
des Amphitheaters.
Unter Elisabeths sachkundiger Führung machen wir einen Rundgang durch die Stadt. Sie
ist ziemlich groß, hat eine schöne Fußgängerzone mit wunderbaren Geschäften.
Die
Kirche
Sainte-Cathérine
ist kaum 100 Jahre alt, aber durch ihren eigenwilligen, alles überragenden Turm
eine dominante Erscheinung.
Auf der anderen Seite des tief eingeschnittenen Lot,
die man über eine alte, sehenswerte Brücke erreicht, finden wir mitten in der
Stadt ein staatliches Pferdegestüt („Les Haras Nationaux“), das vollkommen
frei zugänglich ist. Der versprochene Markt findet nicht statt, so nehmen wir
in einer Bar am Marktplatz eine kleine Erfrischung zu uns, dann suchen wir nach
einem Restaurant für den Abend. Die meisten sind uns eine Spur zu elegant und
so entscheiden wir uns für die Pizzeria „L’Intermezzo“, Rue Parmentier
18. Bei unserer Ankunft um 19:20 ist der Koch zwar noch selbst beim Essen, aber
eine Stunde später ist das Lokal bis auf den letzten Platz besetzt.
Regina
macht die Mücke, der Rest der Mannschaft besteht auf einer Abschiedspartie UNO.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
St.-Sylvestre-sur-Lot – Lustrac – Villeneuve-sur-Lot |
Fahrkilometer: |
27 |
Schleusenkammern: |
1 |
Reine Fahrzeit: |
3 Stunden 54 Minuten |
Freitag, 1. Oktober 2004
Als
wir am Morgen die Vorhänge öffnen, sehen wir uns von Fischern umzingelt, die
die Open-Air-Bühne, die in den Fluss hineinragt, als Fischersteg missbrauchen.
Es ist bewölkt bei 18°. Regina begleitet Franz bei seinem Bäckereibesuch,
aber das hätte sie lieber bleiben lassen sollen, da sie keine Übung in dieser
Kunst hat und daher alles durcheinander bringt. Nach einer Vorwarnung an die
Fischer werden die Köderfische und –würmer in Ausgangsposition gebracht,
dann können wir um 09:05 ablegen. In Campagnac machen wir eine Stippvisite,
aber die Kirche ist leider geschlossen und die die angepriesene Gourmand-Farm zu
weit entfernt. Knapp vor Casseneuil sieht Franz im Vorbeifahren eine Schildkröte,
die auf einem im Wasser liegenden Baumstamm in der Sonne sitzt. Da alle nach
einem Foto-Shooting verlangen, mache ich eine Ehrenrunde, und wir pirschen uns
nochmals an. Es ist eine etwa 20 bis 25 cm lange Wasserschildkröte, die ganz
ruhig sitzen bleibt und uns mit erhobenem Kopf ansieht.
Da Elisabeth immer noch von der versäumten Gourmand-Farm träumt, machen wir um
11:30 am wunderschönen Anleger von „Hauterive“ fest, wo es ebenfalls eine
solche Farm geben soll. Die Mannschaft rückt ab, ich nehme ein Buch zur Hand
und setze mich in die Sonne an Deck. Am Nebensteg fischen schweigend 2 Opas –
eine Idylle !
Die Mannschaft kehrt unverrichteter Dinge wieder zurück. Der Ort ist ausgestorben,
wie ein Westerndorf. Wir nehmen einen Mittagsimbiss, gegen 13:00 Uhr legen wir
ab. Unser nächstes Ziel ist „Le-Temple-sur-Lot“. Kurz vor Erreichen des
Ortes fallen plötzlich alle Anzeigen aus und die Ladekontrolllampe leuchtet
auf. Ich rette mich noch an den Anleger und stelle den Motor ab, was auch nur
mehr vom unteren Führerstand aus geht. Nach einem neuerlichen Startversuch ist
wieder alles in Ordnung.
Wir gehen vom Anleger durch ein riesiges Sportzentrum
in den Ort, wo die ehemalige „Commanderie“ des Tempelritter-Ordens steht.
Ein sehr schöner Burg-artiger Bau, in dem jetzt ein Restaurant eingezogen ist.
Als weiter Attraktion dieses Ortes wird eine Seerosenzucht angepriesen, die man
durch eine schöne Parkanlage erreichen kann. Aber seit 1. Oktober (heute) ist
die Seerosenausstellung gesperrt – Saisonschluss !
Schon
etwas frustriert treten wir die letzte Etappe an. Wir tanken nochmals Wasser für
den Abschiedsplantsch und landen um 16:20 wieder im Hafen Lalande. Auch dort ist
alles ausgestorben. Nach einigem Suchen finde ich dann einen Mitarbeiter, der
mir den Parkplatz öffnet. Wir haben nämlich vor, uns noch die Stadt
Castelmoron anzuschauen und wollen uns den Fußweg in die Stadt sparen. Nach
einem Stadtrundgang, bei dem uns besonders das Schloss im maurischen Baustil
beeindruckt, kehren wir an Bord zurück, wo Reste essen und „Koffer“ packen
angesagt ist.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Villeneuve-sur-Lot - Castelmoron |
Fahrkilometer: |
26 |
Schleusenkammern: |
0 |
Reine Fahrzeit: |
3 Stunden 29 Minuten |
Hier enden die Eintragungen unseres Bordbuches ....
Die Rückgabe am nächsten Morgen geht problemlos vor sich. Die aufgetretenen technischen Probleme habe ich mit Herrn Graham besprochen.
Zeit für ein Kurzresümee der 2. Woche:
Damit
war unser Urlaub aber noch
nicht vorbei. Da wir schon so weit gefahren waren, wollten wir noch ein bisschen
länger in Südfrankreich bleiben.
Von Castelmoron aus fuhren wir noch einmal
nach Clairac. Da ich ein sturer Hund bin, wollte ich unbedingt doch noch das
Automatenkloster sehen. Diesmal gelang es und
war sehr interessant. In der Kombikarte waren auch die anderen Museen enthalten,
das Eisenbahnmuseum ist aber nur eine große Modellbahnanlage und den Märchenwald
haben wir aus Zeitgründen ganz ausgelassen.
Dann fuhren wir auf der Autobahn
nach Carcassonne, wo wir eine kurze Besichtigung der Burgstadt einlegten.
Anschließend ging’s weiter über Perpignan nach Collioure, wo wir bereits
Quartier im Hotel „Le Mas des Citronniers“ bestellt hatten. Dort blieben wir
3 Tage und machten Ausflüge in die Pyrenäen (Andorra), sowie nach Spanien auf
den Spuren von Salvadore Dali.
Am Mittwoch, den 6. Oktober, drehten wir die
Schnauze unseres Autos wieder Richtung Heimat. Wir fuhren über Aix-en-Provence
nach Grenoble, wo wir im Hotel „Ibis-Gare“ nächtigten. Der nächste Tag führte
uns nach Chamonix. Dort legten wir einen Halt ein und fuhren mit der Seilbahn
auf den „Aiguille du Midi“ (3845 m), wo wir die faszinierende Gletscherwelt
des Mont-Blanc-Massivs bewundern konnten. Der höchste Gipfel Europas war leider
in Wolken gehüllt. Am Nachmittag fuhren hinunter ins schweizerische Rhônetal
und weiter zu unserem Tagesziel „Le Sepey“ (in der Nähe von Leysin). Wir nächtigten
im Hotel-Restaurant „Le Cerf“, dann fuhren wir am nächsten Tag über Gruyère
(Käse-Einkauf) bis Innsbruck.
Und am Samstag, 9. Oktober 2004, waren wir endlich wieder in Wien. Uff… !
Gesamtleistung |
|
Urlaubsdauer
|
25 Tage
|
PKW-Kilometer |
4802 |
Bootskilometer
|
290
|