Aquitanien im Herbst 2004 2 Wochen vom 18. September bis 2. Oktober Boot 1: Crown Blue Line "Crusader" Basis 1: Le-Mas-d'Agenais Boot 2: Connoisseur Flying Bridge 1140 Basis 2: Castelmoron (aufgelassen seit 2008) |
Aquitanien
mit dem Hausboot – das ist die wahre Erfüllung ! Ein Revier, das uns drei
Wasserwege erschließt: die Baïse, den unteren Lot und den Garonne-Seitenkanal.
Und so haben wir auch gleich begeistert gebucht, wobei uns der klein gedruckte
Hinweis in den Prospekten, dass die Garonne im Frühjahr Hochwasser führen könnte,
dazu bewogen hat, unsere Reise in den Herbst zu verlegen. Man muss nämlich
wissen, dass die Verbindung zwischen Lot und Baïse über eine etwa 5 km lange
Strecke direkt im Fluss Garonne verläuft, da die Baumeister des Canal du Midi
leider vergessen haben, hier eine geeignete Kanalbrücke zu errichten. Und so
ist man von den Launen der Natur abhängig.
Umso entsetzter waren wir, als uns Hausboot Böckl drei Tage vor der Abreise darüber
informierte, dass die Überfahrt über die Garonne wegen Niedrigwassers nicht möglich
sei. Da wir die gebuchten zwei Wochen nicht auf dem Lot auf- und
abschippern wollten, kam uns der Vermieter insoferne entgegen, dass er uns
eine kostenlose Umbuchung anbot. Glücklicherweise war in der Basis „Le Mas
d’Agenais“ von Crown Blue Line ein geeignetes Boot für eine Woche frei, von
wo aus wir die Baïse erkunden konnten. Für die zweite Woche würden wir dann
mit dem Auto zur Basis „Castelmoron“ von Connoisseur weiterfahren und das
ursprünglich geplante Boot für die Erkundung des Lot übernehmen. Also
weitgehend alles gerettet, wenn man davon absieht, dass das Ein- und Ausräumen
des Bootes nicht gerade zu den lustigsten Dingen eines Hausbooturlaubs gehört.
Aber damit konnten wir leben …
Nach kurzfristiger
Umplanung unseres Reiseablaufes setzten wir uns am Mittwoch, den 15. September
2004 in Wien ins Auto und machten uns auf die Reise. Die erste Tagesetappe führte
uns bis Feldkirch, wo wir im Hotel „Montfort“ nächtigten.
Am nächsten Tag
(Donnerstag) fuhren wir dann durch die Schweiz nach Frankreich, in die
Region Auvergne. Im nahe von Clermont-Ferrand gelegenen Dörfchen Orcines
bezogen wir im Hotel „Le Relais des Puys“ Quartier. Den Freitag nutzten wir
zum Besuch des Themenparks „Vulcania“, der baulich vom österreichischen
Architekten Hans Hollein hervorragend gestaltet wurde und in beeindruckender
Weise eine Fülle von Informationen zum Thema „Vulkanismus“ bietet. Da die
Auvergne früher selbst ein Vulkangebiet war, fuhren wir am Nachmittag auf den
Puy-de-Dôme, einen imposanten Vulkankegel und Aussichtsberg auf
Clermont-Ferrand und die ganze Kette der „Puys“ in der Auvergne.
Dann aber war das Vorprogramm zu Ende und wir fuhren am Samstag, zuerst über
die Autobahn bis Cahors und dann durch das Tal des Lots, zu unserer ersten
Bootsbasis in „Le Mas d’Agenais“. Seit Neuestem gibt es von den
Bootsvermietern ein „Einkaufsservice“: im Internet kann man eine Liste mit
ausgewählten Lebensmitteln und Haushaltsartikeln herunterladen, ausfüllen und
an die Basis faxen. Die bestellten Artikel werden dann eingekauft und sollten
sich bei Übernahme schon an Bord befinden. Trotzdem machten wir in der Stadt
Tonneins halt und besuchten einen Supermarkt, um uns noch mit Fleisch, Wurst, Käse
und anderen Frischwaren einzudecken, die auf der Liste nicht angeboten werden.
Nachfolgend
eine Zusammenfassung unseres Bordbuches:
Samstag,
18. September 2004
Es hat
Hochsommertemperaturen von 28°, als wir gegen 14:30 Uhr an der Basis in Mas
d’Agenais eintreffen. Die Basis liegt auf einer schmalen Landzunge zwischen
dem Garonne-Seitenkanal und dem Fluss Garonne, direkt neben der Schleuse 44. Im
Büro werden wir von einer netten Dame empfangen, die gerne ihre
Deutsch-Kenntnisse auffrischen möchte und daher keine Sprachprobleme aufkommen
lässt. Der administrative Kram ist bald erledigt und wir können unser Boot
beziehen, eine Crown Blue Line vom Typ „Crusader“.
Diesen Bootstyp haben wir
erst durch die kurzfristige Umbuchung zugeteilt bekommen, ist uns nur vom
Prospekt her bekannt und muss daher gebührend bestaunt werden. Es ist uns zwar
um eine Nummer zu groß, weil wir eine Doppelkabine mit Nasszelle zu viel haben,
aber das können wir ganz gut als zusätzlichen Stauraum nutzen, von dem es auf
einem Hausboot ohnehin immer zu wenig gibt. Die von uns vorbestellten
Lebensmittel sind schon an Bord und die wichtigen Dinge, wie Wein und Bier,
bereits eingekühlt. Die Franzosen wissen eben, worauf es ankommt im Leben !
Die halbstündige Instruktion muss ich dann auf französisch und englisch über
mich ergehen lassen, allerdings mit der Schwierigkeit, dass der Instruktor
seinerseits gleichzeitig durch den Chefinstruktor in der Kunst der Instruktion
instruiert wird. So erleben wir eine Art „Doppelkonference“, bei der Manches
auf der Strecke bleibt. Aber ich fahre ja nicht das erste Mal mit einem Hausboot
und die Unterschiede zu anderen Bootstypen habe ich bald begriffen.
Um 16:30 Uhr legen wir ab und fahren auf dem Garonne-Seitenkanal Richtung Osten.
Der Kanal ist, wie wir es bereits vom Canal du Midi her kennen, beidseitig mit
Platanenalleen bewachsen.
Die Schleusen sind halbautomatisch, wobei die
Anmeldung durch Drehen einer herunter hängenden Stange erfolgt. Auch dieses
System kennen wir schon vom Oberlauf der Saône.
Um 17:40 Uhr finden wir in Villeton einen netten Anlegeplatz, wo wir über Nacht
bleiben wollen. Gleich nebenan befinden sich eine Pizzeria und das Gemeindeamt,
viel mehr ist von dem Dörfchen nicht zu sehen. Wir nützen den Sonnenschein
noch zu einem Abendessen am Oberdeck, dann richten wir uns in den Kajüten ein
und fallen gegen 22:00 Uhr in die Betten.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Le Mas d’Agenais - Villeton |
Fahrkilometer: |
7 |
Schleusenkammern: |
1 |
Reine Fahrzeit: | 1 Stunde 10 Minuten |
Sonntag, 19. September 2004
Heute
ist es stark bewölkt bei 15° Morgentemperatur. Da die Schleusen hier ohnehin
erst um 09:00 Uhr den Dienst antreten, trödeln wir noch ein wenig herum, füllen
sicherheitshalber den Wassertank auf und legen erst um 09:20 Uhr ab. Wir müssen
uns mit den An- und Ablegemanövern erst einmal an das neue Boot gewöhnen.
Elisabeth, die die Vorleine bedient, konnte auf den bisherigen Reisen das
Vordeck immer vom Salon aus betreten. Bei diesem Boot ist das nicht möglich,
sondern man muss außen herum turnen, was sie nicht gerne macht, weil sie ein
wenig unter Geh-Unsicherheit leidet. Aber bevor sie ihren angestammten
Aufgabenbereich wechselt, überwindet sie sich, klettert nach vorne, unter der
Bugreling durch und findet dort wieder einen sicheren Platz für die Bedienung
der Bugleine. Und da steht sie nun, wie Kate Winslet im Film „Titanic“ –
nur leider ohne Leonardo di Caprio.
Nach erfolgreicher Überwindung von 2 Schleusen landen wir gegen 11:40 Uhr am
Anlegeplatz in Buzet-sur-Baïse, wo wir eine Mittagspause einlegen wollen. Während
Elisabeth, die auch für die Verpflegung hauptsächlich zuständig ist, ihre
Bratwürste in die Pfanne haut, mache ich einen kurzen Radausflug zur Schleuse,
die uns vom Garonne-Seitenkanal zur Baïse hinunterführen soll. Ich möchte nämlich
wissen, ob dort eine Mittagspause gehalten wird, oder nicht. Das ist aber (wie
auf der ganzen Baïse) nicht der Fall, und wir können uns nach dem Essen gleich
wieder auf die Fahrt machen. Bei der Abstiegschleuse handelt es sich um eine
Doppelschleuse, die von Schleusenwärtern bedient wird. Wir erhalten während
unserer Abschleusung eine Karte ausgefolgt, die für die Selbstbedienung der
weiteren Schleusen auf der Baïse erforderlich ist.
Wir unterqueren den Garonne-Seitenkanal, auf dem uns, wie bestellt, ein Boot
begegnet. Auf der Baïse selbst fühlt man sich wie in eine andere Welt versetzt. Die Ufer
sind dicht bewachsen, weit und breit keine Möglichkeit für eine Anlandung
abseits der Zivilisation. Umgestürzte Bäume, Untiefen, Engstellen erfordern
hohe Aufmerksamkeit am Steuer. Auch entgegen kommenden Booten kann man so
einfach nicht überall ausweichen, aber zum Glück ist wenig Betrieb. Dafür
kommt das Naturerlebnis nicht zu kurz, überall begegnen uns Reiher, Eisvögel,
Nutrias und Vieles mehr.
Auch die Schleusen sind ein Erlebnis: sie haben zunächst einmal grundsätzlich
keine Ampelsignale. Beim aufwärts Schleusen entwickeln wir folgendes Verfahren:
bei der Annäherung an die Schleuse muss Franz an einem Mini-Steg (etwa halbe
Bootlänge) abgesetzt werden. Ist das Schleusentor offen, kann man einfahren,
andernfalls muss man das Boot gut festmachen, da der Steg meist direkt unter dem
Schleusentor liegt und es sonst beim Ablassen des Wassers fest herum gebeutelt
wird. Franz muss indessen das Bedienpult der Schleuse suchen. Befindet sich ein
anderes Boot in der Schleuse oder wartet schon wer am Bedienpult, haben wir
Pause, ansonsten darf er seine Karte einführen, was das Umfluten der Schleuse
auslöst. Ist man einmal drin in der Schleuse, ist eine weitere Kartenaktivität
erforderlich um den Schleusenvorgang auszulösen.
Gegen 16:30 Uhr kommen wir in Lavardac an, wo wir einen schönen Liegeplatz
finden.
Wir machen eine kleine Wanderung (ca. 3 km) nach Barbaste, wo es eine
eindrucksvolle befestigte Mühle aus dem 13. Jahrhundert zu sehen gibt. Im
angeschlossenen Laden mit Souveniers und Landesprodukten gibt es allerlei
Spezialitäten zu verkosten: wir erstehen eine Flasche Armagnac (zu
medizinischen Zwecken) und einen „Floc des Gascogne“. Das ist eine
Komposition aus Traubenmost und Armagnac und schmeckt ein bisschen wie Süßwein.
Muß kalt serviert werden und ist nicht nur für Damen ! Der Rückweg geht
gleich leichter von der Hand und führt uns durch den Ort Lavardac, der uns aber
nicht besonders beeindruckt.
Auffällig sind die vielen Auslands-Franzosen, die offensichtlich die
Substandard-Wohnungen bevölkern. Das ist uns in der ganzen Region in den ärmeren
Gebieten besonders aufgefallen. Abendessen
an Bord.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Villeton - Lavardac |
Fahrkilometer: |
26 |
Schleusenkammern: |
6 |
Reine Fahrzeit: |
5 Stunden 22 Minuten |
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Lavardac - Moncrabeau |
Fahrkilometer: |
22 |
Schleusenkammern: |
11 |
Reine Fahrzeit: |
6 Stunden 10 Minuten |
Dienstag, 21. September 2004
Heute ist
es bewölkt bei 13° Morgentemperatur. Franz besucht im Rahmen des Morgensports
noch einmal unseren Feigenbaum von gestern. Heute allerdings mit einem
Regenschirm bewaffnet, um auch die höheren Äste zu erreichen. Der Bootshaken wäre
noch effektiver gewesen – aber wie sieht das denn aus … ?
Wir füllen unseren Wassertank wieder nach und legen um 09:15 ab. Nach wenigen
Kilometern erreichen wir die Grenze zwischen den Regionen Aquitaine und Midi-Pyrénées.
Damit wechselt auch das Departement von „Lot-et-Garonne“ auf „Gers“ und
ob sie es glauben, oder nicht, man merkt den Wechsel auf der Baïse. Wurde
bisher als Markierungsboje alles hergenommen, was schwimmt, oder
Schifffahrtzeichen einfach aus der Straßenmeisterei entliehen, hat plötzlich
alles seine korrekte Ordnung. Die Ursache scheint darin zu liegen, dass die Baïse
als Wasserweg nicht von der staatlichen Organisation VNF (Voies Navigables de
France) betreut und verwaltet wird, sondern von einer Regionalorganisation –
und die wechselt eben an der Grenze !
Unsere gestern
beschlossene Schleusenstrategie bewährt sich bestens, wir haben die Sache nun
offensichtlich im Griff.
Um 11:30 Uhr passieren wir die Stadt Condom, die wiraber erst auf dem Rückweg besuchen wollen.
Die meisten Schleusenwärterhäuschen
sind privatisiert, in der Schleuse „Gauge“ hat sich sogar ein Restaurant
angesiedelt: „Moulin du petit Gascogne“. Sieht sehr nett aus, aber heute leider geschlossen. Die Schleuse von
Graziac ist eine Doppelschleuse und wird von Schleusenwärtern bedient. Je
weiter wir die Baïse aufwärts kommen, umso
enger und unübersichtlicher werden die kanalisierten Ausfahrten im Oberwasser
der Schleusen. Na, das kann ja was
werden bei der Rückfahrt ! Aber zunächst heißt es den Blick vorwärts zu
richten, denn wir wollen heute noch die Abtei von Flaran besuchen, die laut
Karte über einen eigenen Anlegesteg für die Besucher verfügt. Beim näher
Kommen stellt sich heraus, dass der Anleger höchstens 1 Boot aufnehmen kann und
zu allem Überdruss auch noch besetzt ist – aber nicht von jemandem, der auf
Kulturtrip in der Abtei ist, sondern von einem Hausboot-Camper, der am Steg
gerade seinen Holzkohlengriller anfacht. Und da es – wie fast auf der ganzen
Baïse – auch hier keine Möglichkeit gibt, abseits des Anlegers fest zu
machen, weil überall Büsche weit ins Wasser herein ragen, müssen wir knurrend
nach Valence-sur-Baïse weiterfahren, was wir eigentlich gar nicht wollten. Aber
auf eine Schleuse mehr oder weniger kommt es auch nicht mehr an. Ankunft um
13:50 Uhr. Der Hafen von Valence-sur-Baïse ist recht nett ausgebaut und stellt
derzeit das obere Ende der Befahrbarkeit auf der Baïse dar.
Wir aber brechen zu einer kleinen Fußwanderung zur Abbaye-de-Flaran auf, die
uns nach einem etwa 1,5 km langen Marsch am Straßenrand wieder zu unserem
Grill-Freund bringt, der in der Zwischenzeit die ersten Kotletts schon serviert.
Die Abtei von Flaran ist ein Zisterzienserbauwerk aus dem 12. Jahrhundert.
Nachdem die Kirche vor wenigen Jahren den Flammen zum Opfer gefallen ist (es war
aber nicht der Griller !), hat der
Staat das Bauwerk übernommen, restauriert und ein Kulturzentrum eingerichtet,
in dem laufend verschiedene Ausstellungen stattfinden. Die Besichtigung ist sehr
interessant, nur die Kirche besteht leider nur mehr aus den nackten Wänden.
Gegen 16:00 Uhr sind wir wieder zurück in Valence-sur-Baïse, wo wir gleich
wieder ablegen, denn wir wollen heute noch bis Condom zurück fahren. Wie schon
befürchtet, machen bei der Talfahrt die engen Schleusenzufahrten Probleme. Von
der ohnehin schon engen Baïse zweigt plötzlich ein Stichkanal ab, der nur
wenig breiter ist, als das Boot selbst. Am Ende dieses Kanals liegt dann direkt
oberhalb des Schleusentores der Wartesteg. Verläuft der Kanal gerade, kann man
sehen, ob dort schon einer wartet. Wenn ja, braucht man in den Kanal gar nicht
einfahren, weil ein entgegen kommendes Boot gar nicht passieren könnte. Bei längeren
Kanälen gibt es noch eine Ausweiche, die aber meist bloß eine Nische mit
Leitplanken in den unendlichen Buschzeilen ist. Die Anfahrt auf die Schleuse „Graziac“
ist besonders bösartig: lange und gewunden, ohne Sicht zur Schleuse und ohne
Wartesteg. Wir tasten uns also vorsichtig heran, setzen Franz ab, damit er mit
dem Eclusier Kontakt aufnehmen kann. Da merken wir plötzlich, dass gerade ein
Boot aufwärts geschleust wird. Damit es passieren kann, müssen wir ein paar
Bootlängen zu einer Ausweiche zurück. Nicht leicht in dem engen Kanal ! Wir
schaffen es schließlich, indem uns Franz von Land aus mit der Heckleine ein
wenig dirigiert. Beim vorbei Fahren des anderen Bootes hören wir höhnisches
Gelächter und den netten Hinweis, dass die Schleuse schon geschlossen wird. Das
können wir uns aber nicht ganz vorstellen, weil nach offiziellen Angaben die
Schleusen bis 19:00 Uhr in Betrieb sein sollen.
Na, wir kommen noch dran, aber
dann versperrt der Schleusenwärter tatsächlich mit Kette und Vorhängeschloss
das obere Schleusentor und zieht sein Kurbeln ab. Zu seiner Ehrenrettung sei
aber gesagt, dass bei unserer Ausfahrt von unten noch ein Boot kommt und er
seufzend wieder alles aufsperrt …
Um etwa 18:30 Uhr legen wir schließlich in Condom an, wo es ausreichend Liegeplätze
gibt. Anschließend Stadtrundgang. Ganz in der Nähe der Kathedrale finden wir
ein einfaches, aber originell eingerichtetes Lokal („La Cambuse“, Place
Bossuet), in dem wir ausgezeichnet zu Abend essen und den ereignisreichen Tag
ausklingen lassen.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Moncrabeau – Valance-sur-Baïse - Condom |
Fahrkilometer: |
32 |
Schleusenkammern: |
11 |
Reine Fahrzeit: |
7 Stunden 07 Minuten |
Mittwoch, 22. September 2004
In der
Nacht hat es ein wenig geregnet, aber der Morgen ist wieder wolkenlos bei 11°.
Wir legen gegen 09:00 Uhr ab
und nehmen den Kampf mit den Schleusen wieder auf. Bei der Schleuse „Beauregard“
fällt uns zwar auf, dass der obere Wartesteg kürzer ist, als bei den anderen
Schleusen, aber wir messen dem keine Bedeutung zu und verheften das Heck nur
halbherzig.
Das rächt sich aber in Kürze: als nämlich die Schleuse Wasser
einlässt, tritt der „Badewanneneffekt“ ein und wir treiben quer, treten mit
dem anderen Ufer in Kontakt und da der Wasserstand in dem engen Kanal
schlagartig sinkt, sitzen wir auch noch ein wenig am Grund auf. Aber das dauert
nur solange, bis die Schleuse voll gelaufen ist, dann normalisiert sich der
Zustand wieder. Gegen 12:50 Uhr erreichen wir eine der wenigen Landeplätze außerhalb
der Städte. Er liegt bei Flusskilometer 6 an der Kreuzung mit der D112. Wir
machen fest und nehmen einen kleinen Imbiss auf den einladenden
Picknick-Tischen. Dann geht es wieder weiter auf Nérac zu, unserem heutigen
Tagesziel. Bei der langen Anfahrt zur Schleuse „Pacheron“ sehen wir am
Wartesteg bereits ein Hausboot liegen und fahren in den Ausweichplatz. Mühsam fädeln
wir die Leinen um die Leitplanken und machen das Boot fest. Franz balanciert
irgendwie an Land, um für uns als nächstes Boot die Schleusung vorzubereiten.
Nach kurzer Zeit kehrt er wieder zurück und berichtet, dass die Insassen des
wartenden Bootes keine Anstalten zum Schleusen machen, sondern genüsslich
Kaffee trinken. Wütend machen wir wieder los und schimpfen im Vorbeifahren in
allen Sprachen, die uns einfallen.
Gegen 16:30
Uhr nähern wir uns Nérac. Den letzten Kilometer verläuft der Fluss entlang
des städtischen Parks. Hundebesitzer, Jogger, Pensionisten und lärmende
Schulklassen begleiten uns.
Der Hafen von Nérac ist voll mit Booten angefüllt,
am linken Ufer keine Lücke, am rechten Ufer auch nur mehr am Gartenzaun eines
Restaurants. Da mir das alles nicht besonders gefällt, mache ich im Hafenbecken
eine Wendung und versuche etwas oberhalb, bei der Brücke, einen Liegeplatz zu
finden. Doch dort ist das Anlegen verboten. Nun ist guter Rat teuer und wir überlegen,
die Schleuse noch zu passieren und unterhalb der Schleuse zu nächtigen. Also
fahre ich ein Stück in die Parklandschaft hinein und setzte zu einer
neuerlichen Wende an. Aber die gelingt irgendwie nicht so richtig: es ist nicht
die „Schokoladenseite“ des Schiffes und hinten stört mich eine tiefhängende
Weide. Jedenfalls zieht es mich magnetisch immer mehr ans Parkufer und schließlich
kann ich wegen des Unterholzes weder rückwärts fahren noch seitlich abstoßen
und es bleibt nur mehr die Flucht nach vorn. Doch dort befindet sich ein
riesiger dürrer Dornbusch. Nach meinem Warnruf geht die Mannschaft in volle
Deckung und dann breche ich mit halber Kraft voraus durch den Busch, der dabei
in tausend Stücke zerfällt und unser Oberdeck ins Chaos versinken lässt. Die
eben noch johlende Schulklasse, neben der sich das alles abspielt, ist mucksmäuschenstill
geworden bei unserer Darbietung. Sollte sich unter den geneigten Lesern ein
Lehrer befinden, der Probleme hat, sein Klasse ruhig zu stellen, können wir
dieses Verfahren empfehlen. Es hat sich in der Praxis bereits bewährt.
Nach dem ersten Schrecken über die angerichteten Verwüstungen trifft uns ein
weiterer schwerer Schlag: die österreichische Fahne, besonderer Stolz unseres
Bootes, wurde los gerissen und hängt in den noch verbliebenen Teilen des
Dornbusches. Und nachdem ohnehin schon alles egal ist, mache ich noch eine
Wendung und wir bergen unsere Fahne wieder. Dann haben wir aber genug vom Hafen
Nérac, und wir fahren durch die enge Brückendurchfahrt in die Schleuse ein und
machen dann unterhalb der Schleuse fest, wo wir schon bei der Hinfahrt zum
Einkaufen halt gemacht haben. Nach einer intensiven Schiffsreinigung machen wir
eine ausgiebige Besichtigung der reizenden Stadt und landen schließlich in der
Pizzeria „La Petite Marie“, Rue Sèderie 22, zu einem sehr guten Abendessen.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Condom - Nérac |
Fahrkilometer: |
26 |
Schleusenkammern: |
11 |
Reine Fahrzeit: |
7 Stunden 31 Minuten |
Donnerstag, 23. September 2004
Der Tag
beginnt bewölkt mit einer Temperatur von 14°. Elisabeth und ich gehen zum
Einkaufen in den Ort, während die Zweitbesetzung der Küche das Frühstück
zubereitet. Gegen 09:00 Uhr wollen wir ablegen, aber es ist immer das Gleiche:
kaum macht ein Boot Anstalten zum Losfahren, versuchen andere Boote mit
Harakiri-Manövern schneller zu sein, um nur ja bei der nächsten Schleuse nicht
warten zu müssen. Kopfschüttelnd lassen wir die Eiligen ziehen, warten noch
ein paar Minuten, dann fahren wir auf die nächste Schleuse zu.
Eine Schweizer Bootsbesatzung hat zu uns aufgeschlossen und wir einigen uns auf eine gemeinsame
Schleusung. Damit ist die Suche nach passenden Pollern wieder ausgebrochen, aber
Regina findet für ihre Heckleine anstatt dessen einen passenden
Befestigungs-Ring. Da sie nicht die ganze Leine durchfädeln will, arbeitet sie
mit einer „Schlaufen-Technik“. Das funktioniert auch ausgezeichnet, bis das
Seil zu der Stelle kommt, wo ein Spleißfehler eine kleine Verdickung
hervorruft. Nach einer kurzzeitigen Aufregung, weil das Boot „hängt“, gibt
die ohnehin schon wackelige Heckklampe nach und unser Problem ist fürs erste
behoben. Ab jetzt müssen wir eben mit der backbordseitigen Klampe arbeiten,
oder die glücklicherweise vorhandene Mittelklampe einsetzen. Der
Schadenregulierung sehe ich gelassen entgegen, weil wir ja eine
Zusatzversicherung abgeschlossen haben. Aber diese Schleuse (es ist schon wieder
„Bapaume“) ist unser Waterloo auf der Baïse. Wir passieren Lavardac und
vermerken mit Wohlgefallen, dass ab hier die Schleusen wieder breiter werden. Um
etwa 11:45 Uhr erreichen wir Vianne, das über einen wirklich großzügig
ausgebauten Anlegeplatz verfügt.
Wir machen fest und starten zu einer
Besichtigung des Städtchens. Es ist wirklich sehenswert: eine vollständig
erhaltene „Bastide“ mit Stadtmauer, Türmen und den typischen schnurgeraden
Straßen der mittelalterlichen Militärarchitektur. Es sind kaum Touristen
unterwegs, aber an der Fülle der Restaurants kann man erkennen, dass hier in
der Hauptsaison Einiges los sein muss. Bei solchen Angeboten überkommt uns der
Hunger und wir setzen uns unter die Arkaden des Restaurants „La Table d'Aliénor“,
Rue Martyrs de la Résistance. Es gibt ein 4-gängiges Menü um 10 Euro, das uns
sehr gut schmeckt, nur das Fleisch hätte etwas mehr durchgebraten sein können.
Zurück an Bord nehmen wir den letzten Abschnitt auf der Baïse in Angriff, und
wir kommen nach Überwindung der Doppelschleuse wieder auf den
Garonne-Seitenkanal. Kurz nach 17:00 Uhr legen wir am Landeplatz von
Buzet-sur-Baïse an, wo wir über Nacht bleiben wollen. Zuvor möchten wir aber
noch den allenthalben angepriesenen Weinkeller von Buzet besuchen und die Weine
degustieren.
Wir folgen also den Hinweisschildern zuerst über die Brücke in
den Ort. Dort steht ein weiteres, das uns den Wein in circa 800 Metern
Entfernung schmackhaft macht. Aber das ist konservativ geschätzt, denn unser
Franz hat immer sein technisches Equipment dabei und misst mit einem Schrittzähler
für die Strecke einen guten Kilometer. Kein schöner Weg – es geht immer am
Straßenrand dahin. Aber schließlich erscheint am Horizont eine große
Fabrikationshalle mit angeschlossenem Verkaufs- und Degustationsbereich. Wir
treten erwartungsvoll ein, da wird uns zu verstehen gegeben, dass in 10 Minuten
(18:00 Uhr) gesperrt wird. Schnell degustieren wir noch 2 Rotwein- und eine Weißweinsorte,
aber bei der Hektik kann man sich nicht konzentrieren. Wir kaufen ein paar
Flaschen aus dem „Glückstopf“ und ziehen wieder heimwärts. Wir machen noch
eine kleine Schleife durch den Ortskern, aber da gibt’s es nichts Besonderes.
Das Schloss, das man auf einer Anhöhe sieht ist, liegt jenseits der Autobahn
ist für uns zu weit entfernt. Abendessen
an Bord.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Nérac – Buzet-sur-Baïse |
Fahrkilometer: |
22 |
Schleusenkammern: |
7 |
Reine Fahrzeit: |
4 Stunden 57 Minuten |
Freitag, 24. September 2004
Der
Freitag erwartet uns mit unfreundlichem Wetter: es nieselt bei 17°. Trotzdem
hat Franz den 20 minütigen Weg zum Bäcker nicht gescheut und so haben wir
wenigstens einen Lichtblick: frische Baguettes zum Frühstück.
Das Wetter lädt nicht zum Bootfahren ein und so streichen wir unser Vorhaben, noch ein Stück
auf dem Garonne-Seitenkanal nach Osten zu fahren. Wir haben somit keine lange
Etappe heute, drum warten wir noch ein wenig zu, ob der Regen vielleicht aufhört.
Aber aus dem Nieseln wird ein ordentlicher Regen und so kramen wir unsere
Schlechtwetterkleidung hervor und legen gegen 10:00 Uhr ab.
Das Fahren vom
unteren Steuerstand ist bei der Crusader gar nicht so schlecht, denn das Boot
verfügt über ein mächtiges Gebläse, das mir die Scheiben immer klar hält.
Außerdem ist die Ausstiegsluke vom Salon auf das Oberdeck nur mit einer
Plexiglasscheibe verschlossen, sodass man als Schiffsführer auch nach hinten
Sicht hat. Das ist ein großer Vorteil gegenüber meinen bisherigen
Bootsmodellen, wo man von unten nur mit dem Blindenstock fahren konnte. Strecke
und Schleusen machen keinerlei Probleme, das Wetter bessert sich zusehends und
als wir gegen 11:50 Uhr in Villeton eintreffen, scheint sogar schon wieder die
Sonne. Wir machen fest und hängen unsere Regenbekleidung zum Trocknen auf.
Elisabeth zaubert ein Mittagessen aus ihrer Bordküche und die Welt sieht schon
wieder rosig aus.
Der Nachmittag ist dem Relaxen in der Sonne gewidmet, und nach
einer Kaffeejause nehmen wir die letzten paar Kilometer in Angriff.
Um 17:10 Uhr
erreichen wir wieder die Basis in Le Mas d’Agenais, wo wir mit Mühe rückwärts
einparken und mit der fehlenden Heckklampe nicht ordnungsgemäß festmachen können.
Aber der Stationschef bringt uns schon dahin, dass wir in seine gerade
ausgerichtete Flotte hineinpassen. Elisabeth und Franz machen einen
Stadtrundgang, ich gehe mein Auto vom versperrten Parkplatz holen, damit wir
heute schon etwas einräumen können. Der Abend ist dem Zusammenpacken unserer
Schätze gewidmet. Reste essen an Bord.
Tagesleistung |
|
Strecke: |
Buzet-sur-Baïse – Le Mas d’Agenais |
Fahrkilometer: |
19 |
Schleusenkammern: |
3 |
Reine Fahrzeit: |
3 Stunden 11 Minuten |
Die Rückgabe am nächsten Morgen geht problemlos vor sich. Über die ausgerissene Klampe wird nicht einmal gesprochen.
Zeit für ein Kurzresümee über die 1. Woche: