Viele dieser Klappbrücken haben
wunderbare Anlageplätze zu beiden Seiten der Brücke, denn man muss natürlich
zumindest ein Mannschaftsmitglied absetzen, das die Kurbelarbeit übernimmt und
auf der anderen Seite nach dem Zukurbeln wieder aufnehmen. Die meisten Brücken
befinden sich in bestem Zustand und verfügen über ein kräftesparendes
Schneckengetriebe, das entgegen anderer Ansicht nicht so heißt, weil es die
Brücke so langsam bewegt.|
Tagesleistung |
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Strecke: |
Chitry-les-Mines – Tannay (Bahnhof) |
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Fahrkilometer: |
14 |
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Schleusenkammern: |
9 |
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Reine Fahrzeit: |
4 Stunden 27 Minuten |
Sonntag, 9. Juni 2002
Gegen 1500 Uhr laufen wir in Clamecy ein. Der Hafen ist schon ziemlich voll, wir finden aber
noch einen recht schönen Liegeplatz. 2 Hotelpenichen nehmen die ganze rechte
Seite ein und so müssen viele später ankommende Boote in der Botanik nageln.
Wir machen einen Stadtrundgang durch die reizende Altstadt mit den engen
Gässchen und der alles überragenden Kathedrale. In der Innenstadt findet ein
Radrennen statt. An der Yonne befindet sich das Stadtviertel der Holzflößer.
Beim Schleusenwärterhaus sieht man das ehemalige Auffangbecken für die im
Oberlauf der Yonne zu Wasser gelassenen Holzstämme.|
Tagesleistung |
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Strecke: |
Tannay (Bahnhof) - Clamecy |
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Fahrkilometer: |
18 |
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Schleusenkammern: |
10 |
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Reine Fahrzeit: |
4 Stunden 24 Minuten |
Montag, 10. Juni 2002
Also beobachten wir in Ruhe, wie sich die beiden Hotelboote Schritt für Schritt in die enge Schleuse quetschen und
schauen den "Reichen und Schönen" zu, wie sie im Morgenmantel an Deck
erscheinen und sich an ihrem königlichen Frühstücksbüffet laben.
Befreit fahren wir den letzten Abschnitt bis zu unserer Tagesetappe in Châtel Censoir. An der hübschen Schleuse 56 (La
Place) erstehen wir ein paar Flaschen Wein und Elisabeth kurbelt erstmals die
Schleusentüren auf und zu. Als wir gegen 1700 Uhr in Châtel Censoir
eintreffen, finden wir in der dortigen Connoisseur-Basis einen angenehmen
Liegeplatz. Nach einem Stadtrundgang durch das hübsche Städtchen finden wir im
"L’Etape des Gourmets", Avenue de la Gare 12, ein Restaurant, in dem
wir hervorragend speisen. Als Hausgeschenk erhalten alle Gäste ein Tiegelchen
exquisiten Senf, das man sich aus einer Auswahl von etwa 10 Sorten selbst
wählen kann. (Dieses Restaurant wurde von der Crew mit dem Prädikat
"Bestes Restaurant des Urlaubs" ausgezeichnet.)
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Tagesleistung |
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Strecke: |
Clamecy – Châtel Censoir |
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Fahrkilometer: |
19 |
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Schleusenkammern: |
7 |
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Reine Fahrzeit: |
6 Stunden 18 Minuten |
Dienstag, 11. Juni 2002
Als wir uns den Felsen von Saussois nähern, bricht glücklicherweise die Sonne durch.
Die weißen Felsen bieten einen wunderschönen Kontrast zu der umgebenden
grünen Landschaft und sind sehr interessant geformt und ausgeschliffen. Eine
Horde Kinder spielt Wasserball in Kanubooten und ich weiß nicht, wohin ich
zuerst schauen soll. Aber bald ist die Attraktion vorbei und wir nähern uns der
nächsten: Mailly-Le-Château liegt vor uns. Wir legen in dem kleinen
Hafenbecken an, überqueren den Fluss auf einer alten Brücke und nehmen den
steilen Aufstieg zum Schloss in Angriff. Oben werden wir durch einen
wunderschönen Ausblick von der Schlossterrasse belohnt. Das Schloss selbst ist
leider nicht zu besichtigen, der kleine Ort mit der interessanten Kirche ist
jedoch einen Rundgang wert. In einer "Tabac-Bar" wollen wir
Ansichtskarten kaufen, dann werden wir aber von Regina zu einem Aperitif
eingeladen und machen uns danach beschwingt an den Abstieg. Mittagessen am
Sonnendeck. Um 1345 Uhr fahren wir weiter. Bei Schleuse 69 (Sainte Pallaye)
laufen wir auf die "Belle Etoile" auf, eine Schaluppe, die von einem
spleenigen Engländer, ganz allein über den Nivernais gesteuert wird. Er hat
immer eine Pfeife im Mund und bewegt sich zum Schrecken aller anderen
Hausbootfahrer mit einer Höchstgeschwindigkeit von 5,5 km/h (von Franz mit GPS
vermessen). Um 1745 Uhr machen wir in Cravant im Hafenbecken fest und richten
uns für die Nacht ein. Die in der Nähe vorbeiführende Nationalstraße ist
stark befahren, weshalb wir den Weg in die Stadt, der dort entlang führt,
scheuen. Später tut uns das leid, denn Cravant soll ganz interessant sein.
Abendessen an Bord. In der Nacht lässt der Verkehr stark nach.
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Tagesleistung |
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Strecke: |
Châtel Censoir - Cravant |
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Fahrkilometer: |
23 |
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Schleusenkammern: |
12 |
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Reine Fahrzeit: |
6 Stunden 6 Minuten |
Mittwoch, 12. Juni 2002
Eine Besichtigung ist erst am Nachmittag möglich, aber nachdem uns niemand aufhält,
gehen wir einfach in die Höhle hinein, sehen Abfüllmaschinen, Hubstapler,
einen ganzen unterirdischen Parkplatz, bis wir endlich zu einer wunderschönen,
hell erleuchteten Degustations-Bar kommen. Außer uns ist niemand da und so kann
sich die junge Dame ganz unseren Wünschen widmen. Was hier produziert wird, ist
eine burgundische Abart des Champagners, die feinere Mousseux-Perlen hat und
daher "Crèmant de Bourgogne" heisst. Wir probieren verschiedene
Sorten aus, jeweils ein drittel Sektglas zum Nulltarif. Als wir dann noch nach
den Likören fragen, die man in den Sekt hineintun kann, fährt sie etwa 10
verschiedenen Sorten auf (vom Cassis bis zum Pfirsich) von denen wir ebenfalls
jeweils ein drittel Sektglas verkosten müssen. Einen längeren Aufenthalt
hätten wir dort nicht verkraftet, also füllen wir nach schwerer Wahl einen
6er-Karton und wanken wieder dem Tageslicht zu. In der Schleuse 76 (Belombre)
nehmen wir Wasser, gleich danach in Champs-sur-Yonne legen wir die obligate
Mittagspause ein. Es gibt Spaghetti – langsam müssen wir anfangen, unsere
eisernen Lebensmittelvorräte aufzubrauchen.
Obwohl der ganze Stadtkai für die Schiffe zur Verfügung steht, ist das Angebot an Liegeplätzen nicht wirklich
überwältigend. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das in der Hauptsaison
ist. Jedenfalls empfiehlt es sich, die Ankunft in Auxerre möglichst früh am
Tage einzuplanen.|
Tagesleistung |
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Strecke: |
Cravant - Auxerre |
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Fahrkilometer: |
18 |
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Schleusenkammern: |
10 |
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Reine Fahrzeit: |
4 Stunden 8 Minuten |
Donnerstag, 13. Juni 2002
Die Städtchen Moneteau und Gurgy haben nette Anlegeplätze gebaut, die passen uns aber nicht in unser
Programm ! Wir machen unseren Mittagshalt mitten in der Derivation von Gurgy,
dort gibt’s eine Anlegeplatz mit Pollern bei einer Lagerhalle. Gleich daneben
befindet sich ein kleines Restaurant, bei der die Lastwagenfahrer Mittagspause
halten. Wir aber sind gerade beim Reste essen an Bord, als sich der
Schreckensruf verbreitet: "Die Belle Etoile fährt vorbei !" Und
wirklich, ab der nächsten Schleuse fährt das Einmann-Geisterschiff mit seinen
5,5 km Höchstgeschwindigkeit vor uns und zieht eine Kolonne von anderen
Sportbooten hinter sich her. Im Schleusenabschnitt zwischen Bassou und La
Gravière darf man nirgends anlegen, das wurde uns schon bei der Abfahrt gesagt.
Nun sehen wir auch warum: bei der Schleuse 9 (La Gravière) ist das Wehr
gebrochen und nur dürftig, mit Sandsäcken, wieder repariert. Dadurch ist bei
der Stauhöhe der Wasserstand reduziert und die Anlegeplätze liegen im seichten
Wasser. Endlich ist die Einmündung des Burgundkanals erreicht und wir biegen
nach Migennes ab. Den Reservetag wollen wir dazu benützen noch ein Stück den
hineinzufahren. Wir tanken in der Connoisseur-Basis Wasser,
kaufen im Supermarkt ein und brechen gegen 1700 Uhr schnell wieder auf, bevor
auch die "Belle Etoile" wieder auf die Idee kommt. Der weitere Verlauf
des Kanals ist wenig interessant und besteht zum großen Teil aus einer langen
Geraden, die neben der viergleisigen Bahnstrecke herführt. Um 1830 Uhr landen
wir dann in Brienon, wo wir einen hübschen Landeplatz vorfinden. Essen an Bord.
Das Wetter ist so heiß geworden, dass wir unseren Stadtrundgang auf den
späteren Abend verschieben. Der Ort ist ganz interessant, besonders gefallen
hat uns das ovale Waschhaus aus dem 18. Jahrhundert.
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Tagesleistung |
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Strecke: |
Auxerre – Migennes - Brienon |
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Fahrkilometer: |
32 |
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Schleusenkammern: |
12 |
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Reine Fahrzeit: |
7 Stunden 29 Minuten |
Freitag, 14. Juni 2002
Wir parken im Schatten unter einer Trauerweide und gehen in die Stadt, die wirklich sehr sehenswert ist. Die Kirche
ist zwar abgesperrt, aber unser Kulturoffizier holt den Schlüssel aus der
Touristeninformation. Nach einem letzten Mittagessen an Bord legen wir um etwa
1345 Uhr ab und begegnen der "Belle Etoile" – glücklicher weise in
der Gegenrichtung ! Es ist brütend heiß und die langen Geraden zehren an
unseren Nerven. Gegen 1700 Uhr landen wir in Migennes und versuchen in den 40
Grad heißen Kabinen unsere Sachen zusammen zu packen – schließlich hängen
wir die Fenster aus. Dominique und Bob, unsere Mechaniker der ersten Woche,
schauen wie bei alten Bekannten vorbei, um sich zu vergewissern, ob unser Boot
die 3 Wochen tatsächlich geschafft hat.
Wir gehen hinein und werden in einem sehr schön gedeckten, aber riesigen Saal plaziert, wo wir uns etwas vereinsamt
vorkommen. Glücklicherweise erscheint später noch eine andere Gruppe
Boat-People, die auch verzweifelt ein Restaurant suchen. Die Küche muss erst
auf Touren kommen, aber was dann erscheint, sind Riesenportionen und schmeckt
ausgezeichnet. Regina probiert ein Couscous mit Huhn, wovon leicht 3 Leute satt
werden könnten.|
Tagesleistung |
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Strecke: |
Brienon – Saint Florentin - Migennes |
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Fahrkilometer: |
25 |
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Schleusenkammern: |
9 |
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Reine Fahrzeit: |
5 Stunden 21 Minuten |
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Hier enden die Eintragungen unseres Bordbuches ....
Die Rückgabe am nächsten Morgen erfolgte rasch und problemlos. Unsere
Heimreise führte uns auf der Autobahn über Sens, Troyes, Reims, Metz und
Saarbrücken nach Deutschland, wo wir noch 2 Tage im Pfälzerwald verbrachten.
Das ist ein reizender Naturpark an der deutsch-französischen Grenze, wo
besonders im Dahner Felsland interessante, dunkelrote Sandsteintürme aus dem
Boden wachsen. Außerdem gibt es eine Unmenge von Burgen und Burgruinen in
diesem Jahrhunderte langen Grenzgebiet, die jetzt einfach über die grüne Grenze
erwandert werden können. Die beiden Regenerationstage haben wir im Hotel
"Blick zum Maimont" in Ludwigswinkel verbracht, wo wir uns sehr wohl
gefühlt haben. Nach einer letzten Etappe in Heroldsberg bei Nürnberg, Hotel
"Zum Roten Ross", landeten wir bei glühender Hitze wieder in Wien.
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Gesamtleistung |
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Urlaubsdauer
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27 Tage
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PKW-Kilometer |
3089 |
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Bootskilometer
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601
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Wenn man alles zusammen fasst, war es ein sehr schöner Urlaub, wobei man natürlich einige Abstriche machen muss. Aber die Herausforderungen doch bestanden zu haben, das ist es, was einen Hausbootfahrer stolz macht, denn ein bisschen suchen wir ja alle das Abenteuer.
Wetter: Na ja, verwöhnt sind wir nicht worden, denn der Titel könnte
heißen: "kalt-warm im Burgund". Wenn es allerdings immer so heiß gewesen wäre,
wie am Schluss, wären wir auch nicht froh gewesen. Man ist eben mit nichts
zufrieden.
Boot: Die Pannenserie am Anfang war sicher nicht angenehm und hat uns
einige interessante Orte gekostet, aber Connoisseur hat sich sehr bemüht unsere
Probleme zu beheben. Das ist halt eines der Probleme von Einwegfahrten, dass man
nicht durch "einfach früher umkehren" Zeit gut machen kann, sondern
jeder Zeitverzug auf die Rückkehrzeit durchschlägt.
Revier: Sehr interessant und abwechslungsreich. Auf den Flüssen relativ
geringe Infrastruktur für die Freizeitschiffer (Liegeplätze, Wasser, Strom),
dafür auf den Zentrumskanälen umso besser. Der Nivernais hat da einen eigenen
Charakter: von Dezice bis Baye eher ruhig und verschlafen, dann wacht er langsam
auf, betritt bei Clamecy die urbane Welt und findet in Auxerre sein Crescendo.
Schleusen: Die unterschiedlichen Schleusenzeiten haben uns ein wenig
genervt ! Auf den Flüssen lange Füllzeiten. Das weiter melden von Schleuse zu
Schleuse funktioniert am Canal du Loing und am Canal de Briare am besten. Am
Nivernais wird das nicht so penibel betrieben.
Verkehrsaufkommen: In der Vorsaison vielleicht nicht so aussagekräftig.
Aber bis Briare haben wir uns eher gefreut, wenn was entgegen gekommen ist. Am
Loire-Seitenkanal dann etwas mehr Verkehr. Am Nivernais wieder ruhiger, erst ab
Clamecy hat sich das Geschäft belebt.
Ich hoffe, ich habe mit meinem Bericht unschlüssigen Interessenten Mut gemacht, es auch einmal zu probieren und hoffe, wir treffen uns einmal auf einem der Kanäle.
