Samstag, 8. Juni 2002
Nach dem samstägigen Motorcheck legen wir kurz nach 0900 Uhr ab und kommen nach kurzer Fahrt ins Land der Klappbrücken, die sich hier abseits der Schleusen befinden und von uns zusätzlich händisch bedient werden müssen. Viele dieser Klappbrücken haben wunderbare Anlageplätze zu beiden Seiten der Brücke, denn man muss natürlich zumindest ein Mannschaftsmitglied absetzen, das die Kurbelarbeit übernimmt und auf der anderen Seite nach dem Zukurbeln wieder aufnehmen. Die meisten Brücken befinden sich in bestem Zustand und verfügen über ein kräftesparendes Schneckengetriebe, das entgegen anderer Ansicht nicht so heißt, weil es die Brücke so langsam bewegt.
Die Schleuse 32 (Mortes) wird offensichtlich von einem Schleusenwärter bedient, der noch eine zweite Schleuse über hat. Jedenfalls ist weit und breit niemand zu sehen, als wir einlaufen. Nachdem wir uns mit Schleusen ja schon bestens auskennen, schließen wir schon einmal die oberen Schleusentore, um den Vorgang später zu beschleunigen. Dann machen wir fest, vertreiben wir uns die Zeit und schauen ins Land. Was wir nicht bemerken: das untere Schleusentor ist ein wenig undicht und die Schleuse leert sich vollautomatisch und unbeabsichtigt. Erst als Elisabeth an der Vorleine aufschreit, dass der Kopfschlag an der Klampe sich nicht mehr öffnen lässt, wird die Misere offenkundig. Aber selbst mit vereinten Kräften lässt sich da nichts mehr tun. Ich greife zu meinem Leatherman am Gürtel und ratsch – schon haben wir eine fünfte Leine. Glücklicherweise hat Regina an der Heckleine keinen Knoten gemacht. Elisabeth ist völlig am Boden zerstört und wir machen ihr zum Trost einen dicken Weberknoten in ihr Tau, damit sie nie wieder darauf vergisst ...
In Dirol gibt es eine alte Holzklappbrücke, die gerade von einem Gegenboot geöffnet wurde. Wir machen uns mit Hupe bemerkbar, dass man uns auch gleich durchfahren lässt. Da sehen wir, dass die andere Mannschaft auch in Bedrängnis ist, weil sie die Brücke, die einen seltsamen Mechanismus hat, nicht mehr schließen kann. Schließlich kommt Ihnen Franz mit unserem Bootshaken zu Hilfe.
Zu Mittag legen wir neben einem großen Holzlagerplatz an und fahren mit dem Rad ins Dorf Montceaux-le-Comte einkaufen. Dort gibt’s einen Bäcker und ein Lebensmittelgeschäft, die schon fast ins Freilichtmuseum gehören, aber bestens bestückt sind.
Gegen 1500 Uhr landen wir in Cuzy (Bahnhof von Tannay). Es ist sehr warm geworden die Hälfte der Mannschaft verfällt in tiefen Schlaf, die andere Hälfte relaxt am Sonnendeck. Offensichtlich sitzt uns der Vortag noch in den Knochen. Ein Besuch von Tannay wird nicht in Erwägung gezogen, Abendessen an Bord.

Tagesleistung

Strecke:

Chitry-les-Mines – Tannay (Bahnhof)

Fahrkilometer:

14

Schleusenkammern:
Klappbrücken:

9
6

Reine Fahrzeit:

4 Stunden 27 Minuten


Sonntag, 9. Juni 2002
Heute ist es wieder einmal stark bewölkt bei 11 Grad Frühtemperatur. Wir legen um 0845 Uhr ab, ein Boot mit einem älteren schweizer Ehepaar schließt sich uns an (erfahrene Haudegen der Hausbootfahrerei, wie wir später im Gespräch erfahren). Franz fährt wieder einmal mit dem Rad voraus und Elisabeth, die sonst von ihrem Vorschiff nicht wegzubekommen ist, springt erstmalig mit der Leine an Land ! In Villiers-sur-Yonne machen wir für eine Mittagspause fest und tanken Wasser. Später legt auch noch ein Boot mit Engländern an. Regina und ich machen einen kleinen Stadtrundgang und erstehen in einer unscheinbaren Bäckerei frische Baguette. Es ist Wahlsonntag in Frankreich. Nach dem Mittagessen, um 1250 Uhr, fährt Franz mit dem Rad zur nächsten Schleuse ab und wir bereiten das Ablegen vor. Als wir schließlich losfahren, legen auch die Engländer ab und pressen sich derart vor uns hinein, dass man nur den Kopf schütteln kann. Ich will mit solchen Blödmännern nicht gemeinsam schleusen und lege gleich wieder an. Allerdings rufen wir Franz über das Handy an und informieren ihn, damit er sicher keine Schleusenvorbereitung für dieses Boot leistet. Gegen 1500 Uhr laufen wir in Clamecy ein. Der Hafen ist schon ziemlich voll, wir finden aber noch einen recht schönen Liegeplatz. 2 Hotelpenichen nehmen die ganze rechte Seite ein und so müssen viele später ankommende Boote in der Botanik nageln. Wir machen einen Stadtrundgang durch die reizende Altstadt mit den engen Gässchen und der alles überragenden Kathedrale. In der Innenstadt findet ein Radrennen statt. An der Yonne befindet sich das Stadtviertel der Holzflößer. Beim Schleusenwärterhaus sieht man das ehemalige Auffangbecken für die im Oberlauf der Yonne zu Wasser gelassenen Holzstämme.

Ausgezeichnetes Abendessen in der Crèperie "Du Vieux Canal".
Bei unserer Rückkehr auf das Boot treffen gerade die Gäste der beiden Hotelpenichen mit dem Autobus ein.

Tagesleistung

Strecke:

Tannay (Bahnhof) - Clamecy

Fahrkilometer:

18

Schleusenkammern:
Klappbrücken:

10
1

Reine Fahrzeit:

4 Stunden 24 Minuten


Montag, 10. Juni 2002
Da die beiden Penichen schon Abfahrts-Vorbereitungen treffen, nehme ich quer über den Kanal mit der hübschen Matrosin Kontakt auf und frage sie nach ihrer Abfahrtszeit. Die vernichtende Antwort: 0900 Uhr, bei Schleusenöffnung. Da Penichen im Regelfall bevorzugt behandelt werden, ahne ich Schreckliches. Kurz danach flüstert mir die nette Kollegin noch zu, dass der Schleusenwärter einen Durchgang für Sportboote vorzieht. Hektisch treffen wir Vorbereitungen zum Ablegen, aber 2 Boote sind schon in Poleposition und während ich noch überlege, ob ich als Dritter auch hineinpasse, hat sich schon ein anderer gefunden.
Also beobachten wir in Ruhe, wie sich die beiden Hotelboote Schritt für Schritt in die enge Schleuse quetschen und schauen den "Reichen und Schönen" zu, wie sie im Morgenmantel an Deck erscheinen und sich an ihrem königlichen Frühstücksbüffet laben.
Als wir endlich an die Reihe kommen, ist es 1000 Uhr und wir werden in Dreier-Paketen durch die Schleusen geschickt. Nach kaum ein paar Kilometern laufen wir schon wieder auf die langsamen Penichen auf und müssen lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Ich hoffe, wenigstens in der Mittagspause an den Brummis vorbeifahren zu können, aber offensichtlich haben sich die genau ausgerechnet, zwischen welchen Schleusen sie die Mittagspause unterbringen, wenn sie langsam dahinzuckeln. Überholen ist nicht möglich und hinterherfahren auch nicht – selbst im Rückwärtsgang bin ich noch zu schnell. In Pousseaux finde ich einen schönen Anlegeplatz, wo ich wieder ein bisschen Abstand gewinnen möchte. Aber viel wird’s nicht, denn das zweite Boot bleibt unter der Brücke stecken und braucht einige Zeit, um wieder frei zu kommen. Bei der nächsten Schleuse gehe ich nachfragen, wo denn ihr Tagesziel liegt und erfahre, dass sie in Lucy-sur-Yonne über Nacht bleiben. Gottseidank – nur noch eine Schleuse !
Befreit fahren wir den letzten Abschnitt bis zu unserer Tagesetappe in Châtel Censoir. An der hübschen Schleuse 56 (La Place) erstehen wir ein paar Flaschen Wein und Elisabeth kurbelt erstmals die Schleusentüren auf und zu.  Als wir gegen 1700 Uhr in Châtel Censoir eintreffen, finden wir in der dortigen Connoisseur-Basis einen angenehmen Liegeplatz. Nach einem Stadtrundgang durch das hübsche Städtchen finden wir im "L’Etape des Gourmets", Avenue de la Gare 12, ein Restaurant, in dem wir hervorragend speisen. Als Hausgeschenk erhalten alle Gäste ein Tiegelchen exquisiten Senf, das man sich aus einer Auswahl von etwa 10 Sorten selbst wählen kann. (Dieses Restaurant wurde von der Crew mit dem Prädikat "Bestes Restaurant des Urlaubs" ausgezeichnet.)

Tagesleistung

Strecke:

Clamecy – Châtel Censoir

Fahrkilometer:

19

Schleusenkammern:
Klappbrücken:

7
1

Reine Fahrzeit:

6 Stunden 18 Minuten


Dienstag, 11. Juni 2002
In der Nacht regnet es wieder einmal kräftig, in der Früh nur mehr leichter Nieselregen. Wir tanken Wasser (Wasserschlüssel in der Connoisseur-Basis) und legen gegen 0915 Uhr ab. Als wir uns den Felsen von Saussois nähern, bricht glücklicherweise die Sonne durch. Die weißen Felsen bieten einen wunderschönen Kontrast zu der umgebenden grünen Landschaft und sind sehr interessant geformt und ausgeschliffen. Eine Horde Kinder spielt Wasserball in Kanubooten und ich weiß nicht, wohin ich zuerst schauen soll. Aber bald ist die Attraktion vorbei und wir nähern uns der nächsten: Mailly-Le-Château liegt vor uns. Wir legen in dem kleinen Hafenbecken an, überqueren den Fluss auf einer alten Brücke und nehmen den steilen Aufstieg zum Schloss in Angriff. Oben werden wir durch einen wunderschönen Ausblick von der Schlossterrasse belohnt. Das Schloss selbst ist leider nicht zu besichtigen, der kleine Ort mit der interessanten Kirche ist jedoch einen Rundgang wert. In einer "Tabac-Bar" wollen wir Ansichtskarten kaufen, dann werden wir aber von Regina zu einem Aperitif eingeladen und machen uns danach beschwingt an den Abstieg. Mittagessen am Sonnendeck. Um 1345 Uhr fahren wir weiter. Bei Schleuse 69 (Sainte Pallaye) laufen wir auf die "Belle Etoile" auf, eine Schaluppe, die von einem spleenigen Engländer, ganz allein über den Nivernais gesteuert wird. Er hat immer eine Pfeife im Mund und bewegt sich zum Schrecken aller anderen Hausbootfahrer mit einer Höchstgeschwindigkeit von 5,5 km/h (von Franz mit GPS vermessen). Um 1745 Uhr machen wir in Cravant im Hafenbecken fest und richten uns für die Nacht ein. Die in der Nähe vorbeiführende Nationalstraße ist stark befahren, weshalb wir den Weg in die Stadt, der dort entlang führt, scheuen. Später tut uns das leid, denn Cravant soll ganz interessant sein. Abendessen an Bord. In der Nacht lässt der Verkehr stark nach.

Tagesleistung

Strecke:

Châtel Censoir - Cravant

Fahrkilometer:

23

Schleusenkammern:

12

Reine Fahrzeit:

6 Stunden 6 Minuten


Mittwoch, 12. Juni 2002
Endlich wieder einmal heiteres Wetter ! Wir legen um 0850 Uhr ab, passieren Vincelles, wo die meisten anderen Hausbootfahrer genächtigt haben und kommen bald nach Bailly, wo wir anlegen, um die dortige Sektkellerei zu besuchen, die in einem riesigen Höhlensystem untergebracht ist, wo angeblich im Krieg Flugzeuge zusammengebaut wurden. Eine Besichtigung ist erst am Nachmittag möglich, aber nachdem uns niemand aufhält, gehen wir einfach in die Höhle hinein, sehen Abfüllmaschinen, Hubstapler, einen ganzen unterirdischen Parkplatz, bis wir endlich zu einer wunderschönen, hell erleuchteten Degustations-Bar kommen. Außer uns ist niemand da und so kann sich die junge Dame ganz unseren Wünschen widmen. Was hier produziert wird, ist eine burgundische Abart des Champagners, die feinere Mousseux-Perlen hat und daher "Crèmant de Bourgogne" heisst. Wir probieren verschiedene Sorten aus, jeweils ein drittel Sektglas zum Nulltarif. Als wir dann noch nach den Likören fragen, die man in den Sekt hineintun kann, fährt sie etwa 10 verschiedenen Sorten auf (vom Cassis bis zum Pfirsich) von denen wir ebenfalls jeweils ein drittel Sektglas verkosten müssen. Einen längeren Aufenthalt hätten wir dort nicht verkraftet, also füllen wir nach schwerer Wahl einen 6er-Karton und wanken wieder dem Tageslicht zu. In der Schleuse 76 (Belombre) nehmen wir Wasser, gleich danach in Champs-sur-Yonne legen wir die obligate Mittagspause ein. Es gibt Spaghetti – langsam müssen wir anfangen, unsere eisernen Lebensmittelvorräte aufzubrauchen.
Nach der Schleuse 80 (Preuilly) kommen wir in die Außenbezirke von Auxerre. Dort scheint alles auf den Beinen zu sein, Sportplätze und Bad sind mit Kindern überfüllt, am Kanal jede Menge Kanuboote, sogar von der Eisenbahnbrücke werden die Kinder, mit Brustgeschirren gesichert, an Leinen über den Kanal abgeseilt. Na, da ist was los – wahrscheinlich Tag des Kindes oder Tag der offenen Tür oder sonst ein Fest ! Nach der Durchfahrt durch die Brücke "Paul Bert" ist der Nivernais-Kanal zu Ende und wir fahren wieder auf der Yonne, wie zu Beginn unserer Reise. Das Panorama von Auxerre ist so überwältigend, dass wir uns erst wieder auf unsere nächste Aufgabe konzentrieren müssen: einen für die Nacht tauglichen Liegeplatz zu finden. Wir drehen eine Schleife und schauen uns die Situation an: am rechten Ufer ist der Hafen für die Freizeitschiffer, wo man gegen (angeblich unverschämte) Gebühr übernachten kann, aber dort ist ohnehin kein freier Platz auszumachen. Bleibt die linke Seite: dort gibt’s einen langen Kai mit schrägen Steinmauern, die nicht sehr einladen und teilweise von Fischern blockiert sind. Nur unterhalb der Brücke "Paul Bert" gibt es einen Steilkai, dort finden wir einen Platz, mit dem wir sehr zufrieden sind. Es ist 1500 Uhr.
Obwohl der ganze Stadtkai für die Schiffe zur Verfügung steht, ist das Angebot an Liegeplätzen nicht wirklich überwältigend. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das in der Hauptsaison ist. Jedenfalls empfiehlt es sich, die Ankunft in Auxerre möglichst früh am Tage einzuplanen.
Elisabeth, die an Bord auch die Funktion des "Kulturoffiziers" ausübt, findet in der Touristeninformation einen Stadtplan, der den Besucher auf einem bestimmten Rundweg durch die Stadt leitet und alle Sehenswürdigkeiten in deutscher Sprache erklärt. Faszinierender weise ist der Besucherpfad auch tatsächlich auf der Straße als gelbe Linie zu finden, ebenso die Nummern der Sehenswürdigkeiten. Also schauen wir uns von dieser faszinierenden Stadt an, was die Füße vertragen.

Für den Abend suchen wir uns ein Restaurant, das von unserem Liegeplatz leicht erreichbar ist. Wir wählen schließlich das Hotel de Seignelay in der Rue du Pont 2-6. Im Innenhof ist es an diesem schwülen Abend sehr angenehm zu sitzen, aber die Atmosphäre ist etwas steif und das Essen mittelmäßig (Menü ab 15 €). Nach dem Essen machen wir noch einen Rundgang durch das Hafenviertel, wo sich die Matrosen früher in den Badehäusern verwöhnen ließen. Sehr stilecht, in der anbrechenden Dunkelheit !

Tagesleistung

Strecke:

Cravant - Auxerre

Fahrkilometer:

18

Schleusenkammern:

10

Reine Fahrzeit:

4 Stunden 8 Minuten


Donnerstag, 13. Juni 2002
Um 0850 Uhr machen wir uns auf die Socken und müssen uns erst wieder an die Riesenschleusen im Fluss gewöhnen. Bis so eine Badewanne voll fließt, dauert das schon gut eine viertel Stunde. Und außerdem ändern sich wieder einmal die Zeiten für die Mittagspause: jetzt wieder von 1230 bis 1330 Uhr ! Die Städtchen Moneteau und Gurgy haben nette Anlegeplätze gebaut, die passen uns aber nicht in unser Programm ! Wir machen unseren Mittagshalt mitten in der Derivation von Gurgy, dort gibt’s eine Anlegeplatz mit Pollern bei einer Lagerhalle. Gleich daneben befindet sich ein kleines Restaurant, bei der die Lastwagenfahrer Mittagspause halten. Wir aber sind gerade beim Reste essen an Bord, als sich der Schreckensruf verbreitet: "Die Belle Etoile fährt vorbei !" Und wirklich, ab der nächsten Schleuse fährt das Einmann-Geisterschiff mit seinen 5,5 km Höchstgeschwindigkeit vor uns und zieht eine Kolonne von anderen Sportbooten hinter sich her. Im Schleusenabschnitt zwischen Bassou und La Gravière darf man nirgends anlegen, das wurde uns schon bei der Abfahrt gesagt. Nun sehen wir auch warum: bei der Schleuse 9 (La Gravière) ist das Wehr gebrochen und nur dürftig, mit Sandsäcken, wieder repariert. Dadurch ist bei der Stauhöhe der Wasserstand reduziert und die Anlegeplätze liegen im seichten Wasser. Endlich ist die Einmündung des Burgundkanals erreicht und wir biegen nach Migennes ab. Den Reservetag wollen wir dazu benützen noch ein Stück den hineinzufahren. Wir tanken in der Connoisseur-Basis Wasser, kaufen im Supermarkt ein und brechen gegen 1700 Uhr schnell wieder auf, bevor auch die "Belle Etoile" wieder auf die Idee kommt. Der weitere Verlauf des Kanals ist wenig interessant und besteht zum großen Teil aus einer langen Geraden, die neben der viergleisigen Bahnstrecke herführt. Um 1830 Uhr landen wir dann in Brienon, wo wir einen hübschen Landeplatz vorfinden. Essen an Bord. Das Wetter ist so heiß geworden, dass wir unseren Stadtrundgang auf den späteren Abend verschieben. Der Ort ist ganz interessant, besonders gefallen hat uns das ovale Waschhaus aus dem 18. Jahrhundert.

Tagesleistung

Strecke:

Auxerre – Migennes - Brienon

Fahrkilometer:

32

Schleusenkammern:

12

Reine Fahrzeit:

7 Stunden 29 Minuten


Freitag, 14. Juni 2002
Heute, am letzten Tag unserer Bootsreise fahren wir den Burgundkanal noch eine Stück weiter. Wieder lange gerade Strecken .... Kurz nach 1100 Uhr sind wir dann endlich in St. Florentin, wo es einen sehr hübschen Hafen gibt. Wir parken im Schatten unter einer Trauerweide und gehen in die Stadt, die wirklich sehr sehenswert ist. Die Kirche ist zwar abgesperrt, aber unser Kulturoffizier holt den Schlüssel aus der Touristeninformation. Nach einem letzten Mittagessen an Bord legen wir um etwa 1345 Uhr ab und begegnen der "Belle Etoile" – glücklicher weise in der Gegenrichtung ! Es ist brütend heiß und die langen Geraden zehren an unseren Nerven. Gegen 1700 Uhr landen wir in Migennes und versuchen in den 40 Grad heißen Kabinen unsere Sachen zusammen zu packen – schließlich hängen wir die Fenster aus. Dominique und Bob, unsere Mechaniker der ersten Woche, schauen wie bei alten Bekannten vorbei, um sich zu vergewissern, ob unser Boot die 3 Wochen tatsächlich geschafft hat.
Nachdem wir das gröbste verstaut haben, suchen wir uns ein Restaurant für das Abschiedsessen. Viel Auswahl hat Migennes da nicht zu bieten. Das Restaurant bei der Kanalbrücke ist gesperrt, gegenüber ist nur eine Snackbar. Im Wissen, dass sich bei Bahnhöfen immer was Essbares finden lässt, unterqueren wir den Bahnhof von Migennes und stoßen auf das Hotel "Terminus", Rue Paul Bert 25, das eine ansehnliche Speisekarte ausgehängt hat (Menü ab 17 €). Wir gehen hinein und werden in einem sehr schön gedeckten, aber riesigen Saal plaziert, wo wir uns etwas vereinsamt vorkommen. Glücklicherweise erscheint später noch eine andere Gruppe Boat-People, die auch verzweifelt ein Restaurant suchen. Die Küche muss erst auf Touren kommen, aber was dann erscheint, sind Riesenportionen und schmeckt ausgezeichnet. Regina probiert ein Couscous mit Huhn, wovon leicht 3 Leute satt werden könnten.

Zum Glück müssen wir nach dem Essen ein Stück bis zur Bootsbasis zurückgehen und können so die Verdauung einleiten. Als wir um 2300 Uhr ankommen, ist die ganze Hausbootfahrerfamilie noch auf den Beinen. Alle sitzen noch plaudernd auf Deck bzw. haben ihre Kurbelverdecke offen. Bei der herrschenden Temperatur ist an Schlaf ohnehin nicht zu denken. Und so bleibt es auch: Hitze, offene Fenster und alle 15 Minuten ein Güterzug, bis in den frühen Morgenstunden ein Gewitter über uns hereinbricht.

Tagesleistung

Strecke:

Brienon – Saint Florentin - Migennes

Fahrkilometer:

25

Schleusenkammern:

9

Reine Fahrzeit:

5 Stunden 21 Minuten



Hier enden die Eintragungen unseres Bordbuches ....

Die Rückgabe am nächsten Morgen erfolgte rasch und problemlos. Unsere Heimreise führte uns auf der Autobahn über Sens, Troyes, Reims, Metz und Saarbrücken nach Deutschland, wo wir noch 2 Tage im Pfälzerwald verbrachten. Das ist ein reizender Naturpark an der deutsch-französischen Grenze, wo besonders im Dahner Felsland interessante, dunkelrote Sandsteintürme aus dem Boden wachsen. Außerdem gibt es eine Unmenge von Burgen und Burgruinen in diesem Jahrhunderte langen Grenzgebiet, die jetzt einfach über die grüne Grenze erwandert werden können. Die beiden Regenerationstage haben wir im Hotel "Blick zum Maimont" in Ludwigswinkel verbracht, wo wir uns sehr wohl gefühlt haben. Nach einer letzten Etappe in Heroldsberg bei Nürnberg, Hotel "Zum Roten Ross", landeten wir bei glühender Hitze wieder in Wien.

Gesamtleistung

Urlaubsdauer

an Bord
Rahmenprogramm

27 Tage

21 Tage
6 Tage

PKW-Kilometer

3089

Bootskilometer

Schleusenkammern
Klappbücken

601

231
8

 

Schlussbetrachtung

Wenn man alles zusammen fasst, war es ein sehr schöner Urlaub, wobei man natürlich einige Abstriche machen muss. Aber die Herausforderungen doch bestanden zu haben, das ist es, was einen Hausbootfahrer stolz macht, denn ein bisschen suchen wir ja alle das Abenteuer.

Wetter: Na ja, verwöhnt sind wir nicht worden, denn der Titel könnte heißen: "kalt-warm im Burgund". Wenn es allerdings immer so heiß gewesen wäre, wie am Schluss, wären wir auch nicht froh gewesen. Man ist eben mit nichts zufrieden.

Boot: Die Pannenserie am Anfang war sicher nicht angenehm und hat uns einige interessante Orte gekostet, aber Connoisseur hat sich sehr bemüht unsere Probleme zu beheben. Das ist halt eines der Probleme von Einwegfahrten, dass man nicht durch "einfach früher umkehren" Zeit gut machen kann, sondern jeder Zeitverzug auf die Rückkehrzeit durchschlägt.

Revier: Sehr interessant und abwechslungsreich. Auf den Flüssen relativ geringe Infrastruktur für die Freizeitschiffer (Liegeplätze, Wasser, Strom), dafür auf den Zentrumskanälen umso besser. Der Nivernais hat da einen eigenen Charakter: von Dezice bis Baye eher ruhig und verschlafen, dann wacht er langsam auf, betritt bei Clamecy die urbane Welt und findet in Auxerre sein Crescendo.

Schleusen: Die unterschiedlichen Schleusenzeiten haben uns ein wenig genervt ! Auf den Flüssen lange Füllzeiten. Das weiter melden von Schleuse zu Schleuse funktioniert am Canal du Loing und am Canal de Briare am besten. Am Nivernais wird das nicht so penibel betrieben.

Verkehrsaufkommen: In der Vorsaison vielleicht nicht so aussagekräftig. Aber bis Briare haben wir uns eher gefreut, wenn was entgegen gekommen ist. Am Loire-Seitenkanal dann etwas mehr Verkehr. Am Nivernais wieder ruhiger, erst ab Clamecy hat sich das Geschäft belebt.

Ich hoffe, ich habe mit meinem Bericht unschlüssigen Interessenten Mut gemacht, es auch einmal zu probieren und hoffe, wir treffen uns einmal auf einem der Kanäle.


1. Reisewoche

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