Samstag, 26. September 1998
Regen am nächsten Morgen bei 15° Außentemperatur. Die Übernahme des "kostenlosen Wassers" erweist sich als schwierig: die freundliche Dame ist nämlich keine Frühaufsteherin und hat nicht nur den Wasserschlauch, sondern auch den Wasserhahn weggesperrt. Um mit unserem bordeigenen Schlauch zum begehrten Nass zu gelangen, müssen wir erst ein kompliziertes Schiffsmanöver fahren. Das Problem des fehlenden Wasserhahns löst Franz, unser Leitender Ingenieur, mit technischer Raffinesse und eigenen Werkzeugen.
Bei trübem und regnerischem Wetter geht es weiter südwärts. Außer kurz hinter Auxonne, hemmt keinerlei Schleuse unseren Bewegungsdrang. Wir passieren die Einmündung des Rhein-Rhône-Kanals und kommen schließlich nach St. Jean de Losne. Da es Samstag ist und wir unseren Lebensmittelvorrat wieder auffüllen müssen, beschließen wir einen Mittagshalt einzulegen und gleich einkaufen zu gehen. Wir fahren in den "Gare de l’eau", den Hafen von St. Jean, legen dort an und haben nur wenige Schritte zu einem großen Supermarkt. Hier mündet auch der Burgundkanal.


Der Nachmittag ist geprägt von starkem Regen und der scheußlichen Durchfahrt durch die "Dérivation von Seurre". Man fährt eine Stunde lang durch eine schnurgerade Kanalpassage, deren Uferränder entweder mit riesigen Felsblöcken oder rostigen Schlitzwänden befestigt sind. Hier bräuchte man einen Autopiloten und ein gutes Buch ! Das sehnsüchtig erwartete Ende dieses Abschnittes erfolgt mit der Schleuse von Seurre. Sie ist ein Riesending, gebaut für die Grossschiffahrt und stellt uns vor neue Probleme. Da die Poller für unser kleines Hausboot zu weit auseinander liegen, müssen wir beide Leinen mittschiffs über einen Poller legen und während des Schleusenvorgangs laufend umhängen. Mit etwas Stress bekommen wir aber die neue Situation in den Griff.

Unmittelbar nach der Schleuse sind wir auch schon in Seurre, unserem Tagesziel. Im Schutz einer kleinen Flussinsel finden wir einige schöne Liegeplätze mit allen Anschlussmöglichkeiten (gegen spätere Entrichtung einer Gebühr von 35 FF). Nachdem wir einem der allgegenwärtigen Fischer klargemacht haben, dass er mit seinem Boot im Weg steht, gelingt uns eine perfekte Landung. Beim anschließenden Landgang in Seurre finden wir tatsächlich die vielen Bäckereien, die uns der Reiseführer für Auxonne versprochen hat. Bei unserem Stadtrundgang kommen wir auch in die Kirche St. Martin. Dort spricht uns der Mesner an und erzählt uns ein Geschichtchen aus dem 2. Weltkrieg, wie er einem Österreicher das Leben gerettet hat. Anschließend bietet er an, uns die Sehenswürdigkeiten der Kirche zu erklären. Diese Führung dauert schließlich beinahe eine ganze Stunde, in der wir alle Einzelheiten über die Bilder und Statuen der Heiligen, sowie deren Lebensgeschichte erfahren. Die Erläuterungen bringen mich an die Grenzen meiner Französischkenntnisse, da ich die Vokabel für die meisten Folterinstrumente nicht parat habe. Aber der Mesner ist nicht zu bremsen, bringt ein paar Brocken in anderen Sprachen ein, vollführt pantomimische Einlagen und gipfelt seine Führung schließlich in einem Orgel- und Flötenkonzert.

Erschöpft von diesen Eindrücken, beschließen wir, abends nicht an Bord zu essen, und wir landen um 1900 Uhr im Restaurant "La Marine", in Sichtweite unseres Liegeplatzes. Während des Wartens auf unsere Bestellung geht ein fürchterliches Gewitter nieder, und ich arbeite mit der Mannschaft an einer Verbesserung der Französischkenntnisse: "Un tonerre et un eclair, c’est un orage !"

Nach ausgezeichnetem Essen und Trinken geht’s zurück an Bord und wir fallen in die Kojen.

Tagesleistung

Strecke:

Auxonne - Seurre

Fahrkilometer:

34

Schleusen:

2 (Auxonne, Seurre)

Fahrzeit:

0920 - 1600 Uhr

 

Sonntag, 27. September 1998
Heute ist es zwar mit dem Regen vorbei, dafür herrscht starker Gegenwind, der das Steuern des Bootes zu einem ewigen Kampf mit den Elementen macht. Die Schleuse von Ecuelles liegt zwar windgeschützt, unmittelbar danach geht’s wieder los. Die Saône wird hier stellenweise schon sehr breit, sodass sich ein Wellenschlag aufbauen kann, der uns Festlandmatrosen bedenklich dreinschauen lässt. Auch sind die Flussufer im Gegensatz zum Oberlauf meist untief und laden seltener zu einer Außenlandung ein. So beschließen wir Mittag, im Hafen von Verdun sur le Doubs Schutz zu suchen. Da das Flüsschen Doubs, in dem der Liegeplatz angelegt ist, eine ziemliche Strömung aufweist, wird das "Rückwärtseinparken" gegen Wind und Strömung zu einem Problem. Da aber zum Glück genug Platz vorhanden ist, gelingt eine längsseitige Landung.
Am Nachmittag wird der Sturm immer ärger, und wir sind froh, als unser Tagesziel, Chalon sur Saône, auftaucht, wo auch der "Canal du Centre" einmündet. Plötzlich geraten wir in eine Kindersegelregatta und werden von Booten des Veranstalters eskortiert. Besorgte Eltern fahren wie Green Peace-Aktivisten nur Zentimeter vor unserem Bug hin und her. Erleichtert fahren wir in den Bootshafen von Chalon ein und werden gleich auf einen wunderbaren Liegeplatz dirigiert. Der Hafen ist sehr schön und windgeschützt, wird allerdings von Flussräubern bewirtschaftet, denn für unsere Übernachtung knöpft man mir 103 FF an Gebühr ab.
Der Landgang enttäuscht uns etwas, da in der Fußgängerzone "tote Hose" herrscht (na ja, es ist Sonntag !). Der Platz vor der Kirche ist recht pittoresk, aber da sich schon wieder tiefschwarze Wolken zusammenbrauen, flüchten wir wieder in unser "Sweet Home".


Tagesleistung

Strecke:

Seurre - Chalon sur Saône

Fahrkilometer:

43

Schleusen:

1 (Ecuelles)

Fahrzeit:

0900 -1545 Uhr

 

Montag, 28. September 1998
Bei trübem Wetter geht es am nächsten Morgen weiter, wobei der Sturm vom Vortag zum Glück abgeflaut ist. Bei der Ausfahrt aus Chalon bewundern wir ein großes Flusskreuzfahrtschiff, das, von seiner Länge her, die für unsere Begriffe riesigen Schleusen sicher zur Gänze füllt. Die Saône fließt hier träge durch die Ebene, sodass man oft das Gefühl hat, auf einem See zu fahren. Nach Passieren der Schleuse von Ormes erscheinen am Horizont wieder Erhebungen, und die Silhouette von Tournus, der südliche Wendepunkt unserer Reise, wird sichtbar. Wir legen in Tournus am großen Stufenkai, oberhalb der Brücke, an. Von dort ist der Zugang zur Kathedrale, unserem ersten Besichtigungsziel, sehr kurz. Die Kathedrale und das Kloster sind sehr eindrucksvoll, und wir verlängern unseren Aufenthalt dort, um noch einen Wolkenbruch abzuwarten. Dann machen wir einen kleinen Stadtspaziergang, der aber wieder etwas enttäuscht, da nicht nur in Chalon, am Vortag, sondern auch hier "tote Hose" herrscht. Am Montag Nachmittag sind alle Geschäfte geschlossen.
Gegen 1600 Uhr legen wir wieder ab und beabsichtigen, an diesem Tag noch ein Stück nach Norden zurückzufahren, um die lange Etappe des nächsten Tages etwas abzukürzen.

Zuerst versuchen wir eine Außenlandung, die aber wegen untiefen Uferbedingungen wieder abgebrochen werden muss. Schließlich finden wir bei der aufgelassenen Schleuse von Gigny, in der sich ein Bootsclub angesiedelt hat, einen Liegeplatz, der uns die verlangten 30 FF Wert ist. Außer einem Haus für den "Hafenkapitän" und einem Restaurant, das außerhalb der Hauptsaison aber geschlossen ist, gibt’s dort nur viel Landschaft, aber wir sind ja Selbstversorger ! Während des abendlichen Kartenspiels (oder war es Mah Chong ?) fährt mit Getöse das Flusskreuzfahrtschiff vorbei. In 2 Restaurants wird gerade diniert, die Gäste sind elegant gekleidet, die Stewards servieren livriert - eine andere Welt !

Tagesleistung

Strecke:

Chalon sur Saône - Tournus - Gigny

Fahrkilometer:

40

Schleusen:

2 (Ormes - 2x)

Fahrzeit:

0900 - 1740 Uhr

 

Dienstag, 29. September 1998
Kaum zu glauben - in dieser Einöde fährt um 0850 Uhr die Bäckersfrau vor und versorgt uns mit den köstlichen Baguettes und hat auch eine große Auswahl an Kuchen mit dabei. So gestärkt, verlassen wir unser Nachtquartier und fahren weiter nordwärts. Der Wind, der uns bei der Hinfahrt so gestört hat, lebt wieder auf, aber diesmal kommt er von hinten und ist meist gar nicht zu merken. Gegen Mittag fahren wir wieder durch Chalon sur Saône und suchen ein Plätzchen für eine Mittagspause. Erst will sich nichts Passendes finden, dann aber finden wir direkt neben dem Yachtklub einen Schwimmponton, an dem wir festmachen und das Wolkenloch zu einem Mittagsmahl an Deck nutzen. Bei der Weiterfahrt treffen wir auf ein Schwesterschiff von uns, das so langsam und im Zickzackkurs steuert, dass wir schon an einen Ruderschaden glauben. Zum Überholen haben wir aber nicht genug PS unter der Haube, so resigniere ich und fahre hinter dem "55er" her. Leider ist er auch in Verdun sur le Doubs noch knapp vor mir. Die Herausforderungen beim Einparken in Verdun sind mir von der Hinfahrt noch ausreichend in Erinnerung, unserem Freund jedoch offensichtlich nicht, denn er treibt immer wieder mit der Strömung ab und auf mich zu. Irgendwie gelingt es mir dann, an ihm vorbeizukommen und weiter stromaufwärts einzuparken. Auch unser Freund schafft es irgendwie, nach vielen Anläufen und mit Unterstützung des ganzen Hafens. Hafengebühr 40 FF (exklusive Wasser !). Wir machen einen kleinen Landgang mit Einkaufsbummel, am Abend besuchen wir das Restaurant "Le Caveau", wo wir uns sehr gut und preiswert an exotische Sachen heranwagen. Elisabeth muss unbedingt eine Pochouse verkosten, Schnecken sind natürlich auch angesagt. Unter Fritture versteht man hierzulande "gebackene Spenadler", die man mit Haut und Haar (eigentlich mit Aug und Schwanz) verzehrt. Da bleib’ ich doch lieber bei einem Chateaubriand !

Tagesleistung

Strecke:

Gigny - Verdun sur le Doubs

Fahrkilometer:

42

Schleusen:

0

Fahrzeit:

0900 - 1620 Uhr

 

Mittwoch, 30. September 1998
Nach schwerem Nachtregen schüttet es in der Früh noch immer, und wir kramen die "Schwerwetterkleidung" heraus. Während wir noch beim Frühstück sitzen, fährt unser Freund, mit der Nr. 55, bereits ab. Dieses Schauspiel können wir uns nicht entgehen lassen und werden auch nicht enttäuscht: der besseren Übersicht wegen legt er vom oberen Steuerstand aus ab und fährt vielleicht 20 Meter in die Mitte des Flüsschens Doubs. Dann regnet es ihm zuviel, und er will auf den unteren Steuerstand wechseln. Offensichtlich beherrscht er aber das Umkuppeln nicht, denn vom unteren Steuerstand wird nur der Motor hochgedreht, aber es kommt keine Kraft auf die Schraube. Schnell springt er wieder auf den oberen Steuerstand, da das Flussufer schon bedenklich nahegekommen ist und fährt mit Vollgas rückwärts. So geht’s ein paar mal dahin, und zum Glück verlieren wir ihn aus den Augen, sonst wäre unser Kaffee noch kalt geworden.

Als wir endlich losfahren und an die Einmündung des Doubs in die Saône gelangen, können wir gerade miterleben, wie Freund Nr. 55 von einem Kiesschlepper von der dortigen Sandbank gezogen wird. Leider fährt er dann wieder unmittelbar vor mir her, aber ich tröste mich mit dem Gedanken, dass ich ihn bei der nächsten Schleuse lieber vor mir habe, als hinter mir.

Bei der Schleuse von Ecuelles schleusen 3 Boote gemeinsam. Das erste Boot hat rechts festgemacht, Nr. 55 quetscht sich an diesem vorbei und fährt in der langen Schleusenkammer ganz nach vorn. Ich halte mich hinter dem ersten Boot. Beim Fluten der Schleusenkammer sprudelt das Wasser so schnell ein, dass unser Freund heftig zu tanzen beginnt, die Leine loslässt und das quertreibende Boot mit Motormanöver zu stabilisieren versucht. Na, es geht gut - aber jetzt halte ich noch mehr Abstand. Durch den starken Regen gibt es sehr viel Treibholz auf dem Fluss, und wir brauchen immer eine Ausguck im "Krähennest". Von ganzen Baumstämmen schauen oft nur ein paar Äste aus dem Wasser und da hineinzukrachen ist sicher nicht empfehlenswert.
Mittagspause in Seurre - das Wetter vermiest uns einen Abstecher in den Altarm.
Nach Passieren der Schleuse von Seurre und des öden Kanalabschnittes, kommen wir gegen 1530 Uhr nach St. Jean de Losne und machen im Hafen fest. Das Einparken wird etwas erschwert, da ich urplötzlich von einer Horde kajakfahrender Kinder umgeben bin, die im Hafen trainieren ! Hafengebühr: 35 FF.

Nach einem Stadtbummel beschließen wir den Abend in der "Auberge de la Marine" in Losnes, wo wir auf Franzi’s vergangenen Geburtstag anstoßen. Nachdem wir anfangs weder mit der Chefin, noch mit der Serviererin harmonieren, übernimmt uns dann eine bildhübsche und sanftmütige Kollegin, bei der wir nicht nur mit Essen und Trinken, sondern auch mit der Atmosphäre zufrieden sind.

Tagesleistung

Strecke:

Verdun sur le Doubs - St. Jean de Losne

Fahrkilometer:

36

Schleusen:

2 (Ecuelle, Seurre)

Fahrzeit:

0900 - 1545 Uhr

 

Donnerstag, 1. Oktober 1998
Nun sind wir schon fast 2 Wochen auf dem Wasser, und alle Crewmitglieder sind in der Lage die Steuerung des Bootes zeitweise zu übernehmen. Besonders der 1. Offizier will immer mehr Verantwortung übernehmen und lässt sich das Passieren von Engstellen, das Wenden auf der Stelle oder das Halten einer Warteposition vor einer Schleuse nicht entgehen. Auch Franz, der Navigator, hat seine Satelliten fest im Griff und meldet anhand seines GPS-Gerätes immer die aktuelle Position und den direkten Kurs zum Zielhafen, auch wenn dieser quer über Land führt.

Wir passieren die Schleuse von Auxonne und machen Mittagspause. Am Nachmittag geht’s weiter, wir passieren die Schleuse von Poncey les Athée und nähern uns schließlich der Ortschaft Pontailler sur Saône, unserem Tagesziel. Ursprünglich wollte ich in die "Alte Saône" einfahren, aber in der Basis hatte man mir strikt davon abgeraten, der Tiefgang und die Länge unseres Bootes seinen zu groß. Also war unsere Alternativlösung, am Kai, unter der Brücke, anzulegen. Als wir uns hinter einem anderen Boot dem Kai nähern, sehen wir genügend Liegeplätze und halten Abstand, um dem anderen Boot das Anlegemanöver zu erleichtern. In diesem Moment kommen flussabwärts, unter der Brücke, zwei weitere Boote angefahren, haben Angst, keinen Platz mehr zu bekommen und versuchen in Strömungsrichtung anzulegen. Da gerade dort, unter der Brücke, in einer Flussbiegung, eine für die Saône ungewöhnlich starke Strömung herrscht, geht das natürlich schief und sie krachen gegen das Ufer und die dort liegenden Boote. Es entsteht ein fürchterliches Chaos: wir warten in der Flussmitte, vor uns quertreibende Boote und von oben kommt natürlich noch eines nach ! Ich verdrücke mich, so gut es geht, passiere die Brücke und suche oberhalb einen Außenlandeplatz. Einer schaut gut aus, Franz springt mit der Vorleine ans Ufer und landet in einem Brennnesselfeld. Mit Handschuhen schlagen wir die Stahlnägel ein, sind dann aber doch ganz zufrieden, denn eine kleine Sandstraße führt direkt in den Ort, und wir können unsere Räder benützen. Wir machen eine kleine Runde durch den Ort, Elisabeth und Regina gehen zu Fuß und besteigen den Hügel der Stadt, von dem man, wie sie behaupten, eine schöne Aussicht haben soll.

Der Abend ist dem Aufessen der Lebensmittelvorräte gewidmet. Regina, der 1. Offizier, ist auch als Fernmeldeoffizier tätig und hält mit dem Handy Verbindung in die Heimat (unser Boot hat ja auch einen Stromanschluss zum Aufladen des Akkus).

An diesem Abend erfährt sie, dass das Boot einer Verwandten von Einbrechern heimgesucht wurde. In dieser Nacht schlafen wir schlecht, auf unserem einsamen Außenliegeplatz und ich mache in der Nacht einen Kontrollgang. Elisabeth hält aber mich für einen Einbrecher und die Nachtruhe ist ganz dahin.

Tagesleistung

Strecke:

St. Jean de Lôsne - Pontailler sur Saône

Fahrkilometer:

35

Schleusen:

2 (Auxonne, Poncey les Athée)

Fahrzeit:

0900 - 1700 Uhr

 

Freitag, 2. Oktober 1998
Nach der Schleuse von Heuilley geht’s durch die lange Walddurchfahrt, die nun schon sehr herbstlich geworden ist. Nach Passieren der Schleuse von Aprémont sind wir auch schon in Mantoche, wo wir eine Mittagspause einlegen. Diese wird abrupt beendet, als sich Boot Nr. 55 am Horizont zeigt. Diesmal möchte ich vor ihm in Gray eintreffen.

Auf den letzten Kilometern zeigt sich das Wetter noch einmal von seiner feuchten Seite. Bei der Einfahrt in die Schleuse von Gray, wo die Strömung auch ganz mächtig ist, haben wir ein Boot vor uns. Wir sind schon fast drin, als wir sehen, dass der Schleusenwärter nicht aus seinem Hüttchen herauskommt. Vielleicht ist ihm das Wetter zu schlecht, oder - was weiß ich. Jedenfalls gelingt es mir, das Boot noch an die glitschige Leiter zu manövrieren und Franz darf, zum ersten und einzigen Mal in diesem Urlaub, selbst hinaufklettern und uns und das andere Boot festmachen.

Angesichts dieser Aufregung vergesse ich jedoch, wie beabsichtigt, den Steuerstand nach oben zu verlegen, und von unten will es mir nicht gelingen, rückwärts an der Basis festzumachen. Schließlich werfe ich meinen Ehrgeiz über Bord und mache ich mit dem Bug voraus fest.
Wir machen einen Besichtigungsbummel durch Gray, anschließend ist Packen angesagt. Am Abend begehen wir Franzi’s kommenden Geburtstag im Restaurant Crato. Die Speisekarte allein ist schon ein Erlebnis, denn alle Französischkenntnisse und Wörterbücher helfen nicht, wenn man den Ideenreichtum der Köche bei der Benennung ihrer Kunstwerke beachtet. Was kann man bei einer Bestellung erwarten, wenn das Gericht in meinem Wörterbuch als "Sabberlätzchen" übersetzt wird ? Schließlich werden wir aber doch alle zufriedengestellt und es ist ein wunderbarer Abschiedsabend.


Tagesleistung

Strecke:

Pontailler sur Saône - Gray

Fahrkilometer:

30

Schleusen:

3 (Heuilley, Aprémont, Gray)

Fahrzeit:

0900 - 1520 Uhr

Hier enden die Eintragungen unseres Bordbuches ....

Nach Rückgabe des Bootes am nächsten Morgen, machten wir uns wieder auf die Heimreise, wobei wir diesmal dem Weg über die Schweiz wählten. Wir fuhren über Besancon und Vallorbe an den Genfer See. Von dort ging’s das Rhônetal aufwärts, wo wir oberhalb von Brig, in Blatten, Zimmer reserviert hatten. Wir blieben noch 3 Tage im Hotel "La Montanara" und machten Ausflüge nach Zermatt und zum Aletschgletscher. Dann aber holte uns auch dort das schlechte Wetter ein und wir fuhren bei Schnee über den Furkapass, verließen dann aber fluchtartig die hohen Pässe und erreichten durch den Arlbergtunnel Innsbruck, wo wir noch einmal nächtigten. Am Mittwoch, den 7. Oktober 1998 waren wir schließlich wieder in Wien.

Gesamtleistung

Urlaubsdauer

an Bord

Rahmenprogramm

21 Tage

14 Tage

7 Tage

PKW-Kilometer

2533

Bootskilometer

Schleusungen

Tunneldurchfahrten

433

36

4


Schlussbetrachtung

Alles in allem gesehen, war es ein sehr schöner Urlaub, bei dem das Wetter nicht ganz mitgespielt hat, aber es hätte auch schlimmer kommen können. Das Boot und die Betreuung in der Bootsbasis wurde von allen Mitreisenden als hervorragend eingestuft. Die Wahl des Bootsreviers wurde nicht so eindeutig gutgeheißen. Hier hat der "bukolische" Oberlauf der Saône wesentlich mehr Punkte erzielt, als der Unterlauf. Frankreich ist jedenfalls immer eine Reise Wert, und so ein gelungener Urlaub ruft nach einer Fortsetzung !

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