Unterwegs auf der Saône im Herbst 1998 2 Wochen vom 19. September bis 3. Oktober Boot: Connoisseur Flying Bridge 1140 Basis: Gray *) Basis wurde zwischenzeitlich nach Saint-Jean-de-Losne verlegt ! |
Vor 3 Jahren hatten wir unsere Jungfernfahrt in den Niederlanden mit dem Vorsatz beendet, die Freuden eines Hausbooturlaubs auch in der Zukunft weiter auszukosten. So reifte in uns der Entschluss, es doch einmal in den Hausboot-Revieren Frankreichs zu versuchen, wobei unsere Wahl auf die Saône fiel.
Für die Anreise wählten wir den Weg über Deutschland und nächtigten zunächst einmal im Hotel "Rotes Ross" in Heroldsberg bei Nürnberg. Am nächsten Tag ging’s weiter bis Neuenburg am Rhein, das direkt an der französischen Grenze, gegenüber von Mulhouse, liegt. Dort übernachteten wir im Hotel "Weißes Kreuz". Nach einer wochenlangen Schlechtwetterperiode war das Wetter endlich herbstlich warm geworden und sollte auch während der nächsten Woche so bleiben.
Nachfolgend eine Zusammenfassung unseres Bordbuches:
Trotzdem überqueren wir die Grenze und erreichen, nach einer Besichtigung
von Besancon, gegen 1330 Uhr die Basis in Gray.
Um 1400 Uhr öffnet das Büro,
und wir können als Erste unseren Voucher präsentieren. Mit der Verständigung
habe ich glücklicherweise wenig Probleme, weil ich in der Schule französisch
gelernt habe. Zwar ist das schon 30 Jahre her, aber es ist erstaunlich, was man
alles herausbringt, wenn das Adrenalin durch die Blutbahnen schießt. Da ich
leihweise eine (zwar etwas andere) Flusskarte bekomme, fällt mir ein weiterer
Stein vom Herzen.
Nachdem wir stolzer Besitzer der Bootsschlüssel sind, gehen wir daran,
unsere Besitztümer aus dem Auto ins Boot umzuladen. Nach getaner Arbeit steigen
wir wieder ins Auto und fahren zum Supermarkt, beim großen Kreisverkehr in
Gray, den wir bei der Anreise schon gesehen haben. Dort kaufen wir Vorräte für
die erste Woche (ein ganzer Kofferraum voll) und freuen uns darüber, dass wir
nicht unsere französischen Bargeldvorräte verwenden müssen, sondern einfach
mit der Kreditkarte zahlen können.
Nach der Rückkehr zur Basis melde ich im Büro unsere Bereitschaft zur Instruktion, und wenige Minuten später erscheint bereits der Chefmechaniker. Die Einschulung ist sehr detailliert, und ich bewundere die Geduld des Instruktors, der, allen Verständnisproblemen zum Trotz, keine Frage offen lässt. Bei der anschließenden Probefahrt muss ich deutlich erkennen, dass unser Boot, eine Flying Bridge 1140, doch deutlich größer und anders zu steuern ist, als die mir bekannte Connoisseur mit Kurbelverdeck.
Nun ist es aber an der Zeit, auf große Fahrt zu gehen, wir legen um etwa 1700 Uhr von Gray ab und fahren stromaufwärts. Die ersten Kilometer sind damit ausgefüllt, die Reaktionen des Bootes auf Gashebel- und Steuerbewegungen zu ergründen. Auch das Passieren der ersten Schleuse bei Rigny ist noch sehr aufregend, sodass wir froh sind, im anschließenden Schleusenkanal einen netten Liegeplatz für die Nacht zu finden. Unter Verwendung von Hammer und Eisennägel machen wir das Boot fest und können erstmals an diesem Tag wieder durchatmen und relaxen. Aus früheren Erfahrungen wissen wir, dass sich auf Connoisseurs keine Fahnenstange befindet. So haben wir schon vorgesorgt und einen Teleskop-Wanderstock mitgebracht, den wir mit Schlauchbindern an der hinteren Reling befestigen. Wir hissen die österreichische Fahne und taufen das Boot auf den Namen "Brigittenau". Abend an Bord.
Tagesleistung |
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Strecke: |
Gray - Rigny |
Fahrkilometer: |
5 |
Schleusen: |
1 (Rigny) |
Fahrzeit: |
1700 - 1750 Uhr |
Tagesleistung |
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Strecke: |
Rigny - Ray sur Saône |
Fahrkilometer: |
30 |
Schleusen: |
2 (Vereux, Savoyeux) und Tunnel von Savoyeux |
Fahrzeit: |
0900 - 1600 Uhr |
Nach dem Frühstück versuchen wir Wasser zu tanken, was aber misslingt, da unser Bordschlauch nicht bis zur einzigen Wasserstelle reicht. Wir legen, wie immer, etwa um 0900 Uhr ab und haben gleich die erste Hürde des Tages zu nehmen: unsere erste halbautomatische Schleuse. Zwar haben wir schon darüber gelesen, aber dass die "Anmeldestange" sich als dicker, senkrecht herabhängender Gartenschlauch erweisen sollte, den der Deckoffizier erst einmal erreichen muss und dann auch noch drehen (In welche Richtung drehen ? War das schon eine Vierteldrehung ? Hat die Schleuse uns schon registriert ?), beschäftigt uns doch anfangs sehr. Auch die unangenehme Eigenschaft, dass nach Loslassen der Stange, diese gern selbständig über das Deck fegt und den Tisch abräumt, muss erst verinnerlicht werden. Schließlich haben wir die Sache aber im Griff und passieren die Schleuse von Charentenay und ein paar Kilometer weiter jene von Soing. Zwischen Kilometer 335 und 336 beschließen wir eine Mittagspause einzulegen. Zum Anlegen finden wir ein nettes Plätzchen, da hier der Radweg an der Saône entlang führt und wir die Verkehrsschilder gleich zum Festmachen verwenden können. Allerdings ist das Ufer etwas steil, sodass Regina und Franz, die mit den Leinen ans Ufer springen, sich mühsam festkrallen müssen und erst mit allerlei alpinistischen Tricks die Böschung erreichen.
Nach dem Essen geht’s weiter, und wir geraten in einen größeren Bootsstau vor der Schleuse von Rupt. Da wir keinen Zeitdruck haben, nehmen wir es gelassen, machen zu einer Kaffeepause fest und warten, bis sich der Stau aufgelöst hat. Franz geht gleich zu Fuß zur Schleuse, um die Leinen zu übernehmen. Dann aber wird es spannend: wir passieren die Schleuse und fahren in die kurvige Zufahrt des Tunnels von St. Albin ein. Nach den bisherigen Tunnelerfahrungen ahnen wir bereits Böses, aber siehe da - entweder hat sich das Boot an die Crew gewöhnt oder umgekehrt - wir erreichen ohne größere Probleme wieder das Tageslicht. Nun geht’s noch durch eine letzte Schleuse, und wir fahren in das Hafenbecken von Scey sur Saône ein. Wasser ist unbedingt nötig, und so beschließen wir, eingedenk der in der Literatur gefundenen Warnungen vor dem Liegeplatz direkt im Ort, im Hafen zu übernachten. Die Nächtigung inklusive Wasser kostet 40 FF.
Mit den Rädern geht’s in den Ort, um im Supermarkt unsere Vorräte zu ergänzen. Dabei kommen wir am besagten Schiffsanlegeplatz vorbei, der sehr idyllisch liegt und mir nicht so gefährlich vorkommt, ausgenommen vielleicht bei Hochwasser. Das Boot am Stand wenden sollte man allerdings können, da das Wehr in spitzem Winkel den Liegeplatz begrenzt. Zum Hafen zurückgekehrt, möchte ich gerne noch zu dem schönen Plätzchen weiterfahren, da die danebenliegende Fabrik einen fürchterlichen Gestank ausstößt, werde aber vom Bootsbetriebsrat überstimmt. Abend an Bord. Glücklicherweise dreht der Wind und wir haben eine ruhige und geruchsfreie Nacht.
Tagesleistung |
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Strecke: |
Ray sur Saône - Scey sur Saône |
Fahrkilometer: |
18 |
Schleusen: |
5 (Charentenay, Soing, Chantes, Rupt, Scey sur Saône) und Tunnel von St.Albin |
Fahrzeit: |
0900 - 1630 Uhr |
Unmittelbar nach der Schleuse von Rupt biegen wir links in den Altarm ein und suchen uns ein Plätzchen für die Nacht. Da das Flussufer hier sehr naturbelassen ist und viele umgestürzte Bäume im Wasser liegen, machen wir gleich bei Flusskilometer 344 fest, wo wir unter alten Bäumen einen wunderschönen Platz finden. Eine dahinterliegende Weide gibt den Blick auf das Dörfchen Ovanches frei. Der Platz lädt zum Grillen ein und ich packe unseren vorsorglich mitgenommenen Minigriller aus. 2 Stunden bemühe ich mich, eine Holzkohlenglut zustande zu bringen, dann landet das Grillgut in der Bootsküche.
Ringsum herrscht Natur pur. Dieses weitgehend ungestörte Biotop ist einfach faszinierend. Abend an Bord (no na !). Für Abendunterhaltung haben wir genügend Gesellschaftsspiele dabei.
Tagesleistung |
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Strecke: |
Scey sur Saône - Port sur Saône - Rupt sur Saône |
Fahrkilometer: |
20 |
Schleusen: |
6 (Chemilly (2x), Port sur Saône (2x), Scey sur
Saône, Rupt) |
Fahrzeit: |
0900 - 1500 Uhr |
Tagesleistung |
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Strecke: |
Rupt sur Saône - Soing - Seveux / Savoyeux |
Fahrkilometer: |
30 |
Schleusen: |
3 (Chantes, Soing, Charentenay) |
Fahrzeit: |
0900 - 1600 Uhr |
Donnerstag, 24. September 1998
Glücklicherweise ist der Schleusenwärter ein schneller Esser, sodass er sein Handwerk um 1245 Uhr schon wieder aufnimmt.
Gegen 1330 Uhr legen wir in Gray, bei der
Connoisseur-Basis, an, tanken
Wasser, reklamieren eine nicht funktionierende Deckenleuchte und fahren mit dem
Auto zum Supermarkt (öffnet erst um 1430 Uhr), um uns für die zweite Woche mit
Lebensmittel einzudecken. Zurückgekehrt vom Einkaufen, machen wir uns bereit
zum Ablegen, da reißt Elisabeth, unser 2. Offizier, in einem Kraftanfall den
Pumpenhebel der Toilette aus der Wand, sodass wir den Mechaniker gleich ein
zweites Mal zu uns bitten müssen. Der macht ein paar launige Bemerkungen über
unsere Muskelkräfte, repariert aber den Schaden in kürzester Zeit. Gegen 1600
Uhr geht’s aber los, denn wir wollen heute noch bis Mantoche. In der Schleuse
von Gray lernen wir einen Schleusenwärter kennen, der nicht nur sehr
kommunikativ, sondern auch sehr geschäftstüchtig ist. Er verkauft uns 2
Flaschen Weißwein (zu 35 und 50 FF).
Um 1730 Uhr kommen wir in Mantoche an und finden zum Glück noch einen
einzigen, freien Liegeplatz. Die Anlegestelle beim Schloss unter alten Weiden
ist sehr hübsch, aber nicht mehr so idyllisch, wie überall beschrieben, da
zwischenzeitlich ein Betonkai errichtet wurde. Wir machen einen Rundgang durch
das Dorf und bewundern die alten Häuser, die einen zur Beschäftigung mit ihrer
Architektur einladen. Das Wetter schlägt um, Regen setzt ein. Wie jeden Tag, muss das Bordbuch mit den Ereignissen des Tages gefüllt werden, die Franz
tagsüber auf seinem Diktaphon festgehalten hat. Abend an Bord.
Tagesleistung |
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Strecke: |
Seveux / Savoyeux - Gray - Mantoche |
Fahrkilometer: |
30 |
Schleusen: |
4 (Savoyeux, Vereux, Rigny, Gray) und Tunnel von Savoyeux |
Fahrzeit: |
0900 - 1730 Uhr |
Am Nachmittag erreichen wir bei der Schleuse von Heuilley den Marne-Saône-Kanal. Wir passieren Pontailler sur Saône, das wir bei unserer Rückfahrt besuchen wollen und laufen schließlich in Auxonne, unserem Tagesziel, ein. Oberhalb der Brücke wurde ein sehr schöner Anleger gebaut, an dem wir Platz finden und uns zum Landgang bereitmachen. Zu unserer Überraschung gibt’s dort am Hafen, in einem kleinen Hüttchen, eine Außenstelle des Fremdenverkehrsbüros, in der uns eine junge Dame in perfektem Deutsch begrüßt, Stadtpläne verteilt und uns kostenloses Wasser anbietet, was wir aber auf den nächsten Tag verschieben. Die Stadt ist sehr interessant und hat viele Sehenswürdigkeiten. Nach den vielen Dörfern im Oberlauf der Saône, genießen wir das städtische Flair von Auxonne. Mit den Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel sind wir zuerst nicht so ganz zufrieden. In unserem Hausbootführer ist angegeben, fast jedes 2. Geschäft wäre eine Bäckerei, aber wir finden nicht einmal eine. Schließlich erfahren wir, dass sich ein Supermarkt am anderen Ende der Stadt befindet - aber so groß ist sie wieder auch nicht - und füllen unsere Vorräte auf. Abend an Bord.
Tagesleistung |
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Strecke: |
Mantoche - Auxonne |
Fahrkilometer: |
40 |
Schleusen: |
3 (Aprémont, Heuilley, Poncey-les-Athée) |
Fahrzeit: |
1000 - 1600 Uhr |